... und in dieser Woche geht es wieder zur Sache wie nur etwas. Und wie.
Meist erwartete Neuveröffentlichung und demzufolge auch bester Neuzugang sind Depeche Mode, die mit Wrong ihr nächstes Album Sound Of The Universe ankündigen. Die Single klingt gewohnt dunkel und reichlich kryptisch. Im weiteren Verlauf werden sogar deutlich Bezüge zum Sound der Band in den späten 80ern hörbar. James Masterton – mein Lieblings-Kommentator der britischen Liste - bezeichnete Depeche Mode anlässlich ihres neuesten Werkes als eine der wichtigsten unnützen Bands (oder so ähnlich), die eine ungeheure Fanschar besitzen, aber den Anschluss an neue Hörerinnen völlig verpassen und dadurch keine wirklichen Hits mehr landen können. Und auch als Verehrer der Band muss ich eingestehen: dem ist wohl so. Tolles Material, dass aber erst mit Veröffentlichung als CD auf Platz 2 schießen kann. Die wirklich relevanten Sounds steigen mindestens vor der Veröffentlichung als Download ein, um sich für mehrere Wochen an der Spitze zu platzieren. Bei Depeche Mode sah das in den letzten Jahren immer so aus: tolle erste Woche und dann ganz schneller Absturz in die Bedeutungslosigkeit. Dazu kommt, dass die meisten Radiostationen die Neuveröffentlichungen der Bands doch nicht in die Playlist nehmen. Aber - wenigstens gibt es einen sehr zeitgemäßen BoyzNoize-Remix.
Zur Statistik: Wrong wird von media control als 46. Single der Band gezählt. Uneinigkeit bei der Zählung gibt es vor allem wegen der Remix-Veröffentlichung von Enjoy The Silence und den DMBox-Veröffentlichungen im Jahr 2004. Und so taucht mitunter auch die Zahl 43 als Anzahl von platzierten Titeln auf. Wie auch immer: Mit dieser Woche holen sie sich ihre 549. Woche in der Liste. Wrong ist der achte Titel der Band, der es auf Rang 2 schafft, dazu kommen mit People Are People (1984) und Dream On (2001) zwei Nr.1-Hits in Deutschland. 2001 war auch das Jahr, in dem Depeche Mode das letzte mal gelang zwei Titel hintereinander unter den ersten 3 zu platzieren. Mit Wrong folgend auf Martyr (2006) ist diese Situation wieder eingetreten. Mit insgesamt 24 Top10-Titeln ziehen Depeche Mode jetzt gleichauf mit Madonna (bei dieser Wertung wurde der Enjoy The Silence-Remix nicht als neuer Hit gezählt).
Die Veröffentlichung der neuen Depeche Mode-Single hat Lady GaGa allerdings nichts anhaben können. Poker Face sitzt eine sechste Woche bequem an der Spitze und zeigt sich allen Angriffen gewappnet. Mit dieser Woche 6 stellt Lady GaGa nun die Single, welche sich 2009 bisher am längsten ganz oben halten konnte. Die letzte Künstlerin, der dies gelang war Katy Perry mit Hot N Cold welches zum Jahreswechsel 8 Wochen den Thron innehatte. Für Lady GaGa zählt nun also jede Woche.
Für Just Dance geht es dagegen nun langsam nach unten, in dieser Woche (insgesamt die 31.) von der 14 auf die 20.
Steil aufwärts geht es momentan mit T.I.. Sein dritter offizieller Single-Release Dead And Gone steht als Neuzugang auf Position 7. Im September hatte er mit Whatever You Like seinen ersten Solo-Chartauftritt, der es aber nicht bis in die obere Charthälfte schaffte, dann kam Live Your Life mit Rihanna an der Seite, und da gings schon wesentlich höher: Position 12 war die Bestplatzierung. Nun hat T.I. Kumpel Justin Timberlake als Hilfe und prompt gehts unter die ersten 10. Für diesen hatte er vor gut 2,5 Jahren schon auf My Love ein paar Raps beigesteuert und so auch schon eine Position 4 im Gepäck. Dead And Gone ist somit der zweite Top 10-Hit des Rappers.
Justin Timberlake und Depeche Mode gehören in Deutschland auch zu den Dauergästen in der Spitzengruppe. Insgesamt 106 mal platzierten sich Depeche Mode schon unter den ersten 10, Justin Timberlake schaffte das gleiche als Solokünstler 59 mal; addiert man seine Hits mit ’N Sync sowie als ungenannter Künstler an der Seite von Rihanna dazu, kommt er auf 92 Wochen. Bis zu solchen Ergebnissen wird es bei Mando Diao wohl noch ein paar Jahre dauern. Erwähnenswert ist ihr steter Aufenthalt in den Top 10 mit Dance With Somebody dennoch. Bereits seit 13 Wochen werden sie in den Charts notiert, und seit 13 Wochen befinden sie sich auch unter den ersten 10. Das ist im Moment die Führung für das Jahr 2009 vor Katy Perry mit 12 Wochen. Und in der Verfolgergruppe befinden sich auch Silbermond, die mit Irgendwas bleibt auf Platz 5 (von der 3 fallend) bereits 11 Wochen gesammelt haben.
Ziemlich genau fünf Monate nach ihrer ersten Single aus dem I Am … Sasha Fierce-Album legt Beyoncé Auskopplung Nr. 2 nach. In Großbritannien konnte sich ja in der Zwischenzeit das großartige Single Ladies (Put A Ring On It), welches auf der deutschen CD-Variante enthalten war, als Nachfolge-Top 10-Titel etablieren. Und das durch reine Download-Verkäufe. In Deutschland funktioniert das ganz anders. Und so ist nun regulär Halo der Nachfolgehit, der sich auf Anhieb auf Platz 9 setzen kann. Damit feiert Beyoncé drei hintereinanderfolgende Top 10-Hits, denn vor If I Were A Boy lag ihr Nr.1-Titel Beautiful Liar.
Ebenfalls ihren dritten Top 10-Hit in Folge landen Rosenstolz. Sie sind in dieser Woche mit Blaue Flecken neu auf der 10 dabei. Insgesamt ist es der zehnte Titel, der es in diese Höhen schafft. Mit ihrer letzten Veröffentlichung Wie weit ist vorbei ging es allerdings nach einer ziemlich hohen Platzierung dann sehr schnell abwärts. Ob es dieses mal auch nur die Ultra-Fans waren, die sich schnell die CD zugelegt haben und danach der Andrang rasch abflaut?
Manchmal passiert es tatsächlich, dass eine Künstlerin einen mehr oder weniger großen Hit landet und dann verschwindet, in Vergessenheit gerät. Obwohl sie fleißig weiter veröffentlicht. Häufig geschieht das europäischen Künstlern, die nicht in englisch singen. In ihrer Heimat sind sie große Stars, aber schon im Nachbarland kennt sie kein Mensch. Und manchmal passiert es, dass eben solche Künstler dann nach endlosen Zeiten plötzlich doch wieder da sind. Für die meisten sind sie dann kleine Neuentdeckungen. So wie zum Beispiel die Italienerin Laura Pausini. Sie gewann 1993 mit 19 Jahren den Nachwuchspreis beim Festival in San Remo. Ein Jahr später trat sie schon im Hauptprogramm auf und konnte mit Non C’e sogar einen Charthit in Deutschland platzieren, der es immerhin bis Platz 76 brachte. Danach war sie in mehr oder weniger großen Abständen lediglich in den Albumcharts präsent. Nie wahnsinnig erfolgreich bis im letzten Jahr Primavera In Anticipo erschien. Aufmerksam erhielt dieses allerdings vor allem durch den Titeltrack, welchen Laura Pausini noch einmal in einem Duett mit James Blunt aufgenommen hat. Und diese Aufnahme kann sich nun auch in den Singlecharts durchsetzen. Platz 19 in der ersten Woche, für Laura Pausini die höchste Platzierung überhaupt und eine Rückkehr in die deutschen Charts nach 15 Jahren Pause. James Blunt kann mit diesem Duett seinen dritten Top 20-Hit landen. Bisher war er mit zwei Titeln (You’re Beautiful 2005 und 1973 2007) sehr erfolgreich, jeweils Platz 2. Alle anderen Titel verpassten die oberen 20. Insgesamt ist es die achte Chartsingle für ihn.
Tatsächliche Chartneulinge finden sich auf Platz 21. The All-American Rejects bringen es mit Gives You Hell nach mehr als zehnjährigem Bestehen nun auch in Deutschland zu etwas größerer Bekanntheit. Vielleicht hat’s auch mit Tyson Ritters Auftritt in House Bunny zu tun. Wer weiß.
Charttitel Nummer sieben für clueso auf Position 25. Gewinner ist damit der zweiterfolgreichste Titel des Erfurter nach dem Bundesvision-Song Keinen Zentimeter vor einem Jahr.
Und da wir schon mal bei den Visions-Contesten sind ... in diesem Jahr hat Deutschland ja auf einen Publikumsvorentscheid zum Eurovision Song Contest verzichtet. Stattdessen wurde intern entschieden, dass Alex Christensen - bestens bekannt als Alex C. oder auch als Gesicht hinter U96 - Deutschland am 16. Mai in Moskau vertreten soll. Und das wird er in Zusammenarbeit mit Oscar Loya unter dem Namen Alex Swings Oscar Sings!. Der Titel Miss Kiss Kiss Bang ist also eine Swingnummer, geht ziemlich direkt den Weg weiter, den Roger Cicero vor zwei Jahren beschritten hat. Platz 19 gabs dafür im europäischen Vergleich, die Begründung für das magere Abschneiden wie immer: „Das Publikum (vor allem im Osten Europas) ist halt nicht reif.“
Mit Platz 27 wage ich allerdings zu behaupten, dass auch das deutsche Publikum in diesem Jahr noch nicht allzu sehr überzeugt vom eigenen Beitrag ist. Und ich freue mich eigentlich nur schon wieder auf lustige Beiträge aus Bulgarien, der Ukraine und Lettland ... da macht Pop irgendwie mehr Spaß.
Und nochmal Nachrichten mit einem Link zur Eurovision. Der beim Contest etwas erfolglose Roger Cicero freut sich national absolut über Popularität und Beliebtheit. Was immer es ist, der gefällige Sound, sein smartes Auftreten oder vielleicht auch die biedersinnig angerührten Texte, mit Erscheinen seines Albums Artgerecht springt auch die Single Nicht artgerecht 15 Plätze nach oben. Von der 53 direkt rein in die obere Charthälfte auf die 38. Es ist erst seine zweite Single, die dieses schafft. Das Album steht dagegen wie die beiden Vorgängerwerke auf einem Medaillenrang, genauer: Platz 2.
Wie schon bei ihrer letzten Veröffentlichung All Nightmare Long, so gibt es auch von der neuen Metallica-Auskopplung Broken, Beat And Scared wieder unterschiedliche CD-fassungen. Es ist die insgesamt 21. Veröffentlichung.
Kinder + Kinofilm + CD: das ist eine Kombination, die immer klappt. So auch bei Apollo 3. Wie zu erwarten sind das drei 11- bzw. 12jährige, deren Niedlichkeitsfaktor sich auf die Musik problemlos übertragen lässt. Dazu reichlich Promotion über den Film Vorstadtkrokodile und schon geht Superhelden mit messbaren Ergebnissen in den Verkauf. Platz 40 auf Anhieb. Und nun die Frage: wieviel wird man von Apollo 3 wohl noch hören?
Und das waren dann auch schon die (unter kommerziellen Gesichtspunkten) wichtigsten Neuerscheinungen der letzten Woche, denn alles weitere spielt sich unter der Marke Platz 50 ab, und dort herrschen ja bekanntlich nochmal andere Regeln. Eine Band, die es direkt nach ihrem zweitgrößten Hit nun ganz knapp verpasst in die obere charthälfte einzuziehen, ist Nickelback. Nachdem Gotta Be Somebody im November letzten Jahres bis auf die 6 stieg, dachte sich die eine oder der andere vielleicht: die sind zurück. Aber geirrt. Zwar gingen in den USA und in Kanada einzelne Albumtracks als Download in die Charts, aber hier blieb es doch weitestgehend ruhig. Nun steht Nachfolger I’d Come For You offiziell in den Regalen, aber so richtig zündets nicht. Platz 51, das ist für die Band ein eher mageres Ergebnis, wie sie es zuletzt 2006 einfuhren.
Und auch Aloha From Hell dürften über ihre neueste Chartplatzierung nicht ganz so glücklich sein. Nachdem es doch Walk Away im letzten November bis zur 26 gebracht hat und die Plattenfirma für die neue Single No More Days To Waste sogar ein doppelseitiges Poster der CD beilegte, hatte sich die Schülerband aus Aschaffenburg vielleicht dich ein klein wenig mehr ausgerechnet als Platz 59. Andrerseits: wer sagt denn, dass es nicht schon bald nochmal richtig los geht?
Kann sich noch jemand an The Fray erinnern? Das ist eine US-amerikanische Band, die 2005/06 vor allem mit einem Titel, nämlich How To Save A Life doch einigermaßen bekannt in Deutschland wurden. Aber danach ging irgendwie nichts mehr. Bzw. es gab eine Kreativpause, um am zweiten Album zu arbeiten. Dieses erschien kürzlich und You Found Me ist die erste Veröffentlichung. Als Single steigt der Titel auf Platz 73 ein ... nun, das ist so eher mittelmäßig. Allerdings war ihre allererste Single Over My Head auch noch nicht der Renner. Wenn sich das Bild wiederholt, dann wird die nächste Auskopplung das eigentliche Comeback.
Neben den zahlreichen Neueinsteigern gibt es in dieser Woche natürlich auch Rückkehrer. Der höchste ist Hape featuring Uschi Blum mit Sklavin der Liebe auf der 78. Ich frage nicht, warum, sondern vermerke hier nur kurz: eine Woche hat er/sie noch.
Auch bei den Pussycat Dolls featuring Busta Rhymes frag ich jetzt einfach nicht weiter nach. Ihr Debüt und bislang einziger Nr.1-Hit in Deutschland Don't Cha ist wieder dabei und freut sich über einen Platz 98 in der 27. Woche.
Und auf der 100 steht noch einmal M I A mit Paper Planes – nach drei Monaten Pause darf der Titel wieder dabei sein und darüber freue ich mich ganz besonders, denn immer noch ist das ein meisterhaftes Stückchen zeitgenössischer Pop.
Manchmal gibt es ja Dinge, die glaube ich irgendwie gar nicht. Zum Beispiel, wenn auf der 84 eine Künstlerin auftaucht, die Graziella Schazad heißt. Da denk ich erstmal: was’n das? Und wenn diese Künstlerin dann auch noch durch die BILD gefeatured wird, na dann frag ich mich ohnehin, was das soll ... Ganz so schlimm ist der Titel Look At Me dann doch nicht. Und schön ist es zu sehen, dass BILD eben auch nicht allmächtig ist. Platz 84 spricht jetzt doch eher dafür, dass die meisten BILD-Leser sehr wohl zumindest einen eigenen Geschmack haben (oder keinen CD-Player besitzen). Die Frage ist halt nur, was denkt sich Frau Schazad bei so einem Deal? Und wie denkt sie geht es weiter mit ihr, ohne Medienunterstützung?
Noch mehr BILD-Rückenwind, dieses mal aber wirklich genau auf dem Niveau der Zeitung, gibt es mit Platz 95. Der wird in dieser Woche gestellt von Frauenarzt & Manny Marc. Seit November verrappen die beiden für die BILD die Schlagzeilen der Woche ... und seit diesem Deal sind sie tatsächlich auch massenkompatibel (wenn auch keinen Deut intelligenter) geworden. Ende Oktober stiegen sowohl das Album Atzen Musik wie auch die Single Florida Lady in die Charts ein. Nun folgt Schlag Nr.2: Das geht ab – Wir holen die Meisterschaft gibt es seit 27. März bei Kontor als mp3-Single. Klar geht es um Fußball, diesmal offensichtlich um Hertha BSC. Na mal schauen, ob dieser Rap-Techno-Gassenhauer was hilft.
Mehr aus dem Dance-Bereich gibt es in dieser Woche mit der Dream Dance Alliance, bekannt aus der mittlerweile 50teiligen Dream dance-Compilationserie. Diese steht mit einem eigenen Titel auf Rang 91 in der Liste. Time Out ist lediglich als Digitalfile erhältlich, aber mittlerweile schafft es ja sogar amazon, solche Titel anzubieten. Und so geht der Track bereits mit seiner Veröffentlichung in die Liste. Ob für solche gut angebotenen Download-Tracks dieselbern Regeln gelten wie für die anderen bisher, die sich immer recht mühsam nach oben hangeln mussten – das wird in den kommenden Wochen eine spannende Geschichte.
Vielleicht noch ein bisschen was zum Hintergrund: die Dream Dance Alliance besteht aus den Djs Sven Greiner alias DJ Shog und Terry Schaffer. DJ Shog war schon einige male in den Charts, seine größten Erfolge feierte er um 2003.
Die Kilians sind eine Band aus Dinslaken, die Indie-Brit-PopRock machen. Sie konnten vor gut zwei Jahren schon ihr Album Kill The Kilians in den Albumcharts platzieren. Nun folgen sie auch als Single-Act mit ihrem Chart-Debüt auf Platz 93. Said & Done ist die Vorabsingle aus dem grade erscheinenden zweiten Album They Are Calling Your Name und ich hoffe, sie nehmens mir nicht übel, wenn ich hier schreibe, dass mir ein wenig das Besondere an dem Titel fehlt. Klingt alles nicht schlecht, aber eben irgendwie auch zu ähnlich zu allem möglichen.
Ganz am Ende, auf Platz 99, da kann ich endlich mal wieder über das neue Download-Zeitalter schreiben. Für Miley Cyrus schießen nämlich gerade die Veröffentlichungen nur so aus dem Boden. Gerade erst wurde Fly On The Wall veröffentlicht und steht gerade in der fünften Woche auf der 86 (von 80 leicht abwärts rutschend), da gibt es schon die Ankündigung für die nächste Single The Climb, die am 24. April erscheinen soll. Und weil Miley Cyrus-Fans jung und internet-affin sind, wissen sie ganz genau, wo sie schon jetzt den Titel herkriegen. Und das in solchen Massen, dass die junge Dame bereits vor Veröffentlichung der CD Hit Nr. 4 für sich verbuchen kann.
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