TV Alarm oder Ohne Fernsehen keine Hits

Die Woche 14. bis 20. Oktober brachte uns drei neue, deutschsprachige CDs die richtig gut einschlugen und sich ordentlich verkauften. Sido, Xavier Naidoo und Silbermond waren die Gewinner der Woche. Und dann gab es vor allem ein bestimmendes Thema: Popstars! Zur dritten Workshopwoche in Las Vegas war eine der Gast-Stars Ashley Tisdale. Und sehr genau abgestimmt, steht ihre aktuelle CD-Single Crank It Up genau einen Tag nach Ausstrahlung der Show in den Geschäften. Klar, verkauft sich das ordentlich. Platz 19 auf Anhieb und damit der vierte Top 20-Hit für den amerikanischen Upcoming-Superstar. Erstaunlich vor allem auch zu sehen, dass sie in ihrer Heimat USA gar nicht so populär ist wie im deutschsprachigen Europa. Bei Miley Cyrus sieht die Sache genau umgekehrt aus.

Crank It Up ist die zweite Single aus dem Album Guilty Pleasure. Die Lead-Single It’s Alright, It’s Ok platzierte sich im Juni bereits auf Rang 12. Auch das mit Unterstützung medialer Präsenz zur Prime Time. – Der Titel selber ist ein unglaublich elektroider Track, der Ashley Tisdale in eine Reihe mit Britney Spears stellt. Beim ersten Hören des Tracks ohne jegliche Information dazu hatte ich tatsächlich das Gefühl: hey, ein neuer Britney-Track. Das Ganze ist wunderbar kombiniert mit Timbaland-mäßigem Rap and Background-Chören. Geile Mischung! Natürlich gibt es genügend Kritiker, die diese „Anleihen“ unverschämt nennen. Wie ihr das bewertet, könnt ihr ja selber entscheiden. Auf jeden Fall ist es ein ziemlich heißes Stück Pop und etabliert Ashley Tisdale mehr und mehr hierzulande als Garantin für Hit-Singles.

Gewinner Nr.2 dank „Popstars“ sind Coldplay. Bereits direkt nach der Show konnte sich The Scientist über iTunes und Kollegen so gut verkaufen, dass der Titel in der letzten Woche auf Platz 77 wiedereinstieg. In dieser Woche nun zählen alle Käufe ab Freitag, dem 14. Oktober. Und das waren offensichtlich nochmal eine ganze Menge, denn The Scientist geht rauf auf Platz 26 und beschert dem Titel fast sieben Jahre nach seiner ersten Chartplatzierung ein neues Bestergebnis. Für Coldplay ist dies somit der sechste Titel, der sich in der oberen Hälfte der deutschen Charts etablieren kann.

Medienereignis Nummer 2 flimmerte am 18. und 19. Oktober durch das RTL-Programm. Mit jeweils etwa 6 Millionen Zuschauer_Innen hatte die zweiteilige Produktion „Vulkan“ ihre Premiere.Und für die Werbung zu diesem Katastrophen-Streifen wurde die Ballade einer jungen, noch unbekannten Sängerin ausgewählt, die der Dame damit auch ihren ersten Hit beschert. Cherine Nouri ist ihr Name und der Titel heißt Faithful. Das Ganze klingt sehr nach Fernsehmusik, ist ganz gut produziert (als Produzenten tritt das VALICON-Team auf, welches auch hinter Silbermond und Eisblume steht), allerdings auch genauso schnell wieder draußen aus dem Ohr. Mir fehlt ein wenig das Unverkennbare, Eigene. Aber das kann ja bei der nächsten Single noch kommen. Für Dezember ist ein Album von Cherine Nouri angekündigt. Derweil startet Faithful auf Platz 22 der deutschen Single-Charts.

Gleich nochmal RTL mit Hitmacher-Auswirkungen: die neueste Folge der Pop-Doku-Reihe „100 Prozent“ widmete sich der Band Tokio Hotel. Und offensichtlich ist es ziemlich clever diese 45-Minuten-Show zur besten Sendezeit auszustrahlen, denn sowohl Automatisch klettert nochmal ordentlich von der 34 auf die 21, als auch das Album Humanoid steigt wieder hoch auf Platz 11 in den Albumcharts. Und – ganz außerordentlich – die Single, mit der alles begann, durch den Monsun kehrt fast vier Jahre nach ihrem ersten Chartaufenthalt zurück. Platz 84 gibt es durch zahlreiche Downloads und eine 22. Woche in der Liste für den erfolgreichsten Nr.1-Hit von Tokio Hotel. Nur zur Erinnerung: Im September 2005 stand der Titel fünf Wochen auf der Position 1.

Auch aus einem Film, allerdings nicht Fernsehen, sondern richtig Kino und vielleicht deshalb auch etwas weniger erfolgreich, stammt Jump mit Flo Rida feat. Nelly Furtado . Der Film, um den es hier geht ist G-Force, der am 16. Oktober Filmstart hatte. Der Titel ist im Original schon ein ganz eingängiges HipHop-Pop-Stückchen, so wie wir es von Flo Rida eigentlich gewohnt sind. Noch viel wahrnwitziger sind allerdings die kursierenden Remixe und Mashups. Lohnt sich in jedem Fall, mal im Netz danach zu suchen. Flo rida landet mit Jump seinen sechsten Hit in den deutschen Charts, Platz 27 ist dabei nicht so schlecht, reicht aber bei weitem nicht an seine großen Erfolge Low (Platz 13) und Right Round (Platz 4) heran. Für Nelly Furtado ist es bereits die 21. Single in den Charts, an der sie in irgendeiner Weise beteiligt war. In diesem Jahr hat sie bereits die beiden Superhits Broken Wings (Platz 1 mit James Morrison) und Manos Al Aire (Platz 2; in dieser Woche von der 22 auf 34 fallend) auf ihrem Konto.

Am 14. Oktober erschien die neue Single der norwegischen Band a-ha, am 15. Oktober gaben sie bekannt, dass sie sich ab kommendem Jahr auflösen werden. Das bedeutet, Shadowside wird eine der letzten Singles sein, die wir von dieser Band zu hören bekommen. Eine schöne Ballade mit sehr melancholischem Ton. Zwar fehlt mir auch hier die Relevanz und der Bezug zur Jetztzeit, aber wunderschön ist es trotzdem. Nach ihrem sensationellen Nr.3-Erfolg von Foot Of The Mountain landet Shadowside auf Platz 36, eine durchaus übliche Position für eine Albumzweitsingle von a-ha.

Obwohl sie schon seit mehr als 10 Jahren bestehen und fleißig Material veröffentlichen, gehören die Foo Fighters um David Grohl immer noch zu den Newcomern im kommerziellen Chartbusiness. Die aktuelle Single Wheels ist nämlich erst der vierte Titel, der sich in den deutschen Charts platzieren kann. Als reine e-Single erschien der Titel bereits am 25. September, seit 12. Oktober ist das Video on air und so steigen die Downloadzahlen beständig. Nun schafft es Wheels auch neu hinein in die Charts auf Platz 56. Das ist die beste Platzierung für einen Foo Fighters-Titel ever. Zuletzt waren sie Anfang 2008 mit dem Titel Long Road To Ruin notiert, der es bis zu Platz 79 brachte. Und noch ein wichtiger Hinweis: Das Greatest Hits-Album erscheint gerade jetzt, da könnte also Wheels in der Liste in zwei Wochen nochmal ordentlich nach oben gehen.

Weiter unten in den Charts war das Thema TV-Spektakel nochmals spürbar. Insgesamt zwar nicht so erfolgreich wie die schon abgehandelten „Popstars“, generiert auch „Das Supertalent“ gleich von Beginn an einzelne Hits – natürlich vor allem Rückkehrer von älteren Songs. So trat zur Premiere der neuen Staffel am 16. Oktober die sehbehinderte 13-jährige Fabi Bender auf und sang Almost Lover von A Fine Frenzy. Prompt landet das Original wieder im Verkauf und kann sich auf Rang 82 der Charts durchsetzen. Es ist die erste Notierung seit Ende März diesen Jahres und die höchste Platzierung seit Oktober vergangenen Jahres. – Erstmals war der Titel im januar 2008 notiert worden, Anfang April enterte A Fine Frenzy mit Platz 8 dann die Höchstposition und konnte bis Ende Juli ununterbrochen in den Charts stehen. Danach ging es noch weitere vier mal in die Charts, natürlich jeweils wesentlich kürzer, und nun sammelt Almost Lover eine 36. Chartwoche. Allerdings wird der Titel wohl nächste Woche bereits keine Rolle mehr spielen.

Wirklich langanhaltenden Erfolg wird es wohl auch für MARS nicht wirklich geben. Der Sänger ist ein Hybrid aus der Kunstfigur Martin Nicodemus Sommer und dem lebenden Menschen Marcel Saibert. Mit der Serie „Unter uns“ ist MARS bekannt geworden. Vor zwei Jahren feierte seine erste Single Reason ordentliche Erfolge und konnte sich im Verkauf bis Platz 15 durchsetzen. Nun steht ein neues Album in den Startlöchern, Play heißt es und soll am 6. November erscheinen. Bereits im Vorfeld wurde die Single Let There Be Love auf den Markt geworfen, eine Schmuse-Kuschel-Ballade, leider nicht ganz so originell und deshalb wohl auch nur vom harten Fankern der Serie gekauft. Es reicht nach etwas mehr als zwei Jahren also lediglich für einen Platz 99 und wie schon gesagt: ich denke, das wird es für die Single dann auch erstmal gewesen sein.

Wieder in den Verkaufscharts, allerdings sehr wahrscheinlich auf Grund des Erfolgs des soeben veröffentlichten Albums ist Michael Bublé. Crazy Love schafft auf Anhieb den Sprung in die Albumcharts auf Rang 5 und zieht in seinem Windschatten die aktuelle Single Haven’t Met You Yet von der 55 auf die 53. Außerdem kann sich (entweder durch die Empfehlungsverlinkung auf amazon etc. oder auch, weil der Song offensichtlich signifikant für Michael Bublé steht) Home aus dem Jahr 2005 noch einmal zurück in die Liste verkaufen. Original ist Home auf dem Album It’s time erstmals veröffentlicht worden, wurde dann als zweite Single ausgekoppelt und erreichte Platz 55 – bis heute die am schlechtesten platzierte Single des Künstlers. Im Jahr 2007 erschien von Westlife eine Cover-Version, die sich bis Platz 70 hangeln konnte (übrigens der letzte Titel von Westlife, der es in die deutschen charts schaffte). Nun, vier Jahre nach der allerersten Version, steht Home noch einmal auf der 86. Es ist insgesamt die 10. Woche für den Titel, das ist für Michael Buble dann schon eine sehr ordentliche Leistung.

Naja, und dann schaffen es in dieser schon reichlich romantisch verklärten Woche auch Ich + Ich mit einem ihrer Überhits wieder zurück in die Liste. So soll es bleiben ist seit 10. Oktober schon wieder Chart-kompatibel, allerdings mittlerweile doch nur noch minimal im Verkauf. In dieser Woche gehen die Umsätze noch mal ein klein wenig nach oben und So soll es bleiben steht erneut auf Platz 97. Im April 2008 war der Titel erstmals notiert gewesen und war der dritte Titel in Folge , der es unter die ersten 3 der Charts schaffte. Diese Woche ist es bereits das 52. mal, dass So soll es bleiben notiert wird, ein komplettes Jahr Chartaufenthalt ist damit voll und ein Platz in der Top 20 der am längsten notierten Charttitel gesichert.

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