Jetzt ist es also wahr geworden. Der Atzensound hat die deutschen CD-Käufer_innen voll im Griff. Party, Party, Party – das ist das Gebot der Stunde. (Kann natürlich auch was mit der bevorstehenden Karnevalssaison zu tun haben, aber so weit würd ich mich jetzt nicht aus dem Fenster lehnen.) Und was heißt das genau? Ke$ha, unser neuestes Feier girl holt sich doch tatsächlich Platz 1 der media control-Charts, ist also der Titel mit dem höchsten Umsatz in der Woche 15.-21. Januar. Keri Hilson, die im Grunde mit I Like ja nichts anderes beschreibt als eine großartige Nacht, lässt sich mal wieder auf Rang 2 verdrängen.
Aber wieso ist das jetzt so sensationell? Zwei Damen aus Amerika machen Party, ok. Der Unterschied zwischen Keri Hilson und Ke$ha ist, dass die zweite überhaupt nicht wieder aufhören will. Bei Keri Hilson ist das Ganze ja ziemlich einmalig und besonders und kommt garantiert nicht jede Nacht vor. Ke$ha dagegen pfeift völlig auf Pause und Besonderheit. Da geht’s nur noch ums Abfeiern und Genießen pur. Immer auf der Überholspur. Und das sogar so konsequent, dass ihr am Ende selbst das Styling (scheinbar) völlig egal ist. Hey, so schlampig und verloddert ist ja wohl schon lang kein Pop-Sternchen mehr aufgetreten. Dagegen sieht selbst Rolemodell Britney ziemlich alt aus. Und ich wage mal zu behaupten, dass TiK ToK, produziert haargenau so wie es jetzt klingt, einfach interpretiert von Britney niemals bis an die Spitze geklettert wäre. Das Girl ist einfach durch, auch wenn sie immer noch ein und noch ein Comeback irgendwie hinlegt.
Tja, und das also die Superdauerparty momentan ein allgemein westliches Phänomen ist, den Beweis haben wir allein schon damit, dass aus Deutschland haargenau die selbe Geschichte zu hören ist, nur eben männlich besetzt und vielleicht nicht ganz so elektroid. Frauenarzt & Manny Marc haben für dieses Genre dann den schönen Namen Atzenmusik geprägt. Passt total! Versteh ich ohne lang zu überlegen! Und wers nicht gleich kapiert, dem schenkt der Text dann sicher noch die komplette Einsicht. Auch hier: Abfeiern bis zum Umkippen, Style sowieso egal. – Das muss man in der Konsequenz auch erstmal so hinkriegen.
Lustig ist bei beiden Titeln, dass mit der ungebremsten Party gegen ein vermeintliches Spießertum angetreten wird. Das find ich auf ne Art ja schon wieder ganz putzig. Lassen sich Vorortfamilien tatsächlich durch wochenlange Exzesse erschrecken?
Die Frage beantwortet eventuell jemand anderes. Ke$ha feiert also ihre erste Nummer 1, Die Atzen gehen mit Disco Pogo von der 6 auf die 5 – tja, da scheint das supergestylte und exklusive Modell Lady Gaga jetzt doch Federn lassen zu müssen. Kann sich mit Bad Romance noch auf der 3 halten, aber ob sie das in den nächsten Monaten noch genauso hinkriegt? – Vermutlich ist das genau der Gegensatz: auf der einen Seite Atzenparty ohne wennund aber – auf der anderen Orgie und Wahnsinn, aber immer schön mit dem Hinweis, dass das ja nur die Ausnahme ist, spießig halt.
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