29. Mai 2009

Stell dir vor es ist DSDS-Finale und keinen kümmerts ... naja, ganz so ist es nicht, aber die Schlagzeile der Woche macht dann irgendwie doch nicht die Castingshow, sondern ein kleiner, fideler, junger Mann aus Norwegen ... aber ok – fangen wir doch ganz oben an mit der neuen Nr.1:

Es brauchte nicht viel hellseherisches Geschick , um diese neue Nr. 1 in dieser Woche richtig voraus zu sagen. Aktueller Superstar Daniel Schuhmacher schlägt mit seinem Debüt Anything But Love wie es sich gehört ganz oben an der Spitze ein. Und wie media control mitteilt, verkaufte sich keine Single im Jahr 2009 bisher innerhalb einer Woche besser. Gleiches melden sie auch für die online-Verkäufe. Da ist Daniel Schuhmacher sogar besser als alle Superstars zuvor ... nun ja, dieser Rekord erklärt sich vielleicht auch damit, dass die Sache mit den Digitalverkäufen ja auch noch nicht so alt ist und ein Markt der noch wächst. Ob sein Erfolg anhält, wird sich in den kommenden Tagen entscheiden. In den aktuellen iTunes-Charts ist Daniel Schuhmacher zumindest schon nicht mehr unter den heißen 10 zu finden. Aber zunächst ist die gefühlvolle Ballade Anything But Love der 75. Titel, der direkt an der Spitze der Charts einsteigt und Daniel Schuhmacher mit diesem Sprung der erfolgreichste Newcomer des Jahres. Vielleicht noch ein kleines statistisches Zuckerl: der letzte Künstler, der mit seiner Debüt-Single direkt auf der Position 1 einsteigen konnte war vor einem Jahr Superstar-Vorgänger Thomas Godoj. Bei dem hatten nicht wenige gedacht, er würde nun tatsächlich eine großartige Karriere starten, weil er so anders ist. Aber ... mittlerweile spricht niemand mehr von ihm. Schauen wir was Daniel Schuhmacher auf die Beine stellt.
Charthistorisch ist er zumindest relevant, weil er der Künstler ist, welcher Lady GaGas Aufenthalt an der Spitze beendet. Poker Face rutscht auf Position 2 und auch Superstar 2007 Mark medlock muss einen Platz weichen und kann mit Mamcaita die Nummer 3 stellen.

Tja und obwohl Daniel Schuhmacher all diese wunderbaren Rekorde und Superlative bringt, der Fokus lag in der Wochenende auf einem ganz anderen Neuling. Denn am 23. Mai war mal wieder Eurovisionszeit und in Moskau ging es hoch her. Nun kann man über diese Veranstaltung denken was man will, eines hat sich mit der diesjährigen Show gezeigt: Popmusik ist immer auch politisch. Da hat sich Russland doch wirklich bemüht, Glanz und Gloria und vor allem auch Sorglosigkeit zu verbreiten, im Vorfeld wurde gleich alles weggeputzt was da irgendwie ein schlechtes Licht auf den Gastgeber hätte werfen können: der Beitrag von Georgien wurde zensiert, Lettland, Litauen und Estland haben dann doch mitgemacht, Schwulenparaden per Polizeiaufgebot mundtot gemacht und sogar die anzügliche Show unserer Dita von Teese wurde höflich entschärft ... im Endeffekt waren es dann auch die langweiligste und monotonste Showparade seit Jahren: Ethnotrash, gern mit folkloristischen Versatzstücken fast überall. Die wenigen Ausnahmen waren darum um so überragender. So auch der Gewinner aus Norwegen Alexander Rybak, der mit seinem Fairytale ein Rekordergebnis einfahren konnte. Nun ist auch dieses Märchen nicht wahnsinnig innovativ, aber offentsichtlich hat es die richtige Mischung aus Pop, Folklore und Faszination, die so ziemlich ganz Europa in den Bann schlägt. Sofort war auch ein Spitzname für den Herrn mit der Violine zur Hand: Harry Potter des Eurovision Song Contest. Und schaut man sich das Cover seiner Single an, dann kommt man nicht umhin da doch ein paar gewisse Ähnlichkeiten festzustellen. An dieser Stelle gibt es dann auch Kohärenzen zu DSDS-Sieger Daniel Schuhmacher. Irgendwie scheinen beide aus einer Ecke zu kommen. Ist das der momentane Stand eines erfolgreichen Popstars? Smart, jungenhaft, ein wenig verträumt, vielleicht sogar naiv ...
Harry Potter aus Norwegen alias Alexander Rybak also gewinnt den Contest in Moskau und führt sofort die iTunes-Charts in Europa an. Glücklicherweise war die Musikindustrie in diesem Jahr auch tatsächlich so schlau, dass sie die CD bereits mit der Ausstrahlung in den Geschäften hatte. Im letzten Jahr dauerte es bei Dima Bilan ja ganze drei Wochen, bis Believe endlich erhältlich war. Und dann wollte es eigentlich keiner mehr so richtig. In diesem Jahr ist alles anders: Digital- und physische Single sind sofort erhältlich und die Euphorie kann sich ungebremst in Käufen ausdrücken. Und prompt steigt Alexander Ryback mit Fairytale in Deutschland auf Position 4 ein. Er ist damit der erfolgreichste Contest-Gewinner seit 1987 als Johnny Logan mit Hold Me Now bis zur Vizeposition in den Verkaufscharts aufstieg. Alexander Rybak ist nicht nur in Deutschland erfolgreich, in Großbritannien beispielsweise schafft er den Sprung auf Platz 10 – ebenfalls etwas, das seit den 80ern nicht mehr der Fall war. Spannend ist momentan vor allem, wie sehr sich Weißrussland und Russland derzeit bemühen, den Herren als einen der ihren auszugeben und zu vereinnahmen. Schön auch, dass sich die Erklärungsversuche ganz schnell von selbst ad absurdum führen. Jetzt bleibt nur noch zu wünschen, dass Alexander Rybak tatsächlich ein neuer paneuropäischer Star wird. Aber das könnte durchaus schwierig werden ...

Vom Contest profitieren in diesem Jahr auch eine ganze Reihe anderer Interpreten. Allen voran die deutschen Teilnehmer Alex Sings Osca Swings!. Ihr Beitrag Miss Kiss Kiss Bang steigt nach einem (für mich unerwartet) schwungvollen Auftritt von der Position 49 auf die 20 und beschert Alex Christensen einen nächsten Top 20-Hit. Für ihn allerdings noch immer keine so tolle Platzierung und auch im Vergleich mit den jüngsten Eurovision-Jahren eher mager. Der letzte deutsche Beitrag, welcher die oberen 10 verpasste war im Jahr 2005 Gracia mit Run & Hide. Sie wurde in Kiev allerdings gar nur 24. - und damit letzte. So gesehen war Deutschlands Teilnahme wohl tatsächlich erfolgreich - zumindest ist es das, was in den letzten Tagen dann gern behauptet wurde.
Wie auch immer, ob der Titel nun wirklich zu künstlich ist oder Deutschland so unbeliebt in aller Welt (hat Herr Christensen irgendwo behauptet), auch hierzulande dürfte es das für Alex und Oscar gewesen sein. Vielleicht gibt es beim nächsten Mal Stoff, der mehr zündet.

Bestverkaufter Titel nach dem Sieger Alexander Rybak ist der türkische Beitrag von Hadise Düm Tek Tek. Das gibt auch ziemlich genau die Punktevergabe aus Deutschland wieder, denn die Türkei bekam 10 Punkte und Norwegen 12. Insgesamt wurde die türkisch-belgische Fernsehmoderatorin und Castingshow-Teilnehmerin Vierte. Bereits im Vorfeld war sie als eine Favoritin gehandelt worden. Allerdings find ich, dass der Titel nicht so wahnsinnig originell ist ... durchschnittlicher Euro-Balkan-Dance-Pop halt. 12 Punkte gabs dennoch von solchen Ländern wie Frankreich, Azerbeidshan, Großbritannien, Belgien (klar), Andorra und Bulgarien. In ihrer Wahlheimat ist Hadise mit Düm Tek Tek bereits Nr.1 (zumindest in Flandern) und wie gesagt: in Deutschland reicht es immerhin für den Platz 70.

Und auch der von den Deutschen mit 8 Punkten beschenkte Beitrag aus Großbritannien von Jade Ewen It's My Time kann sich auf Platz 75 in den Charts bewähren. Die von Andrew Lloyd Webber geschriebene Ballade brachte es nach einer wirklich überzeugenden Darbietung in Moskau auf den Rang 4. Die studioproduzierte CD klingt dagegen arg pathetisch ... da mag ich lieber den Remix.

Letztes Wort zum Grand Prix: Seltsam, dass sich Zweitplatzierte Yohanna mit Is It True? nicht in den Verkaufscharts platzieren kann. Immerhin ist sie die nächste auf der deutschen Punktvergabeliste und kann sich sogar in England in die Top 75 schmuggeln.

Das waren dann die omnipräsenten Schlagzeilen, aber das heißt nicht, dass da nichts weiter passiert wäre im Musikbusiness. Weit gefehlt. Zum Beispiel wirft das nächste MTV unplugged-Ereignis seine Schatten voraus. Nachdem im September letzten Jahres die Söhne Mannheims mit Xavier Naidoo überaus erfolgreich ihr Schwetzinger Konzert verkaufen konnten, steht nun ein Auftritt der Sportfreunde Stiller an. Diese haben sich nach New York begeben - zumindest virtuell. Und noch bevor diese Aktion bei MTV ausgestrahlt wurde, erschien die Vorabsingle Ein Kompliment und kann sich sofort in den deutschen Verkaufscharts platzieren. Mit Platz 11 geht es haarscharf an einem zweiten Top 10-Hit für die Sportfreunde vorbei. Aber, da gibt es noch Hoffnung, denn wie gesagt: am 21. Mai wurde das Konzert ausgestrahlt und einen Tag später ging dann auch das Album in den Verkauf. Das heißt, Ein Kompliment könnte in der nächsten Woche nochmal ordentlich was rocken. In der Zwischenzeit ist diese unplugged-Neuaufnahme ihres ersten Titels, der sich jemals in den deutschen Charts platzieren konnte, aber schonmal sicher an zweiter Stelle was die Positionen in den Charts angeht. Klar, den größten Erfolg hatten die Sportfreunde 2006 mit ihrer WM-Hymne 54 74 90 2006, damals eine sichere Nummer 1 und seitdem immer wieder gern in der Liste zu finden, zuletzt im Juli 2008. Für die Bücher vielleicht noch: in der Studioaufnahme von 2002 konnte sich Ein Kompliment bis zur Position 37 emporhangeln und neun Wochen lang die Liste bevölkern.

Neu in den CD-Regalen steht seit 15. Mai auch die Nachfolgesingle von Mando Diao. Ihr immer noch großartiges und mitreißendes Dance With Somebody ist zwar weiterhin in aller Radios und so auch in den deutschen Charts - in dieser Woche leicht fallend von 16 auf 17 - da wird also Gloria auf den Markt geworfen. Dieses ist zwar nicht ganz so eingängig wie der Vorgänger, aber mindestens genauso intensiv. Und irgendwie muss ich fast schon sagen: Mando Diao sind grad so etwas wie meine Lieblingsschweden. Authentisch, kraftvoll und ziemlich leidenschaftlich. Toll! Schade, dass Gloria mit Platz 33 in dieser Woche so gar nicht an den Vorgänger anschließen kann. Und ich denke, Dance With Somebody ist einfach noch so sehr präsent, dass Gloria wohl schon bald ohne größere Aufmerksamkeit aus den Charts verschwinden wird. Das ist echt Verschwendung.

Von Schweden machen wir mal einen Sprung auf die andere Seite der Erdkugel, nach Australien. Von dort kommen The Veronicas. In Independent-Kreisen haben die beiden Frauen, die hinter diesem Namen stecken, einen durchaus guten Ruf. Der Tagespop-Hörerin mag vielleicht der Titel 4ever ein Begriff sein, der The Veronicas im Sommer 2006 sogar zu einer Chartplatzierung auf der 29 verhalf. Unterstützt wurde der Titel durch seinen Einsatz in der Filmkomödie She's The Man – Voll mein Typ (ich kann dazu nichts schreiben: habs nie gesehen). Und da wären wir dann auch beim Thema, denn eigentlich hätte es für The Veronicas ganz gut weitergehen können als Chart-Act. Schon im November 2007 erschien ihr Nachfolgealbum Hook Me Up samt Single und wurde ein Riesenerfolg. Aber nur in Australien. In Europa fand sich so recht niemand, der es veröffentlichen wollte. Zwar war das Ganze als Importware erhältlich (dadurch ein wenig teuer) und auch die mp3s konnte man sich ja laden, aber es brauchte insgesamt doch eineinhalb Jahre, bis sich mit Warner ein Musikgigant fand, der The Veronicas ordentlich vermarktet. Und genau das geschieht derzeit. Auf der Homepage wird das Material als das Neueste und Heißeste verkauft. Ich will damit nicht sagen, dass die Single Untouched, die iin Deutschland als Vorabsingle erschien, schlecht ist. Nur eben: sie hat auch schon ein paar Tage auf dem Buckel. Und irgendwie hört man das auch. Aber egal: für die Veronicas ist es nun nach fast 3 Jahren wieder einmal eine Platzierung in den media control Charts, und zwar auf der 48. Und bei amazon steht der Titel sogar auf Platz 5 der Downloads in der Sparte Weltmusik (?). Könnte man also schon als kleines Comeback bezeichnen.
Übrigens: wer denkt, Mensch, den Titel kenn ich doch ... das ist gut möglich. Popularität erlangte er durch den Einsatz im Videospiel FIFA 09, welches ja schon MGMT mit Kids zu guten Chartplatzierungen verholfen hat.

Eine Art Comeback haben in den dieswöchigen Charts auch Snow Patrol. Kurz bevor sie ihre Konzerte in Deutschland starteten (ab dem 22. Mai) war die Vorfreude offensichtlich so groß, dass es zahlreiche Fans nochmal an die CD-Regale bzw. in die Digitalshops getrieben hat. Crack The Shutters kehrt nach einem Monat Abstinenz zurück in die deutschen Charts auf Platz 49. Derweil wird auf ihrer Homepage die nächste Single The Planets Bend Between Us beworben. Diese ist allerdings vorerst nur als Digitalvariante erhältlich. Könnte problematisch werden mit einer Platzierung in Deutschland.

Comeback ist überhaupt ein gutes Thema. Allerdings müssen wir beim nächsten ziemlich stark sein. Wir begeben uns nämlich in die Untiefen der chartkompatiblen Dance-Music. Und die ist mitunter wirklich schwierig. Nachdem mittlerweile so ziemlich alles aus den 80ern in irgendeiner Art verramscht wurde, geht es nun mehr oder weniger unvermeidlich hinein in die 90er. Und da begann es ja nach der Rave- und Techno-Explosion auch sofort ganz heftig mit Eurodance und ähnlichem. Eine der ersten erfolgreichen Interpretinnen des Genres war Rozalla. Mit ihrem Hit Everybody's Free (To Feel Good) eroberte sie Europa und schuf eine Hymne. Mir ist zwar bis heute noch nicht ganz der Reiz dieses Stückchens klar ... aber egal. 20 Wochen war sie in Deutschland mit dem Titel platziert, vier Wochen auf der Position 6. Dann gab es 1998 eine deutsche Coverversion von Blümchen aka Jasmin Wagner, betitelt: Ich bin wieder da. Auch das hatte noch Erfolg und landete auf Position 12. Im Jahr 2002 gabs dann das nächste Revival, bei dem dann auch die Aufnahmen von Rozalla wieder verwendet wurden, als nämlich Aquagen ihre Version vorstellte, Platz 22 war die Folge. Auch eine Variante von einem Projekt namens Angel_One konnte sich in diesem Jahr auf der 97 einmal kurz platzieren. Und nun haben die Global Deejays zugeschlagen mit Everybody's Free 2009 (teilweise ist auch die Bezeichnung Rework 2009 zu finden). Bereits 2007 haben die Global Deejays eine Variante vorgestellt, damals auch erschienen im Klaas Remix (remember the edition of Guru Josh's Infinity im letzten Jahr?). Laut wikipedia konnte sich diese Version auch schon in den Charts platzieren - da hab ich allerdings keine Bestätigung nirgendwo für gefunden. Wenns jemand von euch genauer weiß, sagt bescheid. Mit der neuen Version, die als CD erschienen ist, können die Global Deejays einen dritten Hit in den deutschen Charts landen. Zuletzt waren sie 2005 mit Flashdance (What A Feeling) notiert. Jetzt geht es rein auf die 53 mit Everybody's Free 2009. Und für alle die nicht genug bekommen können gibt es ein mp3-Album mit 14 verschiedenen Versionen des Titels. Das allerdings nur im Bundle und so weit ich weiß. wird der Kauf dieser Version nicht in den Single-Charts gewertet.

So wie Everybody's Free immer wieder gecovert wird und zum Klassiker avanciert, so könnte ich hier auch mit dem Thema "Comeback" weitermachen. Aber im Grunde ist das ja eher langweilig und vor allem: unvermeidlich in jeder Woche ein Blick ins Fernsehprogramm. Und nachdem das Castingfieber jetzt erstmal Pause einlegen muss ist es derzeit vor allem Oliver Geißen mit der Ultimativen Chartshow, welcher Hits recyclet und für Re-Entrys sorgt. Warum es ausgerechnet dieses Format ist, was die Menschenmassen so anzieht und sogar zum Download von Uralt-Hits bewegt, kann ich irgendwie noch nicht so recht erklären. Aber wir haben ja auch noch ein paar Folgen in dieser Staffel vor uns. Vielleicht kommt da ja noch die Erleuchtung.
Am 16. Mai hieß es also "Die Lieblingshits der Frauen". Und auf Rang 10 stand Fairytale Gone Bod von Sunrise Ave. Dass die Jungs aus Finnland dann auch noch live auftraten und einen Zusammenschnitt aus eben diesem Monsterhit und ihrer aktuellen Single The Whole Story gaben tat ein Übriges. The Whole Story klettert von der 31 nochmal auf die 26 und erreicht damit einen neuen Höchststand und Fairytale Gone Bad entert die Charts in der insgesamt 67. Woche auf Platz 63 und ist damit so hoch notiert wie zuletzt im Oktober 2007.
Ach ... und dann haben Sunrise Avenue ja am 19. Mai in Berlin ihr neues Album Popgasm vorgestellt. Wenn man den Blogs glauben darf, dann muss das ein fulminanter Auftritt gewesen sein. Aber ob die paar ausgewählten KonzertbesucherInnen für den Aufstieg der beiden mitverantwortlich sind ... ich wage es zu bezweifeln.

Ebenfalls an der "Chart Show" liegt wohl der Wiedereinstieg von Kelly Clarkson mit Because Of You. Gerade war sie zwei Wochen platziert nachdem ihr Titel bei DSDS interpretiert wurde, und nun kehrt sie nochmal zurück, weil sie in der Chart Show den Platz 7 ergattern konnte. Platz 85 in der Auswertung von media control in der 27. Woche.
Mit Platz 11 in der TV-Show hatten Ich + Ich ebenfalls eine ganz gute Präsenz: Vom selben Stern steht prompt auf Platz 93.
Und auch Vile Vallo & Natalia Avelon schaffen mit Summer Vine auf der 89 nochmal eine Platzierung. Sie holten sich bei Herrn Geißen Platz 23.

Was war noch in der Woche 15.-21. Mai neu?
Marilyn Manson zum Beispiel. Auch eine Art kleines Comeback. Der Titel seiner Vorabsingle zum neuen Album ist Arma-Goddamn-Motherfuckin-Geddon. Allein für diese Wortschöpfung gehören die Jungs um Leader Brian Warner ausgezeichnet. Leider ist seit 2004, als ihr Cover des Depeche Mode-Klassikers Personal Jesus knapp an den oberen 10 vorbeischrammte kein Titel mehr von ihnen so richtig durchgestartet. Und auch mit Arma-Goddamn-Motherfuckin-Geddon lässt es sich jetzt verkaufstechnisch eher sehr vorsichtig an: Platz 67 in der Woche der Veröffentlichung.

Neu in den CD-Regalen und gleich ein Renner ist Another Day Another Night von Klubbingman feat. Beatrix Delgado. Der Titel ist die offizielle Hymne zu Klubbinmans 600. Sendung Welcome To The Club auf Sunshin Live. Seit mehr als 10 Jahren versorgt Klubbingman nun also wöchentlich seine Jünger mit den neuesten Scheiben aus dem Dance-Trance-Elektro-House-Bereich und wer nicht genug bekommt, der kann Klubbingman durchaus auch in seiner Stammdisco dem Kinky Palace in Sinsheim erleben. Dort steigt am 10. Juni auch die große Sause zur 600. Sendung. Und bereits im Vorfeld ist also die Hymne in den deutschen Charts. Platz 72 ist für die Kombination Klubbingman/Trixi Delgado die höchste Platzierung jemals (lässt man mal ihre gemeinsamen Veröffentlichungen bei Masterboy außer acht). Solo hatte der Klubbingman seinen größten Hit im Herbst 2003 mit No Limit On The Beach. Platz 40 gab es damals dafür. Und mit Another Day Another Night steht er still und leise zum 25. mit einem Titel an dem er maßgeblich beteiligt war in den Charts. Auch dazu: Herzlichen Glückwunsch!

Ganz ganz neu ist die Hamburger Band Silvester. Mit Du willst mehr legen sie ihr Debüt hin, das im besten Sinne altmodisch wirkt ... oder sagen wir besser oldschool. Gesang mit sinnig poetischem Text, aber trotzdem von heute. Dazu Gitarre und Geigen. Mit einer endgültigen Bewertung und Einordnung will ich aber noch warten. Eins zumindest ist jetzt schon klar: der Name ist im digitalen Suchmaschinenalter äußerst schwierig. Da finden sich Millionen von Partyangeboten zum Jahreswechsel. Die Band findet man nicht. Trotz dieser Erschwernisse hat es schonmal für einen Einstieg auf Platz 84 gereicht.

Und zu guter letzt gibt es auch noch schnell einen Blick auf Wiedereinsteiger. Da geht es für beFour mit Ding-A-Dong doch tatsächlich noch einmal rein auf die 88. Wahrscheinlich gab es unglaublich viele Eurovisions-Parties, wo dann auch dieser Titel lief. Es ist aber erst die vierte Woche für diese Variante in den Charts.
Rihanna hat mit Don't Stop The Music dagegen schon die 42. Woche zu Buche stehen, Platz 91 in dieser Woche.
Und fast am Ende der Liste, auf der 94 dürfen The White Stripes mit 7 Nation Army auch wieder mitspielen. Und warum? Klar, da wird doch grad um den UEFA-Pokal gespielt und was wäre Fußball ohne seine Hymnen ?

22. Mai 2009

Lady GaGa schreibt Chartgeschichte. Mit einer elften Woche an der Spitze der Charts gehört Poker Face jetzt zu den vier erfolgreichsten Titeln des Jahrzehnts (und damit im Moment ja auch des Jahrtausends ;-) ). Natürlich nur, was die Platzierungen auf der Position 1 betrifft. Vor ihr schafften 11 Wochen bereits DJ Ötzi & Nik P. mit Ein Stern (… der deinen Namen trägt) - wie schon erwähnt mit Unterbrechung – im Frühjahr 2007 und Shakira mit Whenever, Wherever ebenfalls im Frühjahr des Jahres 2002. Mit 14 Wochen auf der Position 1 war lediglich der Sommerhit des Jahres 2004 Dragostea din Tei von O-Zone erfolgreicher.
Mit diesem Überhit im Gepäck wird das Erbe des Folgetitels schwerer. Auf Lady GaGas Homepage wird fleißig Love Game promotet – typischer GaGa-Sound, eine Spur härter im Beat. In Großbritannien wird dagegen gerade Paparazzi ausgekoppelt, allerdings funktioniert der britische Markt ohnehin grad komplett anders und die Hits kommen und gehen wie sie wollen ohne den Bezug zu physischen Veröffentlichungen. Das wird also noch spannend.

Der große Verlierer der Woche ist damit Superstar Mark Medlock, denn Mamacita schafft es wiederum nur, die Vizeposition zu belegen. Die dritte Woche in Folge steht der Titel dort und die Chancen werden dünner und dünner, dass sich daran noch etwas zum Besseren ändern wird.
Für Milow ist dagegen jede weitere Woche unter den besten drei ein Wahnsinnserfolg. Ayo Technology kann auch dieses mal Platz 3 verteidigen und steht damit eine neunte Woche in Folge in der Spitzengruppe.

Die Veröffentlichung der Woche kommt von The Black Eyed Peas. Boom Boom Pow schafft es in der ersten Woche auf Platz 4 und liefert damit den höchsten Neuzugang. In Großbritannien hat es die Single auf Anhieb auf die 1 geschafft und Tinchy Stryder ft. N-Dubz von der Spitze vertrieben. In den entsprechenden Blogs allerdings wird dieser Fakt kontrovers diskutiert. Selbst eingeschworene Fans der BEP finden, das sei doch kein würdiges Comeback ... alles nur aus den 90ern geklaut und viel zu dance-orientiert. Tja, es ist wohl kaum zu überhören, da gibt es schon eine Menge Anleihen an alle möglichen Hit-Variationen inklusive Vocoder. Allerdings so schlecht ist das Ganze dann auch wieder nicht. Zumindest zeigt es die Black Eyed Peas in einem gehöigen Maße entwicklungsfähig. In den USA zeigte sich die Käuferschar von dem Exkurs sehr begeistert. Bereits nach Veröffentlichung als rein digitaler Track stieg der Titel bis an die Spitze der Charts. In Deutschland ist die Digitalvariante plus einer Trendsingle auch schon seit dem 10. April erhältlich, das hat allerdings niemanden wesentlich aufgeregt. Erst jetzt mit Erscheinen der Vollversion-CD geht’s rein in die Liste. Und dieser Sprung in die Top 10 ist ein nahtloses Anknüpfen an ihre letzte Veröffentlichung im Sommer 2006, als sie mit Sergio Mendes eine Neuinterpretation seines Klassikers Mas Que Nada unter die ersten 10 der deutschen Charts bringen konnten. Boom Boom Pow ist nunmehr der siebte Top 10-Hit der Black Eyed Peas und momentan zusammen mit My Humps aus dem Jahr 2005 der dritterfolgreichste, wenn da jetzt nichts mehr kommen sollte. Ihre größten kommerziellen Erfolge feierten sie 2003 als Where Is The Love und Shut Up nacheinander Nr.1-Hits waren.

Eine ganz ähnliche Statistik kann auch EMINEM vorweisen. Mit We Made You klettert er in der zweiten Woche von der 9 auf die 11 und liefert damit seinen elften Top 10-Hit ab. Seit 18. Mai ist auch das Album Relapse draußen und es ist anzunehmen, dass wir es in der nächsten Woche in den Albumcharts ziemlich weit oben entdecken werden. Zumindest waren die ersten Downloadzahlen bei iTunes und Kollegen dementsprechend. Könnte sein, dass auch die Single davon profitiert und noch ein wenig höher klettert, denn auch ein Platz 9 ist jetzt noch nicht dass, was wir von EMINEM gewohnt sind.

Einen Sprung unter die umsatzstärksten 20 Titel schaffen Green Day mit Erscheinen der Vollversion von Know Your Enemy. Bisher war der Titel lediglich als digitale Variante bzw. 2-Track-Single erhältlich, nun gibt es die Version, die neben dem Hit auch zwei Tracks enthält, welche nicht auf dem Album 21st Century Breakdown enthalten sind. Das ist natürlich für alle Fans Kaufanreiz genug und hievt die CD ganze 10 Plätze nach oben, von der 24 auf die 14. Für Green Day die drittbeste Platzierung hinter ihrer Top 10-Zusammenarbeit mit U2 und dem Klassiker aus dem Jahr 2003 Boulevard Of Broken Dreams (der es allerdings "nur" bis zu Platz 13 gebracht hat ... da könnte also noch einiges passieren).

Auf der 21 kehrt ein erfolgreiches Duo in umgekehrter Namensnennung zurück. Keri Hilson featuring Timbaland landeten 2007 mit The Way I Are einen Top 5-Hit. Der stammte aus Timbalands Album Shock Value. Nun hat Produzentin, Autorin und Sängerin Keri Hilson ihr eigenes Album am Start: In A Perfect World …. Und natürlich steht hier auch Mentor Timbaland für eine Zusammenarbeit zur Verfügung. Return The Favor ist dann auch der Titel und seit einiger Zeit gibt es ihn als Digitalsingle, nun auch auf CD und damit schaffen beide den Einstieg auf Platz 21. Timbaland war erst im Februar ähnlich erfolgreich mit seiner Zusammenarbeit mit Chris Cornell. Und wie schon vor drei Monaten muss man auch hier sagen: OK, aber nicht weltbewegend.

Nachdem Lily Allen im Februar für meine Begriffe doch eher überraschend mit The Fear auch in Deutschland überzeugen konnte – immerhin kam sie mit der Single bis auf Platz 12 / in dieser Woche vertreten auf der 56 von 45 fallend – liegt nun Auskopplung zwei aus dem It’s Not Me, It’s You-Album vor. Not Fair ist der Titel und dieser kann sich mit Veröffentlichung als CD sofort auf der 23 platzieren. Damit beweist sie noch eine ganze Menge Attraktivität. Offensichtlich sollte man Lily Allen für die Zukunft doch auf dem Plan haben. Übrigens gibt es zu Not Fair eine ganze Menge sehr unterschiedlicher Remixe. Reinhören lohnt sich da in jedem Fall.

Zurück nach gut drei Jahren sind auch Flipsyde. Bei ihnen hat sich allerdings eine Menge getan, denn aus dem Trio ist nun ein Quartett geworden, und die Vierte im Bunde ist nun Sängerin Chantelle Paige. Auf inoffiziellen Plattformen wird auch DJ Sharp als Bandmitglied geführt ... aber darüber können sich andere streiten. Der weibliche Zuwachs ist bei einigen Fans nicht so ganz gern gesehen: größere Poporientiertheit, Kommerzialisierung, Verflachung ... so in etwa die Vorwürfe. Die Comeback-Single When It Was Good ist dann auch entsprechend eingängig und landet bei Veröffentlichung auf Platz 42. Das ist statistisch betrachtet tatsächlich die drittbeste Platzierung. Ihr größter Hit bleibt aber nach wie vor Happy Birthday, dass auf einem Hit von t.A.T.u. aufbaute und 2006 bis auf Platz 4 kam. Von Ausverkauf kann also eigentlich momentan absolut nicht die Rede sein.

Langsam aber vehement aufwärts geht es für die Berliner Voc'n'Roller The Baseballs. Nachdem sie in der letzten Woche mit ihrer Coverversion von Rihannas Umbrella auf der 53 in die deutschen Charts einstiegen, schaffen sie in der zweiten Woche den Eintritt in die obere Hälfte und können einen lockeren Platz 43 ihr eigen nennen. Seit 15. Mai steht auch das Album Strike in den Läden und es könnte in der nächsten Woche somit noch die eine oder andere Position nach oben gehen.

Für alle Charts-Fans war Anfang Mai ein besonderes Datum. Denn genau vor 50 Jahren wurden die ersten deutschen Verkaufscharts veröffentlicht. Zumindest von der Zeitschrift Der Musikmarkt. Diese Charts sind der direkte Vorgänger zu den seit 1977 von media control veröffentlichten Listen. Charts gab es natürlich auch schon vorher. Seit 1953 veröffentlichte beispielsweise die Zeitschrift Der Automatenmarkt Listen der erfolgreichsten Titel.
Wie auch immer: das Jahr 1959 war für Oliver Geißen und Die ultimative Chartshow der Bezugspunkt, um am 8. Mai eine Sondersendung über gut 4 Stunden zu zelebrieren: "50 Jahre deutsche Charts". Und da kamen dann Dinosaurier und Nachwuchsmonster zusammen ... es kursieren ja mittlerweile auch schon Vorschläge, Oliver Geißen den Preis für "erfolgreichstes Musik-Recycling" zu verleihen. Denn außer DSDS und anderen Casting-Shows ist es eben immer wieder Die ultimative Chart-Show, welche längst tot geglaubte Titel wieder in die Charts spült. So auch zum Auftakt der diesjährigen Staffel. Da stand zum Beispiel das dänische Safri Duo live auf der Bühne und performte ihren Hit aus dem Jahr 2001 Played-A-Live (The Bongo Song). Und prompt geht dieser Titel wieder in die Charts, auf Platz 44, so hoch wie zuletzt im Oktober 2001. Es ist im übrigen das dritte mal innerhalb der letzten zwölf Monate, dass Played-A-Live notiert wird. Im Juli vergangenen Jahres und zum Jahreswechsel stand der Titel bereits fünf mal wieder in der Liste. Auslöser war auch da die Chartshow.

Und ähnlich ergeht es OMD (Orchestral Manoeuvres in the Dark). Nach ihrem Auftritt mit Maid Of Orleans, meistverkaufte Single im Jahr 1982 in Deutschland, geht genau dieser Titel wieder in die Liste auf Position 71. Im letzten Sommer nach der Chart-Show schonmal für zwei Wochen platziert und nun bei einer Gesamtwochenanzahl von 42.

Und noch mehr Fernseheinfluss: dass was RTLs "Ultimative Chartshow" ist dem ZDF Willkommen bei Carmen Nebel. Dort hatte ein Duo einen Auftritt, welches in dieser Zusammensetzung 1986/87 vermutlich sofort von 0 auf Position 1 geschossen wäre: Sandra feat. Thomas Anders. Aber nun ja - es hat 20 Jahre gedauert bis es zu dieser Zusammenarbeit kam. Leider ist das Ergebnis nicht 20 Jahre weiter sondern macht das, was auch vor 20 Jahren kaum mehr als verkaufsorientiertes Mittelmaß gewesen wäre. Aber gut: The Night Is Still Young ist der Titel, welcher aus dem Sandra-Album Back To Life stammt. Mit der Veröffentlichung steigt er ein auf Platz 46 und diese beste Platzierung für Sandra seit ihrer Zusammenarbeit mit DJ Bobo vor drei Jahren ist wohl tatsächlich Carmen Nebel zuzuschreiben. Es ist übrigens Sandras 26. Charttitel unter eigenem Namen, so viel wie zum Beispiel auch solche Künstler wie David Bowie oder Joe Cocker auf ihrem Konto zu stehen haben.
Für Thomas Anders ist es die 11. Chartplatzierung als Solo-Künstler und die beste Notierung seit 2004.

Bei der Nennung von Thomas Anders wage ich jetzt schon mal den Blick in die kommende Woche, denn er ist der neue Verleser der deutschen Punktvergabe zum Eurovision Song-Contest. Und der hat ja unerwarteterweise doch einige Schlagzeilen auch im Pop-Bereich generiert. Da dürfen wir gespannt sein, ob sich diese auch in Verkaufszahlen in der nächsten Liste niederschlagen. Der deutsche Beitrag von Alex Sings Oscar Swings! kann jedenfalls eine Woche vor dem Ereignis seinen steten Abwärtstrend umkehren und sich wieder in der oberen Hälfte der Charts platzieren: es geht von 55 auf 49. Wir wissen ja mittlerweile, dass es im internationalen Vergleich auch nur zu einem mageren 20. Platz gereicht hat. Obwohl die Performance sogar ziemlichen Schmiss hatte ... aber dazu nächste Woche mehr...

Tja, und dann gab es ja am 9. Mai das große DSDS-Finale. Jetzt wo ich diese Zeilen schreibe ist das alles schon ein uralter Hut und kein TV-Junkee kräht mehr danach. Aber die Chartsveröffentlichungen sind halt etwas langsamer ... Gewinner Daniel Schumacher sang in der finalen Show nicht nur seine erste Singleveröffentlichung und wohl künftige Nr. 1 Anything But Love, sondern auch Soulmate von Natasha bedingfield als seinen Lieblingssong. Und das gefiel den ZuschauerInnen. Soulmate wird nochmal auf iPods etc. geladen und schwappt für eine Woche in die Charts: Platz 86.

Neu in dieser Woche in den Verkaufsregalen auch die nächste Single von The Prodigy. Allerdings hat Warrior's Of Dance bei weitem nicht die Kraft wie andere Prodigy-Singles, auch nicht wie die von Vorgänger O. So wunderts auch nicht, dass es in den Charts mal grade für eine Position 64 reicht.

Wesentlich heißer sind da Empire Of The Sun. Ihre neue Auskopplung We Are The People sind lediglich als Digitalsingle veröffentlicht worden und es reicht schon für einen Sprung auf die 65. Ab 22. Mai sind weitere Remixe angekündigt, da wirds dann wohl noch etwas weiter nach oben gehen. Währenddessen klettert auch Vorgänger Walking On A Dream gehörig von der 94 auf die neue Bestmarke 55, auch das nur als Import bzw. eben digital erhältlich. Das ist Popmusik der Zukunft.

Und auch ganz aktuell zu haben sind Franz Ferdinand mit No You Girls - gewohnter Stuff, nach vorn gehend mit entsprechendem Refrain - und es langt für eine Platzierung auf der 80. Irgendwie will's in Deutschland nicht so richtig funken. Hmm...

Etwas besser stehen Oasis da, aber auch nur, weil es sie schon etwas länger gibt. Mit Falling Down geht es auf die 82. und es bleibt anzumerken, dass Oasis einer der Acts sind, die schon 18 Titel in den deutschen Charts platzieren konnten, aber nie die Top 10 erreichten. Ihre höchste Platzierung hatten sie 1995 mit Wonderwall auf Platz 17.

Und ganz zum Schluss nenn' ich noch eine Rückkehrerin in die Charts: Gabriella Cilmi schafft es mit ihrem Vorjahresdauerbrenner Sweet About Me nach dreimonatiger Zwangspause noch einmal auf die 99. Ich schätze, das wird kein allzu langer Chartaufenthalt werden.

Bis nächste Woche!!

15. Mai 2009

Wowowow - wer hätte das gedacht: Lady GaGa verbringt doch tatsächlich eine zehnte Woche als bestverkaufter Titel an der Spitze der media control-Singlecharts. Zehn Wochen, das ist eine Leistung, die nicht ständig vorkommt. Der letzte Titel, der mindestens zehn Wochen die Position 1 belegte, war im März, April und Mai 2007 Ein Stern (der deinen Namen trägt) von DJ Ötzi und Nik P.. Allerdings legte das Duo nach neun Wochen eine Pause ein, denn dann stürmten Beyoncé & Shakira für eine Woche mit Beautiful Liar an die Spitze, bevor der Stern noch weitere zwei Wochen als Deutschlands meistverkaufter Titel gelistet wurde. Um eine Nr.1 zu finden, die 10 Wochen hintereinander an der Spitze stand, müssen wir zurückgehen zum Jahreswechsel 2004/05. Damals befand sich Deutschland im Fieber nach einem kleinen Krokodil namens Schnappi. Und so dann auch der Titel Schnappi, das kleine Krokodil. Die kleine Joy Gruttmann ist dann auch die letzte weibliche Person, die das schaffte, was eben in dieser Woche Lady GaGa vollbringt.

Tja - und die Ruhe ganz oben bedeutet auch, dass sich die Plätze dahinter nicht verändern. Stabilität bis zum Platz 4. Wie James Masterton allerdings bemerkt: Statische Platzierungen bedeuten keineswegs geringe Verkaufszahlen - eher umgekehrt. Dies nur als Bemerkung für alle, die so gern über Krisen etc. orakeln.
Und wie ich letzte Woche schon angedeutet habe, scheint sich tatsächlich für Mark Medlock die Regel zu bestätigen: Einstieg auf der höchsten Position und danach gehts nicht mehr weiter. Mamacita bleibt auf der 2 und kann Lady GaGa nichts anhaben. Ich würd mal schätzen, dass er nächste Woche noch eine Chance hat, aber danach wirds wohl eher nichts mehr mit ner Nr.1. Für Milow, der wie letzte Woche mit Ayo Technology auf der 3 steht, kann es dagegen wohl nur noch nach unten gehen. Acht Wochen ist er nämlich schon dabei und alle acht Wochen war er unter den ersten drei platziert.

Der erste Titel, der sich innerhalb der Top 10 bewegt ist Halo von Beyoncé. Er tauscht in der fünften Wertungswoche mit Flo Rida feat. Ke$ha den Platz und steht nun auf der 5. Und damit hat Beyoncé nach If I Were A Boy ihren zweiten Top 5-Hit in Folge im Kasten. Und ganz nebenbei ist sie nunmehr das 50. mal in den Top 10 notiert. Hier allerdings ihre Aktivitäten als Teil der Destiny's Child mitgezählt.
Und wenn wir schon mal beim Zählen der Top 10-Wochen sind. 49 mal schafften es Silbermond mit dieser Woche unter den ersten 10 platziert zu sein. In dieser Woche geht es für sie mit Irgendwas bleibt von 7 auf die 8 leicht abwärts und für das Jahr 2009 übernehmen sie nun die Führung in der Zählung mit 15 Wochen Top 10-Status. Die ehemaligen Spitzenreiter waren Mando Diao mit 14 Wochen.

The Story Of The Week gehört in dieser Woche Ciara. Ende 2004 tauchte sie auf und debütierte mit drei aufeinander folgenden Top 10-Hits. Dann folgten einige Kollaborationen und Platzierungen im oberen Drittel der Charts und dann wurde es etwas ruhiger um sie. Zumindest was die kommerziellen Erfolge angeht. Als Duettpartnerin war sie immer wieder gern gesehen. Und nun feiert sie ein Comeback in großem Stil. In Großbritannien und in der Schweiz kehrte sie im Duette mit Enrique Iglesias bereits zurück ins kollektive Gedächtnis, in Deutschland erschien der Titel Takin' Back My Love bekanntermaßen mit Sarah Connor als Partnerin (aktuell von 19 auf 25). Doch auch hier kehrt sie mit Love Sex Magic nun zu alten Erfolgen zurück. Minimal funkig funktioniert der Titel. Nicht ganz eingängig, aber irgendwas hat er.
Mit dem Debüt der Single auf Platz 7 liefert sie ihren vierten Top 10-Hit ab und den dritten, der als Höchstposition die 7 erreicht. 2005 gelang ihr gleiches bereits mit 1, 2 step featuring Missy Elliott zwei Wochen lang und mit Oh featuring Ludacris eine Woche lang. Und auch bei Love Sex Magic hat sie einen hochkarätigen Partner zur Seite, nämlich Justin Timberlake, der sich ja erst vor knapp einem Monat an der Seite von T.I. ebenfalls auf der Position 7 zurück meldete und in dieser Woche von der 9 auf die 14 rutscht. Für ihn ist die Zusammenarbeit mit Ciara bereits der zehnte Top 10-Hit, zählen wir sein nicht ganz offiziell gewürdigtes Mitwirken bei Rihannas Rehab mit, so ist es sogar Hit Nr.11 unter den besten 10, vier (bzw. 5 mit Rihanna) davon in Folge. insgesamt hat Justin Timberlake mittlerweile 17 Hits hinter seinem Namen stehen. Addieren wir die Veröffentlichungen als Mitglied von N 'Sync dazu, so kommen wir sogar auf 32 Hits - immerhin so viele wie zum Beispiel eine Band wie U2 vorweisen kann, nur dass Justin Timberlake dafür gerade mal die Hälfte der Zeit benötigte.

Und noch ein Comeback haben wir diese Woche zu feiern. Sogar für einen Künstler, der noch ein bisschen mehr von der Bildfläche verschwunden war. Denn das letzte mal war Eminem vor ziemlich genau zwei Jahren an der Seite von Akon in der deutschen Liste notiert. Und seine letzten eigenen Veröffentlichungen stammen aus dem Jahr 2005 als das Album Curtain Call samt Single When I'm Gone in den Charts stand. Nun ist also Eminem back again. We Made You ist der Vorgeschmack auf das kommende Album Relapse und es klingt ... irgendwie nach Eminem, aber doch auch ein wenig anders, zahmer, zurückgenommener. Auf jeden Fall ist die Aufregung um sein neues Werk wesentlich gedämpfter als in den Jahren 2001/02, in denen er mit Stan und Without Me bis an die Spitze der Verkaufscharts kletterte. Seit 13. April ist We Made You bereits als digitale Variante sowie als Trendsingle erhältlich - ohne Auswirkungen auf eine Platzierung. Mit Erscheinen der CD-Vollversion platziert sich Eminem auf Position 11 und verpasst knapp seinen zehnten Top 10-Titel. Und dass alles trotz ziemlich rigider Veröffentlichungspolitik. Einen etwas längeren Ausschnitt aus der aktuellen Single irgendwo im Netz zu erwischen erforderte nämlich schon eine Menge Geschick. ich würd mal sagen, frei zugängliche Streams sind eben doch eher Werbung und animieren zum Kauf der entsprechenden Titel.
Wie auch immer, mit We Made You platziert Eminem seinen achtzehnten Titel in den Charts und startet in den nächsten Abschnitt seiner Karriere.

Bevor wir aber das Gebiet der Top 10 endgültig verlassen, schnell noch einen Gruß an eine Rückkehrerin: Kelly Clarkson steigt nach 4 Wochen Pause mit My Life Would Suck Without You noch einmal von der 14 auf die 9. Sie erhielt ordentlich Rückenwind durch Annemarie Eilfeld, die den Titel im DSDS-Halbfinale interpretierte, wie wir wissen ohne Erfolg. Für Kelly Clarkson ist mittlerweile die Promotion für ihre nächste Single I Do Not Hook Up angelaufen und wahrscheinlich wird sie kommenden Donnerstag bei Heidi Klums Topmodel-Finale genau diese auch darbieten. Oder der alten Single doch nochmal einen Verkaufsschub verpassen wollen?

Auch unter den umsatzstärksten 20 befindet sich eine Rückkehrerin, die mit ihrem aktuellen Erfolg noch einiges vorhat. Laura Pausini Duet with James Blunt und Primavera In Anticipo (It Is My Song) enterte vor einem Monat die Charts auf der Position 19 und verließ dann die oberen 20 wieder für drei Wochen. Nun klettert sie von der 22 wieder nach oben auf die 19 und eventuell hält sie es noch ein Weilchen in diesen Gefilden aus. Am 27. Mai erscheint nämlich ihr Best Of-Album in Deutschland und das einzige Konzert hierzulande geht in der Dortmunder Westfalenhalle über die Bühne. Da könnte es dann mindestens noch einmal rege Nachfrage für die Single geben.

Zurück sind Sunrise Ave aus Finnland. Nach ihrem Überhit Fairytale Gone Bad im Jahr 2006 und dem dazugehörenden Album steht jetzt mit Popgasm ein komplett neues Album am Start. Die erste Single aus dem neuen Werk ist The Whole Story und diese landet in ihrer ersten Verkaufswoche auf Platz 28 der Charts. Das ist ein wenig schlechter als vor einem Jahr ihr letztes Lebenszeichen Choose To Be Me. Für meine Begriffe hat The Whole Story nicht wirklich das Zeug zu einem Überflieger. Es könnte also gut sein, dass bis zu einem würdigen Nachfolger von Fairytale Gone Bad noch ein wenig Zeit ins Land geht. Währenddessen platziert dieser sich nochmal locker auf der 100 - und das ist bereits die 66. Woche, eindeutig einer der 10 Titel, die sich am längsten in den Charts tummeln.

Und dann gibt es noch eine ganz schöne Veröffentlichung in dieser Woche, über die bereits im Herbst seitenweise geschrieben und gelästert wurde. Aber erst jetzt wirds auch kommerz- und damit chartsrelevant. Bushido, seines Zeichens Skandalrapper, hat ja wohl seit letzten Herbst den Sprung in den Mainstream mit Biographie und geplanter Verfilmung durch Bernd Eichinger gänzlich geschafft. Sahnehäubchen war dann das Duett mit Karel Gott Für immer jung – unsägliches Cover des Alphaville-Klassikers und ein sicherer Top-Hit, auch dank des Boykotts durch MTV und andere "gute" Radiosender. Tja, und dann ist doch auf Bushidos letztem Album Heavy Metal Payback auch ein Duett mit Oliver Pocher drauf (bei YouTube findet sich die Zusammenarbeit auch unter Bushido feat. Straßencobra) mit dem schönen Titel Kennst du die Stars. Darin gehts dann um Business-Disse für alle DSDS-Sternchen und Casting-Juroren der deutschen Fernsehunterhaltung. Erstmals wurde der Track Ende Oktober letzten Jahres in der ARD bei Schmidt & Pocher gezeigt und danach hagelte es Verrisse ohne Ende. Was ja auch alles nicht schwer ist, denn Bushido und Pocher habens ja wohl genau darauf angelegt und hatten bei dem Ganzen obendrein noch ne Menge Spaß. Eigentlich kann man nur sagen: He Leute, it's Pop! Wenn Oliver Pocher über DSDS herzieht und sich dann dort gleichzeitig zu einem Auftritt hergibt, muss man all das eigentlich noch kommentieren? Es regt sich doch auch keiner auf, wenn der im Track runtergemachte Mark Medlock, der offen schwul lebt, in seinem neuen Hit von einem "beautiful girl" schwärmt.
Also: die beiden Herren gebärden sich als Outlaws und irgendwie auch als die Guten, weil durch eigenes Können (?) zu Erfolg gekommen, und beschweren sich mal richtig über das wirklich unsägliche Show-Treiben im Musikbereich. Das Ganze präsentieren sie dann in einer mindestens genauso debilen Show, nämlich Oliver Pochers "Gefährliches Halbwissen" (am 24. April) und dann gibt es den Track noch schnell als Digitalsingle zu kaufen, worauf er prompt Rang 44 erringt. Das ist nicht wahnsinnig toll, aber ich erwähne es nochmal: die deutschen Charts werden nach Umsätzen ermittelt. Das heißt, ungefähr 5 digitale Verkäufe entsprechen einem CD-Verkauf. So gesehen bringen die beiden Jungs schon ordentlich was auf die Beine. Allerdings stehen sie in den Download-Charts auch nur auf Position 42 ... seltsam.
Amazon und Musicline weisen jeweils auch auf das Erscheinen des Titels als CD hin, bislang ohne konkretes Datum. Von Seiten des Labels Ersguterjunge ist allerdings nichts dergleichen zu erfahren. Für die Statistik wär ein physischer Release ganz gut, denn Oliver Pocher beendet mit diesem vierten Hit unter seinem Namen mal ganz abrupt seine ungebrochene Top 10-Bilanz. Und Bushido hatte zuletzt auch zwei HIts unter die ersten 10 bringen können. Dagegen nimmt sich Platz 44 eher mager aus.

Deutschsprachig und sich am Alltag abarbeitend - das trifft auch auf Krieg vom Farin Urlaub Racing Team zu. Der große Unterschied: dieser Titel macht sogar richtig Spaß. Zum Beispiel auch weil es um Haß und Ärger geht, das Ganze aber mit Schubidub-Gesängen dahergeht. Vielleicht ist das Pogo-Pop?
Die dritte Auskopplung aus dem Album Die Wahrheit übers Lügen schaffts in der ersten Woche auf die 49. Das ist deutlich weniger als die beiden Vorgänger Nichimgriff und Niemals (Platz 26 bzw. 28), deren Aufenthalt allerdings auch nur von äußerst kurzer Dauer war. Farin Urlaub hat mit Krieg übrigens seinen elften Solo-Charthit ohne jemals die Top 10 erreicht zu haben. Das ist auch schon eine Leistung.

Noch eine Band aus Deutschland, genauer: aus Berlin. Dort scheint ja ein Trend seit Jahren ungebrochen: Hits in einem bestimmten Style covern. Die ersten, die damit Erfolg hatten waren The BossHoss. Und jetzt gibt es auch The Baseballs, drei Jungs, die sich Gel ins Haar schmieren und bekannte Hits in Rock'n'Roll übersetzen. Ihr aktuelles Cover ist Umbrella, welches den Nr.1-Hit von Rihanna feat. JAY-Z fast bis zur Unkenntlichkeit umgestaltet. Titel 2 auf der CD ist Leona Lewis' Bleeding Love, das funktioniert dann noch einen Tick besser. Beides zusammen entert die deutsche Liste auf der Position 53.

Und noch eine deutsche Produktion ist neu zu haben, allerdings nur digital. André Tanneberger aka atb ist wieder da. 2007 war zuletzt von ihm Aktuelles zu hören. Im vergangenen November gabs dann schon den Versuch, sich wieder in Erinnerung zu bringen, aber die Glanzzeiten von Trance sind ziemlich vorbei. Seit 1. Mai gibt es das Album von atb Future Memories und daraus stammt die Doppelsingle Let U Go / L.A. Nights. Erster Titel ist radiokompatibel und eher durchschnittlich, zweiter ist reiner Trance ohne Vocals, auch nicht weiter störend. Das Bundle steht in den media control-Charts neu auf der 65.

Und wo wir schonmal bei den Clubtracks sind: einer der großen Klassiker ist ohne Zweifel Blue Monday, eingespielt von New Order im Jahr 1983 und dann die erste Maxi-Single, die sich überhaupt zu einem Hit mausern konnte. Platz 2 in Deutschland und danach von New Order in den Jahren 1988 und 1995 nochmal selbst geremixt. Dann gabs noch eine Variante von Orgy 1999, die sich platzieren konnte. Und jetzt legt der deutsche DJ Kurd Maverick seine Version nach. Die ist allerdings sehr sehr nah am Original dran und eigentlich weiß ich gar nicht, was da jetzt die Neuinterpretation ist. Seit Mitte April ist das Original-Cover als Download zu haben, am 1. Mai erschien zusätzlich der Vandalism-Remix - Platz 99 ist das Ergebnis.

Beinahe eine deutsche Produktion, dann aber doch aus Österreich kommen Sonic Palms. Das sind vier DJs bzw. Club-Produzenten aus Wien, die sich für On The Beach den ziemlich bekanntenGitarrenriff von Chris Rea aus dem Jahr 1986 genommen haben und darum einen neuen Clubtrack gemacht haben. Die CD ist seit 8. Mai zu haben, bereits im Vorfeld verkauft sich die Digitalvariante über einzelne Seiten so gut, dass es für einen Einstieg auf Platz 83 reicht. Da kommt offenbar ein echter Sommerhit auf uns zu. Das Original hat es übrigens in Deutschland nie zu Chartplatzierungen gebracht.

Bei all der Masse an einheimischen Neuerscheinungen rutscht unsere beliebte Rubrik "DSDS und die Charts" ziemlich nach hinten. Aber keine Angst, hier ist sie. Dass Kelly Clarkson ja ordentlich profitiert hat vom Halbfinale hab ich oben schon erwähnt. Der wirkliche Knaller aber ist, dass durch Sarah Kreuz eine Pop-Mumie quasi wieder zum Leben erweckt wird. Whitney Houston gehörte Ende der 80er/Anfang der 90er zu den erfolgreichsten Popstars und wird mitunter heute noch als "erfolgreichste Sängerin aller Zeiten" erwähnt. Drei Nr.1-Hits gehen auf ihr Konto, unter anderem der Kuschelklassiker I Will Always Love You, der 1993 ganze sechs Wochen die deutschen Charts anführte. Seit November 2002 ist Whitney Houston allerdings nicht mehr in der Liste gesehen worden. Laut wikipedia und anderen Informationsforen produziert sie zwar aktuell fleißig weiter, Ende 2008 soll sogar eine Zusammenarbeit mit Akon stattgefunden haben, aber im Mainstream des Pop spielt sie keine Rolle mehr. Und dann interpretiert Sarah Kreuz One Moment In Time, den Titel der 1988 als Hymne der Olympischen Spiele in Seoul benutzt wurde und der daraufhin Ende Oktober zwei Wochen auf Platz 1 der deutschen Charts stand. 18 Wochen lang (musicline zählt 20 Wochen) stand der Titel in der Liste und in dieser Woche - 20 Jahre nach seiner letzten Notierung - kann er eine 19. Woche hinzufügen, genau auf dem Platz, auf dem er letztmalig auftauchte, Platz 67.

Ebenfalls dank DSDS kann sich Nelly Furtado mit Maneater noch einmal platzieren. Der Hit aus dem jahr 2006 schafft nach der Darbietung durch Annemarie Eilfeld Platz 78 in der insgesamt 31. Woche.

Die letzten Neuveröffentlichungen mit Relevanz in dieser Woche: Maxïmo Park, die mit The Kids Are Sick Again ihr neues Album Quicken The Heart ankündigen. Seit gut eineinhalb Jahren war von ihnen nichts zu hören, jetzt sind sie wieder da mit schön schrammeligem Brit-Pop. Ihre Platzierung auf der 72 ist zukunftsweisend, bisher waren sie nie höher notiert.
Und dann passiert auf Platz 93 etwas völlig Seltsames. Justin Nozuka, junge aufstrebender Sänger, platziert sich erstmals mit seiner Single After Tonight. Das Kuriose daran ist, dass dieser Titel schon vor drei Jahren erschienen ist. Und erst so allmählich konnte er sich zum Beispiel in der Schweiz oder den Niederlanden platzieren. Nun schwappt der Gitarrensong auch zu uns - ohne ersichtlichen Anlass. Könnte also sein, dass After Tonight noch ein wenig klettert.

Natürlich gibt es auch wieder moderne Klassiker, die nach einer mehr oder weniger verordneten Pause wieder dabei sind. Am erfolgreichsten Ich + Ich mit So soll es bleiben, die tatsächlich nur ihre 3-Monats-Sperre überwinden mussten. Wieder dabei auf Position 73 in der 43. Woche.
Auch Rosenstolz kehren mit ihrem Nr.1-Hit Gib mir Sonne nach drei Monaten zurück in die Liste. Für sie gibt es Platz 75 in der 24. Woche.
Ebenfalls wieder dabei - und das hätte ich nicht erwartet - ist Axel Fischer feat. Cora mit Amsterdam. Der Titel hat ein klein wenig länger als drei Monate pausiert, aber nun scheint die Mallorca-Saison langsam zu beginnen, Platz 96 die erste Notierung im dritten Chartanlauf.
Nach einer zweiwöchigen Verschnaufpause kehren Empire Of The Sun mit Walking On A Dream auf der 94 zurück in die aktuellen Charts. Und eigentlich müsste das doch ein richtiger Hit sein.
Ein Hit war es bereits. Jetzt gehts immer mal wieder rein und raus, diese Woche auf die 97 zum insgesamt 30. mal notiert Jason Mraz und I'm Yours.

8. Mai 2009

Und eine neunte Woche steht Lady GaGa mit Poker Face an der Spitze der deutschen Charts. Das ist schonmal nicht schlecht. Das letzte Mal, dass ein Titel es so lange auf Position 1 aushielt war zum Jahreswechsel 2007/08. Damals waren die Überflieger Timbaland presents OneRepublic. Ihr Titel Apologize wurde dann auch der bestverkaufte des Jahres 2008. Mit neun Wochen als Spitzenreiter hat also Lady GaGa gute Chancen, einen ähnlichen Titel in etwas mehr als einem halben Jahr abzuräumen.
Auch in den Download-Charts kehrt Lady GaGa mit Poker Face an die Spitze zurück – das vermeldet zumindest media control extrem stolz. Allerdings frage ich mich schon, welchen großen Unterschied die beiden Listen machen. Oder besser: da media control ja ein extrem strenges Copyright für ihre Listen gelten lassen ist es kaum möglich zu analysieren welcher Titel wo und warum wie platziert ist. Das dürfen dann die Abteilungen der großen Musikkonzerne tun. Alles in allem eine eher mühsame Angelegenheit, die eigentlich nur bewirkt, dass die Charts mehr und mehr an Relevanz verlieren. Und vielleicht ist das ja auch nur konsequent und gut.

Lady GaGa kann in dieser Woche auch der neuen Single des deutschen Superstars Mark Medlock Mamacita standhalten. Diese steigt nämlich "nur" auf Position 2 ein. Der erfolgreichste Sieger der DSDS-Show verpasst damit knapp seinen vierten Nr.1-Hit, aber er kann nun auf seinen fünften Hit in Folge verweisen, der unter den besten 5 landet. Einmal mehr beweist Produzent Dieter Bohlen, wie gut er das Geschäft kennt. Sieger der ersten Staffel Alexander Klaws veröffentlichte seine fünfte Single nur knapp ein Jahr nach seinem Debüt und nach zwei Jahren war er eigentlich schon tot vermarktet. - Bei Mark Medlock lässt man sich Zeit. Neues Album, jeweils eine einzige (!) Hitsingle, im Herbst / Winter jeweils eine Tour, dazwischen ruhig auch mal die eine oder andere Schlagzeile ... und das Spiel beginnt von vorn. Funktioniert. Sogar bei nahezu identischem Sound, denn Mamacita arbeitet mit einer ganz ähnlichen Stimmung wie Vorjahres-Hit Summer Love (der sich übrigens im Windschatten des aktuellen Hits auch nochmal auf die 83 schwingen kann): Südsee, Sonne, Strandbar, Mädchen im Bikini ... Unter feministisch-genderbewusstem Aspekt darf man sich den Text natürlich nicht anhören. Da wird mit Klischees und Sexismus agiert was das Zeug hält. Affirmative Popmusik, die nichts weiter will als überall im Hintergrund rauschen und sich millionenfach verkaufen. Und das tut sie.
Statistisch gesehen wird es nächste Woche für Mark Medlock spannend: Schafft er es, Lady GaGa vom Thron zu stoßen? Es wäre das erste Mal, dass ein Titel von ihm sich im Vergleich zur ersten Verkaufswoche noch verbessern kann.

Mark Medlock stellt den einzigen neuen Titel in den Top 10 und verdrängt alle anderen um wenigstens einen Platz nach unten. So auch Milow, der Ende letzter Woche für Ayo Technology eine Goldene Schallplatte erhielt. 150.000 x wurde die Single verkauft und hier können wir noch einmal die Gegenüberstellung digital - physisch aufmachen: 35.000 CDs gingen über den Ladentisch, während 115.000 mal der Titel als Download erworben wurde. Deutlicher kann ein Ergebnis doch gar nicht ausfallen. Und jetzt frage ich mich, warum dennoch in den Charts und überall der physische Release immer noch mehr Gewicht hat.

Diese Woche wird ein wenig bestimmt von deutschen Produktionen. Neben Mark Medlock melden sich mit Eisblume die wichtigsten oder erfolgreichsten, deutschen Newcomer des Jahres zurück. Leben ist schön ist die Nachfolgesingle zum Debüt Eisblumen (in dieser Woche von 47 auf 49 rutschend). Und irgendwie ist an diesem Titel sehr gut ablesbar, was momentan im deutschen Bandgeschehen angesagt und erfolgreich ist. Da klingt es lyrisch dunkel, man könnte auch sagen romantisierend, gern auch mit einer etwas morbiden Ader, irgendwie gleichzeitig auch ein bisschen vorlaut. Das Ganze ist natürlich sehr marktkompatibel produziert und daher stammt dann wohl auch der Vorwurf, Eisblume seien berechenbar und stilistisch unentschlossen. Wie auch immer dieser Stil zu bewerten ist, die zweite Single verfehlt bei ihrem Erscheinen dann doch deutlich den Erfolg des Vorgängers. Platz 18 sorgt immerhin für einen zweiten Top 20-Hit und ist nach Mark Medlock der einzige neue Titel unter den bestverkauften 20.

Die erfolgreichste Veröffentlichung eines internationalen Acts ist lose mit dem Disney-Imperium assoziiert. Taylor Swift, gerade 19 Jahre alt, hat an sich das Zeug zu einer bodenständigen Singer-Songwriter-Karriere. Mit Love Story (Album und Single tragen den gleichen Titel) platziert sie sich recht deutlich im Country-Genre. In den USA reichte ihr Talent bereits aus, um ihr einige HIts in den Billboard Hot 100 zu verschaffen. Hier in Deutschland erreichte sie Bekanntheit vor allem durch ihre Liaison mit Joe Jonas von den Jonas Brothers. Und so kam es wohl auch zu ihrem Auftritt in dem kommenden Hannah Montana-Film, der ab 1. Juni auch in Deutschland zu sehen sein wird. Mit dieser PR im Rücken schwingt sich Love Story in seiner ersten Woche auf Rang 23. Und ich komme ins Überlegen, ob Disney vielleicht doch eine ernstzunehmenede Plattform für junge Talente ist.
Die wahre Hannah Montana oder besser Miley Cyrus herself kann in dieser Woche ebenfalls punkten. Nachdem The Climb bereits vor drei Wochen mal kurz in die Liste reinschnupperte, setzt er sich nun mit der physischen Veröffentlichung auf die 43, und das ist die beste Platzierung seit Oktober letzten Jahres, als Miley Cyrus mit / Things erstmals unter ihrem eigenen Namen im Musikgeschäft mitmischte.

Eine Frage beschäftigt mich angesichts der aktuellen Charts schon: Wie konservativ ist Deutschland eigentlich? In großangelegten Image-Kampagnen und in den Reden von PolitikerInnen heißt es ja gern: Deutschland ein Ort der Innovation. Am Musikgeschäft lässt sich das allerdings nicht so leicht festmachen. Zumindest im Moment. Zum Beispiel Folgendes: da läuft der erfolgreichste Film des Jahres in den Kinos, dekoriert mit 8 Oscars, ein globaler Rundumschlag zwischen westlich-kapitalistischer Welt und Bollywood-Märchen, der Titel Slumdog Millionair. Klar gibt es auch den Soundtrack zu erwerben, für den europäischen und amerikanischen Markt sogar in einer verkaufsfördernden Neuaufnahme von A R Rahman & The Pussycat Dolls feat. Nicole Scherzinger, der Titel Jai Ho ! (You Are My Destiny), in Großbritannien ein Riesenhit. Und in Deutschland? Charteintritt auf Platz 29. Für die Pussycat Dolls das schlechteste Ergebnis überhaupt, für Nicole Scherzinger sowieso ... Warum? Ist der indisch angehauchte Disco-Pop zu viel für das deutsche Gemüt? Das Ganze doch zu global fremd? Ich hatte nach dem ersten Hören auch erstmal Irritationen, aber mittlerweile muss ich zugeben: coole Mischung, sogar ziemlich eingängig, vielleicht nicht der originellste Ethno-Pop, trotzdem mehr als OK. Und im Musikfernsehen läufts ziemlich hoch und runter. Vielleicht ist es doch die verunsichernde Orientierung auf den Westmarkt? In Indien ist A R Rahman ein Riesenstar. Wie seine anderen Filmsounds klingen, weiß ich nicht. Dass er nach Jai Ho ! noch wesentliche HIts hier landen wird, wage ich zu bezweifeln. Bis in Deutschland auch Stars aus Ägypten, Russland, Brasilien oder Indien als normal angesehen werden, wird wohl noch so manches Jahrzehnt vergehen.

Eines lässt auf alle Fälle hoffen: Kinder-Casting-Pop scheint sich allmählich zu erledigen. Denn das neueste Produkt des SuperRTL Star-Tagebuch namens Cherona verfehlt das, was banaroo, Yoomiii und beFour geschafft haben: eine Platzierung mindestens in der Nähe der Top 10. Platz 37 ist so deutlich abgeschlagen, da könnte ich folgern: der hundertste Aufguss von Magic Melody funktioniert eben doch nicht, so schnell wachsen die Musikkonsumenten nicht nach. Außerdem ist der Titel Ching Cheng Chong so bescheuert, da verweigern sich auch die 8- bis 14-jährigen. Die sind nämlich schon ganz woanders.

Neu auf dem deutschen Markt, zumindest als Solo-Künstlerin ist Alesha Dixon. Als Teil des Duos Mis-Teeq war sie in den Jahren 2002/03 mit drei Titeln in deutschen Charts vertreten. Nach dem Split des Projektes versuchte sie es solo, der Erfolg kam nicht sofort, die Plattenfirma ließ sie fallen und über diverse Casting-Shows und Fernsehauftritte erlangte sie dann doch Popularität, woraufhin eine andere Musikfirma ihr eine zweite Chance gab. The Boy Does Nothing ist die erste Veröffentlichung und erreichte im November letzten Jahres die Top 5 in ihrer Heimat Großbritannien. Wie immer bei neuen britischen Acts brauchte es eine Weile, ehe auch der deutsche Markt beackert wird. Und nun liefert uns Warner eine neue Dame, die sich deutlich auf den Sound der 50er und 60er bezieht. Nicht wahnsinnig originell, aber mit einer Menge Charme. Im Grunde eine der lustvolleren Veröffentlichungen in dieser Woche und mit Platz 40 sehr sehr unterbewertet. Allerdings: besser als alles was Alesha Dixon mit Mis-Teeq jemals erreicht hat. Das gibt doch schon mal Grund zur Freude.

Und noch einmal gibt es Freude für einen Act aus Großbritannien. Vor zwei Wochen hatte ich schon ein wenig gemosert, warum das in Deutschland mit The Ting Tings nicht so richtig klappen will. Und nach wie vor ist ja die Frage, warum mit ein Jahr Verspätung erst eine Veröffentlichung von Shut Up And Let Me Go in Deutschland. Was mir vor 14 Tagen dabei entgangen ist: der Titel hat sich zu diesem Zeitpunkt als Download auf der 94 platzieren können, ohne dass die mp3-Single schon veröffentlicht gewesen wäre. Da haben Fans einfach mal den Track als Einzeldownload aus dem Album gekauft und ihm so zu einer Platzierung verholfen. In der letzten Woche folgte dann der Sprung auf die 55 - der höchste Aufsteiger der Woche - denn dann war die digitale Single offiziell verfügbar (z.B. auch über solche Plattformen wie amazon etc.) und nun ist auch die CD-Single da und prompt geht es nochmal neun Plätze nach oben. Shut Up And Let Me Go sitzt damit prima auf der 46 und ist damit sehr nahe an dem Höchstwert der Vorgängersingle That's Not My Name vom vorigen Mai dran. Da landeten The Ting Tings nämlich auf der 42.

Ebenfalls ihren zweiten Charterfolg, allerdings in wesentlich kürzerer Zeit feiert Ingrid Michaelson. Die New Yorker-Sängerin ist eine der Damen, die per mySpace zu Erfolg kamen und mit etwas Verspätung Ende letzten Jahres auch in Deutschland mit einer physischen CD-Veröffentlichung beglückt wurden. Ihr Debüt in den Single-Charts The Way I Am brachte es bis Platz 69. Nun wurde Be OK veröffentlicht und landet auf Anhieb auf der 64. Es geht also aufwärts mit Frau Michaelson. Ihre Lieder klingen so als würde man sie schon ewig kennen, sofort zum Mitträllern und auch immer eine Spur zu sorglos: das Leben ist schön und leicht und ich bin froh jung zu sein ... gute Laune-Musik, die aber nicht für den Dauereinsatz geeignet ist. Dann wirds nämlich anstrengend mit der naiven Weltsicht.

Und was macht unser Hitlieferant DSDS? Am 25. April hieß es "Großes Kino & Intime Balladen", tja und der Titel welcher am meisten überzeugte war There You'll Be aus dem Film Pearl Harbor. Annemarie Eilfeld hatte sich die pathetische Schmonzette ausgesucht, im Original von Faith Hill interpretiert und ihr einziger nenneswerter Hit in Deutschland. Im Juli 2001 brachte sie es bis zu Platz 8. Nun also bekommt There You'll Be und damit auch Faith Hill nochmal eine Chartplatzierung dazu, und zwar die 71.
Und auch der zweite Titel, den Annemarie Eilfeld zum Besten gab, schafft es wieder in die Liste. Auf der 76 steht nunmehr in der 24. Woche der bislang größte kommerzielle Erfolg von Kelly Clarkson Because Of you. Zuletzt war er vor ziemlich genau einem Jahr für eine Woche notiert. Und jetzt dürfen alle mal raten, was da wohl der Auslöser war?

Auch die Titelauswahl von DSDS-Zweiter Sarah Kreuz schafft es noch einmal zu Chartehren. Sie hatte sich Duffys Warwick Avenue ausgesucht und nachdem der Titel im April die Liste verlassen hatte, kehrt er nun auf der 79 wieder zurück. Insgesamt auch schon die 24. Woche.

Auch wieder dabei in der media control-Auswertung der bestverkauften Titel sind The Disco Boys feat. Manfred Mann's Earth Band mit dem Track For You, das, was ohne Zweifel ein moderner Klassiker ist, der mittlerweile auf so ziemlich jedem iPod, Laptop oder sonstigen Handys zu finden sein dürfte. Nach dreimonatiger Sperrfrist geht der Titel nun in seinen siebten Chartlauf. Zuletzt war er Anfang des Jahres rund um die Position 70 platziert und dort findet er sich auch jetzt wieder ein: Platz 78 und in der Auswertung aller Hitlisten ist es der am fünftlängsten notierte Titel.

Und wenn wir hier schon die Wiedereinsteiger abfackeln: noch einmal ein paar Plätzte nach oben schwingt sich Michael Wendler. Sein letzter Hit I Don't Know bringt es auf eine neunte Woche in den deutschen Charts mit dem aktuellen Platz 84. Im Prinzip dürfte es das dann aber für diesen Titel gewesen sein.
Aus dem Genre Schlager-Discofox gibt es aber aktuellen Nachwuchs: Anna Katharina Stoll. Ihre erste Chartplatzierung schafft sie mit der Single Wenn du diesen Brief liest auf der 93. Und natürlich geht's hier wie immer um verschmähte Liebe und dass der andere es sicher bereuen wird, aber sie ist ja die starke Frau, die es jetzt schon weiß, und - schade - wenn er ein Einsehen hat, dann ist alles schon zu spät. Geschichten für alkoholisierte Gemüter.


Und zum Schluss noch einmal Musik und Fernsehen, dieses mal gibt's nen Link zu einer Serie. Seit 18. April läuft auf Pro Sieben nämlich Gossip Girl. Und in dieser Serie da kam dann auch der Titel Rich Girls von The Virgins vor. und das ist dann auch schon die gesamte Story hinter dem Platz 82.

01. Mai 2009

Frauenpower ist wohl das Thema der Woche, die Nr.1 und die drei höchsten Neuzugänge gehen auf das Konto von Künstlerinnen. Allerdings sind diese so verschieden wie nur irgendetwas, da lohnt sich vielleicht mal ein allgemeiner Blick auf das weibliche Treiben im Musikbusiness, denn:
Wieder einmal tut sich wenig an der Spitze der deutschen media control Verkaufscharts. Die CD-Käuferinnenschaft ist sich einig. Oder besser: die meisten finden immer noch das Gleiche attraktiv wie in der letzten Woche. Und das hinunter bis zum Platz 5. Das klingt irgendwie sehr solide.

So steht also Lady GaGa mit Poker Face eine achte Woche ganz oben an der Spitze der Liste. Ob nun diese Ehre damit zu tun hat, dass sie sich in einer tollen PR-Aktion als schwulen Mann in einem Frauenkörper geoutet hat, tja wer weiß. In jedem Fall gab das mal ordentlich Schlagzeilen. Gibt ja auch nichts Wichtigeres als dass, was Lady GaGa so über sich und ihr Dasein denkt. In diesem Zusammenhang kann ich also auch ein paar statistische Fakten bringen, denn mit acht Wochen auf der Spitzenposition rückt Lady GaGa ganz langsam in die Nähe der 20 Titel, welche am längsten auf der Nr.1 aushielten. Im letzten Jahr reichte diese Leistung für Schnuffel mit dem Kuschel Song und Kid Rock mit All Summer Long aus, um für das Jahr 2008 als längstplatzierte Nummer 1 Hits in die Wertung einzugehen. In diesem Sinne hat Lady GaGas Poker Face gute Chancen in die Geschichte einzugehen und zum Klassiker zu werden. Denn obwohl immer alle behaupten, die Charts hätten keine Bedeutung mehr, wird doch allerorten zitiert, dass dieser und jener Titel ja dann und dann so und so viele Wochen Nr.1 war.

Wenn momentan Lady GaGa nicht überall omnipräsent wäre, dann wäre sicherlich P!nk die Frau der Stunde. Denn sie gehört zweifellos zu den Künstlerinnen, die dieses Jahrzehnt geprägt haben. In dieser Woche steht die dritte Auskopplung aus ihrem Album Funhouse neu in der media control-Liste. Und wieder frage ich mich, warum in Deutschland die Geschichte mit dem Download-Verkauf nicht funktioniert. Bereits seit 1. März gibt es Please Don't Leave Me in digitaler Form. Als Track auf dem Album sowieso. Und dennoch braucht es die Veröffentlichung als CD um auf Rang 9 einzusteigen. Sind die deutschen so traditionell? Oder haben sie keine iPods?
Aber ich wollte von positiven Dingen erzählen, und hier sind sie: P!nk liefert mit dem ungewohnt melodiösen und fast lieben Titel ihren vierten Top 10-Hit in Folge, das ist ihr seit dem Jahr 2003 nicht mehr vergönnt gewesen. Damals, zu Beginn ihrer Karriere landete sie fünf Titel hintereinander unter den oberen 10. Außerdem reiht sich das Album Funhouse nun direkt ein hinter M!ssundaztood und I'm Not Dead, die ebenfalls jeweils mindestens 3 Top 10-Hits lieferten. Im Moment ist P!nk ohnehin der einzige Act, der drei Titel im Jahr 2009 in diesen Höhen absetzen konnte. Und jetzt nennen wir sie doch nochmal die Damen, die dieses Jahrzehnt wesentlich mitbestimmten und im Moment noch sehr aktiv agieren: Rihanna, Sarah Connor, Nelly Furtado. Im Zehnjahresbogen gesehen geht es nun also in den Endspurt und P!nk scheint da noch eine Menge Sprit im Tank zu haben um mit ihren Kolleginnen mithalten zu können, wenn nicht sogar diese zu überholen.

Eine Künstlerin, die erst noch zu solchen Erfolgen hin will ist Linda Teodosiu. Allerdings hat sie als Drittplatzierte der letztjährigen Staffel Deutschland sucht den Superstar nicht wirklich gute Karten in der Hand. Das, was der Titel der Casting-Show verspricht, hat das TV-Spektakel bisher nur äußerst selten eingehalten. Und erst recht bei Frauen. Schon gibt es böse Zungen, Herr Bohlen und Co würden da mit Absicht dran drehen und Frauen benachteiligen ... Linda Teodosiu steht jedenfalls unter Vertrag bei Volker Neumüller, Jury-Mitglied und Manager der Sternchen. Love Sux ist nun gut ein Jahr nach dem Finale 08 die erste Single für Linda. Der Sound ist eingängig, genauso produziert wie es zur Zeit klingen muss. Ein bisschen Sarah Connor, ein bisschen Synthi-Sound. Gäbe es nicht schon 500 solcher Acts, hätte Linda Teodosiu sogar Chancen auf Hitplatzierungen. So reicht es nach einem gutem Timing - erst war der Veröffentlichungstermin für den 3. April angesetzt, aber da gabs ja ne Menge heißen Stoff neu und dann gabs den Auftritt beim Perfekten Promi Dinner am 12. April - so reichts also für Platz 24. Nun - als 17jährige kann einem auch Schlimmeres passieren.

Dass Casting-Shows nicht per se etwas Schlechtes sind, sondern tatsächlich auch Talente entdecken, die es später international zu Aufmerksamkeit bringen können, beweist die estnische Variante Fizz Superstar. Dort begann zum Beispiel im Jahr 2002 Kerli ihre Karriere. Zwei Jahre nach ihrem Sieg trat sie beim Eurolaul dem estnischen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest an. Und jetzt steht sie international mit dem Album Love Is Dead am Start. Daraus ausgekoppelt wurde die Single Walking On Air, als Trendsingle seit Ende Februar erhältlich und jetzt regulär erschienen. An dieser Stelle kann ich nur empfehlen: Anhören. Eine romantisch, schräge Mischung aus Björk, Stina Nordenstam und Nelly Furtado, sehr eigen, sehr skandinavisch und irgendwie magisch. Eigentlich können wir uns nur wünschen, dass wir mehr von Kerli zu hören bekommen und Platz 25 noch lange nicht alles ist. Mein Favorit in dieser Woche mit ganz ganz vielen Ausrufezeichen!!!!

So, das waren sie die Frauen. Schauen wir mal auf die erfolgreichsten Männer der Woche. Da stehen die Plätze 2 bis 5 unverändert da, und so seien die beiden Medaillenträger Milow mit Ayo Technology und Razorlight mit Wire To Wire hier noch ganz schnell genannt.

Und dann wirft eins der Comebacks des Jahres seine Schatten voraus. Die amerikanischen Punk-Rocker Green Day setzen an zum ganz großen Wurf. Ihr letztes Lebenszeichen stammt aus dem Jahr 2006 als sie in Zusammenarbeit mit U2 ihren bis dato größten kommerziellen Erfolg The Saints Are Coming einfahren konnten, der es hierzulande bis zur Position 6 brachte. Danach gabs zwar von ihnen noch eine Version des Titeltrachs zum Simpsons-Films, aber der konnte sich irgendwie nicht als Hit durchsetzen. Nun steht das Album 21st Century Breakdown in den Startlöchern. Die Vorabauskopplung Know Your Enemy gibt es seit 17. April als 2-Track-Single, am 8. Mai folgt dann der komplette Release, aber schon jetzt gelingt es den Jungs, sich auf der 27 zu platzieren. Der Sound geht wie gewohnt zur Sache und ich würde tippen, dass wir in drei Wochen Know Your Enemy unter den ersten 10 wiedersehen werden. Insgesamt ist es ihre zehnte Single, die sich seit 1994 in den Charts platzieren kann.

So ähnlich wie Green Day haben es auch Nickelback gemacht .... das hätte ich gern geschrieben, aber leider ist I'd Come For You seit 3. April lediglich als 2-Track-Single erhältlich, damit auch auf Platz 51 eingestiegen. Aber mehr gibt es da nicht an Silberlingen. Mit dem 12. April (komisches Datum: ein Sonntag!) steht bei amazon auch eine Import-CD-Version zum Verkauf, stattlicher Preis 13,99 EUR. Das müssen wahre Fans sein, die sich so etwas zulegen. Und in dieser Woche geht es von der 57 auf die 39 - warum eigentlich? Schweres Mysterium. Weder die Seite der Plattenfirma noch die bandeigenen Homepage geben etwas dazu her. Und selbst die sonst so aktiven Fan-Foren schweigen sich aus. Vielleicht haben doch die Bettelaufrufe geholfen, für die Band abzustimmen. Oder die Schalgzeilen über eine KLage durch Kings Of Leon wegen verhunztem Cover ihres Use Somebody sind wirklich verkaufsfördernd. Ich werds wohl nie erfahren. Aber: Platz 39 ist für Nickelback auch nicht unbedingt die super Platzierung.

Was gab es noch Neues in dieser Verkaufswoche (17.-23. April)? Zum Beispiel das:
2008 lieferte sie den Track, der sich am längsten in den deutschen Charts aufhielt, nämlich ganze 40 Wochen. Platz 14 war ihre Bestplatzierung und der Track ein moderner Dancefloor-Klassiker. Die Rede ist von Ida Corr vs. Fedde le Grand und Let Me Think About It. Gehört ja immer noch zu den Tracks, die aktuelle Produktionen inspirieren. Ende des Jahres erschien dann Ida Corrs Solo-CD One, aber so richtig ging die nicht los. Dann stand Ride My Tempo Ende Januar plötzlich auf Platz 1 der Deutschen DanceCharts. Der coole, fast minimalistische Track hatte sich in die Beine und Hüften der Discopartygänger eingenistet. Aber noch fast drei Monate brauchte Ministry Of Sound, um nach Vinyl endlich auch eine CD auf den Markt zu bringen. Klar, Dancemusic hat schon längst ganz andere Plattformen und verkauft sich vorzugsweise digital. Im Fall von Ida Corr wär's aber vermutlich sogar kommerziell sinnvoll gewesen, schneller auf dem Markt zu sein. So geht der Track in dieser Woche erstmal nur auf der 54 in die Liste. Kann sein, dass er sich auch erst langsam entwickelt. Potenzial hätte er.

Noch eine Sängerin mit viel Potenzial sorgt in der aktuellen Chartauswertung für Furore. Jennifer Hudson ist eine begnadete Schauspielerin, im Grunde sollte sie bereits zu den Top-Namen im Filmbusiness gehören. Aber sie arbeitet derzeit vor allem an ihrer Karriere als Sängerin. Ende letzten Jahres landete sie mit Spotlight einen ersten Achtungserfolg in Deutschland, immerhin Platz 58. Nun steht die neue Single If This Isn't Love auf dem Plan und noch vor der Veröffentlichung auf Single-CD kann der Titel als Download-Track auf Platz 76 seinen Einstieg feiern. Es ist anzunehmen, dass sie in der nächsten Woche mit Ankunft der realen CD einen ordentlichen Sprung nach vorn macht. Der Titel selber ist ein sauber produziertes Stück R'n'B im Stil von Beyoncé etc. Für mich ein wenig zu smart, aber ein Großteil der Musikkäuferinnen kann mit dieser Ballade offensichtlich etwas anfangen.

Smart auf ganz andere Art ist mal wieder die nächste Single der Kinder-Casting-Group beFour. Immer noch glatt produziert und gestylt, als erwachsener Mensch sofort durchschaut in seiner biederen Debilheit, tja und bei Kids funktionierts. Ding-A-Dong ist ein Cover des Grand Prix-Siegertitels von 1975, damals interpretiert von der niederländischen Band Teach-In. Für beFour das bislang allerschlechteste Ergebnis jemals, denn nie zuvor verfehlte einer ihrer Titel die obere Hälfte. Dieses mal geht es nur bis Platz 61 obwohl die Melodie schon nach einem mal Hören nicht mehr aus dem Kopf geht.

Grand Prix und Kinder ist ein Link, der auch für Texas Lightning und ihren Titel Seven Ways To Heaven gilt. Bekanntermaßen waren sie 2006 mit No No Never als deutsche Teilnehmer beim Eurovisioons Contest dabei, dort zwar nicht erfolgreich, aber hierzulande wars ein Nr.1-Hit. Im letzten November kündigten sie dann das Ende ihrer Zusammenarbeit an, aber nun erschien zum Kinderfilm Die Legende vom Schatz im Silbersee mit Christian Tramitz und Cosma Shiva Hagen der Soundtrack, eingespielt von Texas Lightning. Platz 80 gibt es dafür.

"Fernsehen und die Charts" spielt in dieser Woche seltsamerweise eine eher untergeordnete Rolle. Zumindest was die direkte Vermarktung und Platzierung von Charttiteln im TV angeht. Das ist wohl ein Grund, diese Woche besonders im Kalender anzukreuzen. Ganz ohne geht es allerdings nicht, denn mit Steve Appleton und seinem Song Dirty Funk erschien soeben der Soundtrack zum neuen Smart-Werbespot. Außerdem hatte Steve Appleton pünktlich einen Tag vor Veröffentlichung der CD einen Auftritt bei Stefan Raabs TV total, tja und somit steigt der schön eingängige und lauschige Sommerpoptitel mit Surferstyle auf der 71 ein. Für den 19jährigen das Chartdebüt. Auch hier faszinierend: die Digitalversion des Titels ist bereits seit Ende Februar erhältlich.

Nach seinem Top 10-Hit mit Silbermond gibt es von Curse nun wieder einen reinen Solo-track aus seinem Freiheit-Album: Wenn ich die Welt aus dir erschaffen könnte. Bislang hatte der Rapper aus Minden den Ruf zwar nicht besonders streitbar, aber doch wenigstens gesellschaftsrelevante Texte zu reimen. Hier ist es nun ein astreines Liebesgedicht, allerdings mit derartig deutlichen Religions- und Christentum-Zitaten, dass er den Titel Xavier Naidoo 2.0 verdienen würde. Nach wie vor ist mir rätselhaft, warum sich deutsche Sänger so gerne auf Gott verweisen. Ist das der einzige Ausweg aus einer Kleinstadt-Situation, die mit wachsender Pluralisierung und Buntheit nicht zurecht kommt? Brauchen wir dieses Festhalten an Vergleichen mit überholten Weltbildern? - Gemessen an den Verkaufszahlen gibt es wohl einige Menschen, denen Curse aus der Seele spricht. Platz 82 ist zwar nicht mehrheitsrelevant, aber immerhin wahrnehmbar.

Die momentane Verlangsamung der Charts ist nicht nur an den relativ stabilen Top 10 ablesbar, sondern auch an den Wiedereinsteigern. In dieser Woche sind es mal wieder nicht so viele, lediglich zwei, dafür steht mit Akon und Right Now (Na Na Na) allerdings ein Titel wieder auf der 87, der als Höchstposition ganz zum Ende des letzten Jahres Platz 44 erreichen konnte und es dennoch geschafft hat, die dreimonatige Sperrfrist in der unteren Hälfte der Charts zu überstehen. Wahrscheinlich hat er auch ein wenig Rückenwind durch die aktuelle Single Beautiful zusammen mit Kardinal Offishall & Colby O'Donis, die aktuell von der 34 auf die 36 geht.
Und der Vollständigkeit halber sei hier schnell noch gesagt, dass Flo Rida feat. T-Pain mit Low auch noch einmal auf der 100 mit dabei sind, insgesamt die 22. Woche.

Die letzte Story für heute gehört wieder einem Dance-Track. Den besseren habe ich weiter oben mit Ida Corr schon ausgiebig betrachtet. Neu als CD und damit in den Charts sind auch die Topmodelz. Auf Platz 97 steigt ihr neuestes Cover ein: Take On Me, und das stammt im Original von der norwegischen Gruppe a-ha, die damit 1985 ihr Debüt gaben und gleich mal fünf Wochen die Position 1 belegten. Seitdem wurde der Titel mehrfach nachgesungen, gecovert, geremixt etc. Zuletzt war er um die Jahrtausendwende in zwei verschiedenen Versionen in den Charts. Nun haben sich also auch die Topmodelz dieses Klassiker angenommen und liefern auf der CD eine Menge von verschiedenen Mixen. Die Radio Edit ist ein bisschen arg zahm und weichgespült, aber für Freunde der Schranz-Zunft ist auch was dabei. Take On Me ist der sechste Titiel der Topmodelz, der sich in den deutschen Charts platzieren kann, allerdings bislang auch der schlechtest notierte. Ihren größten Erfolg hatten sie 2001 mit ihrem Debüt L'Esperanza. Das kam immerhin bis auf Platz 72.