Albumgewinner, Wiesnhits, deutsche Produktionen

Die kommerziell erfolgreichsten CD-Veröffentlichungen von Lady Gaga, Charlie Winston, Pitbull sowie von Sportfreunde Stiller mit Udo Jürgens hab ich am Freitag schon ein wenig genauer beleuchtet. Aber was ist denn da noch so gewesen in der Woche nach dem 11. September?

Zum Beispiel haben Rosenstolz mit Ich bin mein Haus einen vierten Titel aus ihrem Album Die Suche geht weiter als Single ausgekoppelt. In den täglichen iTunes-Auswertungen war der Titel in der Woche nach dem 11. September ziemlich weit oben vertreten, da hatte ich jetzt schon mit einem neuen Top 10-Hit gerechnet, dem vierten in Folge. Aber wieder einmal gibt es den Beweis, dass die Verkäufe auf iTunes offensichtlich nicht allzu relevant sind, entweder aufgrund von doch eher geringen Stückzahlen oder aber auch, weil es bei iTunes enorm günstig ist und so die Gesamtumsätze im Vergleich weniger hoch sind. Letztes kann ich allerdings nicht wirklich bestätigen. – Nun, Ich bin mein Haus ist einmal mehr eine sehr schöne Ballade, in der Album-Version gibt es sogar noch ein nostalgisch-romantisches Zitat aus dem Film Die Legende von Paul und Paula. Es ist auch eins der wenigen Lieder, bei denen ich sogar mit AnNa R.s Gesangsstil ganz gut kann. Besonders die ruhigen Passagen berühren mich, da wo sie expressiver wird, hab ich meist Mühe. – Bei den Fans und Freunden schneidet Ich bin mein Haus dann doch vergleichsweise mager ab. Platz 29 ist für eine vierte Rosenstolz-Auskopplung ziemlich deutlich unter dem, was wir von den Vorgängeralben gewohnt sind. Das könnte natürlich auch daran liegen, dass die CD eben nur in stark limitierter Auflage erschienen ist. Und wie oben schon angedeutet, die doch recht hohen Online-Verkäufe haben in der Auswertung bei media control nicht das ganz große Gewicht. In diesem Fall wieder einmal wirklich schade.

Tja – und im Grunde war es das schon mit den wirklich einschneidend bemerkenswerten Neuveröffentlichungen. Daneben gab es dann solche Titel, die doch schon die eine oder andere Woche auf dem Markt sind, jetzt aber mit steigender Nachfrage konfrontiert wurden. Dazu gehört zum Beispiel No One (Can Ever Change My Mind) von Stefanie Heinzmann. Mit ordentlich Medienunterstützung gelingt der Schweizerin noch einmal eine leichte Verbesserung ihres bisherigen Ergebnisses. Nachdem sie auf Pro7 am 11. September mit einer 30-minütigen Dokumentation beworben wurde und am 12. September gleich noch bei ”Schlag den Raab” auftrat, steigt die Single von der 50 auf die 36 und übertrifft das Ergebnis des Ersteinstiegs um 2 Plätze. Dennoch bleibt der Erfolg verglichen mit den Vorgängern maßvoll. Auch das Album Roots To Grow, welches am 11. September erschien, bleibt mit Platz 13 unter dem Erfolg des Debuts. Dieses, betitelt Masterplan war 2008 bis auf Platz 3 gestiegen. Auch wenn es sehr qualitätsvolle Musik ist mit Ohrwurmcharakter, hier hat Pro7 noch einiges zu tun.

Titel Nummer 2 im Aufwind ist Uprising von Muse. Auch hier spielt die altuelle Albumveröffentlichung eine nicht unwesentliche Rolle. Resistance geht in den Albumcharts auf Anhieb an die Spitze. Im Windschatten dieses Sturmes steigt also auch Uprising um sieben Plätze auf die 40. Tolle Woche für Muse: höchste Platzierung jemals in beiden Listen. Aber unter uns: Uprising hat noch wesentlich mehr verdient. Ein Blick in die Charts diverser Jugendradios verrät, was das Ergebnis sein sollte.

Die beiden eben genannten Titel befinden sich in der nächsten Woche eventuell schon wieder auf dem Abstieg. Ein Titel, der dann wahrscheinlich nochmal zulegen kann, ist dagegen 10 Meter geh von Chris Boettcher. In Vorfreude auf die Wies’n steigt die Single um ganze 10 Plätze: von der 53 auf die 43. Und wie gesagt: da kommt sicher noch was.

An dieser Stelle können wir auch gleich noch Tim Toupet nennen, der mit So ein schöner Tag (Fliegerlied) im Latino Summer Mix noch einmal eine Kehrtwende macht und von der 55 zurück auf die Position 50 kehrt. Immerhin ist dies schon die 29. Woche, die der Titel in diesem Jahr in den Charts zubringt. Und auch hier dürfte in der kommenden Woche vielleicht noch ein kleine Verbesserung drin sein. Die Höchstplatzierungen Platz 6 (im Februar) und Platz 27 für den Latino Summer Mix im August dürften allerdings weit außerhalb des Erreichbaren liegen.

Und wenn wir schon bei den Wiesn-Hits sind. Letztes Jahr erfreute sich Kindermusiker Donikkl mit dem Original des Fliegerlieds auch bei Erwachsenen unerwarteter Beliebtheit. Dass ihm Tim Toupet in diesem Jahr den Rang ablaufen würde, nun ja … das liegt vermutlich an der partykompatibleren Einspielung. In diesem Jahr nun geht Donikkl wieder auf Deppenfang. Zusammen mit seiner Band Die Weißwürschtl singt er uns das Liedlein Aram Sam Sam. Kindergartendebil mit Seeed-Rhythmus … Es reicht für Platz 99 in der ersten Woche … und … ich spreche es hier nicht aus …

Seeed sei hier das Stichwort: Noch einmal nach oben geht es auch für dellé. Pound Power steigt in der achten Woche unvermittelt von der 70 auf die 45. Eventuell hat auch hier der Auftritt bei Stefan Raab eine Rolle gespielt, allerdings war der schon am 9. September und die Fernsehzuschauer wären demzufolge ein wenig langsam gewesen, wenn sie erst ab dem 11. mit dem Downloading begonnen haben … Wer weiß.

Und damit wären wir dann auch schon in der Long Tail-Hälfte der deutschen Charts. Unterhalb der Position 50 gab es in dieser Woche doch einige Neuheiten, die sich platzieren konnten. Allerdings sind diese Platzierungen ja immer auch mit etwas Vorsicht zu genießen, zumindest ist der Begriff Hit in diesem Bereich häufig doch eher mißverständlich.

Auf Platz 63 neu die erste Solo-Single von Space Cowboy, die sich in Deutschland platzieren kann. Gerade gab der Space Cowboy mit Cinema Bizarre sein Deutschland-Debüt, in dieser Woche just rausgerutscht aus der Liste, aber immerhin im August auf der 32 notiert mit I Came 2 Party. Nun wird also eine eigene Single nachgelegt: Falling Down. An seiner Seite hat der französische DJ Chelsea From The Paradiso Girl, bislang noch kein Begriff hier bei uns, aber durchaus als Upcoming Act zu handeln. Falling Down klingt aber leider keineswegs so neu, wie uns das Label verspricht. Ich hab permanent das Gefühl, dass hier gleich Eiffel 65 anfängt mit einem ihrer Hits. Und die waren ja schon zu ihrer Zeit ziemlich nervtötend. Der Part von Chelsea ist da wesentlich angenehmer, aber kann das Gesamtarrangement nicht wirklich retten.

Ganz neu im Musikbusiness ist die Britin Paloma Faith. Natürlich hat sie schon diverse Ausbildungen, TV-Shows und Musikerfahrungen gesammelt. Mit Stone Cold Sober kommt allerdings momentan ihr Debüt als Sängerin nach Deutschland. In ihrer Heimat Großbritannien gelang Paloma Faith damit bereits ein Hit unter den ersten 20 – nämlich genau auf der 17. Im Moment startet dort bereits der zweite Titel New York und ginge es nach dem Willen der Kritiker und Kommentatoren, wäre Paloma Faith die neue Amy Winehouse. Und damit ist auch schon ungefähr umrissen, wo Paloma Faith einzuordnen ist. Allerdings finde ich ihren Sound doch einen Hauch poppiger und heutig. Besonders die kursierenden Remixe wie der Cicada remix unterstreichen dies. Wie gesagt: Paloma Faith startet nun auch in Deutschland. und zwar mit Platz 70.

Im Januar war er zuletzt gesehen worden mit Yes We Can – der mehr oder weniger Obama-Hymne – auf der 74. Und nun kehrt er sogar noch stärker zurück. Platz 71 für Noch immer mittendrin. Es ist die Vorab-Single zum kommenden Album Stark und der 51. Titel, der sich in den deutschen Charts platzieren kann. Das ist schon Dinosaurier-Klasse. Mit 24 Titeln hintereinander, welche seit 1984 die Top 10 verpassen, zählt er auch zu den zähesten Künstlern der Branche. Hier könnten wir auch behaupten: Singen ist sein Leben – egal ob mit oder ohne Erfolg.

Noch mehr deutschsprachiges fand in der Woche ab 11. September den Weg in die CD-Regale. Jochen Distelmeyer, Ex-Leadsänger von Blumfeld, zum Beispiel stellt nach dem Ende der Lieblingsband aller deutschen Feuilletonisten und pop-Kritiker sein Solo-Debüt vor. Und auch dieses mal ist er auf Anhieb der Liebling der Indie-Szene. Sogar so sehr, dass er in den Mainstream hinein schwappt. Lass uns Liebe sein, fast schon ungewohnt fröhlich-optimistisch, geht rein auf Platz 78. Das schließt schon fast an die ”Hits” von Blumfeld Graue wolken und Wir sind frei an, die es 2001 bzw. 2003 immerhin bis Platz 59 gebracht hatten.

Und noch ein Titel aus Deutschland feiert Premiere. Und zwar einer, der uns vermutlich eine Weile begleiten wird. Sasha liefert nämlich mit On The Run den neuen Titelsong der wiederbelebten sat1-Sport-/Fußballshow ”Ran”. Das bedeutet Dauereinsatz und so ist ein Platz 82 erstmal nicht sehr aussagekräftig. Sollte es doch dabei bleiben, so wäre On The Run der mit Abstand schlechtplatzierteste Titel von Sasha jemals. Wir bleiben mal dran.

Sind wir jetzt eigentlich schon bei den Klassikern angelangt? So ungefähr. Allerdings bei einem Klassiker, der das erste Mal in den Charts gelistet wird. Die Rede ist von Udo Jürgens und seinem Hit Ich war noch niemals in New York. In dieser Woche landet die Neuaufnahme mit den Sportfreunden Stiller ja auf der 27. Und prompt gibt es auch genügend Leute, die sich da für das Original interessieren. Erschienen ist es 1982 auf dem Album Silberstreifen und als B-Seite zur Single Das wünsch ich dir. Im Jahr 2000 gab es dann noch einmal eine Version als CD-Single, die mit Bigband-Arrangement ziemlich viel vom Original zerstört. Ich hoffe, dass die meisten sich wirklich das Original geladen haben und so Udo Jürgens zum Platz 97 verholfen haben.

Und was noch? Am Donnerstag, den 17. September flimmerte ab 20:15 Uhr Popstars – Du & Ich über die Bildschirme. Der wohl bewegendste Moment dieser Folge (der letzten vor dem Workshop in Las Vegas) war wohl das Battle zwischen Sarah + Victoria und Valentina + Irma. Beide Paare interpretierten Run von Snow Patrol, erfolgreich als Singlehit in der Version von Leona Lewis. Tja, und alle vier waren so überzeugend, dass sie weiterkamen und … die Version von Leona Lewis sofort am selben Abend noch so oft geladen wurde, dass der Titel ein Comeback auf Platz 68 feiert. Anfang des Jahres war er bis Platz 15 geklettert und hat nunmehr 18 Wochen in der Bilanz stehen. Und da die Show erst am Donnerstagabend ausgestrahlt wurde, steht zu vermuten, dass Leona Lewis auch in der nächsten Woche noch einmal mit diesem Titel in den Charts anzutreffen sein wird. Das ist für einen TV-Re-Entry ziemlich klasse.

PS: Leona Lewis hat bereits ihr neues Album angekündigt. Und darauf soll unter anderem ein Duett mit Justin Timberlake zu finden sein. Beide zusammen interpretieren neu – haltet euch fest – I Will Always Love You!!!

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