Albumgewinner, Wiesnhits, deutsche Produktionen

Die kommerziell erfolgreichsten CD-Veröffentlichungen von Lady Gaga, Charlie Winston, Pitbull sowie von Sportfreunde Stiller mit Udo Jürgens hab ich am Freitag schon ein wenig genauer beleuchtet. Aber was ist denn da noch so gewesen in der Woche nach dem 11. September?

Zum Beispiel haben Rosenstolz mit Ich bin mein Haus einen vierten Titel aus ihrem Album Die Suche geht weiter als Single ausgekoppelt. In den täglichen iTunes-Auswertungen war der Titel in der Woche nach dem 11. September ziemlich weit oben vertreten, da hatte ich jetzt schon mit einem neuen Top 10-Hit gerechnet, dem vierten in Folge. Aber wieder einmal gibt es den Beweis, dass die Verkäufe auf iTunes offensichtlich nicht allzu relevant sind, entweder aufgrund von doch eher geringen Stückzahlen oder aber auch, weil es bei iTunes enorm günstig ist und so die Gesamtumsätze im Vergleich weniger hoch sind. Letztes kann ich allerdings nicht wirklich bestätigen. – Nun, Ich bin mein Haus ist einmal mehr eine sehr schöne Ballade, in der Album-Version gibt es sogar noch ein nostalgisch-romantisches Zitat aus dem Film Die Legende von Paul und Paula. Es ist auch eins der wenigen Lieder, bei denen ich sogar mit AnNa R.s Gesangsstil ganz gut kann. Besonders die ruhigen Passagen berühren mich, da wo sie expressiver wird, hab ich meist Mühe. – Bei den Fans und Freunden schneidet Ich bin mein Haus dann doch vergleichsweise mager ab. Platz 29 ist für eine vierte Rosenstolz-Auskopplung ziemlich deutlich unter dem, was wir von den Vorgängeralben gewohnt sind. Das könnte natürlich auch daran liegen, dass die CD eben nur in stark limitierter Auflage erschienen ist. Und wie oben schon angedeutet, die doch recht hohen Online-Verkäufe haben in der Auswertung bei media control nicht das ganz große Gewicht. In diesem Fall wieder einmal wirklich schade.

Tja – und im Grunde war es das schon mit den wirklich einschneidend bemerkenswerten Neuveröffentlichungen. Daneben gab es dann solche Titel, die doch schon die eine oder andere Woche auf dem Markt sind, jetzt aber mit steigender Nachfrage konfrontiert wurden. Dazu gehört zum Beispiel No One (Can Ever Change My Mind) von Stefanie Heinzmann. Mit ordentlich Medienunterstützung gelingt der Schweizerin noch einmal eine leichte Verbesserung ihres bisherigen Ergebnisses. Nachdem sie auf Pro7 am 11. September mit einer 30-minütigen Dokumentation beworben wurde und am 12. September gleich noch bei ”Schlag den Raab” auftrat, steigt die Single von der 50 auf die 36 und übertrifft das Ergebnis des Ersteinstiegs um 2 Plätze. Dennoch bleibt der Erfolg verglichen mit den Vorgängern maßvoll. Auch das Album Roots To Grow, welches am 11. September erschien, bleibt mit Platz 13 unter dem Erfolg des Debuts. Dieses, betitelt Masterplan war 2008 bis auf Platz 3 gestiegen. Auch wenn es sehr qualitätsvolle Musik ist mit Ohrwurmcharakter, hier hat Pro7 noch einiges zu tun.

Titel Nummer 2 im Aufwind ist Uprising von Muse. Auch hier spielt die altuelle Albumveröffentlichung eine nicht unwesentliche Rolle. Resistance geht in den Albumcharts auf Anhieb an die Spitze. Im Windschatten dieses Sturmes steigt also auch Uprising um sieben Plätze auf die 40. Tolle Woche für Muse: höchste Platzierung jemals in beiden Listen. Aber unter uns: Uprising hat noch wesentlich mehr verdient. Ein Blick in die Charts diverser Jugendradios verrät, was das Ergebnis sein sollte.

Die beiden eben genannten Titel befinden sich in der nächsten Woche eventuell schon wieder auf dem Abstieg. Ein Titel, der dann wahrscheinlich nochmal zulegen kann, ist dagegen 10 Meter geh von Chris Boettcher. In Vorfreude auf die Wies’n steigt die Single um ganze 10 Plätze: von der 53 auf die 43. Und wie gesagt: da kommt sicher noch was.

An dieser Stelle können wir auch gleich noch Tim Toupet nennen, der mit So ein schöner Tag (Fliegerlied) im Latino Summer Mix noch einmal eine Kehrtwende macht und von der 55 zurück auf die Position 50 kehrt. Immerhin ist dies schon die 29. Woche, die der Titel in diesem Jahr in den Charts zubringt. Und auch hier dürfte in der kommenden Woche vielleicht noch ein kleine Verbesserung drin sein. Die Höchstplatzierungen Platz 6 (im Februar) und Platz 27 für den Latino Summer Mix im August dürften allerdings weit außerhalb des Erreichbaren liegen.

Und wenn wir schon bei den Wiesn-Hits sind. Letztes Jahr erfreute sich Kindermusiker Donikkl mit dem Original des Fliegerlieds auch bei Erwachsenen unerwarteter Beliebtheit. Dass ihm Tim Toupet in diesem Jahr den Rang ablaufen würde, nun ja … das liegt vermutlich an der partykompatibleren Einspielung. In diesem Jahr nun geht Donikkl wieder auf Deppenfang. Zusammen mit seiner Band Die Weißwürschtl singt er uns das Liedlein Aram Sam Sam. Kindergartendebil mit Seeed-Rhythmus … Es reicht für Platz 99 in der ersten Woche … und … ich spreche es hier nicht aus …

Seeed sei hier das Stichwort: Noch einmal nach oben geht es auch für dellé. Pound Power steigt in der achten Woche unvermittelt von der 70 auf die 45. Eventuell hat auch hier der Auftritt bei Stefan Raab eine Rolle gespielt, allerdings war der schon am 9. September und die Fernsehzuschauer wären demzufolge ein wenig langsam gewesen, wenn sie erst ab dem 11. mit dem Downloading begonnen haben … Wer weiß.

Und damit wären wir dann auch schon in der Long Tail-Hälfte der deutschen Charts. Unterhalb der Position 50 gab es in dieser Woche doch einige Neuheiten, die sich platzieren konnten. Allerdings sind diese Platzierungen ja immer auch mit etwas Vorsicht zu genießen, zumindest ist der Begriff Hit in diesem Bereich häufig doch eher mißverständlich.

Auf Platz 63 neu die erste Solo-Single von Space Cowboy, die sich in Deutschland platzieren kann. Gerade gab der Space Cowboy mit Cinema Bizarre sein Deutschland-Debüt, in dieser Woche just rausgerutscht aus der Liste, aber immerhin im August auf der 32 notiert mit I Came 2 Party. Nun wird also eine eigene Single nachgelegt: Falling Down. An seiner Seite hat der französische DJ Chelsea From The Paradiso Girl, bislang noch kein Begriff hier bei uns, aber durchaus als Upcoming Act zu handeln. Falling Down klingt aber leider keineswegs so neu, wie uns das Label verspricht. Ich hab permanent das Gefühl, dass hier gleich Eiffel 65 anfängt mit einem ihrer Hits. Und die waren ja schon zu ihrer Zeit ziemlich nervtötend. Der Part von Chelsea ist da wesentlich angenehmer, aber kann das Gesamtarrangement nicht wirklich retten.

Ganz neu im Musikbusiness ist die Britin Paloma Faith. Natürlich hat sie schon diverse Ausbildungen, TV-Shows und Musikerfahrungen gesammelt. Mit Stone Cold Sober kommt allerdings momentan ihr Debüt als Sängerin nach Deutschland. In ihrer Heimat Großbritannien gelang Paloma Faith damit bereits ein Hit unter den ersten 20 – nämlich genau auf der 17. Im Moment startet dort bereits der zweite Titel New York und ginge es nach dem Willen der Kritiker und Kommentatoren, wäre Paloma Faith die neue Amy Winehouse. Und damit ist auch schon ungefähr umrissen, wo Paloma Faith einzuordnen ist. Allerdings finde ich ihren Sound doch einen Hauch poppiger und heutig. Besonders die kursierenden Remixe wie der Cicada remix unterstreichen dies. Wie gesagt: Paloma Faith startet nun auch in Deutschland. und zwar mit Platz 70.

Im Januar war er zuletzt gesehen worden mit Yes We Can – der mehr oder weniger Obama-Hymne – auf der 74. Und nun kehrt er sogar noch stärker zurück. Platz 71 für Noch immer mittendrin. Es ist die Vorab-Single zum kommenden Album Stark und der 51. Titel, der sich in den deutschen Charts platzieren kann. Das ist schon Dinosaurier-Klasse. Mit 24 Titeln hintereinander, welche seit 1984 die Top 10 verpassen, zählt er auch zu den zähesten Künstlern der Branche. Hier könnten wir auch behaupten: Singen ist sein Leben – egal ob mit oder ohne Erfolg.

Noch mehr deutschsprachiges fand in der Woche ab 11. September den Weg in die CD-Regale. Jochen Distelmeyer, Ex-Leadsänger von Blumfeld, zum Beispiel stellt nach dem Ende der Lieblingsband aller deutschen Feuilletonisten und pop-Kritiker sein Solo-Debüt vor. Und auch dieses mal ist er auf Anhieb der Liebling der Indie-Szene. Sogar so sehr, dass er in den Mainstream hinein schwappt. Lass uns Liebe sein, fast schon ungewohnt fröhlich-optimistisch, geht rein auf Platz 78. Das schließt schon fast an die ”Hits” von Blumfeld Graue wolken und Wir sind frei an, die es 2001 bzw. 2003 immerhin bis Platz 59 gebracht hatten.

Und noch ein Titel aus Deutschland feiert Premiere. Und zwar einer, der uns vermutlich eine Weile begleiten wird. Sasha liefert nämlich mit On The Run den neuen Titelsong der wiederbelebten sat1-Sport-/Fußballshow ”Ran”. Das bedeutet Dauereinsatz und so ist ein Platz 82 erstmal nicht sehr aussagekräftig. Sollte es doch dabei bleiben, so wäre On The Run der mit Abstand schlechtplatzierteste Titel von Sasha jemals. Wir bleiben mal dran.

Sind wir jetzt eigentlich schon bei den Klassikern angelangt? So ungefähr. Allerdings bei einem Klassiker, der das erste Mal in den Charts gelistet wird. Die Rede ist von Udo Jürgens und seinem Hit Ich war noch niemals in New York. In dieser Woche landet die Neuaufnahme mit den Sportfreunden Stiller ja auf der 27. Und prompt gibt es auch genügend Leute, die sich da für das Original interessieren. Erschienen ist es 1982 auf dem Album Silberstreifen und als B-Seite zur Single Das wünsch ich dir. Im Jahr 2000 gab es dann noch einmal eine Version als CD-Single, die mit Bigband-Arrangement ziemlich viel vom Original zerstört. Ich hoffe, dass die meisten sich wirklich das Original geladen haben und so Udo Jürgens zum Platz 97 verholfen haben.

Und was noch? Am Donnerstag, den 17. September flimmerte ab 20:15 Uhr Popstars – Du & Ich über die Bildschirme. Der wohl bewegendste Moment dieser Folge (der letzten vor dem Workshop in Las Vegas) war wohl das Battle zwischen Sarah + Victoria und Valentina + Irma. Beide Paare interpretierten Run von Snow Patrol, erfolgreich als Singlehit in der Version von Leona Lewis. Tja, und alle vier waren so überzeugend, dass sie weiterkamen und … die Version von Leona Lewis sofort am selben Abend noch so oft geladen wurde, dass der Titel ein Comeback auf Platz 68 feiert. Anfang des Jahres war er bis Platz 15 geklettert und hat nunmehr 18 Wochen in der Bilanz stehen. Und da die Show erst am Donnerstagabend ausgestrahlt wurde, steht zu vermuten, dass Leona Lewis auch in der nächsten Woche noch einmal mit diesem Titel in den Charts anzutreffen sein wird. Das ist für einen TV-Re-Entry ziemlich klasse.

PS: Leona Lewis hat bereits ihr neues Album angekündigt. Und darauf soll unter anderem ein Duett mit Justin Timberlake zu finden sein. Beide zusammen interpretieren neu – haltet euch fest – I Will Always Love You!!!

25. September 2009: GaGa Nr.4

Erfolgreichster Singlestart am 11. September und damit höchste Neueinsteigerin in dieser Woche wird Lady GaGa mit Paparazzi. Ihre Single landet auf Platz 3 und so hat sie einen vierten Top 10 in Folge. Damit nicht genug, diese vier Titel waren alle in diesem Jahr unter den ersten 10 notiert. Just Dance startete zwar bereits vor etwas mehr als einem Jahr, im ersten Anlauf ging es dann aber lediglich bis Platz 15. Erst als die Kollaboration mit Colby O’Donnis in Großbritannien bis zur 1 emporstieg, ging es auch in Deutschland noch mal rein in die Liste und hoch bis Platz 10. Das war dann im März der Fall, als Poker Face bei uns schon seinen Siegeszug angetreten hatte. Tja und im Juli folgte dann Lovegame, was allerdings mit Platz 7 ein bisschen unter dem blieb, was einige erwartet haben. Beide Titel sind immer noch gut vertreten, befinden sich aber mittlerweile doch recht deutlich auf dem Rückzug. Poker Face rutscht von der 25 auf die 31 (mittlerweile in der 30. Woche notiert) und Lovegame fällt von der 39 auf die 48. Jetzt aber ist neu Paparazzi da und führt Lady Gaga zurück in die Spitzengruppe. Im Gegensatz zu den Vorgängern ist Paparazzi doch eher sparsam instrumentiert, was ganz schön ist. Die ewigen Bombastproduktionen nerven dann irgendwann doch. Aber natürlich bleibt Lady Gaga sich selbst treu. Elektro-affine Klänge plus ihrem Gesangspart, der mich in manchen Momenten tatsächlich an Gwen Stefani erinnert.

Mit der vierten Top 10-Auskopplung aus ihrem Album The Fame etabliert sich Lady GaGa jetzt mehr oder weniger endgültig als Superstar of the Moment. Sie ist nicht nur der einzige Act bisher in diesem Jahr, welche vier Hits so weit oben platzieren kann, insgesamt hat sie mit ihren Titeln 2009 bereits 29 Wochen in den oberen 10 gesammelt und ist damit fast uneinholbar die erfolgreichste Interpretin. Rein rechnerisch wäre es zwar noch möglich, dass die hinter ihr folgendenBlack Eyed Peas oder auch Cassandra Steen (jeweils 18 Top 10-Wochen in 2009) noch aufholen können, aber dazu müssten diese sofort mit einem Top 10-Hit aufwarten, der bis zum Jahresende in den oberen 10 verbleibt. Und für Paparazzi müsste es außerdem ab sofort vorbei sein. Lady GaGa kann also jetzt schon als die kommerziell erfolgreichste Künstlerin des Jahres 2009 gefeiert werden. Bester männlicher Solo-Act im Sinne von Top 10-Platzierungen wird übrigens David Guetta mit derzeit 17 Wochen.

Anfügen will ich hier, dass Lady Gaga gerade bei den MTV Video Music Awards mit drei Titeln abgeräumt hat. Sie wurde „Best New Artist“ mit Poker Face und erhielt den Titel „Best Special-Effect“ sowie „Best Art-Direction“ für eben Paparazzi. Lohnt sich also durchaus mal, das Video anzusehen … allerdings kann ich das nicht wirklich einschätzen, ob und was da so umwerfend ist.

Lady Gaga auf der 3, das heißt … Marit Larsen steht eine fünfte Woche an der Spitze der deutschen Charts. If A Song Could Get Me You ist nun also genauso erfolgreich wie ihre Landeskolleg_Innen von Aqua (6 Wochen in 1997) und a-ha (5 Wochen 1985). Das bedeutet auch, wenn einmal ein Hit aus Norwegen sich etabliert, dann ist es wirklich einer, der mindestens einen kompletten Monat on Top ist. Aber irgendwie ist es auch bedauerlich, dass laut Statistik der nächste norwegische Nr.1-Hit erst 2021 ansteht …

Auf die Vizeposition kehren David Guetta feat. Akon zurück. Sexy Bitch kann sich also in dieser Woche gegen Shakiras She Wolf durchsetzen, das von der 2 auf die 4 taumelt. Ist Sexy Bitch nun tatsächlich so was wie ein dauerhafterer Hit? Ungewöhnlich wäre es, da David Guetta als DJ und Produzent im Club- bzw. Dancebereicheher eine eingegrenztere Zielgruppe ansprechen dürfte. Und Sexy Bitch ist nicht unbedingt das, was man radiokompatibel nennt. Da war Vorgänger When Love Takes Over wesentlich geschmeidiger... Schöner Erfolg also für David Guetta und Akon.

Der erfolgreichste Newcomer der Woche ist der Brite Charlie Winston . Und er hat eine recht ungewöhnliche Geschichte, wie er zu Ruhm gelangte. Nach ein paar Jahren als Musiker in allen möglichen Gebieten, unter anderem auch für Theater und Film, kam Charlie Winston zum französischen Label Atmosphériques, bei dem er sein Album Hobo produzierte. Dieses verkaufte sich mehr oder weniger erfolgreich. Richtig bekannt wurde er allerdings erst, als sein Titel Like A hobo im Vorspann der französischen Talk-Show „Le Grand Journal” lief. Daraufhin entwickelte sich eine derartige Nachfrage, dass der Titel in Frankreich bis auf die 1 stieg, in der Schweiz und in Belgien ging es ähnlich zu. Solche Geschichten kennen wir auch hierzulande. Denken wir zum Beispiel an Emilìana Torrini. Häufig bleiben diese Phänomene aber auf die Verbreitungsgebiete der auslösenden Medien beschränkt. Nicht so bei Charlie Winston. Dieser wird nach dem erfolg im französischsprachigen Raum, nun auch in Deutschland vermarktet. Und Like A Hobo, ein schönes Country-Lied mit leicht melancholischem Unterton, schafft es in der Woche nach Veröffentlichung auf Platz12. Bleibt jetzt eigentlich nur noch der Sprung zurück in sein Heimatland. – Das Album Hobo folgt übrigens genau jetzt in Deutschland.

Wenn ein Act einen Sommerhit gelandet hat, dann ist es immer recht spannend zu sehen, ob da denn noch mehr kommt. Die meisten verbrennen schnell, weil ihnen kein eingängiges Thema mehr einfällt, oder sie krebsen noch eine Weile mit derselben Formel herum und verschwinden nach spätestens zwei Jahren endgültig von der Bildfläche. Einer der Sommerhits 2009 war zweifellos I Know You Want Me (Calle Ocho) von dem kubano-amerikanischen Rapper Pitbull. In Chartplatzierungen ausgedrückt stand er auf Platz 8 der deutschen Liste, bisher 14 Wochen lang platziert. Das ist gar nicht so viel, in anderen Ländern Europas steht da wesentlich mehr in der Statistik. Egal. - Mit dem 11. September legt er Hit Nummer 2 aus seinem aktuellen Album Rebelution nach: Hotel Room Service. Natürlich ist dieser Titel wieder mehr als explizit und, ja, dieser Lateinamerikaner mag es wie viele aus dem Genre enorm sexualisiert. Das Ganze tut er sowohl verbal als auch in einem Soundmix, der genau auf diese Ebene funktioniert. Arschkick-Anmach-Mukke – das wäre vielleicht die Schublade, in die das Teil gehört. Clever gesamplet ist die Hookline aus dem Klassiker der Nightcrawlers Push The Feeling On, die dem Ganzen dann wirklich richtigen Wiedererkennungswert verleiht. Und wenn der Original Radio Mix eventuell doch etwas fad ist, das was an kunterbunten Elektro-Acid-Remixen im Netz existiert ist einfach der helle Wahnsinn. Sorry, ich find den Track schlichtweg geil und genauso einschlagend wie Calle 8. Platz 22 in Deutschland in dieser Woche. Ihr dürft mich dafür auch blöd finden.

Als erfolgreichsten deutschen Singlestart gibt es einen Klassiker. Einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Sänger ist nämlich zurück: Udo Jürgens gehört(e) seit Beginn der 60er Jahre zu denproduktivsten und angesehensten Künstlern in seinem Genre. Bis 1991 war der Österreicher nahezu ununterbrochen präsent. Den Höhepunkt seiner Karriere feierte er in den 70er Jahren. 1975 belegte er zum Beispiel für insgesamt acht Wochen mit Griechischer Wein den Spitzenplatz der deutschen Singlehitparade. Aber natürlich ist es zu kurz gegriffen, ihn auf diesen einen Titel zu reduzieren. Um alle seine internationalen Erfolge aufzuzählen, wäre ein langer langer Absatz nötig. Einen Einblick gibt es zum Beispiel bie wikipedia.

Wie bei den wirklichen Stars häufiger der Fall, so hat auch Udo Jürgens zahlreiche Hits, die niemals in der Single-Auswertung notiert ware, aber dennoch zum Allgemeingut gezählt werden können. Eines davon ist beispielsweise Ich war noch niemals in New York, welches 1982 auf dem Album Silberstreifen erschien. Das Album selber war mäßig erfolgreich, Ich war noch niemals in New York avancierte dagegen zum Radiohit, auch befördert durch das Erscheinen als B-Seite zur Single Das wünsch ich dir (die sich aber auch niemals in den Charts platzieren konnte). 2007 dann wurde der Titel erstmals offiziell „gewürdigt“, als er den Titel zum Udo-Jürgens-Musical abgab. Und in diesem Jahr waren es die Sportfreunde Stiller, die den Klassiker für ihr sehr erfolgreiches MTV Unplugged in New York-Album coverten. Für diese Version konnten sie sogar den Meister himself überzeugen und so erschien nun als zweite offizielle Auskopplung aus dem Unplugged-Album Ich war noch niemals in New York in der Version Sportfreunde Stiller mit Udo Jürgens. Als ich das erste Mal diese Kombination bemerkte, habe ich ein wenig die Nase gerümpft. Dann aber, nachdem ich den Titel gehört hatte, änderte sich meine Meinung sofort. Es ist erstaunlich, was der Titel, der ja irgendwie doch in der Schublade „Schlager“ steckt, für eine Ausstrahlungskraft hat. Und in der neuen Version ist die Angestaubtheit und Biederkeit völlig verschwunden. Plötzlich ist da eben doch wieder die Sehnsucht nach Leben spürbar, dieser Wille und die Kraft, sein Leben eben selbst gestalten zu können. Natürlich immer auch mit Verlusten und Ängsten. Ich kann plötzlich erstmals die Sportfreunde Stiller als ernstzunehmende Band wahrnehmen und Udo Jürgens steht plötzlich ebenfalls wieder als wichtiger Künstler da, ohne Staub und Massenverdummungsmitgrölpathos. Ein paar CD-Käufer sind da vielleicht meiner Meinung, die CD steigt in dieser Woche ein auf Platz 27. Für Udo Jürgens ein Chart-Comeback nach 17 Jahre Pause.

19 x Neu: Neue Alben, Comebacks und zwei ”Moderne Klassiker”

Die Sommerpause ist endgültig vorbei. Es gibt einen Haufen an Neuveröffentlichungen und diese sind begehrt. In dieser Woche gibt es ganze 19 Neueinsteiger in den media control-Charts. Das ist schon mal nicht schlecht, bedeutet es doch, dass etwa ein Fünftel der Liste komplett ausgewechselt wurde. Viel zu tun also … los geht’s: Über Shakira, Madonna und Justin Bieber habe ich mich bereits ausgelassen. Was war noch am 4. Spetember neu in den CD-Regalen, und was kam wie an?

Zunächst gab es mindestens zwei richtig interessante Comebacks. Einer der erfolgreichsten HipHop-Musiker war nämlich wieder mal aktiv. In den USA gehört er zu den Top-Stars und kann aktuell auf sechs hintereinanderfolgende Nr.1-Alben verweisen. In Europa und besonders in Deutschland ist Jay-Z dagegen zwar bekannt, aber kommerziell eher bescheiden erfolgreich. Produzentenmusiker wie Timbaland haben ihm da bereits deutlich den Rang abgelaufen. Jay-Z’s richtig gute Zeiten waren in Deutschland um die Jahrtausendwende, als er mit Hard Knock Life (Ghetto Anthem) und ’03 Bonnie & Clyde (zusammen mit Jetzt-Ehefrau Beyoncé) zwei ordentliche Top 10-Hits einfahren konnte. Danach waren seine eigenen Produktionen eher in der unteren Hälfte der Charts zu finden. Anders seine Gastauftritte bei Kollegen und Kolleginnen. Da stand er weitere sechsmal unter den ersten 10. Und zuletzt an der Seite von Rihanna sogar auf der 1 mit Umbrella. Das war im Juni 2007 und dauerte fünf Wochen. Danach platzierte sich der Titel immer wieder, so dass Jay-Z auch 2008 irgendwie noch präsent war, allerdings nicht mit neuem Material. Das letzte Mal stand Umbrella Ende März in der Liste. Und dann hätte eigentlich die Vorabsingle zu seinem wirklich neuen Album erscheinen sollen. Aber D.O.A. [Death Of Auto-Tune] wurde nur in den USA veröffentlicht, nicht aber in Europa. Es dauerte bis zum 4. September bis mit Run This Town ein Titel aus dem Album The Blueprint 3 offiziell zu haben war. In Großbritannien ging die Taktik auf, Run This Town schoß auf die 1, in Deutschland ist es dagegen eher gemächlich: Platz 18. Allerdings, für eine Produktion mit Jay-Z als Lead-Artist ist das gar nicht so schlecht. Insgesamt ist es der elfte Titel in den Charts, bei dem Jay-Z’s in irgendeiner Weise als Beteiligter genannt wurde.

Und wenn wir schon bei den Credits sind: die CD erscheint ohne jegliche Angabe des Künstlers. Auf der Rückseite sind dann neben Jay-Z auch noch Rihanna und Kanye West genannt. Gewagte Taktik. Rihanna hat mit ihrem Auftritt nun eine 15. Single in den Charts stehen, in diesem Jahr ist es bereits der siebte Titel, der sich platzieren kann. Letztes eigenes musikalisches Lebenszeichen war Ende Januar die Single Rehab, die es bis zum Platz 4 schaffte. Platz 18 für Run This Town ist für Rihanna nicht besonders toll, seit Ende 2006 war sie durchgehend höher platziert, schlechtestes Ergebnis Platz12. – Und Kanye West ist plötzlich überpräsent. Erst letzte Woche stiegen zwei Titel ein, an denen er beteiligt ist, hier also der dritte innerhalb von 7 Tagen. Insgesamt hat er 2009 sechs verschiedene Titel in den deutschen Charts stehen gehabt. Run This Town ist sein bestes Ergebnis seit letzten November als Love Lockdown bis Platz 8 kam.

So viel Statistik und gar kein Wort zum Titel selber. Jay-Z liebt offensichtlich Gitarren. Seitdem er 2004 mit Linkin Park kolaborierte ist das kein großes Geheimnis. Dass diese Vorliebe sich über Jahre hält, ist aber schon beachtlich. Andere HipHop-Größen dealen momentan ja lieber mit elektronischen Elementen und Dance-Stuff. Jay-Z ist in dieser Sache Purist. HipHop in seiner klassischen Ausprägung, reduziert auf wenig Instrumentierung und ein paar Samples, dazu ein prägnanter Rap- bzw. Gesangs-Part. Kann man nicht unbedingt was dagegen sagen. Ist nach mehrmaligem Hören sogar richtig im Ohr drin. Ob es allerdings den State of the Art des Moments beschreibt, das würd ich hier nicht behaupten.

Ebenfalls wieder da – und das ist unser zweitergroßer Comeback-Star – ist Mika. 2007 gehörte er zu den erfolgreichsten Newcomern mit seinem Album Life In Cartoon Motion und Relax, Take It Easy. Beide Titel konnten sich in Deutschland bis auf Platz 4 vorarbeiten. Drei weitere Singles wurden ausgekoppelt und platzierten sich im oberen Drittel der Charts, so dass Mika bis in den Mai 2008 in Radios und Hitparaden präsent war. Und nun ist er auf dem Weg das schwierige zweite Album zu präsentieren. Im Verkauf ist es genau ab jetzt, zwei Wochen zuvor wurde We Are Golden als Appetizer veröffentlicht. Tja, und was soll ich sagen? Beim ersten Hören vermisse ich etwas, dass mich gefangen nimmt. Klar, es klingt nach Mika, vielseitig, witzig, poppig … Aber wie ist es mit dem Wiedererkennungswert? Dann bekam ich die Mixe von Calvin Harris und Mirwais zu hören und … ja doch, das ist schon ganz schön. Natürlich bleibt es dabei: Mika hat sich nicht neu erfunden. Es geht so weiter wie bisher. In Großbritannien gefällt das sehr gut. Platz 4 zum Start der Single. Deutschland tut sich etwas schwerer, Pop ist nicht so ganz unsere Sache. Platz 29 wird gemeldet, und das ist für eine brandneue Single von Mika arg wenig. Selbst die dritte und vierte Auskopplung aus dem Vorgängeralbum waren gefragter. Und das, obwohl We Are Golden als Trailermusik zur Show Yes We Can Dance ganz gute Medienpräsenz hat. Da können wir jetzt nur drauf hoffen, dass es zum Start des Albums dann doch noch ein paar mehr Interessenten für die Single gibt.

Auch aus Deutschland gibt es CD-Singles in dieser Woche, die auf neue Alben aufmerksam machen sollen. Helene Fischer zum Beispiel wird am 9. Oktober ihr viertes Album So wie ich bin veröffentlichen. Was keiner so richtig weiß, die Vorgänger waren bereits ziemlich erfolgreich. Schlagerfans sind vor allem Albumkäufer. Trotzdem gibt es auch in diesem Genre Leithits, die anfüttern sollen und auch ein bisschen für das komplette Album stehen. Im Fall von Helene Fischer heisst der Hit Ich will immer wieder … dieses Fieber spür’n. Ich bin ja nun absolut kein Schlagerfan, aber als ich diesen Titel hörte, da hab ich doch erstmal aufgehorcht. Irgendwas an dem Ding ist wirklich clever produziert. Ich hab das Gefühl, das kenn ich nicht nur, das kann ich sogar ganz sofort mitsingen. Und dann diese Stimme, die zwischen Leiden und Melancholie hin- und herschaukelt. Also klar, dass das bei mdr und Schlagerparade sofort einschlägt. amazon listet den Titel bereits auf Platz 9 der Liste für Deutsche Schlager. Und bei media control steht Helene Fischer auf der 30. Das ist das Beste was sie je erreicht hat. Aber ich warne schon mal: bloß nicht zu oft hören, sonst gibt es – schwups – einen TimeWarp direkt in die biederen 80er zurück.

Noch weiter zurück, nämlich ab in die 60er, geht es mit Pixie Lott. Das ist natürlich ein bisschen gemein formuliert, aber die Sängerin ist die jüngste Vertreterin einer Reihe von Künstlerinnen, die sich in den letzten zwei Jahren dem (White) Soul verschrieben haben, mit deutlichen Bezügen auf den Sound der 60er. Wir erinnern uns an letztes Jahr: Nach dem Erfolg von Amy Winehouse gab es eine kleine Schwemme von Künstlerinnen, die genauso klingen wollten wie sie. Erfolgreichste Vertreterinnen waren Duffy und Adele. Nun also nach einem Jahr nochmal ein neuer Name. Frappierend finde ich auch die optische Ähnlichkeit zu Duffy. Mit Mama Do startet die Sängerin ihre Karriere. In Großbritannien schoß sie im Juni mit dieser Single zur Überraschung vieler direkt auf Platz 1. Und just in dieser Woche geschah das gleiche mit der Nachfolgesingle Boys And Girls. In Großbritannien ist dieses Gefühl aus den 60ern also nach wie vor relevant: Sehnsucht nach biederer Sicherheit, melancholischem Leiden und der Möglichkeit gegen irgendwas rebellieren zu können. In Deutschland erschien Mama Do am 4. September und wird zumindest in den meisten Medien doch recht positiv aufgenommen. Im Verkauf, also auf der Straße, spielt der Titel dagegen nicht die überragende Rolle. Könnte sein, dass die 60er hier noch nie richtig weg waren und Pixie Lott deshalb zu beschaulich klingt. Könnte aber auch sein, dass der Kontinent einfach wieder etwas länger braucht. Bei Amy Winehouse mussten ja auch erst hochdotierte Auszeichnungen her, bis die Masse sich für sie interessierte. Wie auch immer: Pixie Lott startet auf Platz 37 mit ihrer Single, das Album Turn It Up steht für den 16. Oktober an.

Wir hatten HipHop, wir hatten bunten Pop und Soul, wir hatten auch schon Schlager. Und nun haben wir auch richtigen, echten Rock. Die US-amerikanische Band Paramore hat ein neues Album am Start. Brand New Eyes wird ab 25. September erhältlich sein. Und auch hier gibt es einen Appetithappen vorneweg: ignorance. Der Titel geht ordentlich zur Sache, eigentlich so wie wir es gewohnt sind. Seitdem paramore für den Film Twilight ihren Titel Decode beisteuerten, haben sie auch in Deutschland eine Reihe von Anhängern. ignorance kann mit der ersten Woche nach Erscheinen auf CD sofort auf Platz 42 einsteigen und bringt der Band damit ihr bestes Ergebnis überhaupt. Da scheint sich eine Band aus dem Untergrundstatus emporzuarbeiten.

Eine Rockband, die bereits seit fast 20 Jahren besteht, den Grunge mit populär gemacht hat und noch genauso existiert, ist Pearl Jam. Besonders aktiv waren sie in den 90ern. Aus dieser Zeit stammen auch ihre kommerziell erfolgreichsten Titel. Alive, ihr Debüt im Jahr 1992, brachte es bis zu Platz 44. In Vorbereitung ihres Jubiläums erscheint jetzt nicht nur Stück für Stück der gesamte Back Katalog neu, es ist auch ein komplett neues Album in den Startlöchern. Allerdings mit etwas Vermarktungsschwierigkeiten, denn mitten in der anrollenden Promotion wurde der Vertrag mit ihrem Label J Records nicht verlängert. Jetzt versucht es Pearl Jam in den USA also ohne Label via iTunes, Independent-Läden, Fanclubs und Supermärkte. Mutig – und irgendwie auch konsequent. In Deutschland bleibt der Vertrieb mit Universal bei einem Major. Die Vorabsingle The Fixer gibt es allerdings gleich nur digital. Für Fans kein Problem – der Titel schafft es auf Platz 97. Ende einer knapp siebenjährigen Chartpause.

Nochmal Rock, aber komplett anders. Das sind Muse. Im Unterschied zu paramore oder Pearl Jam, dealen Muse sehr gerne auch mit elektronischen Elementen. Und das ist eine sehr heiße Mischung. Ihre aktuelle Single ist Uprising und sie erinnert enorm an ganz große Momente des Glitterrock, aber in einer Variante, die absolut ins 21. Jahrhundert passt. Wenn ich ehrlich sein soll, dann ist das MEINE Veröffentlichung der Woche: fulminant, kraftvoll, mitreißend, irgendwie auch mit einem Hauch schmachtender Melancholie … In Großbritannien schaffte es der Titel auch direkt in die Top 10, eine der besten Platzierungen für die Band. Hier in Deutschland ist es erst die dritte Single, die sich platzieren kann. Und das obwohl sie schon seit Ende der 90er Jahre fleißig Material veröffentlichen. Irgendwie agierten Muse immer im Schatten von The Verve, Radiohead oder diversen Britpop-Bands (obwohl diese ja komplett was anderes machen). Am 11. September erschien nun auch ihr fünftes Studioalbum Resistance und es stieg in den iTunes-Albumcharts sofort auf Platz 1, was für die kommende Ausgabe der media control-Liste einen fulminanten Einstieg erwarten lässt. Als Album-Act sind die Single-Platzierungen natürlich eher zweitrangig. Uprising steigt ein auf Platz 47. Es ist dies das erste Mal, dass die Band mit einer Single in die obere Hälfte der Charts vorstoßen kann und ich bin der Meinung. Uprising hat das Zeug zu wesentlich mehr. Leute, kauft diesen Track!

Noch mehr Comebacks gefällig? Nach vier Jahren Pause gelingt es zum Beispiel Max Herre, wieder mit neuem Material zu punkten. Der Musiker, der irgendwie gar nicht richtig einordenbar ist, hatte 2004/05 immerhin drei Charthits, von denen 1ste Liebe zusammen mit seiner Ex-Frau Joy Denalane am besten abschnitt (Platz 33). Seit dieser Zeit kümmerte sich Max Herre vor allem um die Produktion von Joy Denalanes Album und um das eigene Label nesola. Erst jetzt war dann wieder genug Zeit und Kreativität übrig für die eigene Musik. Die Doppelsingle Geschenkter Tag / Blick nach vorn ist das erste Ergebnis. Irgendwas zwischen 70er Country-Pop und Liedermacher. Ich hab damit ehrlich gesagt ziemlich Schwierigkeiten … aber was soll’s … anderen gefällt’s. Platz 76 für die Single in der ersten Woche. Das Album, welches genau jetzt ebenfalls erschienen ist, heißt Ein geschenkter Tag.

Und noch ein Comeback hab ich zu vermelden: Die Elektropopper mesh kehren nach drei Jahren Pause auf die Bildfläche zurück. Während ihrer mehr als 15jährigen Karriere schafften sie bereits vier mal den Sprung aus dem Nischendasein heraus und zu einer Platzierung in den Charts. Am erfolgreichsten waren sie dabei in der Zusammenarbeit mit Mark ’Oh im Jahr 2000. Ihr Titel Waves schaffte es für eine Woche auf Platz 83. Im Jahr 2009 steht nun ihr zehntes Album an. A Perfect Solution soll im Oktober erscheinen. Das Label Dependent spricht davon, dass dieses härter, rauer und dreckiger sein soll als die Vorgänger. Der Vorgeschmack Only Better bestätigt das allerdings nur teilweise. Es ist elektronisch fulminant, mit orchestralen Parts versetzt und sehr pop-orientiert. Die Fans schlagen geschlossen zu und hieven Only Better auf Platz 84. Vermutlich ist schon in der nächsten Woche nichts mehr davon zu sehen. Irgendwie auch schade.

Das waren sie, die Singles, welche auf kommende Alben aufmerksam machen sollen. Marketing-Werkzeuge sozusagen. Manchmal werden Alben und Singles auch zu gleicher Zeit veröffentlicht. Das passiert vermutlich dann, wenn die Plattenfirma sich nicht recht entschließen kann doch etwas mehr Aufwand in die Promotion zu stecken. Oder sie ist selber nicht überzeugt davon, dass der Act in der Lage ist Hits zu lancieren. Solch ein Beispiel ist Melanie Fiona. Die kanadische Sängerin liefert mit Give It To Me Right ihr Debüt und das ist nicht unbedingt schlecht. Aber irgendwie auch meilenweit von überdurchschnittlich gut entfernt. Neben der Albumversion gibt es auf der CD auch einen Mix von Paul Emmanuel, der ist ganz flockig. Aber auch das rettet den Titel nicht. Insofern ist Platz 31 zum Einstand richtig gut. Das dazugehörende Album mit dem Titel The Bridge landet ähnlich erfolgreich auf Platz 35 der Albumcharts.

Und da wir jetzt schon mal bei den Debüts sind. Eine weitere Lady startet ins Pop-Business. Zumindest in Deutschland. In den Niederlanden ist Eva Simons schon mehr oder weniger bekannt, denn sie war Mitglied der Casting-Band Raffish, zusammengestellt in der niederländischen Variante von Popstars. Nach der Trennung von der Band, will Eva Simons ihre Solo-Karriere starten, so richtig klappt das aber nicht, weil sie keinen Vetrag bekommt. Sie schlägt sich unter anderem als Background-Sängerin durch und bekommt 2009 endlich einen Vertrag bei EMI. Und dann beginnt eine clevere Vermarktungstaktik. Silly Boy wird auf YouTube veröffentlicht und mit den Tags Lady GaGa und Rihanna versehen. Innerhalb kürzester Zeit hat der Titel 4 Millionen Klicks. Nun dementiert zwar Eva Simons selbst wie auch die Plattenfirma, dass die YouTube-Veröffentlichung von ihnen stammt. Aber wie dem auch sei, Silly Boy hat mit einem Male Bekanntheit und dem CD-Start steht nichts mehr im Wege. Platz 36 als Debüt – das geht klar. Und die beiden oben genannten Tags treffen es eigentlich ziemlich genau. Informationen über ein mögliches Album gibt es derzeit nicht.

Es ist halbwegs natürlich, dass Singles, die als Vorgeschmack auf Alben veröffentlicht werden, größeres Interesse wecken, als Singles, welche als zweiter oder dritter Titel ausgekoppelt werden. Das liegt natürlich auch an der Praxis im Business. Single, danach sofort ein Album (das bringt mehr Umsatz und kostet nur unwesentlich mehr in der Produktion) und dann natürlich noch ein wenig das Album ”melken” und weitere (bereits eingespielte und produzierte) Titel auskoppeln. Das Ganze könnte natürlich auch komplett anders ablaufen: KünstlerInnen veröffentlichen einen Song, eventuell später einen weiteren. Sie probieren, wohin sie sich entwickeln wollen und nach ein/zwei Jahren erscheint ein Album, welches diesen Prozess mehr oder weniger dokumentiert oder auch gleich einen neuen Standpunkt formuliert. Im elektronischen Bereich funktioniert das ein wenig so. Im Mainstream-Pop überhaupt nicht.

Mainstream, wenn auch mit unglaublicher Reputation, sind auf jeden Fall U”. Sie sind aktuell mit der nunmehr dritten Single aus ihrem aktuellen Album unterwegs. Aber was soll ich dazu schreiben? I’ll Go Crazy If I Don’t Go Crazy Tonight klingt sehr sehr nach den U2 vom Anfang der 80er Jahre. Sie besinnen sich auf ihren typischen Gitarrensound. In den Credits zum Song wird als Produzent auch will.i.am genannt, was ich persönlich ein wenig seltsam finde. Zumindest kann ich von seinem Einfluss so gar nichts entdecken. Umgekehrt erhellt sich vielleicht nun schon etwas mehr, warum die aktuellen Black Eyed Peas genau so klingen, wie sie gerade klingen.

I’ll Go Crazy If I Don’t Go Crazy Tonight hat mehr oder weniger ganz gute Starthilfe im Hintergrund. Der Titel wird nämlich als Background-Musik für eine neue Blackberry-Applikation verwendet. Wie tvsongs.de feststellt, eine Entwicklung die nicht ganz ohne ist. U2 haben nämlich bisher für Konkurrenten Apple geworben. Tja. Mit Erscheinen der Single geht der Titel auf Platz 40 der deutschen media control-Charts rein. Das ist nicht wirklich berauschend, auch nicht für eine dritte Single. Die Zielgruppe, ältere Fans mit Vorliebe für CD-Käufe, nimmt offenbar an Relevanz ab. Und vielleicht muss sich U2 demnächst doch neu erfinden.

Den anderen Weg der Vermarktung gehen Panik – wenn auch nicht ganz freiwillig. Die Band (früher aufgetreten als Nevada Tan) wurde einer breiteren Masse unter dem neuen Namen bekannt bei ihrer Teilnahme am Bundesvision Song Contest im Jahr 2008. Ihr Titel Was würdest Du tun stieg nach dem Fernsehauftritt bis auf Platz 28. Dann war es erstmal ganz lange ruhig weil es Streit mit der Plattenfirma gab und ein Prozess geführt werden musste um den Namen der Band und wer jetzt eigentlich Anrecht auf was hat (debile Prozesse, verwirrende Lage, alles öde). Im August diesen Jahres gab es dann endlich neues Material von den Rockern: Jeder wurde als kostenloser Download-Titel veröffentlicht. Und seit dem 4. September gibt es nun auch eine neue CD-Single Lass mich fallen. Zunächst erscheint sie aus dem Nichts. Einfach um zu zeigen, dass die Band noch (oder wieder) da ist. Zwar wird auf diversen Seiten gemunkelt, dass da auch ein Album in Arbeit ist (und es wäre ja auch traurig wenn nicht), aber nichts Genaues ist erstmal zu erfahren. Feiern dürfen wir, dass Panik aus eigener Kraft, ohne großes Label im Rücken auf Platz 62 in die media control Charts einsteigt. Es geht eben nicht alles immer nur um Vermarktung und Profit.

Jetzt habe ich hier also einen Haufen Neuveröffentlichungen abgefeiert. Und das ist ja auch der normale Lauf der Dinge: eine CD erscheint und alle stürmen in die Geschäfte um sie zu kaufen. Promotet werden die neuen Songs eh schon im Vorfeld durch Radio und TV. Aber dann gibt es vereinzelt doch immer noch Titel, die sich so ganz langsam entwickeln, vom Geheimtipp zum Hit sozusagen. Ein solches Beispiel ist Chris Boettcher mit seiner Satire 10 Meter geh’. Natürlich geht’s bei dem bayrischen Comedian um Germany’s Next Top-Modell. Das Thema ist keineswegs neu, der Titel auch nicht. Schon 2008 schrieb sich Chris Boettcher seinen Frust über die Show von der Seele. Bei seinen Auftritten kam der Titel offensichtlich gut an, so dass schon Mitte Mai (beste Top-Model-Zeit) der Titel als CD-Single beim Label Artists & Acts erschien. Das erreichte natürlich erstmal nur die Insider. Im Zuge von Ballermann und Co. wurde der Titel dann aber bekannter und jetzt steht das Oktoberfest vor der Tür, bei dem es ja auch zünftig zur Sache gehen darf, und so manche Kapelle hat 10 Meter geh’ doch noch schnell ins Repertoire aufgenommen. Mittlerweile wird Chris Boettcher auch über ein Major-Label vertrieben, nämlich über Virgin. 10 Meter geh’ ist angeblich auch noch einmal neu veröffentlicht worden, aber dazu hab ich keine Bestätigung gefunden. Wie auch immer: die Nachfrage steigt und Chris Boettcher feiert seinen ersten Auftritt in den deutschen Verkaufscharts, denn 10 Meter geh’ landet plötzlich auf Platz 53. Mit dem anstehenden Oktoberfest und seinem Auftritt bei ”Verstehen Sie Spaß” am 26. September, dürfte der Titel noch einmal mehr an Nachfrage gewinnen. Mal schauen, was da passiert.

Ein zweiter Titel gehört diese Woche in die Kategorie ”Spätzünder”. Bei Veröffentlichung vor einer Woche nahmen von Pete Yorn & Scarlett Johansson nicht wahnsinnig viele Leute Notiz. Relator versandete irgendwo unter Position 100. In dieser Woche erschien dann das dazugehörende Album Break Up, komplett gefüllt mit Duetten zwischen den beiden. Und offensichtlich gibt es genügend Leute, die beides haben wollen, die Langversion und die Single (vermutlich dann in digitaler Variante für unterwegs). Der Titel, fluffig groovig und zeitlos sing-along-like , steigt auf Platz 100. Schönes Chartdebüt für beide Künstler.

Und: wie fast immer am Ende der kommentierten Übersicht gibt es auch diese Woche wieder einen Schwenk über die modernen Klassiker. Einer der erfolgreichsten Titel des Jahres 2008 war der Remix des Guru Josh Project. Infinity 2008 landete in der Jahresendauswertung 2008 bereits auf Platz 17, aber da stand der Titel noch ganz proper in den aktuellen Verkaufscharts. Auch in diesem Jahr war Infinity 2008 noch ganze 25 Wochen notiert, Platz 6 zum Anfang des Jahres war die höchste Notierung. Vor drei Monaten rutschte der Titel nach 51 ununterbrochen hintereinander notierten Wochen unter die Position 50 und damit raus aus den Charts. Dieser fast einjährige Chartaufenthalt bedeutet Platz 6 in der All Time-Auswertung dieser Kategorie. Nun sind drei Monate vergangen, die Zwangsabstinenz ist vorbei und das Guru Josh Project darf wieder notiert werden. Und nun haltet euch fest: Infinity 2008 steht 14 Monate nach seinem Ersteintritt in den Charts immer noch auf Platz 73. Wow – das heißt, dieser Titel ist nach wie vor nicht totzukriegen. Addieren wir zur Performance des Originals die Rap-Remix-Variante von P.SIX, die mit den Originalaufnahmen von Infinity 2008 arbeitet, so kommen wir auf mittlerweile 61 Chartwochen. Und das ist Platz 9 in der ewigen Auswertung der am längsten platzierten Aufnahmen.

Klassiker Nr. 2 in dieser Woche ist der bislang größte Erfolg von The Killers. Im vergangenen Winter ging so gut wie gar nichts ohne Human. Auf allen Wellen lief der Titel hoch und runter, 33 Wochen in den Charts waren die Folge. In dieser Woche geht der Titel in seine nächste Chartrunde auf Platz 91. Das könnte allerdings knapp werden mit einem wirklich langanhaltendem Aufenthalt.

So, aufgrund der Masse der Veröffentlichungen hab ich nun vor allem über das geschrieben, was die Industrie gern verkaufen möchte (und auch verkauft). Aber was wollen die Menschen auf der Straße? Was sind die Hits, die ohne riesige Medienpräsenz entstehen? Vielleicht 3OH!3? Das ist ein Bandprojekt aus den USA, das ziemlich frech Crossover in seiner besten Art zelebriert. Da geht es quer durch Rock, HipHop und Elektro … und was hinten rauskommt ist eine großartige Mischung mit frechen Texten. In ihrer Heimat haben sie den letzten Winter bereits ordentlich für Furore gesorgt, in Großbritannien ging es im Sommer bis Platz 21 und nun ist auch Deutschland dran. Allerdings, sowohl das Album WANT als auch die Single Don’t Trust Me sind nur äußerst kompliziert und nur digital zu erhalten. amazon beispielsweise bietet keins von beiden an, da muss mensch also schon einigermaßen findig sein. Offensichtlich sind das aber doch ein paar Leute. Don’t Trust Me landet in dieser Woche als Neueinsteiger auf Platz 95. Und hier könnte noch einiges folgen. Bekannt wurden 3OH!3 durch ihre Auftritte als Vorband von Katy Perry, prompt ist die neue Single auch eine Zusammenarbeit mit ihr. Und angeblich soll Don’t Trust Me auch der Werbesong für irgendein Apple-Produkt sein. Hab’ ich allerdings noch nicht gesehen.

18. September 09: Shakira vs. Madonna

Das war’s also, das große Duell zum Septemberanfang. Und gewonnen hat ... Tusch und Fanfare … Shakira. Mit She Wolf hängt sie ziemlich deutlich Konkurrentin Madonna ab. Da können wir jetzt philosophieren: hängt es am deutlicheren Video? Verkauft sich Shakira als Sexobjekt besser? Ich mein, der Text ist ja recht eindeutig. Shakiras Inszenierung auch. Da hilft es auch nicht, wenn die Künstlerin selber vor allem davon spricht, dass sie sich mit diesem Song wesentlich emanzipierter fühlt. Frauen als wilde Tiere, die man(n) nur mit Vorsicht rauslassen sollte … Hmmm, ich finde, das ist nicht wahnsinnig feministisch. Aber gut, das will Shakira ja sicher auch gar nicht sein. Madonna ist da schon von anderem Kaliber. … Gründe für das vorliegende Ergebnis gibt es sicher genug. Vielleicht ist es auch der Titel selber. Ich hatte zuerst die Begegnung mit dem Moto Blanco Mix, der arg daneben ging weil er nur auf 70er Jahre Mittelmaß-Gedudel macht. Erst später hab ich die Radioversion gehört und festgestellt, dass die zurückgenommene Instrumentierung gar nicht so schlecht ist. Da funktioniert dann sogar die Gitarre, die ein bisschen an richtige 70er-Jahre-Rockbands erinnert. Und gegen einen Streicher-Wisch hab ich auch nichts. Wirklich toll ist allerdings vor allem die spanische Variante unter dem Titel Loba. Und vielleicht noch ein wenig Gossip: She Wolf ist in den USA die Werbetrailermusik für die neue Staffel von Desperate Housewives … dann sollte es also auch in Amerika noch ordentlich zur Sache gehen.

Mit She Wolf kündigt Shakira ihr kommendes Album an, welches den gleichen Namen trägt. Es soll am 9. Oktober erscheinen und bis dahin werde wir die Single wohl noch einige male hören. Epic records – Shakiras Label in Amerika – verkündete allerdings bereits, dass Did It Again die nächste Single sein wird. Zunächst ist aber She Wolf in den Läden und landet in der ersten Woche auf Rang 2. Das ist natürlich der höchste Neuzugang und beschert Shakira nach zwei Jahren Chartabstinenz ein ziemlich fulminantes Comeback. Es ist Shakiras zehnte Single in den Charts und mit sieben davon unter den ersten 10 und fünf entweder auf der 1 oder 2 ist sie wohl derzeit eine der erfolgreichsten Künstlerinnen. She Wolf ist der Nachfolger zu ihrem dritten Nr.1-Hit Beautiful Liar, den sie in Kooperation mit Beyoncé lancierte. Mit Platz 2 verfehlt sie das Doppel, aber das könnte sich in der kommenden Woche auch noch ändern.

Shakira auf Platz 2, das bedeutet: Woche vier an der Spitze für Marit Larsen und ihr Märchenprinzessinenelfenlied If A Song Could Get Me You. Aber wie lang wird die Norwegerin dem Druck noch standhalten? Laut aktueller iTunes-Charts – die ja immer deutlich aktueller sind und schonmal die kommenden Trends skizzieren – bleibt sie allerdings weiter vorne in der Gunst der Käufer_Innen. Vor ihr kann sich momentan nur Paparazzi von Lady GaGa platzieren. Shakira dagegen liegt mit Platz 6 doch deutlich abgeschlagen im Verfolgerfeld. Marit Larsen wird also zumindest mit der südamerikanischen Konkurrenz ganz gut fertig. Nordische Coolness und Verträumtheit gewinnt gegen lateinamerikanische Sexyness – das finde ich nicht mal unsympathisch.

Schnell noch einen Blick auf die Performanz von Marit Larsen in anderen Charts in Europa bzw. im deutschsprachigen Raum, denn nur dort vermarktet ihre Firma sie momentan. Hier hält sie sich ganz gut. In Österreich steht sie weiterhin auf Position 1 (in der dritten Woche), die Schweiz meldet Platz 2. Und in der gesamteuropäischen Auswertung meldet MTV aktuell einen Platzgewinn von 16 auf 13. Na geht doch.

Und um die oberen 3 voll zu machen hier noch schnell der Satz: David Guetta feat. Akon rutschen mit Sexy Bitch einen Rang nach unten. In den Euro-Charts veröffentlicht bei MTV steht Sexy Bitch neu ganz oben. Zu erleben ist der DJ in den nächsten Tagen auf Ibiza und Malta. Für alle, die den Sommer noch nicht zu Ende gehen lassen wollen.

So, und nun endlich wird es Zeit zum in der Überschrift beschriebenen Duell zurückzukehren. Madonna ist also auch zurück. Allerdings anders als Shakira war Madonna gar nicht richtig weg. Anfang des Jahres noch war ihre letzte Single Miles Away in den Charts präsent. Und trotzdem war die Aufregung irgendwie groß als Ende Juli Celebration angekündigt wurde und in den vorzeitigen Digitalverkauf ging. Ziemlich fix stieg sie in so ziemlich allen Ländern auf Platz 1 der iTunes-Charts, eigentlich war der August bereits der Monat von Celebration. Warum das in gar keiner Weise in den offiziellen Charts zu bemerken war ist mir ein Rätsel. Ich könnte jetzt an der Korrektheit der Ermittlung zweifeln. Oder aber iTunes gehört nicht zu den in die Chartermittlung eingehenden Online-Portalen (was ich aber nicht glauben kann). Könnte auch sein, dass iTunes zwar einen ziemlich guten Ruf hat, aber in Wirklichkeit doch eher mäßigen Umsatz bringt. Wenn ein Titel bei amazon als Online-Track zur Verfügung steht, dann hat das meist sofort Auswirkungen auf die Liste. Hier wird offensichtlich viel mehr abgesetzt. So weit mal ein Erklärungsversuch, warum Celebration erst mit so viel Verspätung in der Liste auftaucht.

Celebration ist nicht nur der Titel der Single, sondern auch der Titel des dritten Best of-Albums von Madonna,welches am 18. September erscheint (also jetzt). Für diesen zusätzlichen Song, der als einziger neuer auf der Compilationenthalten ist, arbeitet Madonna wieder mit Paul Oakenfold zusammen. Dieser hatte bereits das Album Ray Of Light produziert. Und so kommt es, dass Celebration tatsächlich einen gehörigen 90er Jahre-Club-Appeal hat, mit 303-Geschrammel und trancelastigen Breaks. Obwohl das alles schon längst Geschichte ist, funktioniert es aber verdammt gut auch im Jahr 2009. Ist das vielleicht der erste funktionierende Song des 90er –Revivals? Entsprechend des Sounds gehts im Song auch um nichts anderes als um eine Einladung zur Party. Auch das sehr 90er.

Mit Celebration landet Madonna ihren 59. Hit in den deutschen Charts. media control meldete am Dienstag, dass sie bisher insgesamt 830 Wochen in der Liste notiert war und damit die erfolgreichste Künstlerin überhaupt ist. Celebration steigt direkt ein auf Platz 5 und ist damit der 19. Hit unter den ersten 5. Und noch eine Statistik: mit Celebration steht Madonna genau jetzt eine 164. Woche unter den ersten 10. Zum Vergleich: Michael jackson hat es nur auf 116 Top 10-Wochen gebracht.

Von den ganz großen Stars, die wir hier abgehandelt haben, geht es nun zu den upcoming Newcomern. Der erfolgreichste ist in dieser Woche Justin Bieber. Der Junge ist gerade mal 15 Jahre alt und die Legende besagt, dass er über youTube seine Karriere begann, wo ihn sein künftiger Manager aufpickte. Dieser brachte ihn dann mit Usher in Kontakt und schon startete die Karriere so richtig professionell. Bei The Dome 51, welches Anfang September über die Bildschirme flimmerte, trat Justin Bieber ebenfalls auf und nun steigt seine Debüt-Single One Time in die Charts. Platz 14 für den … nun ja … nicht wirklich originellen R’n’B-Song. Teenie-Pop für Teenies – da bin ich ohnehin nicht der Richtige, um das weiter zu bewerten.

Der größte Aufsteiger innerhalb der Charts sind Kid Cudi featuring Kanye West & Common Scratches By A-Trak mit Make Her Say. Gefeiert habe ich den Titel schon in der letzten Woche. Er gehört für mich zu dem Irrsinnigsten, was es derzeit auf dem Markt gibt. Ob der Titel ”Highest Climber” jetzt wirklich bedeutet, dass die Masse Gefallen an dem Stück findet, weiß ich nicht. Der ”tolle” Sprung” besteht nämlich lediglich aus einer Verbesserung von der 99 auf die 85. Hmmm … trotzdem geiler Track.

11.September 2009: David Guetta encore!

Und noch einmal kann ich schreiben: David Guetta ist der Mann der Woche. Am 4. September hatte das Video zu Sexy Chick Premiere, und schon in der Woche davor avanciert der Titel mit Akon als Sänger den höchsten Aufsteiger der Woche, es geht von der 9 auf die Position 2, wo er sich selber entthront. When Love Takes Over, der Überflieger mit Kelly Rowland rutscht von der 2 auf die 4. In Großbritannien schafften es beide Singles ja bis auf Platz 1, hier muss er (zumindest vorerst) mit der Vizeposition vorlieb nehmen. Mit nunmehr 14 Top 10 Wochen zieht er gleich mit Emilíana Torrini (Jungle Drum fällt von 5 auf 7) und gehört damit zu dem erfolgreichen Dutzend KünstlerInnen, die das im Jahr 2009 bisher vollbracht haben. Aber im Grunde ist sowieso ist alles Zucker für den DJ aus Frankreich. Und auch Akon hat mit Sexy Bitch ordentlich Grund zu feiern, denn er kehrt nach mehr als 4 Jahren wieder zurück ganz an die Spitze. Sexy Bitch ist nunmehr sein bestplatzierter Titel nach seinem Nr.1-Hit Lonely, welcher zwischen Mai und Juli 2005 ganze acht Wochen der bestverkaufte Titel war. Auf seiner Webpage kündigt David Guetta gerade seine nächste Single an mit dem Titel GRRRR. Es könnte für ihn also auch noch ein heißer Herbst folgen.

David Guetta auf der 2 , das heißt die alte Nr.1 ist die neue Nr.1: Marit Larsen beherrscht weiterhin den Verkauf. In einer dritten Woche steht If A Song Could Get Me You ganz oben auf der Liste. Ihr gleichnamiges Album muss in dieser Woche in den Album-Charts einen Platz abgeben und landet auf der Position 7. Gerade war auch ihr erster Auftritt im deutschsprachigen Raum, nämlich bei westwind 09 in Salzburg. Und passend dazu erklimmt sie auch in unserem Nachbarland nach einer Woche Pause erneut die Spitze. Es sieht also nach wie vor gut aus für Marit Larsen – nur ich habe langsam das Gefühl, dass ich eine Überdosis bekommen. Dafür kann ich aber Is It Love von ihr immer mehr leiden … vielleicht mal ein Anspieltipp …

Die Spitzengruppe wird komplettiert durch Gossip, die mit Heavy Cross nochmal einen Platz zulegen können und in ihrer zwölften Chartwoche nun erstmals unter den ersten drei stehen, nämlich auf der 3. Und für diesen Erfolg dürfte wohl auch der Auftritt bei Stefan Raab verantwortlich gemacht werden können. Es tut sich also etwas am oberen Ende der Charts, und ich vermute, dass sich dieser Trend auch nächste Woche fortsetzen wird.

Ganz ganz oben spielen sie im Single-Bereich zwar keine Rolle, aber unter den ersten 20 sind sie nach wie vor regelmäßig zu finden, die Söhne Mannheims. Ihre zweite Auskopplung aus dem Album Iz On heißt Ich wollt nur deine Stimme hörn, ein zärtlich stilles Lied, fast mit ein paar Folk-Anklängen (mich erinnert’s so ein bisschen an Irland), der Text eine richtig romantische Liebeserklärung in dem mich dieses eine mal nur das Wort ”auferstehen” stört. Aber insgesamt ein eingängiges Lied, fast unangestrengt, das gefällt mir besonders. Und zum Start landet die Single als höchster Neueinstieg auf Platz 14 und damit sogar noch einen Platz besser als der Vorgänger Iz On.

Bevor zu den anderen neuen Cds der Woche kommen, ist es mir eine Ehre, an dieser Stelle noch einmal La Roux zu feiern. Wie schon erwähnt, in den wirklich coolen Geschäften und Cafés gehört Bulletproof momentan zum MUSTBE. Und offensichltich sind auch Deutschlands MusikkäuferInnen von dem Duo überzeugt, Bulletproof klettert in der dritten Chartwoche in die Top 20, von der 24 geht es auf die 19. Toll!

In der vergangenen Woche habe ich über eine Flut von neuen deutschen Produktionen schreiben können. Und auch in dieser Woche geht es den Veröffentlichungen aus Deutschland im Schnitt wesentlich besser als den internationalen Veröffentlichungen. Die Söhne Mannheims liefern den erfolgreichsten CD-Start der Woche 28. August bis 3. September, und gleich dahinter folgt Bushido produziert Sonny Black & Frank White. Dieses Duo ist kein unbekanntes in Deutschland, 2002 traten sie auf die Bildfläche mit dem Album Carlo, Cokxxx, Nutten, welches auf wikipedia als ”eines der einflussreichsten Alben des deutschsprachigen Gangster-Rap” bezeichnet wird. Die Zusammenarbeit zwischen Bushido und Fler (denn niemand anderes ist Frank White) sollte mit einem Teil 2 im Jahr 2004/05 fortgesetzt werden, aber dann kam es zum Streit zwischen den beiden Rappern und statt Frank White war dann Saad zu hören. All das ist mittlerweile Geschichte. Bushido und Fler haben sich ausgesprochen und ihre neue Freundschaft offiziell besiegelt, indem sie sich in ihren myspace-Auftritten gegenseitig als Freunde auf Platz 2gelistet haben. Tja, und nun gibt es auch das musikalische Freundschaftszeugnis: Carlo, Cokxxx, Nutten 2 – dieses mal tatsächlich unter dem Label Sonny Black & Frank White. Soweit also zum Rap-Gossip. Musikalisch gibt es als Appetitmacher auf das Album seit 28. August die Single Eine Chance / Zu Gangsta. Das ist dann also Gangster-Rap aus Deutschland, harte Männer die ihr Schicksal beschreiben, aber eigentlich ist alles was da so passiert von außen erzwungen oder das System ist schuld. Immerhin gibt es auch ein oder zwei fast zärtliche Zeilen, wenn sich beide Rapper dann mehr oder weniger direkt eingestehen, dass sie sich ja irgendwo doch lieben. Aber hallo, dürfen jetzt auch Machos (sogar aus arabischen Kontexten) weiche Seiten haben? Da passiert ja direkt was in der Szene. Musikalisch spiegelt sich das nicht unbedingt wieder, da passiert nicht allzu viel überraschendes. Das Comeback der beiden Rapper kann in Deutschland ganz gut punkten. media control meldet in der Woche der Veröffentlichung Platz 26. Für beide ist es der jeweils dritte platzierte Titel im Jahr 2009. Bushido kann nicht wirklich an das anschließen, was Ende letzten Jahres mit Für immer jung als Vorgabe da steht (die Digital-Single Kennst du die Stars mit Oliver Pocher tu ich an dieser Stelle mal als irregulär ab). Fler dagegen hat mit diesem Titel für dieses Jahr erstmal eine Bestplatzierung eingefahren.

Musik aus Deutschland, das heißt dann recht oft auch Schlager/Gassenhauer/Mallorca-Hit. Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht irgendeine Produktion aus dieser (sehr weiten) Schublade, die Charts entert. In dieser Woche meldete sich beispielsweise ein Urgestein aus den 80ern zurück. Christian Franke hatte 1981/82 drei veritable Hits. Mit Ich wünsch dir die Hölle auf Erden erreichte er damals sogar die Top 10 und kam bis auf Platz 7. Dann war es mehr oder weniger still um ihn, bzw. gelang ihm kein Anschluss im kommerziellen Sinne. Produktionstätigkeiten und Anfang der 2000er ein versuchtes Comeback … so weit die Story. In diesem Jahr nun legt er mit Geh nicht fort (Guardian Angel) erneut einen Versuch vor. Und diesmal funktioniert die Rückkehr in die Liste. Warum, das frage ich mich an dieser Stelle ganz ernsthaft. Der Titel klingt unglaublich Oldschool und unzeitgemäß, das hätte porblemlos so auch 1983 erscheinen können und wäre da schon nicht besonders innovativ gewesen. Auf der CD gibt es natürlich auch zwei Dance-Versionen, die per Beat immerhin verraten, dass es sich um ein Produkt der Jetztzeit handelt. Offensichtlich gibt es aber doch eine zumindest kleine Käuferschicht, welche genau diesen Sound (ihrer Jugend?) sucht. Knapp 30 Jahre gab es einfach nicht, muss auch eine schlimme Zeit gewesen sein … ich für meine Teile wünsche mich nicht in die Anfangs-80er zurück. Nun … Christian Franke also ist wieder da, nach mehr als 26 Jahren Chartabstinenz auf Platz 90. Im Jahr 209 war allerdings schon ein Künstler länger nicht mehr notiert: Chris Andrews nämlich war fast 40 Jahre nicht in der Liste präsent bevor er sich in diesem Jahr in Kooperation mit Tobee und Pretty Belinda – Schlauchboot wieder in Szene setzen konnte.

Natürlich gibt es auch ein paar internationale Musikproduktionen in dieser Woche abzufeiern. Am erfolgreichsten schneidet dabei Material aus den USA ab, und von da ein kleines All-Star-Project. Keri Hilson legt als zweite Auskopplung aus ihrem Album In A Perfect World … die Kollaboration mit Kanye West & Ne-Yo Knock You Down vor. Produziert wurde der Titel von Danja und er ist richtig gut, jedenfalls wesentlich charismatischer als der Vorgänger Return The Favor mit Mentor Timbaland. In den USA und Großbritannien wurde Knock You Down dementsprechend mit Platz 3 bzw. 5 auch der erfolgreichste Track von Keri Hilson (in welchem sie als Lead-Artist auftritt). In Deutschland sieht es dagegen ein wenig anders aus. Zwar – wie schon angeführt – ist es die erfolgreichste nicht-deutsche Produktion der Woche, aber Platz 30 zum Start liegt doch eindeutig hinter dem Ergebnis von Return The Favor (Platz 21).

Kanye West kann sich in dieser Woche gleich doppelt freuen. Denn nicht nur durch den Erfolg von Keri hilson steht er wieder einmal in den Charts – nein – auch bei dem neuen Track von Kid Cudi gehört er zum Line-Up. Neben ihm durften auch Common und A-Trak jeweils einen Part zu Make Her Say beitragen. Da gibt es jetzt also eine ganze Menge zu erzählen. Vielleicht zuerst mal zum Track selber: der ist nämlich frech, witzig, geil, einfallsreich ... und im Afrojack-Remix sogar hypnotisch. In diesem Fall kann man nur sagen: viele Köche machen ein Supergericht. Und dass das Ganze dann beginnt mit einem Lady GaGa-Zitat ist nochmal mehr großartig. Aus Poker Face wird Poke Her Face wird Make Her Say … Ach, und die ganzen anderen Zitate und Anspielungen kann man gar nicht aufzählen … hört’s euch an, genießt es, seid glücklich. Kid Cudi legt mit diesem Track also einen ordentlichen Nachfolger zu Day ’N’ Nite hin, dass im Remix von Crookers im Frühsommer ja ordentlich einschlug und noch jetzt überall zu hören ist. Make Her Say könnte auch so etwas wie ein Appetitmacher auf das kommende Album Man On The Moon: The End Of Day sein, dass ab dem 15. September zu haben sein wird. Aber … Make Her Say ist doch wirklich lediglich als Digitaltrack erhältlich. Schande! Und da kommt jetzt auch das große Dilemma. Denn, egal wie geil der track ist, er schafft es im Moment nur auf Platz 99. Oh oh, das würde ich mal ordentlich unterbewertet nennen. Und so kommt es also, dass Rapper Common mit seiner zweiten Chartperformance sogar noch schlechter abschneidet als beim ersten Mal (2007 stand er nämlich an der Seite von Joss Stone für eine Woche auf der 96). Und der kanadische DJ A-Trak hat jetzt sogar sein Debüt auf der vorletzten Position. Ich sags nochmal: What a shame!

Kommerziell erfolgreichste nicht-deutsche Europäerin ist in dieser Woche Stefanie Heinzmann. Die Schweizerin gehörte im vergangenen Jahr zu den erfolgreichsten Newcomern und war 2008 so gut wie dauerpräsent. Für den 11. September ist ihr zweites (eigentlich schon ihr drittes) Album angekündigt: Roots To Grow. Und daraus gibt es jetzt die Single No one (Can Ever Change My Mind. Aber, das was sich da im CD-Player dreht ist leider leider gar nicht wirklich neu. Stefanie klingt immer noch nach Stefanie Heinzmann, was an sich auch schön ist. Auch der Song selber ist nicht schlecht, nur eben … alles schon zur Genüge gehört . Im letzten Jahr. Schade, dass sich Stefanie Heinzmann nicht traut, doch den einen oder anderen Schritt zu gehen. Ihre letzte Single, die Cover-Version des Metallica-Titels The Unforgiven hatte da eigentlich mehr versprochen. Hmmm – Stefanie Heinzmann also wieder da. Platz 38 in der Woche der Erstveröffentlichung, ich würd sagen, das sind harte Fans, die alles kaufen, egal wie zeitgemäß das ist.

Wachsender Nachfrage sieht sich auch der Münchner Bürgermeista gegenüber. In der letzten Woche war seine Single Locker Macha auf der 64 eingestiegen. Natürlich wurden dadurch diverse Medien auf den Titel aufmerksam und übernahmen ihn in ihre Playlists. Auf Bayern 3 zum Beispiel stieg der Titel direkt auf Platz 4 der ”Schlager der Woche” ein. Die anderen bundesdeutschen Radios zögern da noch ein wenig, aber ich schätze, das wird sich rasch ändern, denn Locka Macha geht wirklich ins Ohr. In dieser Woche steigt der Titel in den media control-Charts von der 64 auf die 39.

Tja und was gab es sonst noch so an aktuellen Ereign issen? Zum Beispiel startet(e) ab 12. September die dritte Staffel der Disney-Serie Hannah Montana auf Super RTL. Rechtzeitig zum Start der Free-TV-Premiere gibt es auch eine CD-Single von eben Hannah Montana. Ganz selbstbewusst ist diese Supergirl betitelt und drin steckt ein ordentlicher Tennie-Rock-Song. Vielleicht ein bisschen zu sehr amerikanisch, aber dafür kommt es ja auch von Disney. Für die Kunstfigur ist dies die zweite Single in den Charts und mit Platz 42 das beste Ergebnis jemals. Miley Cyrus, welche hinter der Figur steckt, hat bereits fünf weitere Titel auf ihrem Konto stehen und war vor ziemlich genau einem Jahr mit 7 Things sogar schon unter den ersten 20 platziert.

Zu den Ereignissen mit den größten Auswirkungen auf den Musikkonsum gehört die Veröffentlichung der neuen KONTOR. Top of the Clubs-Compilation. Es ist die vierte für 2009 und wiedereinmal hat das Label alles das versammelt, was so momentan auf den Dancefloors läuft. Der Paketpreis für die Gesamtzusammenstellung mit 40 Titeln beträgt bei amazon knapp 10 EUR. Aber eine Menge Leute haben offensichtlcih keine Lust auf das komplette Paket und picken sich lediglich ihre Lieblingseinzeltracks heraus. Und das sieht dann so aus, dass sich eine Reihe von Dance-Tracks in dieser Woche in die Liste mischen.

Deutsche Produktionen spielen dabei eine entscheidende Rolle. Seit einiger Zeit treibt zum Beispiel mal wieder Michael Mind sein Unwesen auf den Dancefloors des Landes. Seine Version von Gotta Let You Go hat es bereits bis in die Top 10 der DJ-Playlist geschafft und ist nun auch auf CD erhältlich (auf der KONTOR-Compilation ist es der Eröffnungstitel). Das Original stammt von dem Projekt Dominica, die damit ihren einzigen Hit einfahren konnten. Ursprünglich erschien der Titel 1994 auf Outland records. Mehr oder weniger wurde der Titel ein Hit im damaligen House-Underground und schaffte es auf zahlreiche Kompilationen. Im Jahr 2000 wurde dann das Ganze nochmal aufgelegt, ein bisschen aufpoliert und dann ging es auch in die deutschen Charts, immerhin bis zum Platz 81. Nun hat also Herr Kindervater alias Michael Mind den Track nochmal neu arrangiert und einen 2009er Clubtrack draus gemacht. Nicht wahnsinnig aufregend, im Club funktionierts allerdings offensichtlich ganz gut. Platz 58 in der ersten Woche nach Veröffentlichung, immerhin die höchste Platzierung jemals für diesen Titel und Michael Mind pirscht sich zum dritten Mal in diesem Jahr an die Position 50 heran.

Einen zweiten Titel für 2009 lanciert der Schweizer DJ David May. Nachdem er im Frühjahr mit Superstar schon mal auf sich aufmerksam machen konnte, meldet er sich nun zurück mit I’ll Be Watching You. Dabei handelt es sich mehr oder weniger um eine Coverversion von Every Breath You Take mit welchem The Police 1983 ihren einzigen Top 10-Hit in Deutschland einfahren konnten. Damals landete der Titel auf Platz 8. Zum Klassiker wurde der Titel allerdings erst durch Puff Daddy feat. Faith Evans & 112, die das Gitarrenintro für ihren Hit I’ll Be Missing You benutzten und damit 1997 einen weltweiten Nr.1-Hit feiern konnten. Die Version 2009 heißt bei David May nun ganz ähnlich, nämlich I’ll Be Watching You und für den Gesangspart verpflichtete er den Sänger Kelvin Scott. Über den habe ich aber leider gar nichts herausfinden können. Die Produktion selber … nun ja, auch dies ist ein wieder recht durchschnittlicher Mix, alles dabei was 2009 gang und gäbe ist, es schrammelt schön vor sich hin, der wirklich einmalige Kick bleibt aber aus. Der Titel ist nur bei Kontor und nur in digitaler Version erhältlich und krabbelt in den verschiedenen DJ-Listen zwischen den Plätzen 25 und 50 herum. Für den 18. September sind weitere Remixe angekündigt, da könnte es dann nochmal in der Nachfrage einen Schub geben. Derweil steht David May in der media control-Liste auf der Position 63, nicht soo schlecht für einen reinen Download-Titel.

Ebenfalls einen zweiten Hit als Solo-Produzent (nach Erfolgen mit Master Blaster oder auch den Vinylshakerz) landet momentan der Dortmunder DJ und Produzent Rico Bernasconi. Anfang des Sommers war er mal ganz kurz mit Love Deep Inside präsent. So ganz richtig wollte es zumindest in den Verkäufen aber nicht nach vorn gehen. Eine Woche auf der Position 90 war schon alles. Seit 21. August gibt es nun bei seinem Label Starshit rec. Cruel summer, ein Remix des Hits von Ace Of Base aus dem Jahr 1998. Das Original ist allerdings noch ein wenig älter. Es stammt nämlich aus dem Jahr 1983 und wurde von einer der ersten Girlgroups, nämlich von Bananarama gesungen. Diese Version schaffte auch die bislang erfolgreichste Platzierung des Titels, es ging nämlich bis zum Platz 24. Die neue Version arbeitet nur vorsichtig mit dem aktuellen Schrammelsound, das ist ganz schön. Platz 69 nach dem Start als Download-Titel in den media control-Charts und für Ace Of Base nach mehr als 6 Jahren der erste offizielle Hit wieder in den Charts.

Ein Mini-Sommerhit war 2009 auch Rockstroh mit Licht. Und die Euphorie geht weiter. Immer noch hört man hier und dort den Titel (dessen Text ich immer noch für reichlich beknackt halte). Tja, und also geht’s dann als Teil der KONTOR-Compilation auch mal wieder rein in die deutsche Liste, denn die neun Wochen sind noch nicht voll. Aktuell auf Platz 86 – seit Ende Juni war Rockstroh nicht mehr so hoch platziert und wir können davon ausgehen, dass in dieser Woche vor allem der Michael Mind-Remix seine Käufer gefunden hat.

Wenn wir über Dancefloor reden, dann gehört einer im Moment unbedingt dazu: der niederländische DJ Fedde le Grand. Im vergangenen Jahr lieferte er in Zusammenarbeit mit Ida Corr DEN Clubtrack schlechthin: Let Me Think About It. Ein Dauerbrenner, der auch in diesem Jahr noch gerne mal in den aktuellen Listen auftaucht. Fedde le Grand besticht in seinen Produktionen, dass sie auf gängige Sounds auch gern mal verzichten. Trotzdem sind sie jeweils absolut zeitgemäß und treffen die Stimmung des Augenblicks meist sehr genau. Für viele scheint das allerdings zu anspruchsvoll. Nach Let Me Think About It schaffte es bisher kein Titel so richtig, sich bei den Massen durchzusetzen. Im Sommer 2008 war es The Creeps, welches nicht weiter als bis Platz 82 kam, im Juni diesen Jahres stand das großartige Scared Of Me zwei Wochen lang in der Liste, ebenfalls nicht höher notiert als Platz 80. Der neue Track heißt Let Me Be Real, und wieder ist es eine Zusammenarbeit mit dem Sänger Mitch Crown. Wie es sich für einen ordentlichen Clubtrack gehört, gibt es verschiedene Mixe, bestechend ist zum Beispiel der von Piticu’, der einen hypnotischen Beep mit zurückgenommenem Schrammelsound kombiniert , ein paar Filtervocals einsetzt und auch nicht mit 80ies Apeal spart. Tolle Mischung! Laut Homepage des Künstlers gibt es Let Me Be Real seit 31. August auf Tonträger, in den einschlägigen Versandhäusern habe ich allerdings keine Cds oder auch Vinyls gefunden. Gehe ich also davon aus, dass es sich um eine Digitalveröffentlichung handelt. Plus Platz auf der KONTOR-Compilation geht es mit den Online-Umsätzen auf Platz 89 in die Auswertung. Ich wünschte mir noch eine ganze Menge Positionen mehr. Vielleicht generiert ja die für den 14. September angekündigte Veröffentlichung des Albums OUTPUT noch ein wenig mehr Interesse für den Einzeltrack.

Genug Clubsound, genug KONTOR-Effekt: Aus der VIVA-Rotation kennen wir die schwedische Band Lovestoned. Sie haben sich einen Titel der österreichischen Band Rising Girl aus dem Jahr 2005 genommen und in einen Pop-Raggea-Sommersong verwandelt. Und so geht Rising Girl denn nun auch in den Verkauf und in die Charts, auf Platz 54. Debüt für die Band … und ich sag mal: das war’s dann auch.

Zweite Singleauskopplung von Metro Station. Der Titel heisst Seventeen Forever und es schließt ziemlich genau da an, wo Vorgänger Shake It aufgehört hat. Allerdings ist es nicht ganz so eingängig. Und so startet die Single dann auch nur auf Platz 61.

Und dann ist es mal Zeit für die Rubrik ”Moderne Klassiker”. Und in dieser Woche war es die zweite Folge der neuen Popstars-Staffel, die uns den Klassiker der Woche bescherte. Da darf nämlich Colbie Caillat die Wackelkandidaten coachen, selbstverständlich mit Songs, die sie selber bekannt gemacht hat. Die Wahl bestand zwischen ihrem aktuellen Hit Fallin’ For You, der dann auch sofort nachgefragt ist und von der 20 auf die 16 steigt – neuer Bestwert – , oder die Kandidat_Innen versuchen sich an dem Top 10-Hit Bubbly aus dem Jahr 2007. Und dieser steigt dann in dieser Woche auch wieder ein in die media control-Liste und landet auf der 72.

Erfolgreichster Dauerbrenner in jeder Hinsicht ist und bleibt Peter Fox. Nach wie vor treibt sich sein Haus am See als erfolgreichster Titel in den Charts herum. Es geht in dieser Woche noch einmal einen Platz von der 34 auf die 33 nach oben, mittlerweile in der 46. Woche hintereinander notiert. Und nach dreimonatiger Zwangspause entert nun auch wieder seine letzte Single Schwarz zu Blau die Liste. Im Februar, nach dem Sieg bei Stefan Raabs Bundesvision Song Contest, war der Titel bis auf Platz 3 gestiegen, die höchste Platzierung, die Peter Fox überhaupt erreichen konnte. Nun ist Schwarz zu Blau wieder drin auf Platz 75, und es ist immer noch ein mitreißender Titel. (Auch unbedingt mal ausprobieren den Dem Bwoy Deh Riddim Remix!

Auch zurückkehrend aus der Zwangspause Amy Macdonald. Ihr Hit This Is The Life befand sich vor genau einem Jahr noch auf langsam steigendem Kurs und belegte Platz 6 in der Hitliste. Ganze 46 Wochen war der Titel notiert, ehe er am 12. Juni zum vorerst letzten mal auftauchte. Und nun kehrt er zurück und steht auf Platz 77. Nach langer Pause diesen modernen Gassenhauer mal wieder zu hören ist sogar ganz schön.

Moderne Klassiker, Evergreens … dazu gehört im Moment auch der fast komplette Back-Katalog von Michael Jackson. Ja, auch zweieinhalb Monate nach seinem Tod, ist die Trauer um den King of Pop noch groß und seine Hits gehören in jedes wohlsortierte Radioprogramm und offensichtlich auch noch auf eine Menge von iPods und mp3-Playern. In der vergangenen Woche waren es immerhin noch acht Titel, die sich unter den umsatzstärksten 100 Titeln behaupten konnten, zwar alle in der unteren Hälfte der Liste, aber immerhin. Diese acht Titel sind nun mit dieser Woche nicht mehr notiert, da sie neun Wochen lang platziert waren und die letzten beiden Wochen eben unterhalb der Position 50 standen. Und die chartregeln besagen, dass diese Titel für die kommenden drei Monate aus der Wertung genommen werden. Damit gibt es etwas Luft und … ja, andere Michael Jackson-Songs, die schon vorher die Auflistung verlassen hatten, kehren wieder zurück in die Charts. Als bester Titel schneidet dabei in dieser Woche Will You Be There aus dem Jahr 1993 ab. Zur Rekapitulierung: dieser Titel war die achte Singleauskopplung aus dem Album Dangerous und schaffte trotzdem noch eine beachtliche Platzierung auf der 12. Er war unter anderem im Soundtrack zu Free Willy zu hören. Nun kehrt Will You Be There also noch einmal zurück und steht in der 30. notierten Woche auf Platz 93.

Der zweite Titel, der von Michael Jackson zurückkehren kann, ist Black Or White. Auch dieser stammt aus dem Dangerous-Album, genauer gesagt war es sogar die Single, welche vorab ausgekoppelt wurde und Michael Jackson direkt in die 90er Jahre beförderte. In Deutschland erreichte der Titel 1991 die Position 2. In dieser Woche wird er noch einmal notiert auf der 95 und schon in der nächsten Woche wird er nicht mehr dabei sein, denn in diesem Sommer ist es die neunte Woche, die der Titel gezählt wird. Insgesamt kann Black Or White auf 33 Chartwochen verweisen.

Invasion der deutschen Produktionen

Wie immer folgt hier der Teil Nr.2 meiner kleinen Betrachtung zu den markantesten (Aufwärts-)Bewegungen in den deutschen Charts. Und wie am Freitag zum Erstupdate, so kann ich auch jetzt feststellen: David Guetta ist der Mann der Stunde. Platz 2 in den Albumcharts für One Love, Platz 2 auch für When Love Takes Over in den Singlecharts zusammen mit Kelly Rowland und Nachfolger Sexy Bitch mit Akon als Vokalisten prescht nun auch in die Top 10. Wie schon einige male angemerkt, find ich diesen Track sogar noch um einiges stärker und in einigen Ländern kann Sexy Bitch direkt an When Love Takes Over anschließen, in den USA sogar überrunden. Mittlerweile ist von dem Titel auch eine reguläre CD-Version auf dem Markt und so gehts von der 14 auf die 9. Für David Guetta ist es der zweite Top 10-Hit überhaupt. Für Akon ist es der vierte Titel, der sich unter den ersten 10 in Deutschland platzieren kann. Das letzte mal war er an der Seite von Gwen Stefanie mit ihrem Hit The Sweet Escape im Frühjahr 2007 so weit oben notiert worden.

Männer der Stunde sind irgendwie auch Frauenarzt & Manny Marc, die ganz ernsthaft mit Das geht ab! [Wir feiern die ganze Nacht] nochmal einen Platz gut machen können und nun auf der Position 8 stehen. In der 15. Chartwoche erreichen sie damit eine neue Höchstplatzierung, zur Illustrierung: am 17. April diesen Jahres waren sie erstmals platziert. Es hat also fast fünf Monate gedauert, bis der Titel Massen zum Kauf aktivieren kann. Bisher hab ich mich bei dem Titel ja eher zurückgehalten in allzu harscher Kritik. Interessiert die Jungs (und Mädels?), die das hören ohnehin nicht. Allerdings ist mir beim Hören des Titels irgendwie doch jedesmal wieder peinlich, dass … ja was eigentlich? Dass die beiden so absolut gedankenfreie Texte liefern, dass von ”Weibern” und ”Ollen” die Rede ist, die ihre ”Glocken” aus der Bluse holen … und feiern heißt doch nur, mal richtig zu saufen. Hmmm … das ist schon arg sinnfrei und irgendwie auch dämlich. Kein Wunder eigentlich, dass der Titel ausgerechnet in Mallorca ordentlich einschlägt. Fragen könnten wir uns jetzt, was das denn bedeutet, wenn unglaubliche Massen ihr Glück und ihre Freiheit in ungebremstem Alkoholverbrauch sehen? Hat das bürgerliche Entsetzen über die plateausaufende Jugend tatsächlich so ins Schwarze getroffen, dass die Glorifizierung von Alk & Sex als rebellisch durchgeht? Da könnten doch die Atzen locker drüber stehen, wo sie doch sowieso immer ihr eigenes Ding machen. Offensichtlich ist der Großteil der Anhängerschar von Frauenarzt und Freunden ziemlich im Spießbürgertum zu Hause. Sonst wär’s nicht nötig, sich durch den Kauf eines solchen Titels zu bestätigen und selbst zu feiern. Schade für den Rapper und seinen DJ, aber das Publikum welches sie jetzt haben, passt vielleicht auch zu ihnen.

Unter den CD-Neuerscheinungen vom 21. August 2009 gab es eine ganze Reihe von deutschen Produktionen. Die No Angels schnitten dabei mit ihrer Single am umsatzstärksten ab (Details dazu siehe Kommentar vom Freitag). Die umatzstärkste deutschsprachige CD kommt von einer Band, die seit knapp drei Jahren kein neues Material mehr vorgelegt hat. Im Januar / Februar 2008 gab es zwar einen Partyhitmix Vol.2, aber das war eben nur eine zusammengemixte Collage. Nun sind PUR aber wirklich wieder zurück. Irgendwo ist die Vorabsingle zum Album Wünsche. Sie klingt rockig und hat wie immer bei PUR auch ein ziemlichen Hang zum volkstümlich Mitsinghaften. Mir ist das eigentlich immer zu sehr kantenlos und allgemein. Deshalb war PUR nie mein Fall und ist es auch mit diesem Titel nicht. immerhin kann ich feststellen: Irgendwo ist bereits der 26. platzierte Titel der Band. Ihre größten Erfolge feierten sie Anfang des Jahrtausends. Mit Platz 26 zum Start der neuen Single sind sie davon zwar recht weit entfernt, insgesamt aber im guten Mittelfeld ihrer Hits platziert.

Neu in den CD-Regalen steht auch Single Nr.2 von Linda Teodosiu. Die DSDS Halbfinalistin von 2008 hatte im Mai mit Love Sux ihr Debüt gegeben, dass bis zum Platz 24 in den Charts stieg. Erinnern kann ich mich daran allerdings so gut wie gar nicht mehr. Und ich fürchte, mit Reprogram My Heart wird etwas Ähnliches passieren. Nicht dass der Titiel absonderlich schlecht wäre, aber eben für meine Begriffe auch nicht herausragend toll. Die Produktion klingt ziemlich verdächtig nach Lady GaGa und irgendwie scheint mir ist auch der Gesangsstil ein bisschen dahin getrieben. Stakkatoartig, abgehakt in den Strophen … der Refrain dann wieder etwas hookline-verdächtiger. Hmmm … die Konsumentinnen kaufen den Titel auf Platz 28 in der ersten Woche nach Veröffentlichung. Genauso ohne Aussage wie der Titel selber.

Ohne Aussage – das sind in mancherlei Hinsicht die Programme einiger Parteien. Ja richtig, in Deutschland ist Wahlkampf und die Politik wirbt um die Gunst der Wählerinnen. Mit manchmal absurdesten Versprechungen und Parolen. Das schreit natürlich nach Parodie. Und wer wäre da besser geeignet als Horst Schlämmer? Nach seiner Karriere beim Grevenbroicher Tageblatt sucht er neue Herausforderungen und gründet die Horst Schlämmer Partei. Der Weg des Neu-Politikers ist ausführlich im Film Horst Schlämmer – Isch kandidiere! dargestellt, der seit 20. August in den deutschen Kinos läuft. Den Werbesong für die HSP gibt es zeitgleich auf CD ebenfalls. Die Freude über dieses neue Werk von Komiker Hape Kerkeling hält sich allerdings in Grenzen, Verrisse wohin man blickt. Tja, und auch der Erfolg der Single hält sich mit Platz 40 eher in bescheidenem Rahmen. Immerhin steht Horst Schlämmer etwas besser da, als Uschi Blum, die im März bis zum Platz 47 mit ihrer Sklavin der Liebe kam. Aber verglichen mit den vorhergehenden Veröffentlichungen von Horst Schlämmer (Platz 20 und 27), ist der Wahlkampfsong dann doch nicht der Bringer. Vielleicht muss sich musikalisch Herr Schlämmer-Kerkeling doch noch ein wenig mehr einfallen lassen. Ich erinnere mich da noch mit großem Vergnügen an Hurz

Neues gibt es auch von Eko Fresh. Um ihn war es in den vergangenen anderthalb Jahren irgendwie ruhiger geworden, zumindest was den musikalischen Output angeht. Dafür ging irgendwie so ein internes Battle ab Eko Fresh vs. Bushido. Warum auch immer, die beiden haben sich wohl irgendwie verkracht und nun hat sich Eko Fresh also richtig losgelöst vom Übervater und tritt wieder ganz ganz solo auf. Darauf ist er natürlich besonders stolz und deshalb gibt es einen ganz gewöhnlichen Selbstbeweihräucherungs-Song Jetzt kommen wir wieder auf die Sachen. Nun ja, kann man gar nichts zu sagen, wenn er das zur Selbstbestätigung braucht … Der natürlich beste aller Rapper (so wie sich ja alle irgendwie immer sehen) kann also seine Fanschar immerhin soweit aktivieren, dass seine Comebacksingle auf der 47 einsteigt. – Ach ja, das Cover ist wirklich krank …

Aus dem deutschen Rap-Business kommt in dieser Woche noch eine andere CD. Und die ist richtig … naja doch: gut. Kitty Kat gehörte schon einige Zeit zum Aggro Berlin-Staff und im Februar wurde sie dann erstmals mit einem offiziellen Feature als sie an der Seite von Sido beim Scooter-Cover Beweg dein Arsch mitwirkte. Nun ist Aggro Berlin Geschichte, deshalb hats mit der eigenen Veröffentlichung noch ein wenig gedauert, aber ein Major-Label war schnell zur Stelle. Auf Universal erschien soeben Miyo, die erste Solo-CD. Als Schmäckerchen vorneweg erschien Braves Mädchen und wie schon gesagt: das ist richtig gut. Warum sind denn auch hier die Frauen schon wieder besser als ihre männlichen Kollegen? – Wenn Kitty Kat von Partymachen, Saufen und Sex singt, dann hat das wesentlich mehr Kraft als bei allen anderen Typen. Klar, Frauen sind ja nach wie vor meistens als die hübschen Dinger dargestellt, die sich vor allem dem unterordnen müssen, was die Kerle wollen. Und hier ist dann also eine, die den Spieß umdreht. Geil! Schade nur, dass es für Braves Mädchen erstmal nur bis zu Platz 58 geht. Ich find, das hat eindeutig mehr verdient. Schließlich steht solche Rotze wie Eko Fresh auch über Position 50.

Erfolgsgeschichten schreiben sich heute nicht unbedingt immer so wie die von Kitty Kat – das wäre eher der klassische Weg. Zum Plattenvertrag und ersten Hit kann man auch kommen wie Bürgermeista. Der schrieb laut Legende seinen Song Locker macha im letzten Jahr, verschickte den Titel an verschiedene Radiostationen und hatte Glück, dass der Münchner Lokalsender Gong 96.3 und dort besonders der Morning Mike Thiel den Titel für sich entdeckte, regelmäßig spielte und zu einem kleinen Lokalhit machte. Schließlich landete der Download-Titel auf der Nr.1 bei amazon im Bereich Reggae und da wurde dann auch ein Label auf den Titel aufmerksam. Dann gings ziemlich schnell und nun ist auch die CD draußen. In München wird der Song offensichtlich gekauft, Platz 64 in der Liste der bestverkauften Titel deutschlandweit. Mal schauen, ob es auch auf ander Bundesländer übergreifen kann.

Deutsche Produktionen spielen auch in unserer Rubrik ”Moderne Klassiker” eine nicht unerhebliche Rolle. Der vielleicht erfolgreichste Dauerbrenner ist wahrscheinlich Haus am See von Peter Fox. Am 31. Oktober letzten Jahres war der Titel das erste Mal in den deutschen Charts platziert. Seitdem steht er ununterbrochen in der Liste, jeweils unter den ersten 40. Momentan fällt er leicht von der 32 auf die 34 und hat damit eine 45. Woche in Folge auf seinem Konto stehen. Damit schiebt sich Peter Fox auch in die Top 10 der am längsten ununterbrochen notierten Titel. Neues von Peter Fox selber wird es wohl in nächster Zeit erstmal nicht geben. Wie BILD berichtet, wird er sich in nächster Zukunft vor allem wieder um das Bandprojekt Seeed kümmern. Schade ist es natürlich, aber auch verständlich und konsequent.

Peter Fox ist allerdings nicht völlig weg aus der deutschen Musikszene. Neben Seeed steht er zum Beispiel auch hinter Miss Platnum. Und mit dieser (oder für sie) hat er gerade fleißig am Nachfolgealbum The Sweetest Hangover gearbeitet. Als erstes Lebenszeichen gibt es genau jetzt die Single She Moved In und es scheint, dass die Deutsch-Rumänin nun endlich an Bekanntheit gewinnt. Ihr Album Chefa von 2007 war ja wohl mehr oder weniger ein Szene-Geheimtipp und auch ihre Singles Give Me The Food und Marry Me (mit Peter Fox im Duett) hatten zwar bei Jugendsendern gutes Airplay, die Verkaufszahlen waren aber mit Platz 63 und 90 eher mager. Schade! Am traurigsten war ich darüber, dass das großartige Mercedes Benz niemals eine Platzierung geschafft hat. Schande! Nun also gibt es She Moved In, ein nur noch ganz zaghaft balkonpop-angehauchter Titel, der natürlich aber wieder mit Bläsersätzen arbeitet und ordentlichen Funk besitzt. Ein wenig braucht es, bis der Titel wirklich in den Ohren ist, das ist aber nicht unbedingt schlecht. Mit Platz 51 zum Einstand der Single erreicht Miss Platnum ihre höchste Platzierung überhaupt. Und allein das lohnt eine Extrarunde auf dem Parkett.

Gucken wir nochmal zu den deutschen Dauerbrennern. Da mischen in dieser Woche zum Beispiel auch The Baseballs mit. Ihr Cover von Umbrella bevölkerte im Mai und Juni die deutschen Charts, kletterte bis zur 43 und verschwand dann vorzeitig aus der List (der Grund war die Invasion von Michael-Jackson-Titeln). Jetzt kehrt der Titel noch einmal zurück nachdem The Baseballs beim ersten Popstars-Casting zur neuen Staffel in Stuttgart aktiv waren. Schwups geht’s für Umbrella nochmal auf die 69. Für den 18. September ist die neue Single angekündigt, eine Coverversion von Katy Perrys Hot N Cold. In der Schweiz stieg der Titel durch reine Downloads bereits auf die 56. In Deutschland funktioniert der Markt eben doch ein wenig anders.

In den Albumcharts steht Jan Delay mit Wir Kinder vom Bahnhof Zoounangefochten auf der Position 1. Die Single Oh jonny rutscht ganz leicht von der 11 auf die 12 und ganz ganz unten in der Liste steht mit Klar noch einmal ein Titel aus dem Back-Kataliog in der Liste. Momentan ist Jan Delay auch ganz gut in Talk-Shows etc. unterwegs. Neueste Meldung: er wurde für den MTV European Musik Award nominiert. Klar war 2006 immerhin Platz 20 und ist offensichtlich einer der Signet-Songs für Jan Delay. In einer 14. Woche steht der Titel nun auf der 92.

Einen deutschen Titel, den ich eigentlich schon absolut nicht mehr hören kann, steht wieder auf der 93. Die Rede ist von Silbermond und Das Beste. Wieder einmal sind drei Monate um, wieder einmal wird der Titel gewertet. Mittlerweile hat er 70 Wochen gesammelt und damit es etwas greifbarer wird, das sind nahezu drei Jahre lang immer wieder in den Charts gewesen. Ersteinstieg war der 20. Oktober 2006.

So – außer dieser deutschen Produktionen gab es natürlich auch einige Veröffentlichungen, die aus anderen Nationalitäten auf den Markt gelangten. Siegerin im Sinne von meistverkauften Einheiten wurde die Schwedin Agnes – auch das hab ich schon im Kurzüberblick am Freitag genauer analysiert. Wesentlich abgeschlagen dagegen die neue Single von The All-American Rejects. Sie waren ja im Frühjahr mit Gives You Hell erstmals in Deutschland wahrnehmbar erfolgreich, sowohl im Radio als auch im Verkauf, drei mal standen sie mit ihrem Debüt auf der 15. Gives You Hell rutscht in dieser Woche von der 47 auf die 52 und damit raus aus der oberen Hälfte, ist aber auch schon seit 21 Wochen dabei. Und nun gibt es ja I Wanna, auch dies ein bodenständiger Rocksong samt mitsingbarem Refrain. Gefällt mir insgesamt sogar besser als Gives You Hell, mit dem ich immer ein bisschen Schwierigkeiten hatte weils mir so unentschieden zwischen eingängig und grantig vorkam. I Wanna liefert zum Einstand eine Platzierung auf der 45. Ist für einen Nachfolgetitel wohl ok.

Tja, und ganz am Ende, auf der 96 schniekelt sich auch Metallica mit Nothing Else Matters wieder einmal rein in die Liste. Für diesen Titel ist es die 52. Woche die zu Buche steht.

04.September 2009: David Guetta ist Man of The Week

Letzte Sommerwoche, die Urlaubszeit geht definitiv zu Ende und wenn man genau hinschaut, dann ist da schon was Herbstliches zu entdecken. Schnell noch die letzten heißen Tage genießen und dann ganz wehmütig auf Kühleres vorbereiten. Und der Soundtrack dazu kommt passenderweise aus einem Land, in dem die Sommer noch kürzer sind. Norwegen rules eine zweite Woche. Marit Larsen stehtmit If A Song Could Get Me You ganz oben auf der media control-Liste und das bedeutet: sie hatte den höchsten Umsatz in der letzten Augustwoche. Und so wie in Deutschland, so steht Marit Larsen auch in Österreich an der Spitze der Liste, in der Schweiz reicht es immerhin für Platz 3 – das heißt, eigentlich sollte sie auch in den europäischen Charts vorne mitspielen. Aber die kontinentale Auswertung braucht immer etwas länger und so ist dort noch nichts von der Norwegerin zu sehen. Wahrscheinlich wird die Erfolgsgeschichte aber noch ein wenig anhalten, denn in dieser Woche trat Marit Larsen bei Stefan Raab auf, der ersten Show nach der Sommerpause. Gute Medienpräsenz also garantiert. Jetzt müssen wir nur noch hoffen, dass sich nicht allzubald eine Songmüdigkeit einstellt. Ich hab nach mehrmaligem Hören mitunter schon ein wenig genug von der beständigen Lieblichkeit. Sparsamer Einsatz wär also angebracht.

Wenn Marit Larsen die Neuentdeckung des Sommers ist und im Bereich Pop derzeit alles überstrahlt, dann darf der französische DJ David Guetta als der Master of Clubland im Sommer 2009 gelten. Ohne ihn samt Kelly Rowland und seinen Hit When Love Takes Over ging in den letzten Wochen gar nichts. Pünktlich zum Sommerausklang erschien nun sein viertes Album One Love. Und dieses kann sich auf Anhieb als sein erster Longplayer überhaupt in den deutschen Albumcharts auf der Position 2 einrichten. Parallel dazu geht auch der Hit When Love Takes Over noch einmal zwei Plätze nach oben und erklimmt mit Platz 2 einen neuen Bestwert. Und das in der immerhin elften Chartwoche. Es ist nicht nur in Deutschland der größte Hit für den Franzosen, sondern europaweit. In Großbritannien und der Schweiz startet gerade der Nachfolgehit mit Akon Sexy Bitch (im etwas prüden Königreich unter Sexy Chick erschienen) gewaltig durch. Die Schweiz meldet Platz 2, Großbritannien ebenfalls, da war der Titel allerdings in der letzten Woche an der Spitze notiert. In Deutschland reicht es nicht ganz für diese Werte. Trotzdem ist David Guetta wohl The Man Of The Week.

Komplettiert wird die Spitzengruppe wie in der vergangenen Woche durch Cassandra Steen feat. Adel Tawil und ihren Titel Stadt. Neuigkeiten gibt es aus dem Hause Steen leider momentan nicht. Ab der zweiten Septemberhälfte reist sie durch das Land. Bis dahin können wir also getrost weiter dem bekannten Hit frönen.

Aufwärts geht es noch einmal für Gossip. Heavy Cross steigt nach drei Wochen auf der 7 nun erstmals unter die ersten 5 und kann sich mit Platz 4 ziemlich veritabel in Szene setzen. Und auch Gossip werden wohl auf den vorderen Plätzen präsent bleiben, denn auch sie hatten die Ehre, bei Stefan Raab ihren Song präsentieren zu können. Wem Heavy Cross mittlerweile ein wenig zu oft in die Ohren gekommen ist (hat ja nun auch schon ein paar Tage auf dem Buckel), dem oder der sei hiermit das wundervolle Cover von Careless Whisper ans Herz gelegt. im Original gesungen von George Michael und hier absolut fit gemacht für das kommende Jahrzehnt.

Die bestverkaufte neue CD-Single der Woche kommt von einer skandinavischen Künstlerin. Agnes – mit vollem Namen Agnes Emilia Carlsson – gewann 2005 die schwedische Casting-Show ”Idols” . Und seitdem ist sie laut wikipedia eine der momentan erfolgreichsten Künstlerinnen in ihrem Heimatland. Nachdem es in Schweden zu drei erfolgreichen Alben (zwei davon jeweils Nr.1 in den schwedischen Album-Charts) und zu insgesamt fünf Top 10-Hits gereicht hat, bemüht sich die Dame (bzw. ihre Plattenfirma) auch um den Rest Europas. In den Nachbarländern Norwegen und Dänemark klappte das schon ganz gut: Top 10-Platzierungen für Release Me, auch Frankreich zeigte sich dem Dance-Pop-Titel wohlgesonnen und in Großbritannien erreichte sie Ende Mai sogar Platz 3. Deutschland – wie häufig ein bisschen langsam – zieht nun, drei Monate später, nach. Und das Ergebnis kann sich sogar sehen lassen: Platz 13, höchster Neuzugang, für diesen gut produzierten, leicht 70er Jahre-mäßigen Titel. Nicht unbedingt wahnsinnig innovativ, aber was soll’s. Es gibt Schlimmeres, und gegen einen naiv-gutgelaunten Radiohit muss man ja jetzt auch nicht gleich die schweren geschütze auffahren.

Bestverkaufte deutsche Produktion dieser Woche dürfen sich die No Angels nennen. Sie promoten mit One Life ihr neues Album Welcome To The Dance. Aber der Titel bestverkaufter deutscher Act täuscht ein wenig über die Tatsachen hinweg. Die besten Tage haben die No Angels nämlich tatsächlich hinter sich. Das letzte Lebenszeichen war das Eurovisions-Debakel im vergangenen Jahr, wo sie mit Disappear überhaupt nicht punkten konnten … was aber auch schon ganz anderen Acts nicht gelang. In der Zwischenzeit ging es nach Amerika: neuer Produzent, vielleicht schielen nach einem neuen Markt? Herausgekommen ist One Life und … na ja, es klingt tatsächlich irgendwie amerikanisch. Da könnte jetzt also auch sehr gut so jemand wie Akon oder Chris Brown drauf singen. Mich überzeugt das nicht. Und ein Platz 15 nach der ersten Woche im Verkauf, das ist auch nicht wirklich wahnsinnig großartig. Allerdings muss ich hier anmerken, dass die No Angels lediglich mit einer 2 Track-Singleversion auf dem Markt sind. Diese kostet bei amazon knapp 5 EUR. Die Vollversionen sind gut 2 EUR teurer, insofern gehen die No Angels mit ordentlichem Nachteil ins Rennen um die Platzierung, denn gezählt wird in der Liste der Umsatz, nicht die verkauften Einheiten. Nochmal allerdings: in den Download-Charts rangieren sie auch nur auf Platz 19. Hmmm … manchmal ist rechtzeitig aufhören einfach besser.