Nach fast drei Monaten der Ruhe in den deutschen Charts ist jetzt anständig was los. Schon wieder eine neue Nr.1. Silbermond müssen nach nur einer Woche mit Irgendwas bleibt den Thron räumen und Platz machen für den neuen Pop-Disco-Star Lady Gaga. Die Amerikanerin mit italienischen Wurzeln schafft nun, was ihr in der letzten Woche noch verwehrt blieb. Sie klettert mit Poker Face an die Spitze und gehört jetzt auch in Deutschland zu den Nr.1-Acts. In Großbritannien, Kanada, den USA und Australien – also so ziemlich allen großen Musikmarktnationen - hatte dies bereits die Vorgängersingle Just Dance geschafft. Hier in Deutschland klettert Just Dance, beflügelt durch den Erfolg von Poker Face, von der 20 auf die 15 und erreicht damit fünf Monate nach dem ersten mal jetzt ein zweites mal seine Höchstposition. Spannend wird’s, wie es tatsächlich mit Lady Gaga weiter geht. In Großbritannien charten bereits einzelne Tracks aus ihrem Album The Fame durch reine Download-Verkäufe, während auf iTunes und YouTube bereits ein Video zu Love Game zu sehen ist, sozusagen eine extrem zeitnahe Ankündigung der nächsten Single.
Die Spitzengruppe komplettieren James Morrison featuring Nelly Furtado, die mit der Ex-Nr.1 Broken Strings noch einmal ein wenig Boden gut machen können und von der 4 auf die 3 klettern. Die statistische Notiz zu diesem Titel geht wieder einmal auf das Konto von Nelly Furtado, denn mit dieser Woche steht sie zum 77 mal unter den großen 10. Das ist genauso viel wie Rihanna derzeit auf dem Konto hat. Leider hab ich keine Übersicht vorliegen, was der Spitzenwert an Top 10-Platzierungen ist. Wie immer ... solltet ihr solche Daten haben, dann belehrt mich bitte.
Der höchste Neuzugang geht in dieser Woche an eine Dame, von der wir schon einige Zeit nichts mehr gehört haben. Dafür war sie im Fernsehen ziemlich präsent. Seit August verkörpert Jeanette Biedermann die Hauptfigur in der Sat.1-Telenovela Anna und die Liebe. Diese Soap bescherte bereits im August Rosenstolz mit Gib mir Sonne deren ersten Nr.1-Hit. Und nun verhilft das Tele-Märchen auch Jeanette nach drei Jahren Pause zu einem ordentlichen Comeback und ihrem elften Top 10-Hit. Undress To The Beat heißt nicht nur die Single, sondern auch das Album, welches ab 20. März in den Verkauf geht.
Obwohl Jeanette noch kein einziges mal ganz oben an der Spitze der Charts stand, war sie Anfang der 2000er eine der angesagtesten deutschen Künstlerinnen. Seit Ende 2004 wurde es dann stiller und der kommerzielle Erfolg im Musikbusiness schwächelte ein wenig. Die letzte Top 10-Platzierung war ihr Titel Run With Me. Nun scheint sie zurück zu sein mit verändertem Sound, zeitgemäß elektropop-orientiert ... ihr Teenie-Star-Image wird sie damit trotzdem nicht richtig los.
Ebenfalls zurück, obwohl sie eigentlich nie richtig weg war, ist das erste American Idol Kelly Clarkson. Der Name ist allen irgendwie geläufig, aber seltsamerweise hat es mit dem ganz ganz großen Erfolg hierzulande noch nicht geklappt. Zwei Top 10-Titel mit Since U Been Gone und Because Of You, diese aber durchauch immer wieder mal in den Charts. Und nun kommt My Life Would Suck Without You. Ein Titel der irgendwie an Katy Perry erinnert. Auch nach dem zehnten Hören. Wie auch immer: Die Vorabveröffentlichung zu ihrem Album All I Ever Wanted schafft es erstmals sowohl in den USA wie auch in Großbritannien gleichzeitig auf der Nr.1 zu landen. Ist das jetzt endlich der Durchbruch als Superstar, der ihr schon 2002 versprochen war?
Ganz knapp an einem zweiten Top 10-Hit vorbei schliddert Britney Spears. Wohlgemerkt, zweiter Top 10-Titel aus ihrem aktuellen Album, denn in den oberen 10 war und ist sie ein oft gesehener Gast. Der Titeltrack ihres Albums Circus ist schon seit einiger Zeit in Dauerrotation im Fernsehen zu hören. Als Soundtrack zu Germany’s Next Top Modell hatte es gehörige mediale Hilfe. Warum die CD aber erst jetzt veröffentlicht wurde? Die Plattenfirma wird es wissen. In anderen Ländern stieg der Track bereits bei Veröffentlichung des Albums als bloßer Digitaldownload in die Charts. Deutschland hat ja da besondere Regeln und überhaupt ist die Politik der Industrie noch weniger als kundinnenfreundlich. Beispielsweise das Cover zur aktuellen Single-CD: Wen bitte soll das denn ansprechen? Im Grunde ist es schon verwunderlich, dass bei solch uninspirierter Betreuung durch ihr Label Britney Spears überhaupt noch in bemerkbarer Form präsent ist. So betrachtet ist Platz 11 für Circus fast so viel wert wie ein Platz unter den ersten 5. - Ihr letzter großer Hit Womanizer – immerhin im November Platz 4 – taucht diese Woche mit größter Wahrscheinlichkeit zum letzten mal in der Wertung auf, denn er rutscht von 51 auf 54.
Dass Plattenfirmen durchaus auch lernen können, zeigt der nächste Neueisteiger. Kings_Of_Leon (sehr schön mit der modernen Unterstrich-Schreibweise) waren zunächst als reiner Album-Act in Deutschland vermarktet worden. Bis dann im September Sex_On_Fire als Download von ganz allein den Einstieg in die Single-Charts schaffte. Daraufhin kam Anfang des Jahres die CD-Single und jetzt Titel Nr.2 Use Somebody. Und während Sex_On_Fire aufgrund des späten Releases sich nur ganz knapp bis in die obere Charthälfte vorkämpfen konnte, steigt Use Somebody gleich direkt in die oberen 20 ein, nämlich auf der 18, und verschafft der Band ihr bestes Ergebnis bisher überhaupt.
Allerdings profitiert die Vorgängersingle vom neuen Release ebenfalls mächtig. Es geht nämlich für Sex_On_Fire tatsächlich noch einmal 18 Plätze nach oben auf die 48.
Der Absturz der saisonalen Partyhits verschaffte einer Menge Hits deutlichen Auftrieb. Kleine Aufwärtsbewegungen werden dadurch verstärkt und werden zu kleinen Sprüngen. Den Einstieg in die oberen 20 schafft auf diese Weise Katy Perry mit ihrer dritten Single Thinking Of You. In der letzten Woche auf der 25 eingestiegen geht es jetzt auf die Position 19. Der Vorgänger, die Nr.1-Single Hot N Cold, ist aber mit Stillstand auf Platz 10 immer noch wesentlich präsenter.
Eine ähnliche Situation ergibt sich für Reamonn. Ihre Single Million Miles befand sich in der letzten Woche schon in Abwärtsbewegung und stoppte auf der 30. Jetzt geht es wieder 10 Plätze nach oben und damit erstmals hinein in die Top 20. Allerdings hatten Reamonn auch einen Auftritt in Deutschlands beliebtester Samstagabend-Show Wetten dass .... Und damit sind sie die Gewinner der Thomas-Gottschalk-Gäste in Düsseldorf.
Wetten dass …? muss defintiv auch schuldig gesprochen werden für drei Wiedereinsteiger. Auf Platz 29 kehrt Duffy, die große Gewinnerin der BRIT-Awards, zurück in die deutschen Single-Charts mit Rain On Your Parade, für meine Begriffe nach wie vor der magischste Song von ihr. Am 20. Februar erschien die Deluxe-Platin-Edition ihres Albums Rockferry, auf welchem dann auch Rain On Your Parade enthalten war. Mit Platz 29 erreicht der Titel in der 10. gewerteten Woche seine bislang höchste Position.
Der zweite spektakuläre Rückkehrer geht auf den vielleicht schillerndsten Auftritt des Abends zurück: Uschi Blum live im deutschen Fernsehen. Prompt kehrt auch die CD-Single in die Charts zurück auf Platz 47. Und auch hier ist es das beste Ergebnis, dass die skandalumwitterte Künstlerin jemals erreicht hat. Für alle Fans sei hier schonmal der 3. April genannt. Dann wird Hella von Sinnen auf Sat.1 eine Geburtstagsgala erleben. Und auch hier hat sich Uschi angekündigt.
Tja, und sogar so eine Band wie Oasis kann mit ihrem Auftritt im Familienfernsehen nochmal ordentlich punkten. Wer hätte das gedacht? I’m Outta Time kehrt zurück in die Liste, hier ist Platz 73 allerdings nicht der neue Bestwert. Den hatten sie Anfang Februar bereits mit Platz 62 erreicht. So weit geht’s dann doch nicht mit der Macht der Samstagabendshow.
Mit dem nächsten regulären Neueinsteiger kommen wir zu einer Band, die Ende 2007 mit Hey There Delilah weltweit einen ordentlichen Erfolg feiern konnte, aber danach (fast) nichts mehr ins öffentliche Bewusstsein gebracht hat. Die Rede ist von der US-amerikanischen Band Plain White T’s. Kurz nach ihrem Nr.1-Erfolg hatten sie dann noch für einen Moment einen Nachfolgetitel in den Charts platzieren können, aber seitdem war Ruhe. Seit Oktober 2008 gibt es ein neues Album namens Big Bad World und daraus stammt auch 1 2 3 4, im Untertitel auch (I Love You). Es ist eigentlich schon die zweite Auskopplung, aber die erste, die es zu nennenswertem Erfolg bringt. Platz 37 in der Woche der Veröffentlichung und damit der zweitgrößte Hit der Band.
Im Grunde habe ich in dieser Woche bereits genug auf Plattenfirmen und ihre Veröffentlichungspolitik geschimpft. Aber manchmal versteht man wirklich nicht, nach welchen Regeln da was und vor allem wann veröffentlicht wird. Beispiel Dizzee Rascal. Anfang Juli 2008 stürmte sein Track Dance Wiv Me die britischen Charts. Den Nerv der Zeit auf den Punkt getroffen, hip, cool und eben eine würdige Nr.1. In Deutschland .... nichts zu hören von dem Grime-Musiker. Vielleicht ein paar Indie-Zeitschriften, die Herrn Rascal einige Zeilen widmeten. Das wars dann auch schon. Nicht mal die Zusammenarbeit mit einem der kommenden Produzentenstars des Jahres Calvin Harris konnte irgendein ernstzunehmendes Label bewegen, sich mal den Track anzuhören. Und nun ist gut ein Jahr vergangen, Grime ist auch nicht mehr der neueste Schrei, und in Deutschland erscheint wirklich Dance Wiv Me. Dizzee Rascal featuring Calvin Harris and Chrome schaffen dank Urban den Sprung in die Charts auf Platz 51 und bescheren den Beteiligten ihren ersten Hit. Calvin Harris hat natürlich im letzten Jahr schon einige Fans gesammelt. Sein Acceptable In The 80’s war mal für zwei Wochen lang der ultimative Track auf den iPods cooler Jugendlicher. In den Charts reichte das für Platz 30. Außerdem produzierte er Kylie Minogues In My Arms und hat damit zumindest als Produzent auch einen Top 10-Hit zu Buche stehen. Hier nun also der Start für ihn ins Jahr 2009 – und ich bin überzeugt: Calvin Harris werden wir in den kommenden Jahren noch häufig erleben. Bei Dizzee Rascal bin ich mir da nicht ganz so sicher.
Auf der 60 präsentieren sich Oomph! mit neuem Material. Sandmann ist nicht auf dem letzten Album Monster enthalten und enttäuscht deshalb mit solch einem mageren Start. Sollte es bei dieser Platzierung bleiben, so ist das ein Ergebnis, welches ihnen zuletzt 2001 mit Veröffentlichungen passierte.
So – und in dieser Woche gibt es wieder eine ganze Menge von Rückkehrern. Die höchsten habe ich schon erwähnt. Sie sind allesamt auf Wetten dass …? zurückzuführen. Und die anderen? Die hängen auch mit Fernseh-Inspiration zusammen. Zum Beispiel mit der Ultimativen Chart-Show. Thema am 27. Februar war: Die erfolgreichsten Dancefloor-Hits. An sich schon ein schwieriges bis gruseliges Thema. Betrachtet man die Titelliste der zur Show veröffentlichten CD gruselt es einen wirklich. Aber ... die deutsche Fernsehzuschauerin ist nicht so geschmacklos, wie uns die Fernsehmacher glauben lassen wollen. Sieger im Verkauf nach der Show wird das britische Duo Faithless mit ihrem Überhit Insomnia. Die stehen nämlich genau jetzt auf der Position 75. In der von media control ausgegebenen Liste wird Insomnia 2005 als der Titel gewertet, der da am meisten geladen wurde, also den Blissy & Armand van Helden Rework bzw. den Monster-Mix. Die iTunes-Liste gibt ähnliches aus. Ich kann euch allerdings nur den Original-Mix vom Album Reverence empfehlen. Ein über 8 min langer Hammer, der auch 14 Jahre nach seinem Erscheinen nichts an Kraft verloren hat. Fügen wir schnell noch an, wie lange sich Insomnia schon in den Charts aufhält. Für beide Versionen zusammen stehen mittlerweile 42 Woche auf dem Konto, von denen die Originalversion von 1996 allein schon 32 Wochen sammeln konnte.
Auch in der Chart-Show dabei gewesen und deshalb wieder in der Gunst der Käuferinnen: Snap! mit Rhythm Is A Dancer. Kuriosum am Rande: auch hier wird die aktuelle Version aus dem Jahr 2008 gelistet. Diese brachte es im letzten Sommer zu ganzen zwei Nennungen und legt mit der Platzierung auf der 84 jetzt einen neuen Höchststand hin. Ach, wär doch die Chart-Show schon letztes Jahr gelaufen ...
Und das andere TV-Ereignis? Richtig: DSDS – oder für alle die es immer noch nicht mitbekommen haben Deutschland sucht den Superstar ist wieder da. Am 28. Februar (parallel zu Wetten dass …?) gab es die „Jetzt oder nie“-Show mit 15 KandidatInnen. Per Telefonvoting konnten fünf von ihnen direkt durch das Publikum weitergewählt werden. Und offensichtlich war Sarah Kreuz dabei eine der Top-Favoritinnen, denn ihre Interpretation von Listen verursacht einen Widereinstieg des Originals von Beyoncé auf der 76. Interessant an diesem Titel ist, dass er erst im November in der Liste stand ... wegen der Präsentation in der Castingshow Popstars. Mal schauen wie lange das noch so geht.
Bei den jungen Herren überzeugte besonders Dominik Büchele und so entert Same Mistake auf der 82 für eine weitere Woche die Charts. Im Original gesungen von James Blunt. Ebenfalls wieder rein auf der 97 kommt James Blunts 2006er Hit Goodbye My Lover - aber bitte fragt mich hier nicht, warum.
Und auch Umbrella von Rihanna feat. JAY-Z ist auf der 86 wieder dabei. Allerdings reichte für Fausta Giordano der Titel allein nicht aus ... vielleicht ist er ja auch nur in den Charts, weil er sowieso ständig rein und raus geht. Wenn ich richtig gezählt habe hiermit das 6. mal.
Mit Sicherheit ein DSDS-Effekt ist der Einstieg von 3 Doors Down und Here Without You auf der 100. Der Titel aus dem Jahr 2004 wurde von Tobias Rößler dargeboten. Aber auch für ihn hats leider nicht gereicht.
Rückkehrer ohne TV-Unterstützung gibt es natürlich auch. Zum Beispiel auf der 78. Da starten P.SIX vs. Guru Josh Project ihren zweiten Versuch, um Let Me Know (Infinity) ordentlich zu platzieren. Und das sieht jetzt gar nicht so übel aus, immerhin 15 Plätze höher als beim ersten mal vor zwei Wochen.
Wieder drin sind auch Metallica. Nothing Else Matters steht in der 45. Woche auf Platz 89.
Ganz so lang sind The Killers noch nicht dabei. Ihr Mr Brightside bringt es mit dem Wiedereinstieg auf der 91 momentan auf 19 Wochen – genauso viel wie Human mit seinem ersten Chartlauf bisher gesammelt hat (aktuell die 13, von 14 kommend).
Außerdem wieder mit dabei Adoro und ihr Rosenstolz-Cover Liebe ist alles auf der 92, Snow Patrol und Chasing Cars auf der 95 (in der 55. Woche), Jason Mraz und I’m Yours auf der 96 und Franz Ferdinand, die es mit Ulysses nochmal bis zur 99 bringen.
Fast ganz am Ende der Liste gibt es doch in dieser Woche tatsächlich auch noch etwas Spannendes. Da schickt nämlich ein künftiger Knaller ganz offensichtlich seine Schatten voraus. Auf der 85 platziert sich durch reine Downloads nämlich David May. Und bei diesem Mann handelt es sich weder um den Fußballer von Manchester United noch den bei wikipedia eingetragenen Physiker. David May ist DJ und stammt aus Luzern, und mit Superstar schaffte er es bei Kontor unter Vertrag zu kommen. Sensationell am Einstieg des Tracks ist, dass der offizielle Release als Online-Single erst für den 6. März vorgesehen war – die Ergebnisse der vorliegenden Charts berücksichtigen allerdings genau die Woche vor dem 6. März. Wie geht das? Superstar ist auch auf dem Sampler Kontor Top Of The Clubs enthalten, und natürlich kann sich da jeder auch einzelne Tracks raussuchen und kaufen. So landet Superstar also in den Charts und es ist zu erwarten, dass da künftig ein paar kleine Aufwärtssprünge zu erleben sein werden. Der Release als CD ist für den 27. März vorgesehen. Derweil treibt sich Superstar auch in den Dance-Charts in den Top 10 rum. Noch was? Grad hab ich gelesen, dass die Grundlage für Superstar ein Melodie-Auszug aus Queens The Last Time ist.
Und als letzter Neuzugang schleicht sich nach vier Jahren Pause die walisische Sängerin Jem mit It's Amazing auf die 98. Die CD gibts schon ein paar Wochen, doch erst jetzt ist genug Platz in der Liste für einen Einstieg.
Subscribe to:
Post Comments (Atom)
No comments:
Post a Comment