30. Oktober 2009: Deutschsprachiges ganz oben - Sido, Silbermond, Xavier Naidoo

Eine zweite Woche für Robbie Williams mit Bodies an der Spitze der Charts. Rein statistisch somit der zweiterfolgreichste Titel des Künstlers. Rudebox hatte 2006 nur eine Woche auf der Position 1 zugebracht, Tripping ein Jahr davor 3 Wochen. Mal sehen was da noch so kommt. Laut iTunes-Charts, die ja immer ein ganz guter Seismograph sind, gibt es ab kommende Woche starke Konkurrenz durch OneRepublic und Queensberry.

Festgesetzt auf den Plätzen 2 und 3 haben sich Lady Gaga mit Paparazzi und David Guetta feat. Akon mit Sexy Bitch. Letzteres hört man tatsächlich gerade überall, wenn man sich die Samstagnacht irgendwo im öffentlichen Leben um die Ohren schlägt. Meist in der geglätteten Version Sexy Chick – seltsam.

Erfolgreichster CD-Singlestart geht an Sido. Mit Hey Du! liefert er eine Art Hit zu 20 Jahren deutsche Einheit. Hmm – das sind mal wieder ziemlich toughe Geschichten, die Sido da erzählt. Schön ist, dass es nicht die üblichen im-Osten-war-alles-besser-oder-schlechter-Stories sind. Da bleibt Sido doch schön authentisch. Was mich allerdings am meisten beeindruckt ist das neue Image von Sido. Herr Paul Würdig sieht jetzt nämlich schon ein bisschen so aus wie ein Mittelschullehrer – sorry für den Vergleich, aber es ist nicht zu leugnen, dass Sido überhaupt nicht mehr der aufmüpfige und wahnsinnig polarisierende Youngster ist. Der Sido ist mittlerweile nicht nur im Mainstream angekommen (war er ja als Jury-Mitglied von Popstars auch schon), sondern er agiert mittlerweile zunehmend in der Mitte der Gesellschaft und sogar politisch. Erinnern wir uns an seinen TV-Auftritt „Sido geht wählen“. Also da passiert was, wie immer das zu bewerten ist. Und dementsprechend werden auch seine Titel sanfter und glatter. Bei Hey Du! gibt’s eine liebe Berliner Mädchenstimme (die ein bisschen wie ein DDR-Pophit klingt) … und prompt glänzt Sido mit der höchsten Chartposition seiner Karriere: Hey Du! landet in der ersten Woche im Verkauf auf Platz 4. Das ist eigentlich schon ein ordentlicher Wahnsinn. Sein bislang erfolgreichster Titel war Augen auf welches 2008 bis zu Platz 7 stieg, nun also geht’s konsequent weiter. Und da würde es mich nicht wundern, wenn Sido nicht in sehr absehbarer Zeit sogar mit einer Nr.1 aufwarten kann. Im Moment wie gesagt, ist es erstmal der erste Top 5 Hit. Und gerade jetzt am 30. Oktober erscheint sein aktuelles Album Aggro Berlin, sozusagen ein Abgesang auf das nicht mehr existente Label.

Nun bin ich immer noch kein wirklicher Fan vom (neuen) Sido, deshalb hält sich meine Freude über den Platz 4-Erfolg in Grenzen. Was mich aber wirklich ganz ehrlich und aufrichtig freut ist, dass Sido besser abschneidet als Xavier Naidoo. Im Grunde geht es ja bei beiden Künstlern um die schlechte Welt und beschissene Lebensumstände, manchmal auch um so etwas wie Gefühle, Lust oder ähnliches. Aber da wo Sido ziemlich direkt seine Wut, Freude oder eben auch Geilheit rausrotzt, da greift Xavier Naidoo lieber in die Kiste weinerlicher Soul mit einer ganz ganz großen Menge Gottfürchtigkeit. Und das ist schon eine ziemlich schwierige Mischung … die natürlich trotzdem gut ankommt, weil es ja viele Menschen gibt, die auch nicht so richtig wissen wo es lang geht und dann gern ein größeres Ganzes dafür verantwortlich machen oder eben auf ein Paradies (bei Xavier Naidoo: der Himmel auf Erden) hoffen. Hmmm ...

Alles kann besser werden ist also die aktuelle Single zum gleichnamigen Album von Xavier Naidoo, das ja schon vor zwei Wochen direkt auf Platz 1 der Album-Charts preschte. Die Single kann da nicht ganz mithalten. Wahrscheinlich auch verursacht durch die ungewöhnliche Veröffentlichungspolitik reicht es im Nachgang zum Album für die Single nur für Platz 6. Immerhin ist es der neunte Solo-Top 10-Hit für Xavier Naidoo, zählen wir seine Erfolge mit den Söhnen Mannheims, Brothers Keepers und Zeichen der Zeit dazu, so ist es bereits der 15. Top 10-Hit. Übrigens genauso viel wie Robbie Williams in unterschiedlichsten Konstellationen bereits gesammelt hat. Nur das Xavier Naidoo jeweils wesentlich länger in der Spitzengruppe platziert war und ungefähr auf die doppelte Anzahl von Top 10-Wochen kommt.

Und noch ein deutschsprachiger CD-Neustart schafft es in dieser Woche gleich mal unter die ersten 10. Silbermond schicken ihre dritte Auskopplung aus dem Album Nichts passiert ins Rennen und Krieger des Lichts geht tatsächlich hoch in die Liste auf Platz 8. Das ist natürlich sehr sehr schön, zumal die Vorgängersingle mit Platz 20 dann doch nicht so ganz 100% zufrieden stellte. Krieger des Lichts ist die dritte Top 10-Single in diesem Jahr für Silbermond, denn ganz zu Beginn standen sie noch an der Seite von Curse mit Bis zum Schluss auf Platz 7.

Tja, Krieger des Lichts ist tatsächlich auch ein ganz nettes Stückchen Poprock. Ich hab ja immer ein bisschen ein Problem mit Silbermond-Veröffentlichungen, da sie so oft im Verkehrsfunkradio laufen, dass sie mir dann bald zu den Ohren raushängen. Ich bin mir nicht sicher, ob es mit Krieger des Lichts anders laufen wird. Zumindest find ich hier den Sound der Band ganz schön weiter gedacht, Silbermond ist zwar erkennbar, aber eben keine Kopie von schon gewesenen Hits. Dazu muss eine Band ja auch erstmal Lust haben. Insgesamt ist es der sechste Top 10-Hit für Silbermond.

Robbie Williams x 2 ... und viel Bekanntes

Was für eine Woche! Robbie Williams überschattet alles. Fliegt mit Bodies an die Spitze der Charts, ist der meistgekaufte Titel in Deutschland und schaltet sozusagen den kompletten Musikkonsum aus. Zumindest sieht es so aus, wenn man die aktuelle Liste betrachtet. Da tut sich ja fast nichts. Die nahezu einzige nennenswerte Bewegung im oberen Teil vollführt NENA. Wir sind wahr klettert in der vierten notierten Woche 7 Plätze und beschert der Sängerin nun doch noch mit Platz 17 einen passablen Top 20-Hit. Und wer hat dafür gesorgt? Der Herr Oliver Geißen mit dem Staffelbeginn seiner „Ultimativen chartshow“. Am Freitag, den 9. Oktober flimmerten die Auswertung zu den „Erfolgreichsten Love-Songs der 80er“ bei RTL durchs Programm. Und in dieser Show hatte auch NENA ihren Auftritt und damit Gelegenheit ihr Album samt Single zu promoten. Die Zielgruppe hat es erreicht, denn Wir sind wahr bringt NENA so hoch in die Gunst der Käufer_Innen wie sie zuletzt 2007 stand, mit dem „Gassenhauer“ Ich kann nix dafür zusammen mit Oliver Pocher und Stefan Remmler . Einen Tag später gab’s gleich noch eine Chartshow „Die 25 spektakulärsten Comebacks“ – das war zwar eine ältere Folge vom November letzten Jahres, aber NENA-Fans haben’s sicher genossen, auch dort ihren Star noch einmal zumindest in der Liste wiederzufinden. Damit dürfte die Welt für NENA wirklich wieder komplett in Ordnung sein.

Komplett in Ordnung geht auch der aktuelle Karriereverlauf für Cascada. Nachdem Evacuate The Dancefloor im Sommer ordentlich die Mainstream-Discotheken einheizte und in Großbritannien sogar die Nr.1 holte, nachdem dann auch das Album mit gleichem Namen sehr sehr ordentlich in den Verkauf ging (Platz 21 in Deutschland, Platz 8 in Großbritannien), dürfen sich Cascada mit Fug und Recht „aktuell international erfolgreichster Dance-Act aus Deutschland“ nennen. Am 9. Oktober wurde die nächste Single aus dem Album veröffentlicht. Fever der Titel und es geht weiter in bekannter Manier. Ich gestehe, dass ich bisher nicht so von den Produktionen von DJ Manian überzeugt war, das klang mir alles zu sehr auf schnellen Markterfolg produziert, sehr oberflächlich. Und wahrscheinlich lässt sich das bei genauem Hinsehen auch für die aktuellen Veröffentlichungen behaupten. Ich hab allerdings grad das Gefühl, dass der Nerv-Faktor früherer Produktionen deutlich abgenommen hat. Oder sogar umgekehrt, mittlerweile haben die Produktionen sogar so etwas wie einen subtileren Sound, der sichlangsam im Kopf festsetzt. Fever zum Beispiel fand ich beim ersten Hören ziemlich fad und beliebig. Mittlerweile muss ich gestehen, da gibt es schon was Ansteckendes. Seien es die fiependen Sounds oder die gängigen Staubsauger-Flächen … wahrscheinlich ist es auch das wesentlich ausgewogenere Verhältnis zwischen Natalie Horlers Stimme und der Elektronik …

Fever ist der neunte Cascada-Titel in den deutschen Charts. In Großbritannien und Irland wurde interessanterweise Dangerous als Nachfolgehit ausgekoppelt. – Für Evacuate The Dancefloor geht es derweil fleißig hoch und runter und wieder hoch.
Offensichtlich hat es seine Mission immer noch nicht bis zu Ende ausgeführt. Von der 23 auf die 18 in der insgesamt 15. Woche steigt der Titel eben jetzt. Er ist damit auf dem Wege nicht nur von den Platzierungen her die erfolgreichste Single von Cascada jemals zu werden, sondern auch nach Dauer der Platzierung. Bisher führt noch ihr Chartdebüt Everytime We Touch aus dem jahr 2007 (produziert und außerhalb Deutschlands erfolgreich bereits 2004/05) mit 19 notierten Wochen.

Kinofilme sind ja durchaus ein beliebtes Marketingmittel für Musik. Aktuelles Beispiel der deutsche Film Männerherzen, der seit 8. Oktober in den Kinos ist und unter anderem den Titel Wonderful des britischen Sängers Gary Go vorstellt. Gary Go ist so etwas wie ein Selfmade-Musiker: eigene Aufnahmen, eigenes Label und erst später das Signing durch ein großes Label. Sein Sound ist irgendwas zwischen Robbie Williams und Bob Sinclar – ich kann’s grad irgendwie nicht besser beschreiben. In Großbritannien, seiner Heimat, startete er sein kommerzielles Debüt im März und erreichte Platz 25. Nun, ein halbes Jahr später, soll auch der deutsche Markt erobert werden. Wie schon erwähnt, mit Hilfe kinomedialer Unterstützung. In der Woche der Veröffentlichung debütiert Gary Go so in den deutschen Charts auf Platz 40. Das Album folgt Anfang November.

Noch ein Brite gab ab 9. Oktober sein CD-Debüt in Deutschland: Mr Hudson gehörenauf den Inseln zu den Upcoming Stars. Größere Bekanntheit erlangten sie letzten Sommer, als ihre Single Supernova Platz 2 der britischen Charts belegte. Als Vocalgast konnten sie Kanye West gewinnen, auf dessen Label sie mittlerweile veröffentlichen und der so ein wenig als ihr Entdecker gilt. Wie gesagt: in Großbritannien sind sie mehr oder weniger auf dem Weg zu einer ordentlichen Karriere, in Deutschland soll es nun auch zur Sache gehen. Aber, so richtig durchschlagend ist der Erfolg noch nicht … bzw. halten sich auch die Marketingaktivitäten derzeit noch in Grenzen. Supernova gelangt in der Woche der Veröffentlichung auf Platz 47. Das ist gerade mal ein Achtungserfolg, entspricht auch sehr genau dem, wie der Track hierankommen muss. Erstmal klingt die Produktion für kontinentaleuropäische Ohren nämlich eher durchschnittlich. Ok, da ist vielleicht der eine oder andere Soundschnipsel, der sogar aufhorchen lassen könnte, aber um das Ganze an die Massen zu bringen bräuchte es wohl Dauerpräsenz, die der Titel absolut nicht hat. So wird es für Mr Hudson hier wohl noch ein Weilchen dauern, bis man ihnen zu Füßen liegt.

Kanye West dagegen fügt mit Supernova einen weiteren Titel seiner aktuellen Hitliste hinzu und gehört im Moment zu den omnipräsenten Künstlern der Stunde. Allein 2009 hat er nun sieben verschiedene Charttitel auf dem Konto. Das gelang in den vergangenen zehn Monaten lediglich Rihanna und natürlich Michael Jackson, der mit 24 Titeln (bzw. 25 wenn man die Jackson Five dazu zählt) unangefochten den Rekord hält.

Wenn wir hier die aktuellen Veröffentlichungen abhandeln und dabei kommerziell erfolgreiche Trends begleiten, dann sind es nicht immer nur die neuesten Sounds, die uns da unter die Finger kommen. Eine ganze Weile schon gibt es ein mehr oder weniger erfolgreiches Swing-Revival. Wir erinnern uns nur an Roger Cicero oder auch den letzten deutschen Eurovisions-Beitrag von Alex Swings Oscar Sings. Einer der Auslöser für diese Welle ist und war (neben anderen) Michael Bublé. Der smarte Kanadier ist seit spätestens 2005 hierzulande richtig erfolgreich und gern gesehener Gast in allerlei Familiensendungen. Seine gefällige Mischung aus Jazz und eben Swing ist genau jene Musik, die viele durch ihren Alltag begleiten. Tja, und das ganze strotzt immer derart vor guter Laune, dass man sich fast schon nicht entziehen kann – es sei denn, man besteht darauf der Spielverderber zu sein. In diesen Tagen (genau am 16. Oktober) erschien sein neues Album, die Vorabsingle Haven’t Met You Yet ist bereits seit 9. Oktober zu haben. Und klar, sie platziert sich auch in der Verkaufsliste. Zwar nur auf Platz 55, was nicht derartig überschwenglich ist, aber in diesem Genre und bei diesem Künstler heißt das noch nicht viel. In den kommenden Wochen wird uns Haven’t Met You Yet mit Sicherheit begleiten und wahrscheinlich auch noch das eine oder andere Plätzchen dazu addieren können.

Mit der Ankunft in der unteren Hälfte der Charts, sind wir auch schon bei dem angelangt, was da so an Dauerbrennern und Modernen Klassikern herumgeistert. Der Long Tail der Charts hält ja immer einige Überraschungen bereit. Zum Beispiel diese: 2008 war eine der schrägsten und erstaunlichsten Kolaborationen die zwischen Bushido feat. Karel Gott. Gemeinsam verhalfen sie dem Alphaville-Klassiker Forever Young in einer deutschen Version zu neuem Leben. Für die einen (wie VIVA und MTV) war das grässlich, weil zu viel Schlager, für die anderen (Blogschreiber wie Lakritz und Schokolade) konnte Bushido plötzlich punkten und sogar ein positives Image aufbauen. Ein Jahr später gibt es dann aber noch einmal negative Schlagzeilen für Bushido. Sein Schlagerpartner aus Tschechien hatte nämlich angefragt, ob er die Zusammenarbeit Für immer jung auch auf sein nächstes Album nehmen darf. Die Antwort: erstmal Schweigen, dann irgendwie ein anwaltliches Nein und eine etwas halbherzige Entschuldigung des Rappers … Hmm, die Bunte ist entsetzt, andere Medien tun es ihr gleich, im Grunde ist das Ganze aber eher lustig. Bushido entscheidet sich also mehr oder weniger dagegen, in der Generation der Schwiegermütter und Omas zum Vorzeigestar zu werden. Das ist doch mal konsequent und vielleicht auch nötig, denn wer sein Leben von Uli Edel verfilmen lässt, muss wohl wirklich aufpassen, nicht an Street Credibility zu verlieren. – Ob dieser „Skandal“ nun tatsächlich dafür gesorgt hat, dass Für immer jung plötzlich wieder nachgefragt ist … ich weiss es nicht. Allerdings hab ich auch nicht wirklich ein Ereignis gefunden, welches nun dafür gesorgt haben könnte. Ihr werdet es sicher wissen. Bushido und Karel Gott sind also wieder mal drin in den Charts, nach siebenmonatiger Pause steht Für immer jung wieder auf der 59. Immerhin die 16. notierte Woche. Wirklich toll find ich den Song deshalb trotzdem nicht.

Schlager und Dauerbrenner … wir machen direkt weiter, denn diese beiden Keywords stehen ganz fett auch an der folgenden Neuauflage dran: Michael Wendler, der Schlager-Pop-König (oder war es Discofox?), bringt ein Reload seines Hits Nina heraus. 2008 war dieser Titel immerhin Platz 24 der media control-Verkaufsliste gewesen. Und weil sich die deutschsprachige Partyszene nicht so wahnsinnig ändert, gehört Nina auch eineinhalb Jahre nach Veröffentlichung noch zu den Standards. Also muss ein Remix her. In diesem Fall sogar einer, der mit einem zusätzlichen Rap(!)-Part versehen wurde. Natürlich ist Michael Wendler (noch) nicht so kultig wie Karel Gott, deshalb reicht es als Rap-Partner nur für Mr. James, The Party Doctor. Der mittlerweile in Köln lebende Amerikaner war bereits mit den Ghetto People in den 90ern erfolgreich. Danach hat er mit allerlei Karnevals-Bands neue Versionen ihrer Hits eingespielt. In seinen Solo-Programmen interpretiert er mit schönem Dialekt so ziemlich das komplette Kölsch-Repertoire. Tja, und nun hat er also auch seinen ersten veritablen Chart-Hit als Solo-Künstler, denn Nina Reloaded kann sich nach Veröffentlichung als CD auf Platz 63 der Charts etablieren.

Wir befinden uns weiter in der Gattung Schlager/Karneval. Die kommende Saison wirft ihre Schatten voraus und die ersten Karnevals-Hits stehen in den CD-Regalen. Unter anderem auch die aktuelle Single der HÖHNER.. Alljährlich ziehen sie spätestens im Februar mit ihrem Gassenhauer Viva Colonia in die Liste ein. Ein bunter Reigen weiterer Hits von ihnen folgt meist direkt im Schlepptau. Neu zur Runde gehört seit jetzt Schenk Mir Dein Herz. Mit Veröffentlichung als Single eingestiegen auf platz 71. Sicher auch bald einer der Titel, die immer wieder in den Charts stehen.

Karnevalssongs sind das eine, die Popstars das andere. In der vierten Workshopwoche in Las Vegas (ausgestrahlt am 15. Oktober) gab es wieder einmal einen Song, der ganz besonders gut ankam. The Scientistim Original von Coldplay, bei Popstars performt von Elif, Esra, Andy, Sandra und Daniel schafft direkt am Abend nach der TV-Ausstrahlung per Download Platz 5 in den iTunes-Charts. Das reicht in der Wochenauswertung von media control noch für Platz 77. Damit steht der Song nach fast sieben Jahren sogar höher notiert als zu seinem Erscheinen als Single im Jahr 2002. Damals schafften Coldplay in zwei Chartwochen lediglich Platz 87. Offensichtlich erzählen Chartplatzierungen doch nicht immer etwas über die wahre Popularität von Songs. Es steht zu erwarten, dass in der nächsten Woche The Scientist sogar nochmal höher geht, denn wie im Fall von Leona Lewis’ Hit Run ist ein Großteil der Fernsehzuschauer nicht ganz so schnell und nutzt erst den Freitag bzw. das kommende Wochenende zum Download ihres wiederentdeckten lieblingssongs. Und diese Tage gehen dann ja schon in die neue Auswertung ein. Im Fall von Leona Lewis brachte der TV-Einsatz ja sogar einen längerfristigen Effekt: wiedereingestiegen vor genau einem Monat auf der 68 ging es in der kommenden Woche bis zu Platz 36 und sogar jetzt noch wird Run notiert auf Platz 73 (von 63 fallend). Das sind also auch für Coldplay ganz gute Aussichten.

The Scientist stammt übrigens vom Album A Rush Of Blood To The Head. Es war die zweite Auskopplung aus dem Album und für Coldplay überhaupt die zweite Single, die sich in den deutschen Singlecharts platzieren konnte. – Laut oljo.de ist auch die Version der Popstars-Kandidatinnen als e-Track erhältlich. Es könnte also sein, dass wir The Scientist in der kommenden Woche gleich nochmal begrüßen dürfen.

Zurück als ganz junger Klassiker ist auch Kelly Clarkson. Ihr Hit in diesem Jahr hieß My Life Would Suck Without You. Ein schönes Stück Pop-Rock, deutlich inspiriert von Katy Perry und im März des Jahres immerhin Platz 6 in Deutschland. 19 Wochen nacheinander war der Titel platziert, dann schlug die Sperrklausel zu. In der letzten Woche war dann wieder alles möglich, nur die Verkäufe zu schwach. In dieser Woche reicht es nochmal für ein kurzes Intermezzo und Kelly Clarkson rutscht noch einmal in die Liste auf Platz 99. Damit ist My Life Would Suck Without You der zweiterfolgreichste Titel der Sängerin. Besser verkaufte sich lediglich Because Of You, welches im Jahr 2006 Platz 4 in Deutschland erobern konnte und bis heute immer wieder mal in den Charts auftaucht, zuletzt Ende Mai diesen Jahres. – Already Gone, die aktuelle Single, geht in dieser Woche übrigens von der 29 auf die 33.

Was ein Klassiker ist, zeigt sich auch daran, dass Titel wieder zurück kehren, wenn es neues Material von Künstlern gibt. Zum Beispiel Robbie Williams. In dieser Woche fulminant auf Platz 1 gestartet, kehrt ein Titel ganz am Ende der Charts zurück ins kollektive Bewusstsein, der offensichtlich enorm signifikant für den Künstler steht. Bezeichnend ist dabei, dass es sich hier nicht um einen seiner ganz ganz großen Hits handelt, sondern ein Titel, der ihn am Anfang seiner Solo-Karriere mit berühmt machte. Die Rede ist von Angels. Es war die vierte Auskopplung aus dem Debüt-Album Life Through A Lens und es erreichte im Januar 1998 Platz 9 der deutschen Charts. 18 Wochen war der Titel damals platziert, seitdem nicht mehr in der Liste aufgetaucht und nun wieder zurück. Platz 100 – Robbie Williams ganz oben und ganz unten in der Liste.

So, und dann gehört zu den neun Neueinsteigern der Woche auch ein reiner Digitaltrack von Nickelback. Diese durften in Stefan Raabs „TV Total Stock Car Crash Challenge“ihren aktuellen Song performen: Burn It To The Ground aus dem Album Dark Horse, immerhin die fünfte Auskopplung (wenn auch nicht auf CD erschienen). Die e-Single ist bereits seit 4. September zu erwerben, nach dem derzeitigen Auswertungsmodell von media control haben aber reine Digitalveröffentlichungen nicht wahnsinnig große Chancen auf Platzierungen. So blieb also auch Burn It To The Ground außerhalb der Liste. Mit dem Auftritt bei Stefan Raab zur besten Sendezeit ändert sich das schlagartig. Der Titel steigt ein auf Platz 65. – Gewohnt kräftige Kost, schöner treibender Rhythmus … hätte eigentlich sogar mehr verdient als diesen Platz 65.

Ganz am Ende der deutschen Charts tritt ein junger Mann mit seinem Solo-Debüt in Erscheinung, der in Fankreisen bereits als die neue Entdeckung des deutschen Schlagers gefeiert wird. Gerrit Winter ist sein Name, und wenn man diesen Namen durch die Sucmaschinen jagt, dann landet man unter anderem bei Fame Academy, einer Casting-Show auf RTL II, die 2003 mit einer Staffel ziemlich floppte. Neben ein paar Videos auf youtube blieben vor allem die Singles zum Schlusscasting als Beweise. Und dort tauchte auch Gerrit Winters Name erstmals auf. Life Is A Rollercoaster war sein Titel, mit dem er es immerhin zwei Wochen in die deutschen Charts brachte, Platz 91 war damals das Höchste. – Nun ikst Gerrit Winter wieder da, wieder hat er sich RTL II als Medienpartner ausgesucht, und gerade promotet er sein Album Wovon träumst du. Der Titelsong wurde wie üblich bereits vorher ausgekoppelt und kann sich tatsächlich in den deutschen Charts platzieren. Platz 96 – ob das der Beginn einer Traumkarriere ist?

Und nach einer Woche Pause nun doch noch einmal dabei, denn neun Wochen sind noch nicht voll: The All-American Rejects mit I Wanna. Platz 97 derzeit.

23. Oktober 2009: And the winner is Robbie

War ja klar, ohne Zweifel. Seitdem die Single ihre Radiopremiere hatte, reißen sich die Stationen um Bodies. Airplay-Nr.1 seit ... Wochen. Das heizt auch die Musikkäuferinnen an und kaum ist die CD draußen, schießt sie auf die Position 1. Zum dritten mal steht Robbie Williams also als Solo-Künstler an der Spitze der deutschen Charts. Dabei hat seine Entwicklung zum Nr.1-Artist recht lang gedauert. Nach dem Split von Take That platzierte sich seine erste Solo-Single Freedom im August 1996 in den Charts. Und erst vor fast auf den Tag genau vier Jahren konnte er seine erste Solo-Nr.1 mit Tripping einfahren. Natürlich war er in den 90ern schon einmal mit Take That ganz oben notiert worden.

Bodies ist der 77. Titel in den deutschen Charts, der direkt an der Spitze einsteigt. Für Robbie Williams ist es das dritte mal, dass er diesen Sprung vollführen kann. Nach Tripping 2005 war es ihm ein Jahr später mit Rudebox genauso gelungen. Seitdem war es dann fast ein bisschen ruhig um den Star. 2007 stand die Zusammenarbeit mit den Pet Shop Boys She’s Madonna nochmal auf Position vier, aber dann kam erstmal nichts mehr. In diesem Jahr gab es im April ein winziges Wiedersehen, als Robbie Williams den gesangspart für Sander von Doorn und sein Close My Eyes lieferte. Das ging allerdings nur bis Platz 33 und erhielt wenig Aufmerksamkeit. Nun aber ist mit großem Promotionaufwand das neue Album Reality Killed The Video Star angekündigt. Am 6. November soll es erscheinen und es wurde schon viel darüber geredet, ob Robbie Williams tatsächlich noch die Kraft hat Hits zu liefern oder nicht. Offensichtlich hat er sie noch. Und nun fragt man sich: ist dieser Solo-Erfolg gut oder schlecht für eine künftige Reunion von Take That und dem Abtrünnigen?

Bodies, die 30. Single für Robbie Williams in den deutschen Charts, agiert ganz gut zwischen etwas verstörendem Knarzsound und orchestralen Streichflächen. Und so ähnlich tut es der Text, da geht es um Gottes- und Jesusfürchtigkeit genauso wie um die Auflehnung dagegen … alles in allem sehr ambivalent, gipfelnd in der Feststellung: „All We’ve Ever Wanted Is To Look Good Naked“ – wie wahr und hedonistisch … wow! Einzig, dass wirklich alle auf den Titel derzeit abfahren, macht mich fast ein bisschen zweifeln. Ist das nun der ultimative Stand aktueller Pop-Musik oder einfach nur cleveres Marketing? Wir werden’s wohl nicht herausbekommen.

Mit dem Satz auf die Position 1 schiebt Robbie Williams die komplette Spitzengruppe um jeweils einen Platz nach unten: Lady Gaga räumt mit Paparazzi die Spitze und steht nun auf Position 2, David Guetta feat. Akon kann sich mit Sexy Bitch die 3 schnappen und Marit Larsen steht mit If A Song Could Get me You auf Platz 4.

Bewegung in den Top 10 gibt es eigentlich nur durch Scooter, die mit Ti Sento nun doch noch einen Platz auf die 10 steigen können und so auch in diesem Jahr ihren Top 10-Hit einfahren. Die neue Version ist damit platzierungsmäßig erfolgreicher als das Original aus den 80ern. Es ist bereits die 23. Single von Scooter, die es in diese Höhen schafft. Der letzte Titel war 2008 I’m Lonely und dieser kam bis zum Platz 8.

Agnes, Milow und Nena hoch, Editors, Schnuffel und ASP neu

Im Moment gibt es einen Hit, der überall zu hören ist: im Küchenradio, im Einkaufszentrum, sogar im Cineplexx … logisch steigt dieser Titel dann auch in der Nachfrage und in den Umsatz-Charts: Release Me von Agnes. In der letzten Woche hatte sie sich bereits mit Platz 12 auf eine Bestplatzierung vorgehangelt. In dieser Woche, ihrer siebten in den Charts, geht es noch weiter nach oben, direkt unter die besten fünf auf Platz 5. Rückenwind erhält die Single sicher auch durch die Veröffentlichung des Albums Dance Love Pop, welches seit dem 2. Oktober auf dem Markt ist. Offensichtlich trauen sich aber zahlreiche Käufer noch nicht so recht an den Longplayer heran, er startet lediglich auf Platz 69. Der Griff zur Single ist da vermutlich einfacher. Und mehr und mehr bohrt sich Release Me in die Ohren und ins Bewusstsein … Ich bin gespannt, ab wann wir den Titel nicht mehr hören können.

Zu den Gewinnern der Woche gehören auch die Gäste von Thomas Gottschalk in seiner 183. Folge von „Wetten dass…?“. Die Show erhielt zwar fast ausschließlich negative Kritiken, ein Garant für steigende Umsätze ist sie dennoch. Zum Beispiel profitiert Nelly Furtado ganz wesentliche davon, dass sie in der Show ihren letzten Hit Manos Al Aire vortragen konnte. Prompt steigt der Titel, der sich eigentlich schon deutlich auf dem Rückzug befand, von der 24 noch einmal auf die 17. – Die Gerüchteküche meldet übrigens aktuell, dass Nelly gerade eine Reihe von Songs mit Timbaland fertig geschrieben hat, die auf ihrem 2010 kommenden Album enthalten sein sollen.

Zweiter großer Nutznießer von einem Wetten dass … ?-Auftritt sind Tokio Hotel. Nach ihrem Absturz mit Automatisch in der letzten Woche geht es noch einmal von der 29 auf die 21. Außerdem startet in dieser Woche das Album Humanoid auf Platz 1 der Album-Liste. Na, da scheint ja die Welt fast wieder in Ordnung zu sein.

Im Aufwärtswind, und das bereits seit zwei Wochen, befindet sich auch Milow . In der letzten Woche ging es von der 25 hoch auf die 21. Und nun, mit Beginn seiner Konzerttour in Deutschland schafft er nach drei Wochen Pause sogar die Rückkehr in die Top 20. Platz 19 wird notiert für You Don’t Know, welches sich mittlerweile 10 Wochen in der Liste tummelt und am 11. September mit Platz 15 seinen bisherigen Bestwert erreichte.

Einen Sprung nach vorn machte auch NENA mit Wir sind wahr. In der letzten Woche sackte der Titel unglaubliche 21 Plätze ab und landete auf der 45. Schon war da ein kleines Drama in Sicht. Am 2. Oktober allerdings erschien das Album Made In Germany, welches einen großartigen Start in den Albumcharts auf Platz 3. Für viele ein Grund sich gleich noch die Single zu holen. – Außerdem hatte Nena einen prominenten Auftritt bei Günther Jauchs „Das große Ost-West-Duell“ und Portale wie oljo.de gehen davon aus, dass vor allem dieser Auftritt eine enorme Nachfrage erzeugte. Beides zusammen reicht für einen Sprung nach vorn auf die 24. Neuer Bestwert für Wir sind wahr.

Das waren die Gewinner der Woche, die schon eine Weile in den Charts ihr Unwesen treiben. Natürlich gab es auch Neues in der Woche ab 2. Oktober. Gesamtsieger wurden Bon Jovi (im Download-Only-Bereich) und Scooter. Mit einem recht eindrucksvollen Start setzten sich auch die Editors durch. Mit Papillon bereiten sie ihr drittes Album In This Light And on this evening vor. Üblicherweise werden die Editors in die Schublade Indie-Rock gesteckt. Mit dem neuen Werk schauen sie allerdings ganz schön weit über den Tellerrand hinaus und bewegen sich ordentlich in Richtung Elektronik/Dark Wave. Und das scheint dann doch recht vielen zu gefallen. Papillon ist die dritte Single der Band und sie kann trotz limitierter Auflage als CD auf Platz 43 landen. Das ist deutlich besser als die beiden Chart-Vorgänger, die mehr oder weniger in den 80er Positionen versandeten.Vielleicht der Beginn einer doch längeren Erfolgsgeschichte?

Seine großen Erfolge hat der Jamba-Kuschelhase Schnuffel bereits hinter sich. Wir erinnern uns, im Frühjahr 2008 ging nichts ohne den Kuschel Song. Dann gab es noch ein, zwei, drei Häschen-Aufgüsse und seit Ende letzten Jahres war dann Ruhe. Nun aber wird es wieder kühler und früher dunkel, der Kuschelbedarf steigt und schon wird die Kunstfigur reanimiert. Die neue Single heißt Piep Piep, das dazugehörige Album Komm Kuscheln, ab jetzt im Handel. Das Schema wie gehabt: knuddelig-debilromatischer Kinderliedtext mit Klingeltechnosound. Funktioniert irgendwie immernoch, allerdings bei weitem nicht mehr so gut wie im Jahr 2008. Piep Piep startet auf Platz 54 – weit entfernt von dem was die Vorgänger bereits gebracht haben. Da hat es sich vermutlich bald ausgekuschelt.

Das komplette Gegenteil zum Kuschelhasen stellt die Band ASP dar. In der Mittelalter-Gothic-Rock-Szene sind sie eine feste Größe. Außerhalb dieses Kreises haben sie erst einmal etwas mehr Aufmerksam keit erhalten. Ende Oktober 2006 schoß ihre Single Ich bin ein wahrer Satan bis auf Platz 29 der deutschen Charts. Sehr schnell war der Titel dann auch wieder aus der Liste draußen – wie gesagt: es ist vor allem ein fester Kreis von Fans, der die CD kauft. Ähnlich verhält es sich mit ihren Alben. Seit 2005 erscheinen sie regelmäßig für ein bis zwei Wochen in den Verkaufsauswertungen auf und sind dann wieder verscwhunden. Eine Ausnahme bildete die CD Zaubererbruder im letzten Jahr. Vier Wochen, also einen kompletten Monat in der Liste und ein Platz 13 als Höchstplatzierung. Die Fangemeinde wächst also. Eventuell ist also auch das Auftauchen ihrer neuesten Single-Veröffentlichung Wer sonst? in den Charts ein Anzeichen dafür. Platz 56 zum Start kann allerdings noch nicht wirklich viel erzählen, die folgenden Veröffentlichungen werden zeigen wohin die Reise geht.

Wer sonst? ist natürlich eine düstere Mischung aus hartem Gitarrensound, Weltuntergangsszenario und der nicht ganz einfachen Aussage: „Du bist das Kettenglied, was zählt“. Gewaltige Bilder, die da zitiert werden. An vielen Stellen auch sehr offen für Interpretationen in alle möglichen Richtungen. Wir kennen diese Diskussionen und Vorwürfe von Rammstein, Oomph! etc. Wirkliche Lösungen gibt es dabei wohl kaum, denn wenn die Geschichten deutlicher und konkreter würden, dann würden sie vermutlich auch einen wesentlichen Teil ihres (Schauer-)Reizes verlieren.

Das Jahr 2009 ist (oder war?) eines, in welchem die Pet Shop Boys noch einmal ziemlich überraschen konnten. Nicht, dass sie jetzt die Überflieger der vergangenen Monate gewesen wären. Aber ihr Album Yes schaffte tatsächlich im Frühjahr eine Platzierung in den Albumcharts auf Position 4 – das beste Ergebnis für das Duo in den 2000ern. Die Leadsingle Love etc. konnte sich recht unerwartet bis auf Platz 12 durchsetzen und war ganze 16 Wochen präsent. Für einen Act, der seit etwa 25 Jahren im Geschäft ist schon eine beachtliche Leistung. Nun wurde aus dem Erfolgsalbum eine dritte Single ausgekoppelt. Beautiful People ist ein ruhiges Popstückchen mit vielen Streichern, romantisch verklärt und mit jeder Note zutiefst in den Hochzeiten der Pet Shop Boys verwurzelt. Einmal mehr lässt sich feststellen: diese Single im Jahr 1986 veröffentlicht wäre ein sicherer Top 5-Hit gewesen. Im Jahr 2009 reicht es noch für Platz 65 – sicher kein umwerfender Hit, zumindest aber ein Beweis, dass auch Soundtreue über Jahrzehnte Freunde findet. Seltsam ist für mich nur, dass Beautiful People nur in Deutschland veröffentlicht wird. Zu Ende gedacht würde das bedeuten: In Deutschland haben Neil Tennant und Chris Lowe den größten und treuesten Fankreis. Oder anders: einmal in Deutschland etabliert, lässt sich bis in alle Ewigkeiten mit dem gleichen Prinzip Musik verkaufen.

Bis in alle Ewigkeit – schönes Stichwort für unsere Rubrik: Evergreens / Moderne Klassiker. Was gab es denn in dieser Woche an auffälligen Rückkehrern? – Passend zum Nr.1-Ansturm von Lady GaGa steht auch die Single, mit der alles vor mehr als einem Jahr begann, wieder in den Charts: Just Dance. Fairerweise muss ihr Partner Colby O’Donis an dieser Stelle ebenfalls genannt werden, liefert er doch einen ganz wesentlichen Beitrag zum Hit. Ich erinnere mich: vor einem Jahr als Lady Gaga lediglich eine unbekannte Newcomerin war, da waren überall Lobeshymnen auf Just Dance zu finden. „Lady Gaga – die neue selbstbewusste Frau, die sowohl Hedonismus wie auch Startum mit kritischem Blick hinterfragt …“ So ähnlich stand es in schlauen Texten. Ob die selben AutorInnen heute genauso urteilen würden? Erfolg ist in Deutschlands Kritikerkreisen ja nicht so positiv besetzt. Wie auch immer: Just Dance schaffte vor einem Jahr immerhin eine Platzierung auf Rang 15, war ziemlich präsent ohne der Knaller schlechthin zu werden. Dann eroberte Lady Gaga den englischen Markt, stürmte mit Just Dance zum Jahresende bis an die Spitze der UK Top 40, und dann ging es auch in Deutschland mit dem Verkauf noch einmal nach oben. Den endgültigen Kick lieferte dann jedoch erst im März die Nachfolgesingle Poker Face, die Lady Gaga ja hierzulande ihre erste Nr.1 bescherte. Im Windschatten zog auch Just Dance noch einmal nach und erklomm Platz Nr.10. Im Juli, nach insgesamt 44 Chartwochen fiel Just Dance dann dauerhaft unter die magische Position 50 und wurde laut media control-Regeln aus der Wertung genommen. Nun sind drei Monate vergangen, die Sperrfrist ist abgelaufen, und Just Dance darf wieder notiert werden. Wird es auch sofort und steht auf einem unglaublichen Platz 69. Das bedeutet: in den kommenden neun Wochen wird uns Just Dance mit Sicherheit begleiten und am Ende zu den 20 Titeln gehören, die sich am längsten in den deutschen Charts aufhalten konnten.

Wieder dabei nach dreimonatiger Sperrfrist sind auch die Kings_Of_Leon mit Use Somebody. Existent ist die US-amerikanische Band seit 2000, ihre Alben konnten sich seit 2003 mehr oder weniger gut verkaufen. Am erfolgreichsten waren sie in Großbritannien, wo sie regelmäßig unter den Top 5 der Album-Charts zu finden waren. Der Durchbruch als Single-Act, also als Tageshit-Lieferanten, gelang ihnen im Spätsommer vergangenen Jahres, als Sex_On_Fire plötzlich die Spitze der britischen Charts erstürmte. Auch in Deutschland enterte der Titel dann (als reiner Download-Track) die Charts. Die Plattenfirma brauchte etwas Zeit um zu kapieren was da grad losging, die CD-Version wurde später nachgeschoben, brachte nicht den großen Schub, aber verhalf dem Titel immerhin zu einer Dauerpräsenz in den Charts die insgesamt 41 Wochen anhielt und mit Platz 33 im Juli diesen Jahres ihren Höhepunkt fand. In der letzten Woche war Sex_On_Fire noch auf der 56 notiert, fällt aber diese Woche unter die 3-Monats-Sperrklausel.

Use Somebody hatte im Vergleich zum Vorgänger einen wesentlich direkteren Start. Am 13. März wurde die Single zum ersten Mal auf Platz 18 notiert und stieg dann recht bald bis zum Platz 9. Für die Band eine erste Platzierung unter den Top 10 in Deutschland. Ganze 19 Wochen dauerte ihr Chartaufenthalt. In der Zwischenzeit wurde Use Somebody bereits mehrfach gecovert, am erfolgreichsten wohl von Pixie Lott, deren Version sich sogar in den britischen Songcharts platzieren konnte. Auch Kelly Clarkson nahm den Song in ihr Repertoire auf und sang ihn während ihrer diesjährigen Tour. In Deutschland ist nach wie vor die Originalversion von den Kings_Of_Leon am beliebtesten. Use Somebody steht in dieser Woche in seiner insgesamt 20. Chartwoche auf Platz 71.

Einer der Sommerpartyhits 2009 war ohne Zweifel Day ’N’ Nite von Kid Cudi im Remix der Italo-Boys Crookers. Bereits ab März gehörte der Track zum Standardrepertoire jeder coolen Tanzveranstaltung. Mehr oder weniger direkt setzte er sich dann auch in den größeren Discos durch und landete schließlich auch als kommerzieller Hit auf Platz 13 der deutschen Verkaufscharts. 17 Wochen dauerte der Spaß – jetzt ist der Titel zurück auf Platz 74. Und es macht irgendwie immer noch ordentlich Spaß sich durch die verschiedenen Versionen und Mix-Varianten zu hören.

Genau vor einem Jahr startete einer der großen Hits des vergangenen Winters in seine Chartkarriere. Do you remember Allein allein von der Dresdner Band Polarkreis 18? Genau! – Fünf Wochen Nr.1 zum Ende des Jahres 2008, Dauerpräsenz überall für die sechs smarten Jungs, nachfolgend Teilnahme beim „Bundesvision Song Contest“ und mit The Colour Of Snow ein weiterer Top 5-Hit. 40 Wochen lang ununterbrochen war Allein allein in den deutschen Charts platziert. Der auch auf der deutschen CD-Single veröffentlichte Remix durch die dänische Gruppe Nephew verschaffte Polarkreis 18 auch eine Top 3-Platzierung im Nachbarland Dänemark. Bemerkenswert am Rande vielleicht noch, dass Allein allein auch in den Charts von Israel eine Top 10-Platzierung erreichte. Nun also – Allein allein verkauft sich immer noch ganz gut, gehört praktisch zum Repertoire jeder Home-Party und steht in dieser Woche nach derZwangspause erneut auf Platz 78.

Mittlerweile auch bald ein Jahr lang immer wieder in den Charts ist Amsterdam in der Version von Axel Fischer feat. Cora. Der ursprünglich aus den 80ern stammende Titel gehört in der etwas trashig geratenen neuen Variante offensichtlich zu den Standards im Familienfeiern-Bierzelt-Mallorca-Business. In dieser Woche nach Ablaufen der Sperrzeit wieder drin auf der 91.

Zu den Rückkehrern gehören regelmäßig auch die Songs, welche bei diversen Casting-Shows interpretiert werden. Aktuell läuft auf Pro7 Popstars – Du & Ich. Am Donnerstag, den 1. Oktober, flimmerte der zweite Workshopteil aus Las Vegas über die Bildschirme. Dort gab es Balladenduette zu hören. Und am eindrucksvollsten waren offensichtlich Valentina und Andy, welche One interpretierten. Die Vorlage von Mary J Blige und U2 schafft nämlich im Nachgang einen Wiedereintritt in die Charts auf Platz 83. Der Titel stammt ganz ursprünglich vom 91er U2-Album Achtung Baby, war damals auch als Single veröffentlicht worden, konnte sich aber nicht in Deutschland platzieren. 14 Jahre später gab es die Neuauflage mit Mary J Blige als Duett-Partnerin, und da wurde der Titel dann wirklich zu einem großen Hit: Platz 6 in Deutschland und seitdem immer wieder mal in den Charts, zuletzt im januar 2007. Aktuell wie gesagt, Platz 83 – die höchste Platzierung seit dem ersten Chartaufenthalt 2006.

Den Titel „Häufigster Rückkehrer des Jahres 2009“ verdient sich gerade Metallica mit Nothing Else Matters. Bereits zum sechsten mal wird dieser Titel als Wiedereinstieg notiert. In dieser Woche auf Platz 84 – höchste Platzierung seit März – und insgesamt schon die 57. Chartwoche.

Zu den zeitgenössischen Klassikern gehört ohne Zweifel auch Bitter Sweet Symphony von The Verve. Original veröffentlicht im Jahr 1997 ist es wohl der bekannteste Titel der Britpop-Band. Immer wieder wurde es als Musik für Werbung eingesetzt oder irgendwie geremixt. Kein Wunder also, dass der Titel auch bei jeder Wiederkehr und Neuveröffentlichung der Band irgendwie eine Rolle spielt. So geschehen im letzten Jahr, als Love Is Noise und das Album Forth erschienen. In diesem Sommer gab es dann wieder aktuelle Trennungsgerüchte um die Band, gleich auch mit der Ankündigung, dass Teile der Band mit Musikern von Goldfrapp über ein neues Projekt namens The Black Ships nachdenken. Es soll zu dieser neuen Superband auch bereits eine mySpace-Seite existieren. – Alle diese Neuigkeiten werden aber wahrscheinlich nicht der Grund gewesen sein, warum plötzlich wieder verstärkt Nachfrage nach Bitter Sweet Symphony besteht. Ehrlich gesagt, ich kann es auch überhaupt nicht erklären, warum der Titel nun wieder auf der 93 notiert wird. Außer natürlich, dass er nach wie vor gut ist. Wahrscheinlich tauchte der Song in irgendeiner Fernseh-Show im Hintergrund auf … wer Genaueres weiß, kann sich ja mal bei mir melden. Ich freu mich in der Zwischenzeit über eine 21. Woche für diesen Titel in den Charts.

Teenie-Star Nr.1 und ständig in den Schlagzeilen ist Miley Cyrus. Letzte Meldungen waren: der Twitter-Account von Miley Cyrus wurde gelöscht. Von ihr selbst. Und: Ihr Papa mag ihren Freund nicht ... Das sind alles Sorgen. Aber es gibt auch News aus dem Bereich Entertainment. Zum Beispiel soll Mitte Oktober ihr neues Album The Time Of Our Lives erscheinen. Die Single daraus Party In The U.S.A. steht in ihrer Heimat den USA bereits auf der Nr.1. In Deutschland gibt es noch kein offizielles Datum. In diversen Blogs und Foren war mal vom 2. Oktober die Rede … Und dort kann man auch lesen, dass aufgrund der bescheuerten Veröffentlichungspolitik die meisten Fans ihre CDs ohenhin in den USA bestellen. Nun – was wirklich zu haben ist: Hannah Montana – der Film auf Blu Ray-Disc. Seit 8. Oktober steht das Ding im Verkauf. Tja, und der erfolgreichste Track daraus The Climb schafft es in dieser Woche auch wieder in die Verkaufscharts, auf Platz 97. Außerdem geht Supergirl nochmal einen Platz nach oben von der 71 auf die 70.

Und auch noch einmal drin, nach einer Woche Verschnaufpause ist Peter Fox mit Schwarz zu Blau. Es geht nochmal auf die 98. Etwas erfolgreicher ist (immer noch) Haus am See, welches in der 51. Woche ununterbrochen in den Charts steht und gerade von der 50 auf die 53 rutscht.

Ganz am unteren Ende der Charts gibt es in dieser Woche eine Band, die mit ihrer ersten Single debütiert. BLIND kommen aus Baden-Württemberg, existieren seit 2002 und haben bereits im letzten Jahr ihr Debüt-Album auf den Markt gebracht. Zu überregionaler Bekanntheit bringen sie es genau jetzt mit ihrer Single Half A Dream Away. Bei wikipedia wird ihr Stil als Alternativ-Rock bezeichnet. Ja, das kann man wohl gelten lassen. Handgemachte Rockmusik, raue Stimme, Gitarren und ein Schuss Romantik … das sind die Zutaten, die BLIND in dieser Woche auf die 94 der deutschen Verkaufscharts hieven.

16. Oktober 2009: Gaga, Bon Jovi, Scooter

Nachdem die erste Hälfte des Jahres fast schon in schierer Langeweile verging – zumindest was die Nr.1-Titel anging – hat nun die deutsche Hitliste ordentlich Fahrt aufgenommen. Eine dritte Woche in Folge können wir einen komplett neuen Titel an der Spitze feiern … das ist in letzter Zeit nicht mehr so oft der Fall gewesen. Zuletzt im Februar 2007 als sich Tokio Hotel, Herbert Grönemeyer, Höhner und am Ende noch DJ Ötzi & Nik P. den Titel gegenseitig abluchsten. … Aber das sind alte Geschichten. Und nichts wiederholt sich wirklich. In dieser Woche klettert in ihrer vierten Chartwoche niemand Geringeres als Lady Gaga auf das Siegerpodest. Platz 1 gibt es für Paparazzi, das Lied über die verrückte Fan, die ihr Idol überall hin folgt, bis zum bitteren Ende. In den Radiocharts steigt Lady Gaga auch fleißig nach oben – einzig Robbie Williams kann sich vor ihr platzieren. Und da sind wir dann schon so ziemlich bei der anstehenden Schlacht der kommenden Woche …

Aber erstmal: Egal ob man nun Lady Gaga mag oder nichnt, sie ist die erfolgreichste Künstlerin des Jahres und hat mit ihrem Sound samt Kostümierungsshow den Nerv der Zeit ultimativ getroffen. Zwei Nr.1 Hits in einem Kalenderjahr, mittlerweile die 14. Woche in 2009 an der Spitze der Charts … zuletzt gelang das der moldawischen Band O-Zone im Jahr 2004 (die brauchten für diese Leistung allerdings nur einen einzigen Titel). Was bleibt da weiter zu sagen? Im November ist ein Re-Release ihres Albums The Fame als The Fame Monster geplant. Sehr wahrscheinlich werden darauf auch ein oder zwei noch nicht veröffentlichte Tracks enthalten sein. Das bedeutet, um die Weihnachtszeit könnte Lady Gaga noch einmal ganz beträchtlich zuschlagen … vielleicht sogar mit einem dritten Nr.1-Hit? – Vorerst steht aber Paparazzi an der Spitze und in der nächsten Woche wird das oben schon anvisierte Duell ausgetragen. Mal schauen, wer da den längeren Atem hat und ob sich Chart-Veteran gegen Aufsteigerin des Jahres durchsetzen kann.

Den Thron räumen nach einer einzigen Woche David Guetta feat. Akon. Der Überraschungssieger der letzten Woche Sexy Bitch lässt sich auf die Position 2 verdrängen. Und auf Platz 3 steht noch einmal die Norwegerin Marit Larsen mit If A Song Could Get Me You. Somit haben wir drei Nr.1-Hits nebeneinander an der Spitze stehen. Viel Bewegung auf der führenden Position heißt also noch lange nicht, dass sich der Geschmack grundsätzlich schnell ändern würde.

Bester Songstart der Woche geht an: (Tusch + Fanfare) Bon jovi. Und ich muss ehrlich sein, ich hätte dieses Ergebnis dem alten Rocker samt Band nicht zugetraut. Zum einen,weil ich Bon Jovi ganz und gar nicht für einen zeitgemäßen Künstler halte. Das was er da produziert hätte ziemlich genau auch vor 25 Jahren schon so erscheinen können … aber auch er trifft offensichtlich den Nerv einer ziemlich breiten Schicht von MusikkäuferInnen, die eben genau das wollen: Musik wie sie schon immer war … laut, irgendwie auch rebellisch, rau und mit ordentlich Gitarrensound. Was immer sich dahinter verbirgt, vielleicht die Sehnsucht nach den guten alten Zeiten, vielleicht auch das Gefühl, dass es eben genau jetzt doch nötig ist, gegen jegliche Form von Bürgerlichkeit zu rebellieren … dieses Gefühl bringt derart viele KäuferInnen dazu sich den Titel bereits bei seiner Premiere als Download-Single zu laden, dass er aus dem Stand einen Einstieg auf Platz 10 schafft. Das ist für dieses Jahr das beste Ergebnis für einen digital-only-Titel. Am 23. Oktober erscheint die Single auch auf CD und ab 6. November gibt es auch das neue Album The Circus. Da wird es dann sehr wahrscheinlich noch einmal einen ordentlichen Schub geben und ich schätze, Platz 10 ist noch längst nicht alles, was wir hier gesehen haben. Mit dieser Veröffentlichungspolitik beweist Bon Jovis Label Island/Universal mal, dass eben auch gestandene Rocker, die schon in den 80ern aktiv waren, noch ordentlich was lernen können und in Sachen Vermarktung direkt am Geist der Zeit dran sind. Alle Achtung! Ich gebe zu, auch das hätte ich Bon Jovi erstmal nicht zugetraut.

Mit We Weren’t Born To Follow lanciert Bon Jovi einen 34. Titel in den deutschen Charts. Sechs weitere platzierten sich zwischen 1990 und 1998 unter dem Namen des Lead-Sängers Jon Bon Jovi. Innerhalb der Top 10 landet die Band nunmehr zum neunten male. Zuletzt war sie dort 2007 anzutreffen, als You Want (To Make a Memory) – die Leadsingle aus dem Vorgänger-Album Lost Highway – bis zur 5 vormarschierte. Etwas, das We Weren’t Born To Follow vermutlich auch noch schaffen wird. Leadsänger Jon Bon Jovi kann mit seinem 97er Hit Midnight in Chelsea einen weiteren Top 10-Erfolg hinzufügen. Der größte Hit von Bon Jovi war der Titelsong zur Fußball-EM 2000 It’s My Life, der in Deutschland für vier Wochen auf Position 2 stand.

Eine Anmerkung muss ich noch bringen: anfangs hab ich ein wenig verwundert getan über die hohe Platzierung von We Weren’t Born To Follow. Natürlich ist das reichlich subjektiv. Denn wenn man sich die Chartplatzierungen der jeweiligen Erstauskopplungen aus neuen Alben anschaut, dann bringt Bon Jovi seit Anfang der 90er regelmäßig diese mit anständiger Sicherheit in die deutschen Top 10. Die Platzierung von We Weren’t Born To Follow ist also insgesamt sogar zu erwarten gewesen, bzw. sollte mit Erscheinen der Hard-Copy tatsächlich noch um ein paar Punkte besser abschneiden. Bemerkenswert ist, dass im Heimatland USA Bon Jovi ganz und gar nicht auf solche Erfolge verweisen können. Ihr letzter Top 10 Hit stammt aus dem Jahr 1994 und hieß Always. Richtige Überstars mit insgesamt vier Nr.1-Hits waren sie zwischen 1986 und 1989. Seit dieser Zeit hat sich der Mainstream-Geschmack in den Vereinigten Staaten ganz vehement dem Black Music/HipHop-Sektor zugewandt.

Allerletzter Satz zu Bon Jovi bzw. zu Bandleader Jon Bon Jovi. Dieser ist seit 1986 ununterbrochen in jedem Jahr mit irgendeinem Titel bzw. in irgendeiner Konstellation in den deutschen Charts vertreten gewesen. Das sin nunmehr 24 Jahre durchgehend. Das ist nicht nur ziemlich beachtlich, sondern steht auch ganz nah bei der Übermutter der aktuellen Pop-Geschichte Madonna. Sie ist bereits zwei Jahre länger ohne Unterbrechung im kommerziellen Geschäft.

Der erfolgreichste CD-Neustart der Woche gehört einem deutschen Projekt. Oder vielleicht muss ich auch sagen: DEM deutschen Projekt, denn Scooter veröffentlichten soeben ihr 14. Studioalbum Under The Radar Over The Top und gleichzeitig eine zweite Single daraus Ti Sento, die in den deutschen Charts der 42. platzierte Titel der Band ist. Mit diesem Ergebnis sind sie nun häufiger vertreten gewesen als die Beatles oder Michael Jackson, und ein Ende ihrer Karriere ist nicht in Sicht. Vor allem, weil sich Scooter gerade zum Act zu entwickeln scheinen, der vermehrt Alben verkauft. Under The Radar Over The Top landet in der ersten Woche auf Platz 2 der Album-Charts und ist das beste Ergebnis, welches die Band dort bisher einfahren konnte. Ti Sento dagegen verpasst mit Platz 11 ziemlich haarscharf die Top 10 und steht nun als vierter Titel in einer Reihe mit den Vorgängern, denen gleiches widerfuhr.

Wem der Titel irgendwie bekannt vorkommt, der/die hat ganz recht. Scooter haben sich den einzigen Erfolg der italienischen Gruppe Matia Bazar genommen und mit allerlei weiteren Zitaten (bei wikipedia wird unter anderem Snap! mit Rhythm Is a Dancer genannt) und ihren typischen Shout Outs versehen. Ob das Ganze tatsächlich zusammenpasst bzw. was die neue Kombination macht, darüber kann man sich wie immer ewig streiten. Fakt ist: Matia Bazar brachten Ti sento 1986 auf Platz 11 der deutschen Charts. Die Sängerin Antonella Ruggiero stand für Scooter erneut vor dem Mikrofon, spielt auch im Video mit, und landet 23 Jahre nach ihrem einzigen Erfolg in Deutschland wieder auf Platz 11.

Noch eine wichtige Single-Veröffentlichung stand am 2. Oktober auf dem Plan: Whitney Houston legte Anfang September mit ihrem Comeback-Album I look To You eine grandiose Rückkehr hin: Platz 1 in den Album-Charts sofort. Wer hätte das dem Superstar aus den 80ern hierzulande zugetraut? Ihr Versuch vor 7 Jahren scheiterte mit Platz 16 ja ziemlich. Und nun das. – Seltsame Veröffentlichungstaktik gehört zum aktuellen Management: der Titelsong wurde erst jetzt, einen ganzen Monat später, veröffentlicht. Zusammen mit dem Titel Million Dollar Bill. Was passiert? Keiner interessiert sich mehr so richtig dafür. Die Doppelsingle kann gerade mal auf Platz 41 landen – bedeutungslos wenn wir über Ohrwürmer/Gassenhauer/Evergreens oder ähnliches sprechen. So ist also der 30. Titel, der sich von Whitney Houston in den deutschen Charts platzieren kann, zwar eine schöne Ballade, kann sich aber nur wenige Plätze besser notieren als ihr letztes Lebenszeichen aus dem Jahr 2002 Whatchulookinat. Und kann sich daran noch jemand erinnern?

Absturz für Tokio Hotel ... und ein paar Aufsteiger

In der Regel handel ich hier ja vor allem Erfolgsstories und Aufsteiger ab. In dieser Woche komm ich allerdings nicht umhin, einen Loser zu benennen. Mit einem wahrhaften Absturz warten nämlich die Jungs von Tokio Hotel. In der vergangenen Woche stieg ihr Comeback-Titel Automatisch auf Platz 5 ein – für die erfolgverwöhnten Jungs aus Magdeburg schonmal ein ziemlicher Schlag ins Gesicht. In der zweiten Woche nun geht es im Steilkurs nach unten auf Platz 29. Solche Abstürze können wir für gewöhnlich nur am Anfang eines jeden Jahres beobachten, wenn die Weihnachtssongs schlagartig die Listen verlassen.

In Blogs wie bei oljo.de wird nun fleißig analysiert, warum Tokio Hotel so dramatisch an Popularität eingebüßt hat. Überzogene Medienhysterie mit Nerv-Charakter, seltsame Auswertungssysteme … es gibt eine Reihe von Theorien für die ernüchternden Verkaufszahlen. Auch das neue Album fällt ziemlich durch, unter anderem wegen absolut überzogener Preise. Lediglich in den USA scheint es Aufwind für die Jungs zu geben. Der Verdacht liegt nahe, dass sich die Industrie eher auf den größeren Markt in Übersee konzentriert und der Verkauf in Deutschland eh unwichtig ist. Das letzte Hoffen der Fans klammerte sich an den TV-Auftritt bei „Wetten dass …?“ am 3. Oktober, aber auch da war offensichtlich nicht viel zu holen. – Spannendster Nebeneffekt des Schlechten Abschneidens: Musiklabel Universal lockert plötzlich die rigide Veröffentlichungspolitik im Netz. Zunächst war Automatisch weder auf youTube noch auf mySpace im Angebot. Nach dem desaströsen Abschneiden werden plötzlich sämtliche Kanäle frei geschaltet um noch zu retten was zu retten ist … wie war das noch mal: Präsenz im Internet schmäler die Verkäufe … ? – Da könnte sich eine Diskussion endgültig erledigt haben.

Wesentlichste Aufsteigerin der Woche (neben Neuzugang Mark Medlock ist Agnes. Die Schwedin ist mit ihrem internationalen Debüt-Titel Release Me gerade in allen Einkaufspassagen und Dudelfunkstationen superpräsent. Das hat zur Folge, dass auch der Verkauf angeheizt wird. In der sechsten Chartwoche steigt Release Me von der 18 auf die 12 und beschert Agnes eine neue Bestmarke.

Etwas weiter oben klettern The Black Eyed Peas mit I Gotta Feeling noch einmal einen Platz auf die 8 und stehen mit diesem Titel nunmehr eine 14. Woche unter den umsatzstärksten Zehn. Insgesamt gehen jetzt 65 Top10-Wochen auf das Konto der Black Eyed Peas. Just in dieser Woche überrundet das Quartett somit Justin Timberlake. Da hat der Sänger jetzt mal nachzulegen.

Zum zähen Dauerbrenner hat sich auch Das geht ab! [Wir feiern die ganze Nacht] von Frauenarzt & Manny Marc entwickelt. Es steht bereits in der insgesamt 20. Woche in der media control-Liste und kann in dieser Woche sogar noch einmal um einen Platz auf die Position 10 steigen. Damit haben sie acht Wochen im Club der besten 10 gesammelt. Das hätte beim allerersten Einstieg des Titels am 17. April wohl keiner gedacht und es ist auch ein schöner Beweis (ob man den Titel nun mag oder nicht), dass es auch noch Hits gibt, die sich nicht von der Industrie gesteuert etablieren. Und vielleicht haben wir ja mit „Atzenmusik“ jetzt sowas wie eine neue Schublade im Pop-Business …

Eine abrupte Kehrtwendung in ihrer Chartbewegung machen Cascada, die mit Evacuate The Dancefloor noch einmal von der 24 auf die 19 steigen können. Der Track ist alles andere als neu, aber der bei weitem erfolgreichste Titel des Projektes. Drei Wochen stand er auf Position 5 in der media control Liste. Das gleichnamige Album brachte es bis Platz 21 in den Album-Charts (für einen reinen Dance-Act nicht mal schlecht). Und gerade flatterte die Meldung herein, dass Cascada auch für die „1LIVE Krone“ nominiert wurden. – In zwei Wochen können wir dann den Start der neuen Single Fever begutachten. Ich kann schon mal vorweg nehmen: so infektiös wie Evacuate The Dancefloor ist das neue Werk bei weitem nicht. Zu viel von allem wurde da verramscht … aber dazu in zwei Wochen sicher mehr. In der Zwischenzeit also holt der ultimative Glücksgriff in Sachen Produktion Evacuate The Dancefloor nochmal ein paar Punkte.

So weit die mehr oder weniger auffälligen Chartbewegungen. Und was gab es erfolgreiches Neues in den CD-Regalen? Mark Medlock und Livingston hab ich schon erwähnt. Etwas weniger umsatzträchtig startet auch DJ Ötzi in die nächste Aprés Ski- und Karneval-Saison. Für dieses mal hat er sich den Mitgröler Sweet Caroline auserkoren und neu eingespielt. Der Titel ist schon seit einer Weile mit dem Nr.1-Album Hotel Engel in Umlauf. Im Original stammt er von niemandem Geringeren als Neil Diamond, der ihn ursprünglich 1969 geschrieben hatte. In den USA und in Großbritannien landete er damit dann auch einen Hit in den jeweiligen Top 10. In Deutschland war der Erfolg dagegen eher bescheiden: Platz 37 im Mai 1971. Trotz dieser mageren kommerziellen Ausbeute, gehört der Titel zu den Klassikern. Im englischsprachigen Raum wurde er von zahlreichen Teams als Hymne bzw. Einlauftitel benutzt. Zahlreiche Künstlern lieferten Neuinterpretationen, DJ Ötzi ist allerdings der erste, welcher dem Titel in Deutschland wieder zu Chartehren verhilft und gleich mal den Erfolg von vor 38 Jahren wiederholt: Sweet Caroline steigt ein auf Platz 37.

Einen Charteintritt ohne CD-Veröffentlichung legen die Pussycat Dolls mit Hush Hush, Hush Hush hin. Es gibt nicht einmal einen Release-Termin als eSingle, lediglich als Albumtrack ist Hush Hush, Hush Hush erhältlich. In Großbritannien, wo die Pussycat Dolls als Superstars durchgehen, gibt es den Titel als CD-version bereits seit 12. August. Allerdings war der Erfolg mit Platz 17 nicht so überzeugend. In Deutschland war bereits die vorhergehende Single Jai Ho! (You Are My destiny) mit Platz 29 nur ein mäßiger Erfolg. Vielleicht auch dieses Ergebnis ein Grund, auf weitere Auskopplungen aus dem Album Doll Domination zu verzichten? Was aber hat nun eigentlich die plötzliche Nachfrage ausgelöst? Die Ankündigung, dass die Pussycat Dolls für die nächste Zeit in eine Pause gehen?

Wirklich aufregende Neuveröffentlichungen sind im Moment eher rar, und vieles von dem, was da schnell ganz nach oben schießt ist dann auch schnell wieder draußen. Das heißt unter anderem aber auch, dass es da ein paar Titel gibt, die sich lange lange Zeit in der Gunst der KäuferInnen halten können. Das Titel ein komplettes Jahr lang ununterbrochen notiert sind wird fast schon zur Normalität. Neuester Anwärter auf diese Leistung ist Peter Fox. Sein Haus am See wird in dieser Woche zum 50. mal hintereinander notiert. Es klettert noch einmal von der 52 auf die 50 und etabliert sich nun wirklich fest in der All-Time-Auswertung der am längsten ununterbrochen notierten Titel. Der letzte Track, der es bis in diese Höhen geschafft hat, war Infinity 2008 vom Guru Josh Project mit 51 Wochen (in dieser Woche von der 69 auf die 74 fallend). Peter Fox wird dieses Ergebnis mit Sicherheit überbieten. Um wieviel, das werden wir in Kürze wissen.

Und damit wären wir in der unteren Hälfte der Charts abgekommen, wo sich noch einige CD-Neuveröffentlichungen vom 25. September platzieren können. Aus seinem Best of-Album Volume (immerhin im Sommer Platz 18 in den Albumcharts) schickt der Berliner DJ Paul van Dyk eine weitere Single ins Rennen. Home ist eine Zusammenarbeit mit Johnny McDaid. Bereits 2003 hatten die beiden einen gemeinsamen Hit namens Time Of Our Lives. Damals war der Sänger allerdings noch mit seiner Band Vega4 unterwegs, weshalb sein Name nun erstmals als offizieller Solo-Act in die Chartbücher eingeht. Time Of Our Lives brachte es 2003 bis zu einem ansehnlichen Platz 14. Mit Home reicht es jetzt allerdings nur noch für Platz 54, das schlechteste Ergebnis für einen Titel von Paul van Dyk in den deutschen Charts. Eventuell ist der van Dyk-Sound nun doch nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit und zu seicht und beiläufig.

Höhe der Zeit, das ist auch das Stichwort für die Single von Bully & Sasha. Zum einen kommt die CD Father And Son mit einiger Verspätung. Der Film Wickie und die starken Männer bereits seit 9. September sehr erfolgreich in den deutschen Kinos, wieso hat man mit der Veröffentlichung des Titels mehr als zwei Wochen gewartet? Und dann ist Father And Son ein waschechter Rockabilly / Rock’n’Roll-Titel. Irgendwie scheint das ja grad eine Mode zu sein, ich denke da nur an The Baseballs (mit Hot N Cold in dieser Woche von der 68 auf die 76 rutschend). Für Sasha ist dieses Genre natürlich nicht ganz so neu. Als Dick Brave and The Backbeats tourte er zwischen 2002 und 2006 durch das Land und konnte mit Take Good Care Of My Baby 2004 sogar einen mittleren Hit landen. – Diese Zeiten sind allerdings gründlich vorbei. Und ich frage mich ohnehin, was mit Sasha und seinen Fans eigentlich passiert ist. Vor zwei Wochen viel On The Run mit Platz 82 grandios durch, obwohl es als Titelmelodie zu „ran“ auf sat.1 Supermedienpräsenz besitzt. Und nun geht Father And Son lediglich auf Platz 64 in die Liste. Zweimal in Folge verpasst Sasha also die obere Hälfte der Charts. Das hat es bisher noch nie gegeben. Kann Sasha nur hoffen, dass die nächste Single – ein Duett mit Maria Mena besser abschneidet.

Das gleiche wird sich vielleicht die Duettpartnerin aus Norwegen auch denken. Nachdem vor ziemlich genau einem Jahr mit All This Time (Pick-Me-Up Song das letzte mal ein Titel neu von Maria Mena in die Charts eintrat, schafft es nun ihre dritte Auskopplung aus dem Cause And Effect-Album doch noch, so etwas wie ein Hit zu werden. Allerdings nur ein ganz ganz kleiner. Es handelt sich dabei um I Was Made For Lovin’ You, ein sehr gefühlvolles und zärtliches Cover des KISS-Klassikers. Diese Version ist allein deshalb schon großartig und bemerkenswert, weil es vom Original so fast gar nichts mehr hat und trotzdem sehr sehr gut funktioniert. Leider reicht das aber nicht, um den Titel richtig groß zu machen (zumindest was den kommerziellen Erfolg angeht). Platz 91 nach Veröffentlichung ist einigermaßen verschenkt. Schade. – Das Original war übrigens gerade in diesem Jahr letztmalig platziert. Genau am 5. Juni stand es auf Platz 98.

Zufrieden kann dagegen Linkin Park-Sänger Chester Bennington im Moment sein. Seine Band punktet mit New Divide in dieser Woche (die 15.) nochmal ganz gut und steigt von 42 auf die 39. Zudem startet auch sein Nebenprojekt Dead By Sunrise mit der Debüt-Single Crawl back In in den Verkauf und kann sich auf der Position 70 breit machen. Gerade erscheint das dazugehörige Album Out Of Ashes. Was soll da noch schief gehen? Stilistisch sind die Unterschiede zwischen den beiden Projekten nicht so arg groß. Dead By Sunrise sind vielleicht ein klein wenig rauer und dreckiger. Die Stimme von Chester Bennington ist aber auch hier deutlich prägend.

Back to the dancefloor. Die dänische Sängerin Ida Corr steht mit I Want You bereit. Nachdem Ride My Tempo im Mai mit Platz 54 knapp die obere Hälfte der Charts verpasst hat, sieht es bei I Want You wesentlich klarer aus. Platz 72 bedeutet, hier kaufen wirklich nur noch Fans. Ist ein schöner Track, aber wohl doch den Vorgängern zu ähnlich. Ich nehme an, wenn sich Ida Corr nicht grundsätzlich neu erfindet, dann war es das schon so ziemlich von ihr.

Mit ordentlich Wiedererkennungseffekt kommt auch die neue Single von Basshunter daher. Every Morning klingt so wie davor I Miss You und davor All I Ever Wanted und davor Now That You’re Gone und davor Boten Anna. Mit den Platzierungen ging es dementsprechend auch immer weiter nach unten. Every Morning startet nur noch auf der 77. Und das Cover zur CD … das ist gleich mal ganz dämlich. An dieser Stelle kann ich nur sagen: siehe die Empfehlung zu Ida Corr.

Fast schon ein Superstar in seiner Heimat Großbritannien ist Dizzee Rascal. Drei Nr.1-Hits in Folge hat er dort innerhalb der letzten 14 Monate gelandet. Und grade startet dort sein neuester Streich Dirtee Cash. So richtig will das Ganze aber noch nicht auf den Kontinent rüberschwappen. Dizzee Rascal ist hier fast noch ein Geheimtipp. Seine Kolaboration mit Calvin Harris und Chrome namens Dance Wiv Me landete im März mit einem Jahr Verspätung auf der 48. Im Juli ging dann Bonkers zusammen mit Armand van Helden auf die 58 und nun steht Holiday an. Wieder ist es eine Colaboration mit Chrome, und wieder hat Calvin Harris produziert. Alles in allem Popmusik auf sehr zeitgemäßem Niveau, nur leider: weder Durchschnittskäufer noch Plattenlabel sind in Deutschland sehr an Innovation interessiert. Das meiste was sich hier verkauft ist eher konventionell bis konservativ. Also bringt es auch das Nonplusultra aus dem Königreich lediglich bis zu Platz 78 hierzulande. Da fehlt wieder mal eine mutige Casting- oder Modellshow, die den Titel einfach so einsetzt als Background, damit das Volk die Coolness des Sounds erkennt.

Der einzige (aber sehr winzige) Trost ist, dass Dizzee Rascal immerhin minimal besser abschneidet als der Super RTL-Kindergarten-Zirkus Cherona. Die Casting-Plastik-Band stellt mittlerweile auch schon ihren dritten Titel vor. Diesmal heißt er Dragonfly. Natürlich ist auch das wieder Gebrauchspopmusik zum wegwerfen. Schon in zwei Wochen wissen wir nichts mehr von dem Titel. Sony Music wird es aber wieder ein paar Euro mehr eingebracht haben. Schön ist es zu sehen, dass für das Projekt bei Single Nr.3 aber nur noch Platz 78 drin ist. Sind sie sicher auch bald weg vom Fenster. Hoffentlich machen die Band-Members danach irgendwas Sinnvolles.

Teenie-Musik, allerdings der wesentlich seriöseren Art, machen die Jonas Brothers. Erfunden und vermarktet vom Disney-Konzern, bringen die drei Jungs sämtliche Mädchen zwischen 11 und 14 völlig durcheinander. Und nachdem sie dann bei der ersten Las vegas-Workshop-Folge der Popstars auch ganz gut medial präsentiert wurden, konnte ja mit der Single Fly With Me gar nichts mehr schief gehen. Dachten sich die Marketing-Verantwortlichen. Aber, ach … Fly With Me bringt es nur auf die 89. Das ist mager. Gut, dass es in ihrer Heimat, den USA, wesentlich besser läuft. Sonst würden sie mit Sicherheit demnächst aufgelöst werden.

Apropos Popstars: auch in dieser Woche gibt es wieder einige Titel, die von der Präsenz in der Pro7-Castingshow profitieren. Da wären zum Beispiel: P!nk mit Funhouse, das noch einmal 4 Plätze gut machen kann und auf der 27 landet, nachdem Agi, Dagmara, Sandra und Julia den Titel sangen. Halo von Beyoncé, dass nach der Performance durch Valentina, Pauline und Vanessa von der 45 auf die 32 steigt. Und sogar The Killers schaffen in ihrer 36. Woche noch einmal sich auf Platz 92 durchzusetzen (letzte Woche 94), nachdem Aytug, Maik, Danny, Harry, Leo und Daniel mit ihrer Performance von Human in der Show aufwarteten. Richtig großartig ist allerdings, dass sogar T.I. (feat. Justin Timberlake) mit ihrem Top 10-Hit Dead And Gone nochmal eine Rückkehr auf Platz 99 schaffen, nachdem sie vor drei Wochen ja bereits hätten notiert werden können. Aber da war der Titel nicht mehr genug im kollektiven Bewusstsein gespeichert. Nun ist er zurück, wenigstens für eine Woche … dank Burim, Andy, Nik, Damien und Marc.

Und damit sind wir nun auch bei den sonstigen Rückkehrern angekommen. In dieser Woche sind’s dann gar nicht so viele. Mit der Veröffentlichung seines neuen Albums Stark steigt auch die Nachfrage nach Howard Carpendales Single Noch immer mittendrin. Ein durchaus seltsamer Effekt … vermutlich wird für den Longplayer eine Menge Werbung gemacht, aber es gibt doch genug Unentschlossene, die erstmal nur ein kleines Häppchen wollen. Und damit geht Noch immer mitten drin nach Platz 71 vor zwei Wochen nun noch einmal auf Platz 97 in die Auswertung.

Und ganz am Ende der deutschen Charts kehrt ein Ex-Nr.1-Hit zurück: James Morrison featuring Nelly Furtado standen mit Broken Strings den kompletten Februar und noch ein klein wenig drüber an der Spitze. Vor drei Monaten war es dann nach 24 notierten Wochen erstmal vorbei, denn da reichten die Verkäufe nur noch für eine Platzierung unterhalb der Position 50. Jetzt ist die Zwangspause vorbei, Broken Strings kehrt noch einmal zurück, wie gesagt auf der Position 100. Und wir können ein leises Ciao flüstern.

09. Oktober 2009: Am Ende doch noch Nr.1 – David Guetta

Wow – wir haben eine neue Nr.1. Schon wieder. Und was für eine! Nach insgesamt drei Wochen an zweiter Position und in der nunmehr neunten notierten Woche in den Charts drängeln sich David Guetta feat. Akon schließlich doch noch an die Spitze. Die beiden profitieren davon, dass den Freunden der Pornographie RAMMS+EIN schon nach einer Woche die Puste ausgeht und sie sich auf die Position 5 verabschieden. (Größter Absturz von der Pole-Position in diesem Jahr.) So heißt also die neue Nr.1 nach Pussy nun Sexy Bitch. Auf den ersten Blick hat sich nicht wirklich viel geändert, inhaltlich meine ich. Aber bei David Guetta & Akon geht es doch noch wesentlich mehr um das Vorvorvorspiel. Da wird fleißig sinniert, wie man diese unglaublich tolle Frau am besten überhaupt erstmal anspricht, wenn einem sozusagen die Worte fehlen. Vielleicht „Sexy Bitch“? – Nun, wie auch immer sich Mann entscheidet …ich hätte nicht gedacht, dass es dieser Dance-Track bis ganz an die Spitze schafft. Aber ich finde diese Platzierung sehr sehr verdient. Das, was David Guetta und Akon abgeliefert haben steht ohne Zweifel für den momentanen Status Quo in Sachen Clubsound.

Für den französischen DJ David Guetta ist Sexy Bitch die erste Nr.1 in Deutschland. Etwas, das ihm in seiner Heimat bislang verwehrt blieb. Knapp 3 Jahre hat er seit seinem ersten Auftauchen in den Charts gebraucht, um sich ganz oben etablieren zu können. Dafür tut er dies in diesem Jahr äußerst erfolgreich. Er ist derzeit der einzige Franzose der nennenswerte Erfolge in Deutschland feiern kann. Zwei Hits mit Überfliegercharakter: When Love Takes Over mit einer Platztierung auf der 2 und jetzt Sexy Bitch. In diesem Jahr gab es (bis jetzt) aus Frankreich lediglich den Space Cowboy, der an der Seite von Cinema Bizarre bis zur 32 kam. Und dann waren da noch Bob Sinclar mit dem Lala Song (Platz 55) und Discobitch, die es auch nur bis zur 61 brachten. Bob Sinclar war übrigens auch der letzte französische Künstler, der es in Deutschland bis an die Spitze schaffte. 2006 zur Fußball-WM war sein Love Generation der meistverkaufte Titel des Jahres in Deutschland und stand insgesamt fünf Wochen auf Position 1 der media control-Charts.

Für Akon ist die Position 1 dagegen nicht neu. Von Mai bis Juli2005 konnte sich sein Lonely für 8 Wochen als beliebtester Song durchsetzen. Champagner gibt es jetzt trotzdem.

Auch auf Platz Nr.2 ist ein Titel, der sich wacker nach oben schiebt. Lady Gaga kann mit Paprazzi noch einmal ordentlich Gas geben und von der 4 zwei Plätze nach oben steigen. Und so wie sich das anlässt, wird der Titel wohl auch noch ein Dauerbrenner, denn derzeit ist er ja wieder mal aus allen Würstchenbuden und Kaufhäusern zu hören.

Platz 3 geht wie in der letzten Woche an Marit Larsen mit If A Song Could Get Me You. Da gibt es nichts Neues zu sagen.

Der umsatzstärkste CD-Start in dieser Woche geht auf das Konto von Proleten-Protz Mark Medlock (und Dieter Bohlen. Und was soll ich sagen? Baby Blue klingt wie Summamacita Love … irgendwie. Es ist die Vorab-Veröffentlichung zur gerade erscheinenden Re-Edition seines letzten Albums Club Tropicana. Auch so etwas, das kein Mensch wirklich braucht. Das Video zu Baby Blue ist einfallslos dämlich: Mark Medlock auf einer Yacht in der Bucht von Rio de Janeiro. Blablabla … da will also der/die Durchschnittsdeutsche hin. Dementsprechend säuselt dann ja auch die Ansage des Flugkapitäns durch den Song. Hier geht’s also um Urlaubsmusik, mit der man sich Mallorca schon mal als Südamerika schön träumen kann. Hmm … mich wundert’s nur, dass das immer wieder funktioniert.

Baby Blue ist der sechste Top 5-Hit in Folge für den ehemaligen Superstar. Mit dieser Bilanz ist Mark Medlock auch der einzige wirklich dauerhaft erfolgreiche Gewinner der Casting-Show. Vielleicht auch, weil er der einzige ist, der sich nicht zu dämlich ist, die immer gleichen Titel aus der Feder des Herrn Bohlen zu singen. Funktioniert irgendwie doch, wenn man dem „Master“ vertraut. – Platz 4 für Baby Blue ist (kritisch angeschaut) nicht arg berauschend. Für den Sommer-Sunnyboy ist das zusammen mit Unbelievable die schlechteste Platzierung unter seinen Singles. Und ob da für Baby Bluenoch was kommt … ich wär’ mir da nicht allzu sicher, die Urlaubszeit ist ja auch schon vorüber.

Und noch einen mehr oder weniger erfolgreichen CD-Start gab es in der Woche ab dem 25. September. Die britische Band Livingston legt nach einiger Zeit Existenz nun endlich ihr Debüt-Album auf einem Major-Label vor: Sign Language . Zum Vorgeschmack gibt es Broken als Single. Der gefühlvolle Rocksong schafft es auf Anhieb zu Platz 25 in den deutschen Charts.

Casting-Shows, Neues und Klassiker

Die Vorzeige-Jungs aus Deutschland haben in der Woche zwischen 18. und 24. September ordentlich eingeschlagen. Rammstein mit ihrem großen Traum, endlich mal einen Porno drehen zu dürfen, und Tokio Hotel mit dem Comeback. Beide stehen in den Top 10 der media control-Charts. Das Nachsehen hatte in dieser Woche eine Dame, die schon wesentlich länger im Geschäft ist und in mehr als 25 Jahren bereits einige Wandlungen durchgemacht hat: NENA. Ihre erste Nr.1 hatte sie mit 99 Luftballons 1983, ganz zu Beginn ihrer Karriere. 2005 folgte ein weiteres Mal der Sturm an die Spitze der Charts mit Liebe ist, damit auch ein Rekord, nämlich über eine Spanne von genau 22 Jahren an der Spitze der deutschen Charts zu stehen. Diese Höhenflüge sind allerdings auch schon wieder einige Zeit Geschichte. Auch mit der neuen Single Wir sind wahr gelingt ihr nicht der Anschluss. Platz 28 in der ersten Woche nach Veröffentlichung der Single, das ist zwar die höchste Platzierung seit August 2007, aber eben … Top 10 und Höheres sind weit entfernt. Wahrscheinlich ist der Song zu zahm-kuschelig. Nicht, dass er in dieser Sanftheit nicht auch überzeugen könnte, aber etwas Markantes fehlt, etwas, dass mich aufhorchen lassen würde. Für das kommende Album Made in Germany sind auch Elektro-Pop-Stücke versprochen. Vielleicht trifft das mehr den Nerv der Zeit. Immerhin Wir sind wahr ist bereits der 35. Titel in den deutschen Charts. Überrundet hat Nena damit eine andere deutsche Künstlerin, nämlich Conny Froboess, die zu ihrer Zeit insgesamt mit 34 Titeln in der Liste aufwarten konnte.

Genau einen Chart-Titel mehr als Nena, nämlich genau ab dieser Woche mit 36 können Die Toten Hosen aufwarten. Ertrinken ist bereits die vierte Auskopplung aus dem Album In aller Stille und alle vier Singles waren mindestens für eine Woche im Jahr 2009 notiert. Nach dem wirklich großartigen Auflösen, welches im Juni leider nur bis zur 38 kam, geht es mit Ertrinken wieder etwas mehr zur Sache. Und ich muss sagen, irgendwie find ich die Hosen besser und besser … das, obwohl ich gar kein Fan von Gitarren bin. Vielleicht ist es auch die Kombination von lyrischem Piano plus fragend-(ver-)zweifelnden Lyrics mit härteren Gitarrenriffs, die mich fasziniert. Es reicht für Ertrinken in der Woche nach Erscheinen der CD zu einem Platz 32 in den Verkaufscharts.

Rockig geht’s auch bei Bela B zur Sache. Der Schlagzeuger von Die Ärzte stellt gerade mit Code B sein zweites Solo-Album vor. Erste Single zum Appetit-anregen ist Altes Arschloch Liebe. Irgendwie ist aber die Euphorie noch nicht so ganz groß. Platz 41 in der ersten Woche nach Erscheinen der Single … da hätte ich jetzt irgendwie mehr vermutet. 2006 ging es ja direkt mit Top 20-Platzierungen los. Und auch Bandkollege Farin Urlaub samt Racing Team konnte im letzten Herbst und Winter etwas besser abschneiden. Ich weiß noch nicht genau, woran das liegt. Eventuell sind es nun nur noch die Ultra-Hardcore-Fans, die sich auf die CDs stürzen. Oder die Titel sind einfach allesamt schon irgendwo online durchgesickert und ob man das Ding nun auf CD hat oder nicht, das spielt dann keine Rolle mehr. Wer weiß …

Als Digitaltitel ist es schon eine Weile zu haben. Auch die Ankündigung, dass Hot N Cold die nächste Single sein wird, ist schon eine Weile alt. Seit dem 18. September gibt es nun den Silberling von The Baseballs. Und klar, hier handelt es sich um ein Cover des Nr.1-Hits von Katy Perry. Zum Jahreswechsel stand der Titel acht Wochen lang auf der Nr.1. Hier kommt also die erste Rock’n’Roll-Variante des Hits und ich muss sagen: geil! Doch, das gefällt mir ganz gut. Beim Vorgänger Umbrella hab ich ja noch nicht so richtig gewusst, warum man denn nun alles auf Hillybilly machen muss. Und irgendwie war’s mir insgesamt zu gewollt. Aber bei Hot N Cold hab ich das Gefühl: das funktioniert wie ganz von selbst. Vielleicht hat der Titel einfach auch mehr Rock’n’Roll in sich. – Als richtiger Hit geht die Single aber leider nicht durch. Das Album der Baseballs konnte sich ja bis zu Top 10-Ehren verkaufen. Bei den Einzelauskopplungen will das irgendwie nicht klappen. Platz 68 finde ich für die Variante von Hot N Cold wirklich verschenkt. Wahrscheinlich müssen die Jungs einfach nochmal bei ”Popstars” als Vocal-Coaches ran, um den Verkauf anzuheizen. Bei Umbrella hat’s jedenfalls vor einem Monat ganz gut funktioniert.

Das Original von Hot N Cold geht übrigens in just dieser Woche nach der dreimonatigen Sperrfrist wieder rein auf Platz 80. Da freut sich Katy Perry also über eine 33. Woche für diesen Titel.

Aber wo wir schon mal bei der Pro7-Castingshow sind. Diese bewegte die deutschen MusikkäuferInnen in der Woche ab dem 18. September doch ordentlich. Schon in der letzten Woche zeichnete es sich ab, nun ist es Realität: Leona Lewis profitiert außerordentlich davon, dass Run, welches durch sie hierzulande mehr oder weniger bekannt gemacht wurde, als eines der Stücke ausgewählt wurde, mit welchem die Bewerberinnen sich für ihren Workshop in Las Vegas qualifizieren sollten. Der Titel stammt im Original von Snow Patrol und wurde 2004 als zweite Single aus ihrem Album Final Straw ausgekoppelt. In Großbritannien erreichten sie damit erstmals die Top 5. In Deutschland brauchte es erst die Medienpräsenz durch Castingkandidatinnen. Aber nun steht der Titel tatsächlich das erste Mal mit Platz 92 in den deutschen Charts. Die weichgespülte Version von Leona Lewis dagegen schaffte es bereits durch Online-Verkäufe am Abend direkt nach der Show auf Platz 68 der media control-Charts. Tags darauf, am 18. September, und vielleicht auch noch übers Wochenende gab es weitere Downloads und Run klettert mehr als 30 Plätze auf die 36, höchste Platzierung seit März diesen Jahres und insgesamt die 19. Woche in den Charts.

Und nochmal Casting … allerdings im Internet. Da gibt es diese Plattform namens YoumeU.com, auf der im letzten Herbst ein Talentcasting stattfand und als Belohnung lockte ein Plattenvertrag. Wie immer bei solchen nachgemachten TV-Formaten im Internet , so war auch dieses Ding eher peinlich. Aber … die Gewinnerin hatte ihren Vertrag schon vor der Finalshow im Kasten. CLARA aus Lahnstein, 16 Jahre und auf Promo-Fotos zurecht gemacht wie eine alternde Disco-Diva. Hmmm … Ganz schwierige Sache. Im Mai erschien dann ihre erste Single Same Blue Sky auf CD (obwohl es eigentlich Guilty Pleasure sein sollte, was sie schon in der Casting-Show zum Besten gegeben hatte). Passiert ist da nichts. Nun folgt der „Siegertitel“ Guilty Pleasure mit Werbung auf Pro7 und jetzt klappt auch der Charteinstand auf Platz 77. Beim ersten Mal Hören ist Guilty Pleasure sogar halbwegs in Ordnung, aber dann … irgendwie doch zu gagaesk und britney-like wie alles. Vielleicht ist es aaber uch der superdämliche zweite Titel Never Again auf der Single, der mir das kalte Grausen über den Rücken jagt. In den Internetforen wird jedenfalls ziemlich heftig über die arme 16jährige abgelästert. Es wär vielleicht ganz gut, wenn eben nicht jeder Teenager zum „Superstar“ werden könnte.

Weitere neue CDs: zum Beispiel Daniel Merriweather, der zumindest im deutschsprachigen Raum mit der zweiten Veröffentlichung unter seinem eigenen Namen aufwartet. Allerdings, anders als in Großbritannien, wird hier Impossible ausgekoppelt. Ein melancholisch-sentimentales Lied, welches auch in einem schönen, klassisch instrumentierten Remix zu haben ist. Warum allerdings die Wahl der Plattenfirma auf Impossible fiel, welches in Großbritannien (sozusagen dem Leitmarkt) mit Platz 67 eher floppte, das begreife ich nicht. Immerhin stand Daniel Merriweather dort im Mai/Juni mit Red in den Top 5. Und dieser Titel, sein größter Hit, ist bei uns noch gar nicht separat erschienen. Was ist da eigentlich los? Welche Strategie verbirgt sich dahinter? Ist Red zu britisch (was immer das heißen mag)? – Hoffen wir, dass früher oder später Red auch hier zu haben sein wird, oder noch besser: geht zu den Digitalshops eurer Wahl und ladet euch das Teil auf euren Player. Impossible könnt ihr ja gern parallel dazu erwerben. In dieser Woche steht es in Deutschland als Neuzugang auf Platz 39. Recht weit entfernt vom Erfolg des Vorgängers Change (Platz 13 im Juni).

Auch neu die zweite Single aus dem Erfolgs-Album von Placebo Battle For The Sun. Im Juni landete dies bei Erscheinen auf Platz 1 der deutschen Albumcharts und stieg sogar in den USA bis auf Platz 51. Damit lässt es sich auch als das international erfolgreichste Werk der Band bezeichnen. Zumindest für den deutschsprachigen Raum lässt sich Gleiches auch für die Single For What It’s Worth behaupten. Bis auf Platz 34 ging es mit der Single. Die zweite Auskopplung nun heißt Ashtray Heart, ist insgesamt ziemlich rockig und laut, schafft es aber nur noch bis zum Platz 66. Etwas für Fans und Liebhaber.

Der Herbst ist offensichtlich eher die Zeit für handgemachtere Sachen: Rock, Folk, Rock’n’Roll, durchaus auch ein wenig Schmusepop … das darf es alles sein. Dance- und Club-Produktionen sieht man dagegen grad weniger unter den Neuveröffentlichungen. Klar, die großen Hits des Sommers beherrschen noch alle Discos, und eigentlich hat man sowieso gar keine rechte Zeit für Party … Einer der wenigen neuen Clubtracks kommt von Mousse T. & Suzie. Reduziert, elektroid geht es bei All Nite Long (D.I.S.C.O.) zur Sache. Das scheint mir eine ziemlich straighte Fortsetzung von dem fast zu Tode gerittenen Schrammelsound der letzten Monate zu sein. Und es ist mal keine Coverversion. – Mousse T. ist auch dem Normal-Pophörer kein Unbekannter mehr. 2002 landete er mit einem Remix für die No Angels einen waschechten Hit. Let’s Go To Bed platzierte sich auf der 12 in Deutschland. Zuletzt tauchte er in den Charts vor etwa dreieinhalb Jahren auf. Gemeinsam mit den Dandy Warholes schickte er Horny As A Dandy direkt auf Platz 40.

Mit dem neuen Werk All Nite Long (D.I.S.C.O.) beginnt vermutlich eine neue langfristige Zusammenarbeit zwischen Mousse T. & Suzie Furlonger. Für Frühjahr 2010 ist ein neues Album angekündigt und die Gerüchteküche munkelt, dass Suzie bei allen Tracks als Vokalistin fungiert. Der eine oder andere Insider kann eventuell sogar was mit dem Namen anfangen. Suzie Furlonger gehörte zwischen 2002 und 2005 zum Girl-Quartett The 411, die es zu drei Hits in Deutschland brachten. Bestplatziert schnitt Dumb ab, welches 2004 bis zur 22 kam. Im vergangenen Herbst geriet Suzie Furlonger in die enplischsprachige Klatschpresse, als sie bei X Factor teilnahm und als 6.platzierte ausschied. Und noch ein wenig Gossip: Suzie Furlonger teilt uns auf ihrer Homepage sogar ihre sportlichen Erfolge mit. Offensichtlich kann sie nicht nur singen und tanzen sondern auch Springen … Wow! – All Nite Long (D.I.S.C.O.) springt derweil auf die 71.

Und auch in der Sparte HipHop/Rap gibt es in dieser Woche Neuigkeiten. Die Berliner Crew K.I.Z zeigt mal, wie es auch geht. Bereits im Juli erschien ihr Album Sexismus gegen Rechts. Dieses hat sich auch ganz gut verkauft, Platz 7 in den Albumcharts. Zwei Titel daraus Straße und Eintritt wurden als e-Single veröffentlicht. Natürlich merkt das im Mainstream keiner. Für Das System (Die kleinen Dinge) rang sich das Label nun doch zu einer CD-Pressung durch. immerhin ist ja der prominente Co-Star niemand Geringeres als Sido. Tja, und die Runde macht ihre Sache ganz gut. Es geht um Sex und Größenwahn, um Mackertum und Egozentrismus. Lustig wird das Ganze dadurch, dass es alles umgekehrt erzählt und dann sogar mit funky Sounds untermalt. Super! Da können sich nicht nur sämtliche Deutschrapper, sondern auch Möchtegern-Bösewichter wie Rammstein noch ordentlich was abgucken. Tja leider, K.I.Z sind mal wieder die Guten im Business … kaufen wollen das dann aber leider nicht so viele. Platz 89 – das ist echt arg. Schade, dass die Szene so wenig Humor besitzt. Was ist eigentlich los mit euch?

Das waren dann die neuen Silberlinge für die es eher leicht ist, sich in den media control-Charts zu platzieren. Hin und wieder schaffen es aber auch reine Digitalveröffentlichungen rein, und das ist dann alles in allem wesentlich interessanter als die regulär lancierten Veröffentlichungen. Zum Beispiel gehört zu diesen Digital-KünstlerInnen des neuen Zeitalters die Australierin Lisa Mitchell. Wie es sich für solch einen Medienstar gehört, hat sie in ihrer Heimat bereits Schlagzeilen geschrieben, indem sie 2007 mit ihrer ersten EP die iTunes-Charts anführte. Vorher gab es bereits zahlreich besuchte mySpace-Konzerte … tja, und so ließ die industrielle Vermarktung nicht lang auf sich warten. Allerdings setzte man auch in Europa auf die Kraft des Digitalen, nicht unbedingt mit dem gleichen Erfolg. Neopolitan Dreams erschien nämlich schon vor gut einem Jahr als Download-Single. Effekt = 0. Platz 156 im Vereinigten Königreich. Da muss also erstmal eine erfolgreiche, sprich oft geschaltete Werbung her. Für Lisa Mitchell hieß die Company zum Erfolg „Telekom“. In ihrer neuesten Image-Kampagne „Millionen fangen an“ ist auch das Klingklang-Glöckchen-Lalala-Liedchen zu hören. Und prompt steigt die Nachfrage. In den iTunes-Charts Germany trieb sich das Lied auch schon in den Top 10 herum und mittlerweile reichen offensichtlich die Downloads auch für eine Platzierung in den offiziellen Song/Single-Charts. Platz 70 steht in dieser Woche zu Buche. Ich denke, da wird noch einiges passieren, zumal der Titel sehr gut in das gerade gängige und erfolgreiche junges-unschuldiges-Mädchen-singt-naiv-melancholische-Liedchen-über-ihr-Leben-Klischee passt. Für mich ja fast schon ein wenig zu unbedarft, dann doch lieber den Remix von DJ Leonel. Ach ja … Neopolitan Dreams wurde nicht nur bei der Telekom eingesetzt, wie tvsongs.de rausbekommen hat, war das Lied auch schon mal für das Waschmittel Sunil im Einsatz. Da wird’s ja Zeit, dass es ein Hit wird. – Und noch ein ach ja: Das Album Wonder steht für den 23. Oktober auf dem Veröffentlichungsplan, dann sogar richtig als CD.

Aus dem gleichen Genre und deshalb im Sound auch sehr ähnlich ist Ingrid Michaelson. Am 18. September erschien in Deutschland ihr viertes Album Everybody. Der Opener des Albums ist Maybe, seltsamerweise als e-Single-Release vorgesehen für den 25. September, also eine Woche später. Für die meisten Fans ist diese Taktik ebenso unverständlich wie für mich. Sie warten nicht länger und kaufen Maybe als Einzeltrack aus dem Album. Und das in solchen Mengen, dass es sich auf Platz 97 etablieren kann. Ich bin jetzt gespannt, was in der kommenden Woche passiert, wenn die Verkäufe der regulären e-Single dazu kommen.

Wie immer zum Ende unseres Pop-Rundumschlags entlang der media control-Hitliste kommt auch hier wieder die Rubrik ”Moderne Klassiker”. Gemeint sind Titel, die mal wieder in die Charts reinrutschen, ob nun für kurz oder lang, das sei dahin gestellt. Der erste dieser Klassiker setzt allerdings momentan zum Rekordversuch an. Zum achten mal steigen sie nämlich wieder in die Liste ein The Disco Boys feat. Manfred Mann’s Earth Band und ihr Remake von For You. Allererstmals stieg der Titel am 11. Februar 2005 ein, Platz 41 war das Ergebnis. Dann gab es 2007 einen Re-release, der zu einem Platz 17 führte. Ein paar mal ging es noch rein und raus, dann erkor Borussia Dortmund den Titel zum Einlauflied und in dieser Woche steht For You zum 80. mal in der Liste. Damit hat der Titel so viele Wochen gesammelt wie der Weihnachtsdauerbrenner Last Christmas von Wham! und das bedeutet Platz 3 der ewigen Auswertung. Bereits nächste Woche ist Rang 2 fällig. Dort steht nämlich mit 81 Wochen Wolfgang Petry mit Die längste Single der Welt. Und der ultimativ wirklich am allerlängsten notierte Titel? Das ist – momentan noch unerreichbar mit 94 Wochen – Ein Stern (der deinen Namen trägt) von DJ Ötzi & Nik P..

Ein ganz junger Klassiker, und auch noch gar nicht so lange dabei, ist Forever von Chris Brown. Das bislang letzte musikalische Lebenszeichen erschien vor ziemlich genau einem Jahr und feierte sein Chartdebüt damals auf Position 20. Nach den standardmäßigen neun Wochen verschwand der Titel aus der Liste bis er Anfang August dank eines skurrilen Hochzeitsvideos auf youtube zu neuem Leben erwachte. Sechs Wochen in den Charts und Platz 58 als Höchstplatzierung. Nun, nach zwei Wochen jenseits der Position 100 reicht es doch noch einmal für eine Notierung. Platz 93 in der 16. Chartwoche.

Ebenfalls zwei Wochen Pause hatten The Killers. In dieser Woche mussten aber so viele Titel die Liste verlassen, dass es für Human wieder reicht einen Platz zu ergattern. In dieser Woche, der 35. gezählten für Human, ist es Rang 94.

Natürlich muss zu den Evergreens in dieser Auswertung auch etwas volkstümlich-schlagerhaftes gehören, denn am 19. September startete das diesjährige Oktoberfest in seinen zweiwöchigen Ausnahmezustand. Zu den Hits zwischen Maß und Dirndl gehört in diesem Jahr natürlich auch Olaf Henning mit Cowboy und Indianer. Demzufolge steigt der Gassenhauer in dieser Woche zum 10. mal in die deutschen Charts und kann mit Platz 98 eine 42. Woche seiner Bilanz hinzufügen.

Zu den Wiesnhits gehört unabdingbar auch So a schöner Tag (Fliegerlied). Die Variante von Tim Toupet treibt sich ohnehin schon den ganzen Sommer in der Liste herum und rutscht in dieser Woche von der 50 auf die 54 (insgesamt in der 30. Woche). Das Original von DONIKKL und die Weisswürschtl kann aber ebenfalls nochmal punkten und landet auf Platz 99 (in der 20. Woche). Dafür hat sich der Nachfolger Aram Sam Sam nach einer Woche wieder verabschiedet. Na prost!

02. Oktober 2009: Comeback der Mainstream-Monster – Rammstein versus Tokio Hotel

Zwei Schlachtschiffe des deutschen Mainstreampop sind nach längerer Pause zurück und liefern sich mehr oder weniger ein Duell um die Gunst der Käuferschaft. In diesem Fall waren die etwas älteren Konsument_Innen freigiebiger als die jüngeren. Haben vielleicht auch mehr Taschengeld. RAMMS+EIN legen mit Pussy den kommerziell erfolgreichsten Singlestart der Woche hin. Zum Titel lässt sich nicht viel Neues sagen. Die bekannten Debatten werden wieder aufflackern, die alten Argumente werden geschwungen, die Band wird sich von gewissen sachen distanzieren, ansonsten aber sicher freuen, dass sie (wieder einmal) im Gespräch sind und sogar eine Indexierung bei MTV & Co. mit ihrem Video geschafft haben. Alles das führt also dazu, dass dreieinhalb Jahre nach der letzten Single Pussy als bestverkaufte Single in die media control-Charts einsteigt. Sexuell eindeutige Verbalbilder auf Gitarrensound ist das, was das Volk will. Neu ist, dass der Text halb englisch halb deutsch daher kommt. Das mag eine Geste an das internationale Fanpublikum sein, das wirklich in Massen existiert, es ist gleichzeitig aber auch ziemlich im Trend. Spätestens seid Polarkreis 18 ist es irgendwie auch chic die Sprachen zu mischen.

Rammstein auf der Nr.1 – das ist tatsächlich ein Novum. Seit Mitte der 90er Jahre veröffentlicht die Band CDs, seit April 1997 können sie mehr oder weniger durchgängig Hits in den Charts absetzen, aber erst jetzt, mehr als 12 Jahre nach ihrem Chartdebüt, gelingt ihnen der Sprung an die Spitze der deutschen Charts. Dreimal standen sie schon auf der Vizeposition, am längsten (3 mal) mit Amerika vor ziemlich genau fünf Jahren. Pussy setzt sich damit zunächst einmal als bestplatzierter Titel der Band durch. Das neue Album Liebe ist für alle da erscheint am 16. Oktober.

Innerhalb der deutschen Charts unterbrechen Rammstein mit ihrem Sturm an die Spitze eine etwas mehr als viermonatige Phase, in welcher Titel jeweils von einer vorherigen Platzierung auf die 1 stiegen. Solch eine lange Zeit von langsam wachsenden Nr.1-Hits gab es schon eine Weile nicht mehr. Es ist in diesem Jahr ohnehin erst der vierte Titel, der den Chartstart auf der Spitzenposition absolviert. 2008 waren es noch ganze acht Titel. Insgesamt ist Pussy ohnehin erst der achte Nr.1-Hit in diesem Jahr. Das ist in etwa so wie vor 10 Jahren. 1999 waren wir in der ersten Oktoberwoche noch bei dem siebten Nr.1-Hit des Jahres. Am Ende war die Bilanz dann auf 10 Titel angestiegen.

Rammstein sind also die Gewinner der Woche. Und die Verlierer? Die heißen Tokio Hotel. Sie haben zwei Jahre lang nichts Neues mehr von sich hören lassen. Natürlich waren die Kaulitz-Brüder in der Zwischenzeit medial sehr präsent. Hier eine Schlagzeile, dort ein Foto … die Fans wurden fleißig gefüttert. Aber, irgendwie reicht das wohl nicht. Automatisch, die Vorabsingle zu ihrem Album Humanoid kann gerade mal auf Platz 5 einsteigen. Das klingt zwar ganz gut, ist aber tatsächlich das schlechteste Ergebnis für eine Tokio Hotel-Veröffentlichung. Lediglich Schrei war vor vier Jahren das gleiche widerfahren. Alle anderen sechs Singles platzierten sich wenigstens auf Platz 3. Hmmm … Geht da jetzt eine Ära zu Ende? – Allerdings, es sei an dieser Stelle auch angemerkt, dass Automatisch bereits der achte Top 10-Titel in Folge ist. Das ist eine Erfolgsbilanz wie sie beispielsweise Depeche Mode zu ihren erfolgreichsten Zeiten, zwischen 1985 und 1987, aufzuweisen haben.

Das die beiden erfolgreichsten CD-Starts. Schnell noch nachgeschoben, das David Guetta feat. Akon mit Sexy Bitch weiterhin auf der Vizeposition steht (zum dritten mal nunmehr) und Ex-Spitzenreiterin Marit Larsen rutscht von ganz oben auf die 3 mit If Asong Could Get Me You.

Und dann standen auch internationale Mainstream-Monster am 18. September neu in den CD-Regalen und buhlten um Aufmerksamkeit. Die Backstreet Boys zum Beispiel kündigen mit Straight To My Heart ihr siebtes Album This Is Us an. Dieses soll Ende des Jahres erscheinen und um die Neugierde schon mal richtig anzufachen wird also weit im Voraus eine Single ausgekoppelt. Aber auch für die Backstreet Boys ist die beste und erfolgreichste Zeit schon eine Weile vorüber. Straight To My Heart klingt fast ein wenig nach 80er-Jahre Schlager, sehr sehr seicht, passt in jeden Fahrstuhl und ist deshalb genauso schnell aus dem Ohr wieder raus. Die insgesamt 22. Single schafft es demzufolge auch nur bis zu Platz 22 – das schlechteste Ergebnis für die Lead-Single eines Backstreet Boys-Albums.

Mit einer dritten Singleauskopplung aus ihrem aktuellen Album All I Ever Wanted wartet Kelly Clarkson auf. Nachdem My Life Would Suck Without You eine großartige Chartkarriere im Frühsommer hingelegt hat und die Nachfolgesingle I Do Not Hook Up eindeutig viel zu schnell nachgeschoben wurde, dadurch mit Platz 55 völlig unterging, gibt es nun Already Gone, eine Ballade, die für meine Begriffe ein wenig zu seicht daherkommt, aber immerhin: es reicht für Platz 23 in der ersten Woche nach Singlestart.