Es ist irgendwie auch irrsinnig. Erst passiert wochenlang fast gar nichts, und dann gibt es gleich mehrere neue Superveröffentlichungen mit Chartrelevanz. So gibt es also in dieser Woche eine komplett neue Spitzengruppe, welche angeführt wird von der 74. Nummer, welche direkt auf Position 1 der deutschen Singlecharts einsteigt, nämlich Silbermond mit Irgendwas bleibt. Damit holt sich die Band um Stefanie Kloß aus Bautzen ihren zweiten Nr 1-Hit.
Dass dieser Titel so erfolgreich ist, kann eigentlich niemanden verwundern, denn schon seit Wochen läuft er im Radio auf allen möglichen Wellen rauf und runter. Auf Silbermond können sich offensichtlich derzeit so ziemlich alle irgendwie einigen. Und das ist wohl auch die stärkste Kritik an der Band: ziemlicher Durchschnittssound, welcher überall prima einsetzbar ist ohne anzuecken. Und was so präsent ist, wird schließlich auch gekauft.
Mit Irgendwas bleibt melden sich Silbermond nach knapp zwei Jahren wieder mit neuem eigenen Material zurück. Ende letzten Jahres brachten sie sich an der Seite von Curse mit Bis zum Schluss ja schon ins kollektive Gedächtnis zurück (derzeit rutschend von der 26 auf die 37). Das Beste gehört ohnehin zu den Klassikern, die alle paar Wochen wieder in den Charts notiert sind. Es sind also derzeit drei Titel von Silbermond, die verkaufstechnisch eine mehr oder weniger prägnante Rolle spielen.
Mit Silbermonds Sprung an die Spitze ergibt sich eine besondere Konstellation. Die Band ist nämlich der dritte Nr.1-Act in Folge, welcher mit einem zweiten Titel an der Spitze steht. Direkt zuvor hatten dies Katy Perry und Nelly Furtado geschafft. Nelly Furtado wiederum ging gut zwei Monate nach Silbermond im Dezember 2006 erstmals an die Spitze.
Gleich auf Platz 2 geht’s weiter mit einem neuen Titel. Und der freut mich persönlich ganz besonders. Erst letzte Woche hatte ich die Gelegenheit über Lady Gaga zu schreiben und mich auf ihre neue Single Poker Face zu freuen. Und nun können wir sie direkt ganz oben in den Singlecharts begrüßen. Verfolgt man die Diskussionen in diversen Chatforen, so ist die Qualität von Poker Face durchaus umstritten. Ich für meinen Teil finde den Titel sehr gelungen und wesentlich stärker als Vorgänger Let’s Dance (momentan Rang 20 der Charts). Und die Mehrheit der deutschen CD-Käufer ist meiner Meinung. Poker Face ist Lady Gagas zweiter Top 20-Hit in Deutschland und etabliert sie als neue feste Größe im aktuellen Pop-Business.
Einen Platz nach oben und damit erstmals auf einem Medaillenrang gehen Razorlight mit Wire To Wire. Und ich wette für diesen weiteren Drive nach oben ist ganz wesentlich ihr Auftritt bei der ECHO-Verleihung am 21. Februar mit verantwortlich. Gewinner waren sie in diesem Jahr noch nicht – dafür ist ihr Werk eindeutig noch zu frisch – aber wer weiß wie es in einem Jahr aussieht.
Noch mehr ECHO-Bezogenes ist in den deutschen Top 10 zu finden. Einer der Gewinner war Peter Fox und das festigte seinen Ruf als Act des Moments nach dem Sieg bei Stefan Raab noch einmal mehr. Gepunktet hat aber weniger seine neue Single Schwarz zu Blau, die von der 3 auf die 7 rutscht, Aufmerksamkeit gehört dem Vorgänger Haus am See, denn dieser Titel schafft es in der 19. Woche zu einem neuen Höchstwert auf der 8. Nun haben wir in der letzten Zeit häufig solche Spätzünder, die erst nach 15 Wochen und länger auf ihre Höchstposition klettern. Das letzte Beispiel waren A Last Goodnight mit Pictures Of You, welche 15 Wochen brauchten, und im letzten Jahr hieß es für Amy Winehouse und Rehab nach 22 Wochen erst: oben angekommen. Doch die weitaus größere Anzahl von Titeln steigt gleich in der ersten Woche auf dem Platz ein, von dem es dann nur noch abwärts geht. Also 19 Wochen mehr oder weniger stete Kletterei ist schon eine schöne Leistung. Zwei Titel gleichzeitig unter den ersten 10 stehen zu haben ist dazu noch einmal mehr. Und um die Lobhudelei richtig voll zu machen: Auch Alles Neu ist noch sehr gut dabei und klettert von 39 auf die 38.
Mit einem ECHO als bester nationaler Live-Act wurden auch die in der Liste direkt hinter Peter Fox stehenden Künstler ausgezeichnet. Die Toten Hosen landen mit Auskopplung Nr.2 aus dem In aller Stille-Album - Alles was war - direkt auf Platz 9 und liefern nach Strom einen zweiten Top 10-Hit in Folge ab. Das letzte mal war den Hosen das im Jahr 2004 gelungen, als Friss oder stirb und Ich bin die Sehnsucht in dir hintereinander bis unter die ersten 10 schossen.
Alles was war ist der 34. Charthit der Band und ihr neunter Top10-Titel. Damit standen sie genau so oft unter den ersten 10 wie Rihanna.
Das andere Großereignis mit deutlicher Chartrelevanz bringt mit Tim Toupet zumindest einen Top 10-Hit. Seine Version von … so ein schöner Tag (Fliegerlied) kann im Zuge der Karnevalshochzeit noch einmal ordentlich punkten und von der 12 auf die 6 steigen. Damit übertrifft das Fliegerlied den Erfolg des Döner-Hits aus dem vergangenen Jahr (momentan von der 83 auf die 77 geklettert), welcher es bis auf Position 8 brachte. Für den singenden Friseur aus Köln ein neuer Höchststand. Wenn es in diesen Intervallen weiter geht, dann dürfte er in drei Jahren sogar zu Nr.1-Ehren kommen. Hoffentlich bleiben wir davon verschont.
Vom Erfolg der hochdeutschen Version profitiert auch das Original von DONIKKL. In dieser Woche geht es noch einmal von der 40 auf die 29.
Neu in den oberen 20, genau auf der 19, stehen U2 mit ihrer 32. Chartsingle Get On Your Boots. Seit ziemlich genau zwei Jahren war nichts mehr von ihnen zu hören gewesen, jetzt kündigen sie ein neues Album an No Line On The Horizon. Als Vorabsingle schneidet Get On Your Boots allerdings eher durchschnittlich ab. Genaugenommen waren es lediglich die Werke The Unforgettable Fire 1984 und Zooropa 1993, die mit ihren Auskopplungen schlechter da standen. Allerdings kann ich mich nur Chartkommentator James Masterton anschließen: eine Band, die es nach fast 30 Jahren noch schafft, relevante Mengen von Käufern für sich zu begeistern, ist an sich schon ein großer Act. Und für Rang 19 benötigt man schon ein paar Käufer mehr als nur die damals Junggewesenen.
Vom nächsten Neuzugang lässt sich oben Gesagtes leider ganz und gar nicht behaupten. Neu auf der 23 steigt das Popstars-Produkt Queensberry ein. Leadtrack der CD ist I Can’t Stop Feeling, um das Produkt aber attraktiver zu machen wurde es gleich als Doppel-Single veröffentlicht, bereichert mit dem Titel No Smoke. Aber alles das reichte nicht aus, Queensberry schaffen es nicht einmal unter die ersten 20 und sind damit der erste Popstars-Act, der sozusagen völlig durchfällt. Und dabei hatte man doch alles richtig gemacht ... nicht wie im letzten Jahr mit Room 2012 eine gemischte Band, sondern eine reine Girlgroup wurde gecastet. Diese lassen sich besser vermarkten. Dann die Entscheidung über die Endbesetzung nach Absatzzahlen. Und trotzdem floppte schon der Weihnachtstitel I Believe In X-Mas mit einer mageren Platzierung auf der 14. Und nun das hier! Was soll man sagen: im Radio lief die Promotion auf Hochtouren ... und nix. Eventuell hat sich da ein Konzept tot gelaufen? Das sind natürlich schlechte Aussichten für die gerade laufende Staffel von Deutschland sucht den Superstar. Spannend ist es für uns auf den Beobachterplätzen. Wir bleiben mal dran.
Schon auf der 25 gibt es den nächsten Neueinsteiger zu feiern. Und das ist Hit Nr. 3 für Katy Perry. Ihre beiden Vorgänger I Kissed A Girl (diese Woche von 56 auf die 55 – sehr wahrscheinlich letztmalig dabei) und Hot N Cold (von 8 auf 10) enterten in Deutschland die Spitze und lassen Frau Perry mit ziemlich starken 14 Wochen Gesamtbilanz gut aussehen. Mit Thinking Of You läuft es nicht ganz so gut. Platz 25 ist dabei sogar der beste Wert weltweit, den dieser Titel holen kann. Deutschland ist also momentan das gebiet mit den meisten Katy Perry-Anhängern.
Klingeltonfirma Jamba hat sich auch noch nicht um den Verstand verdient und lanciert das nächste singende Tier. Aktuell ist es Maulwurf Mauli, der neu auf der 35 feststellt Scheiße, Ich liebe dich. Im Januar führte der Klingelton kurzzeitig die entsprechenden Charts sehr deutlich an, im echten Leben wird seine Karriere wohl eher kurz ausfallen. Jamba allerdings bleibt eine feste Größe und schöpft vermutlich noch eine kleine Ewigkeit aus dem zoologischen Fundus.
Mit zwei Titeln steht Amy Macdonald aktuell in den Charts. Ihr Debüt Mr Rock & Roll rutscht in der insgesamt 41. Chartwoche leicht von der 90 auf die 92, und ihr Überhit aus dem vergangenen Jahr This Is The Life sitzt noch relativ bequem im oberen Viertel, diese Woche nochmal kletternd von der 19 auf die 15.
Auf Platz 36 ist seit genau jetzt ihre dritte Auskopplung dabei. Diese trägt den Namen Run. Zu Beginn eines Chartlaufs über die Zukunft zu spekulieren ist meist mühsam. Bislang hat Amy Macdonald 71 Wochen in den Charts zugebracht, ob auch Run eine nennenswerte Anzahl um 30 Wochen beisteuern kann?
Den Gewinner der diesjährigen Karnevalsaison habe ich oben schon ausführlich behandelt. Natürlich gibt es eine ganze Menge weiterer Titel, die sich im Schlepptau der Umzüge und des närrischen Treibens noch einmal ordentlich verkaufen. Besonders die Höhner. gehören dabei zu den gefragten Bands. Ihr Viva Colonia, eigentlich so etwas wie DIE Kölner Karnevalshymne, bringt es zu einem Wiedereintritt auf der 40, nachdem es im Januar schonmal zwei Wochen ganz am unteren Ende der Charts platziert war. Mittlerweile hat dieser Titel in mehr als 10 Jahren 46 Chartwochen gesammelt.
Das diesjährig veröffentlichte Medley aus trauten Melodien NaJuCo Colonia schwächelt dagegen und taumelt von der 48 auf die 49. Mit fünf Plätzen aufwärts steht auf der 61 der Nr.1-Titel Wenn nicht jetzt, wann dann ebenfalls noch gut in der Liste. Und am unteren Ende wuseln noch Die Karawane zieht weiter … dä Sultan hät Doosch! (von 78 auf 81) und Echte Fründe (von 82 auf 84) herum.
Auch noch einmal im allgemeinen Interesse steht Olaf Henning mit seinem Cowboy und Indianer. Seit Anfang Januar trieb sich der Titel in der unteren Hälfte der Liste herum und fiel völlig unerwartet in der letzten Woche raus. Jetzt ist er auf der 46 wieder mit dabei.
Agnes Obél ist eine junge, dänische Sängerin, Songschreiberin und Musikerin, die inzwischen in Berlin lebt und das Glück hatte, ihren Titel Just So an die Telekom für ihren Werbespot verkaufen zu können. Jeder kennt diesen Titel, denn irgendwie hat er auch eine gewisse Ähnlichkeit mit Feist und 1234, der für irgendein Mac-Produkt eingesetzt wurde. Und nun gibt es die CD-Variante, welche direkt auf der 44 einsteigt. Kein schlechter Beginn.
Weitere Einsteiger gibt es mit Lionel Richie, der mit Good Morning nach zwei Jahren Pause seinen 23. Charthit verbuchen kann. Als Einsteiger auf der 67.
Und auf der 97 starten Hektor & Lilli mit Filmmusik in ihre Chartkarriere. Aus dem Film Der Drache und das magische Buch stammt Ma-Nah Ma-Nah.
Und natürlich kehrt auch in dieser Woche wieder ein Titel nach dreimonatiger Pause zurück in die Liste. Es trifft für dieses mal Duffy, die mit ihrem zweiten Hit Warwick Avenue jetzt wieder auf Position 83 steht und für sich die 18. Woche verbuchen kann.
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