Viel Aktion unter den ersten 10: drei Neueinsteiger und der Rest klammert sich an seine Positionen. So heißt es auch für Lady GaGa: Eine vierte Woche an der Spitze der deutschen Charts mit Poker Face. Das aber ordentlich cool. So ziemlich Komplett-Europa sowie Amerika liegen Lady GaGa zu Füßen. Kein Wunder also, dass Poker Face derzeit auch die Welt-Charts anführt. Und auf der deutschen Homepage ist sogar zu lesen, dass sie die erste Künstlerin seit zehn Jahren ist, die mit ihren ersten beiden Singles bis an die Spitze der amerikanischen Charts stürmen konnte. Ich sag nur: Gratulation! ... Und wenn sie noch eine Woche in Deutschland ganz oben aushält, dann hat sie so viele Wochen wie James Morrison featuring Nelly Furtado auf dem Konto. Und das ist im noch jungen 2009 zunächst mal die Bestleistung. Bei der Anzahl der in den Top 10 verbrachten Wochen schiebt sie sich momentan in die Top 10 mit derzeit 6 Wochen. Einziger Wermutstropfen: bei dem Ansturm an neuem Material muss Vorgänger Just Dance ein wenig Platz machen und taumelt von der 10 auf die 11.
Ob Lady GaGa zu DEM Nr.1-Act des Jahres wird, ist erstmal rein hypothetisch, denn auf der 2 steht in dieser Woche Milow, der mit Ayo Technology wirklich nochmal einen Platz zulegen kann und damit Silbermond verdrängt. Der Belgier hat nun mit der Cover-Version eine bessere Platzierung erreicht als das Original vor 1,5 Jahren und ist der momentan erfolgreichste Newcomer 2009. Und weil sein Deutschland-Fernsehdebüt erst nach dem Auswertungszeitraum für die vorliegenden Charts stattfand (am 31. März im wdr-Morgenmagazin), hat er nächste Woche eventuell noch ein paar Hausfrauen mehr auf seiner Seite.
Ein ordentlicher Knaller steht ganz neu auf der Position 5 und ist damit der höchste Neuzugang. Flo Rida feat. Ke$ha berichten, wie es sich anfühlt, wenn einem der Kopf verdreht wird. In Originalsprache heißt das dann Right Round. Und dieser Track hat noch ne Menge Potenzial. In Großbritannien reichte es bereits bis zur Position 1, in den USA sowieso.
Warum ein Track erfolgreich ist, hat verschiedenste Gründe. Einer ist in den letzten Jahren der Bezug auf markante Samples oder Melodien aus den 80ern gewesen. Und davon profitiert auch Right Round, denn die Hookline ist direkt übernommen von Dead Or Alive und ihrem einzigen weltweiten Hit You Spin Me Round (Like A Record). 1984 erreichte dieser Titel die Position 2 in Deutschland, pophistorisch relevant ist der Titel aber vor allem, weil es der Durchbruch für das Produzententeam Stock, Aitkan, Waterman war, die in den folgenden Jahren solche Acts wie Kylie Minogue und Rick Astley groß machten.
Für Flo Rida ist Right Round die vierte Single insgesamt und sein erfolgreichster Titel bislang. Gestartet war er vor gut einem Jahr mit Unterstützung von T-Pain und Low, was immerhin als Höchstposition die 13 erreichte und in dieser Woche nochmal einsteigt auf der 98 (in der insgesamt 20. Woche). Nun also steigert sich Flo Rida zum Top 10-Act.
Zu Partnerin Ke$ha noch ein Wort: ganz unbekannt ist sie nämlich nicht. Sie hatte bereits einen Auftritt im Video zu Katy Perrys I Kissed A Girl. Wenn das nicht der Beginn einer wundervollen Karriere ist ...
Neu unter den ersten 10 landet mit Enrique Iglesias featuring Sarah Connor ein Duett, dass gar nicht anders kann als einschlagen. Der Titel Takin' Back My Love stammt aus dem Greatest Hits-Album des Spaniers und wurde im Original von Ciara eingesungen. Für den deutschsprachigen Markt sowie Russland, Polen und Tschechien wurde die Variante mit Sarah Connor aufgenommen, in Frankreich erschien das Duett zusammen mit Tyssom. Die Musikindustrie kalkuliert also ziemlich genau und in Deutschland geht die Rechnung auf. Takin' Back My Love landet auf Platz 9 in der ersten Woche und liefert Enrique Iglesias den sechsten Top 10-Hit. Sarah Connor kann mit dieser Single bereits ihren 13. Titel unter die ersten 10 schieben. Beiden tut die Zusammenarbeit und der Erfolg ganz gut. Enrique Iglesias war zuletzt 2007 ganz oben mit Do You Know? (The Ping Pong Song), Sarah Connor hatte zum Ende 2008 dann doch nicht so die ganz riesigen Erfolge zu verbuchen. Ob sich das Duett aber tatsächlich für längere Zeit im oberen Bereich halten kann, nun ja, ich wär mir da nicht so sicher. Ist dann doch zu sehr auf Sicherheit produziert und an manchen Stellen klingt es sogar ein wenig nach Lady GaGa.
Und noch ein Neuzugang. Und dazu noch von Chart-Neulingen. Die amerikanische Band Metro Station kletterte im letzten Jahr mit Shake It ganz langsam die heimischen Charts nach oben. Bis sie tatsächlich in den Top 10 standen. Und irgendwie waren sie dann auch hierzulande im Gespräch. Insider-Tipps hier, ein Download dort - bis zum richtigen Durchbruch brauchte es dann doch etwas. Anfang März stürmten sie dann die britischen Charts und jetzt ist Shake It auch auf dem deutschen Markt als CD erhältlich. Glatt springt der Titel auf die Position 10 und bereitet der Band, die irgendwie gar nicht amerikanisch klingt, einen schönen Einstand.
Das waren aber bei weitem noch nicht alle maßgebenden Veröffentlichungen der Woche. In den Top 20 gibt es zwei weitere Tracks von Bedeutung. Zunächst der Platz 19: der ist seit Monaten aus keiner Disco mehr wegzudenken und steht seit Jahresanfang immer ganz oben in den Offiziellen Dance Charts Deutschlands, derzeit Position 2. Die Rede ist von Big Ali featuring Dollarman und ihrem Stomper Hit The Floor. In manchen Listen steht dahinter noch "The Power". Das ist durchaus berechtigt, denn ein wesentlicher Bestandteil des Tracks ist das immer noch beliebte Signet von Snap!. Allerdings gibt es auf der gerade erschienenen CD diverse Mixe und mal ist "The Power" präsenter, mal subtiler reingemixt.
Der Titel selber ist keineswegs ein ultraneuer Sound. Das gab es schön diverse male und so sind auch die Interpreten keineswegs Neulinge. 2006 tauchten beide erstmals an der Seite von Bob Sinclar auf und bereicherten sein Rock This Party. Dollarman durfte ein Jahr später noch einmal in Aktion treten auf Sound Of Freedom. Und so haben die beiden New Yorker schon einen ordentlichen Top 20-Hit im Gepäck, dem sie mit Hit The Floor nun einen eigenen hinzufügen.
Pathetisch, fulminant, orchestral gehts dann auf der 20 weiter. Dort stehen aktuell Take That mit Auskopplung Nummer 2 aus ihrem Album The Circus. Der Titel ist The Garden und das eigentlich Besondere an ihm ist, dass er die erste Single des Albums Greatest Day im Verkauf schlägt. Das ist eher ungewöhnlich.
Mit Platz 20 sind die vier Briten erstmals seit 1,5 Jahren wieder in den Top 20 vertreten.
Wie es mit Deichkind weiter geht, ist nach dem Tod ihres Produzenten Sebastian Hackert im Februar zunächst mal ungewiss. Sicher werden die vier Hamburger Jungs weiter machen, ob es bei der Art Elektro-HipHop bleibt, für den sie seit etwa fünf Jahren stehen, wird sicher intern diskutiert werden. Zunächst kommt mit Luftbahn noch ein Titel in dieser Manier. Obwohl ich beim ersten Hören fast ein wenig erschrocken war über die Sanftheit und das Schlagerhafte. Aber nach zwei- dreimal Hören gehe ich gut mit. Die siebte Chartsingle der Band ist mit Platz 36 recht gut platziert.
Und ganz unten platziert sich zum 21. mal der Deichkind-Klassiker Remmidemmi (Yippie Yippie Yeah), genau gesagt auf der 94. Und irgendwie geht der ja ständig rein und wieder raus ... das ist so etwas wie ein Muss in jeder iTunes-Sammlung.
Brandy hatte ihre großen Erfolge Ende der 90er und kurz nach der Jahrtausendwende. Dann wurde es irgendwie still um sie. Nicht, dass sie nicht immer wieder mal auf Produktionen auftauchte, aber irgendwie wurde es zu einem Namen unter vielen. Kein Wunder, ihr letztes eigenes Album erschien 2004. Aber seit letztem Sommer arbeitet sie intensiv an einem Comeback und mit Right Here (Departed) schickt sie sich zur Rückkehr an. Der R'n'B-Track überrascht nicht, kann aber durch Eingängigkeit punkten: Platz 39 gibt es dafür. Seit 2002 war sie nicht mehr in diesen Höhen notiert.
Der höchste Wiedereinsteiger gehört in dieser Woche Sido u. Doreen mit ihrem Titel Nein!. Wahrscheinlich ist die neuerliche Popularität Sidos Auftritt in Mario Barths Film Männersache zu verdanken, der just am 19. März seinen Start hatte. Auf jeden Fall ist Platz 48 bereits die 12. Woche in den Charts und einer der am wenigstens nach dem harten Sido klingenden Tracks. Wenn er sich dann im Film sogar über sich selbst lustig macht, dann könnte man schon glauben, dass sich da was ändert.
Bandkollege Fler hats da eher mit der alten Gangster-Rolle. Angeblich haben sich beide ja wieder vertragen, Fler soll trotzdem nicht mehr bei Aggro Berlin sein. Nun, seine neue Single Check mich aus ist jedenfalls noch auf dem Label erschienen, schaffts allerdings nur bis Platz 74. Sehr schwach für Fler. Also stehts 1:0 für Sido.
Bei der Anzahl an starken neuen Veröffentlichungen ist es fast schwer noch einen Blick in die untere Charthälfte zu riskieren. Aber auch da gibt es ein paar spannende Dinge zu entdecken. Zum Beispiel das Debüt von Oceana. Die Dame ist uns bekannt aus dem Seeed-Umfeld und hat bei Peter Fox und Co schon diverse Erfahrungen sammeln können. MIt Cry Cry geht sie nun Solopfade und kann sich auf der 52 etablieren. Netter Sound mit ganz vielen Einflüssen ... und überall liest man, dass sie live umwerfend sein soll.
Ein paar Plätze drunter, auf der 56 platziert sich Roger Cicero mit seiner neuen Single Nicht Artgerecht. Sie stammt aus dem aktuellen Album Artgerecht und ist - das ist irgendwie eine Überraschung - die zweiterfolgreichste Veröffentlichung von Roger Cicero, zumindest den Chartpositionen nach. Bisher war er nur ein einziges Mal besser gewesen. Klar, wir erinnern uns alle noch, mit dem Eurovisions-Beitrag 2007 Frauen regier'n die Welt. Das konnte sich sogar bis in die Top 10 schieben und Platz 7 erringen. Alles andere endete immer irgendwo in den 70ern. Nun also ein kleiner Höhenflug. Wahrscheinlich verursacht durch seinen Filmauftritt im Bio-Pic Hilde.
Unter den Wiedereinsteigern gibt es für mich auch eine kleine Überraschung, denn nach drei Monaten Zwangspause darf Scotty mit The Black Pearl wieder gelistet werden. Das passiert auch, und zwar ziemlich hoch auf der 75, was nur wenige Plätze unter der Notierung liegt, mit der Scotty am 7. November 2008 erstmals ins deutsche Chartgeschehen eingriff. Ich hatte diesen Titel überhaupt nicht mehr auf dem Plan. Fluch der Karibik ist seit Jahren abgedreht, und so original fand ich die orchestrale Filmmusik meets Elektro-Version auch nicht. Wahrscheinlich tut der Remix von Dave Darell noch einiges dazu, denn den gibt es im Digitalpaket dazu. So - und nun frage ich mich wieder einmal warum denn kein Label schnallt, dass dieses hier ein waschechter Hit ist? Nun ja - die Fans kaufen eh digital, DJ Scotty ist also in Woche 10 wieder dabei und es gilt zu schlagen Position 62. Ich drücke die Daumen.
Nur eine Randnotiz ist der Wiedereintritt von Ich + Ich mit Stark auf der 96 wert. Die beiden gehören immer noch zum Standardrepertoire. Und ab nächste Woche darf dann auch Vom selbe Stern wieder gelistet werden. Mal schauen.
Letzter Neuzugang auf der 97 und es ist mir mal wieder eine Ehre, eine kleine Geschichte drüber zu schreiben. Hier debütiert nämlich Carlos Sancha mit Feuer. Der 25jährige wird produziert von Bob Arnz, der unter anderem auch schon LaFee betreut hat. Angeblich haben die beiden sich auf einer Hochzeitsparty kennen gelernt, wo Carlos Sancha auftrat. Nun ja. Das Debüt finde ich leider etwas fad und uninspiriert. Ok, das ist irgendwie schon Rockmusik, aber ich find es klingt reichlich altmodisch. Hätte so auch schon 1984 erscheinen können und wäre dann wahrscheinlich genauso wenig beachtet worden. Sorry, diesmal hab ich zum Schluss keine alles-wird-gut-Geschichte.
Vielleicht nächste Woche wieder.
03. April 2009
Labels:
Enrique Iglesias,
Flo Rida,
Kesha,
Lady Gaga,
Metro station,
Milow,
Sarah Connor
Subscribe to:
Post Comments (Atom)
No comments:
Post a Comment