Also irgendwie ist die kommerzielle Musikwelt völlig aus den Fugen. In der einen Woche können wir uns vor Superveröffentlichungen kaum retten und die Top 10 werden drangsaliert von Neueinsteigern, in der nächsten ist es gleich wieder öde und selbst unter den Spitzenplätzen gibt es keine Bewegung. (Übrigens nicht nur in Deutschland, auch Großbritannien sieht eine ziemlich ruhige Woche.) Und das alles ohne ersichtlichen Grund. Wie zum Beispiel Feiertage oder sowas. Denn die vorliegenden Charts beziehen sich auf den Verkaufszeitraum vom 27. März bis 2. April - war da irgendwas? Eigentlich nicht. Aber genug gejammert, genug Vorrede, hier die Details:
Lady GaGa steht eine fünfte Woche an der Spitze der deutschen media control-Charts. So zieht sie gleichauf mit James Morrison featuring Nelly Furtado, die es auch auf fünf Wochen auf der 1 brachten. Das heißt erstmal noch nicht viel, aber der April ist durchaus ein guter Monat für Langzeitspitzenreiter. 2008 war es beispielsweise Schnuffel mit dem Kuschel Song, der am 11. April das achte mal ganz oben notiert war. 2007 gehörte der April komplett Nik P. & DJ Ötzi.
Was gibts noch so an aktuellem Klatsch zu Lady GaGa? Poker Face gibt es auch in einer ziemlich wahnwitzigen HipHop-Version von Kid CuDi, Kanye West und Common. Da hört man zwar nicht viel von Lady GaGa und ich weiß auch gar nicht wie offiziell diese Variante ist. Aber wen interessiert das schon ernsthaft, es ist geile Mucke.
Für alle, die gern ein wenig die Zukunft schauen: In Frankreich steht Eh Eh (Nothing Else I Can Say) als nächste Veröffentlichung auf dem Plan, in Deutschland wird es vermutlich LoveGame sein, dass schon seit einiger Zeit als Video auf YouTube kursiert und in Großbritannien und den USA bereits als Download-Track die Charts erklommen hat.
Ruhe herrscht weiter hinunter in den Charts bis zum Platz 8. Das heißt, auch Milow kann mit Ayo technology die Position 2 verteidigen und Silbermond mit der Ex-Nr.1 Irgendwas bleibt erneut auf platz 3 verweisen. Für die letzteren lässt sich an Statistik noch anfügen, dass sie nunmehr ihre insgesamt zehnte Woche im Jahr 2009 innerhalb der Top 10 zubringen können. Das ist bei 14 Wochen, die das aktuelle Jahr zählt gar nicht so schlecht, und der Rekord liegt derzeit bei 12 Wochen gehalten von Katy Perry und Mando Diao (aktuell Platz 6 mit Dance With Somebody). Außerdem stellen Silbermond in dieser Woche mal wieder den höchsten Wiedereinsteiger. Das Beste, ihr erster Nr.1-Hit, hat nämlich mal wieder drei Monate Sperrfrist schadlos überstanden und wird gelistet auf Position 77 - die höchste Position seit März 2008 und insgesamt bereits die 61. notierte Woche im 12. Chartlauf.
Die einzige Bewegung innerhalb der Top 10 gibt es auf Platz 9, den sich Metro Station angeln, von der 10 kommend. Und mit diesem leichten Hub nach oben zeigen sie, dass sie tatsächlich das Zeug zum Spitzenact haben, der sich länger als eine Woche oben tummeln kann. Im übrigen haben sie mit diesem Platz auch ihr Heimat-Ergebnis toppen können. Da waren sie nach einem endlosen Aufstieg "lediglich" bis Position 10 gekommen.
Gerade ist auch rausgekommen, dass die Jungs am 4. Juli zu ihrem einzigen Gig in Deutschland nach Berlin kommen. Das ist noch eine ganz schön lange Zeit.
Neu unter den besten 20 - und das war wirklich fällig - Kid Cudi vs. Crookers mit Day 'N' Nite. Nach einer etwas schwächeren zweiten Woche auf der 27 gehts nun also richtig los und ergibt Position 15. Mittlerweile mausert sich der Track nicht einfach nur zum Ohrwurm, sondern gehört in jedes coole Autoradio in diesem gerade beginnenden Sommer. Mittlerweile habe ich auch diverse Remixe gehört und kann nur sagen: wer da nicht mindestens einen Favoriten findet, der/die wird wohl Hardcore-Gitarren-Anbeter sein. Dass Kid CuDi und Kanye West sich auch gerade mit Lady GaGa beschäftigt haben (wenn auch eigentlich nicht positiv, aber das Ergebnis ist einfach cool), hab ich oben schon erwähnt. Es dürfte also klar sein, Kid CuDi gehört zu den upcoming Acts des Jahres. Die Crookers werden nach diesem Hit ohnehin genug zu tun haben.
Der höchste Neuzugang kommt rein auf der Position 28 und geht nach Österreich. Im letzten Jahr verpasste Christina Stürmer trotz EM und Medienpräsenzhype mit Fieber ganz knapp die Top 10. Aber offensichtlich hat sie sich mit diesem Titel wieder zurück ins Gedächtnis gebracht. Denn Ist mir egal kann als Vorabsingle zum neuen Album, das Ergebnis des Vorgängers deutlich überbieten. Damit ist auch der schleichende Abwärtstrend der Künstlerin erstmal unterbrochen. Ob dieses Intermezzo von Dauer ist und Christina Stürmer auch weiterhin im oberen Drittel der Charts zu Hause sein wird, wird sich zeigen. Als ausgiebig tourender Live-Act hat sie zumindest schonmal die Möglichkeit ihre Stärken ordentlich zu demonstrieren. Die Studio-Aufnahmen setzen schließlich auch auf diese Kraft und machen die mitunter nicht ganz originellen Arrangements wett.
Nachdem nun The Killers in ihrer 23. Woche mit Human in den deutschen Charts vertreten sind (diese Woche von 18 noch mal einen rauf auf 17) und wirklich niemand mehr den Titel hören kann, kommt nun endlich die Nachfolgesingle Spaceman. Ziemlich genau 5 Monate nach dem Erscheinen des Vorgängers startet sie ihre Chartlaufbahn auf genau dem gleichen Platz wie Human im November, nämlich Platz 29. Allerdings diesmal schon als vollständiger Release, denn im Herbst gab es ja zuerst nur eine Trendsingle, dann eine 2-Track-Single und schließlich am Ende die vollständige Veröffentlichung. Eine clevere Taktik, die aufging. Wenn wir jetzt aber immer ungefähr ein halbes Jahr warten müssen bis etwas Neues erscheint, dann werden wir vermutlich alle irre oder Mr Brightside schafft die 50-Wochen-Grenze zu sprengen mit ständigem Rein und Raus.
Erstmal aber ist Spaceman die zweiterfolgreichste Single der Killers. Und schön wärs ja, wenns noch ein bisschen höher ginge in der Liste.
Ein ziemlich nach vorne gehender Remix von Spaceman kommt von Sander van Doorn. Der schaffts allerdings in dieser Woche auch mit einem eigenen Release direkt hinein in die Liste. Close My Eyes ist der ultimative Partytrack, entstanden in Zusammenarbeit mit Robbie Williams. Von dem ist aber gar nicht so viel zu hören - zumindest in den Clubmixen. Viel eher hört man da das Produzententeam raus. Das sind nämlich keine anderen als die Pet Shop Boys. Selber gerade ungewohnt erfolgreich mit ihrer Single Love etc., in dieser Woche von der 13 auf die 12 geklettert.
Herr van Doorn wird von seinem Erfolg gar nicht so viel mitbekommen. Als einer der kommenden DJs tourt er nämlich gerade ganz ausgiebig in Australien. In Europa ist er in den letzten Jahren mit Auszeichnungen überschüttet wurden und durfte solche Trance-Größen wie Blank & Jones, Armin van Buuren und 4 strings remixen. Vor zwei Jahren erhielt er auch von ein paar mehr Leuten Aufmerksamkeit für seinen Remix von King Of My Castle von Wamdue Project. Und nun scheint er tatsächlich einer der wenigen DJ-Stars zu sein, die es auch in den Mainstream schaffen. Gute Verbindungen sind manchmal viel wert. Platz 33 auf Anhieb sagt alles.
Für Robbie Williams ist es übrigens der 28 Charthit, die Pet Shop Boys sind mit 42 platzierten Titeln unter ihrem eigenen Namen ohnehin jenseits von allem.
Auf den unteren Plätzen tummeln sich wie gehabt neben ein paar aktuellen Hits vor allem die Klassiker. In dieser Woche meldet media control wieder in der Liste:
Rihanna mit Don't Stop The Music – das letzte mal war der Titel Ende Februar platziert. Damals sozusagen zur Feier des Sperrfristendes. Wegen Karneval wars dann doch nur eine Woche und nun - aus welchen Gründen auch immer - kehrt Rihanna zurück auf Platz 88. Insgesamt die 41. Woche.
Ähnliches könnte ich über die Söhne Mannheims erzählen, nur dass hier weniger Wochen in der Summe stehen. Das hat die Welt noch nicht gesehen ist nämlich mit dem aktuellen Platz 95 erst bei Woche 13 angelangt.
Andreas Martin steuert mit Platz 97 seinem nächsten Zwangsurlaub entgegen. Ich fang dir den Mond bringt es momentan auf 26 Wochen und man weiß nicht, ob da noch viel kommt.
Platz 99 hatte ich schon vorausgesagt: Ich + Ich sind mit Vom selben Stern wieder dabei. Allerdings verlässt dafür Stark wieder die Liste.
Mit 57 Wochen krabbeln Ich + Ich nun in die Top 10 der Langzeitklassiker und vertreiben Tony Marshall, De Randfichten und Höhner. Und eigentlich würden sie mit Snow Patrol und Chasing Cars gleichauf ziehen. Aber die nutzen ihre Chance und platzieren sich in ihrer 58. Woche auf der 100. Damit sind drei Titel aus den Top 10 der am häufigsten notierten Titel aktuell in den Charts platziert. Muss ich noch irgendwas über öde Charts sagen?
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