27. Februar 2009

Da geht was in den deutschen Charts. Der Bundesvision-Songcontest und seine Folgen. Und Karneval! Damit dann auch einiges Neues in den Top 10 und insgesamt 25 Neuzugänge oder Wiedereinsteiger. Ein Viertel der Charts ist also komplett neu. Aber ... wir beginnen wie immer ganz oben und da bewegt sich weiter (noch) nichts.

Eine fünfte Woche heißt es Nr.1 für James Morrison featuring Nelly Furtado. Die beiden scheinen sich mit Broken Strings häuslich eingerichtet zu haben. Und es ist bereits der dritte Nummer 1-Titel, der für mehr als einen Monat die Spitze besetzt hält. Ich hatte vor zwei Wochen schon einen Langzeit-Nr.1-Hit-Rückblick gestartet. An dieser Stelle kann ich mich nur wiederholen: das letzte Mal, das es in Deutschland hintereinanderweg so lange Einigkeit bei den Spitzentiteln gab war 2004 als Dragostea Din Tei von O-Zone 14 Wochen das Land in Atem hielt, gefolgt für 7 Wochen von Aventura mit Obsession und anschließend mit Call On Me von Eric Prydz, der nochmal 6 Wochen ganz oben stand.
Bei mir macht sich nun aber allmählich das Gefühl breit, dass es für die beiden da ganz oben jetzt langsam dünn wird. Recht viel Druck baut sich da auf den folgenden Plätzen auf und die Liste der geplanten Neuerscheinungen in den kommenden Tagen und Wochen ist ebenfalls nicht ohne.

Auch Platz 2 geht zum fünften mal in Folge an die schwedische Rockband Mando Diao mit Dance With Somebody. In den Albumcharts geht ihre CD Give Me Fire in dieser Woche aus dem Stand an die Spitze der Liste. Ob sie das in der Einzeltitelauswertung auch nochmal schaffen ... ?

Richtig spannend wird es auf Platz 3. Dorthin fliegt sozusagen in der zweiten Woche Bundesvision-Songcontest-Gewinner Peter Fox mit seinem Siegertitel Schwarz zu Blau. Mit seinem Sprung von Position 15 hinein in das Spitzentrio landet er seinen dritenn Top 10-Hit in Folge und kann nunmehr auf die beste Platzierung überhaupt in seiner Karriere verweisen. Alles Neu sein Debüt aus dem Stadtaffe-Album stoppte bereits bei Position 4.
Am Samstag holte Peter Fox beim ECHO noch einmal drei Auszeichnungen. Die Verleihung wurde von mehr als 3 Millionen Fernsehzuschauern verfolgt - und das könnte auch bedeuten, dass es in der kommenden Woche noch einmal einen Schub für den Mann der Stunde gibt und eventuell auch ein Ende der Herrschaft Morrison/Furtado ...
Von der Medienpräsenz und den Auszeichnungen profitiert nicht nur Schwarz zu Blau. Auch die Vorgängersingle Haus am See hält sich in dieser Woche auf ihrer bisherigen Höchstposition Platz 9 und Alles Neu steigt noch einmal von der 43 auf die 39. Zwei Titel in der Top 10 gehen also an Peter Fox.

Das gleiche gelingt Polarkreis 18 aus Dresden. The Colour Of Snow ist der Titlesong ihres aktuellen Albums und nach Allein Allein Single-Auskopplung Nummer zwei. Bei Stefan Raabs Song Contest landeten sie mit dem neuen Titel auf dem silbernen Rang, in den Verkaufscharts geht es in der ersten Woche als höchster Neuzugang auf Platz 5. Ihr Chart-Debüt Allein allein ist derweil noch zu finden auf Platz 7. Und eventuell nutzt ihr ja auch die Chance, die Jungs irgendwo auf einem ihrer unzähligen Auftritte in Deutschland abzupassen.

Ein weiterer rasanter Aufsteiger ist in den großen Fünf zu finden. Ein wenig im Schatten von Peter Fox und Polarkreis 18 surfen die Jungs von Razorlight. Sie klettern von der 13 auf die 4. Schützenhilfe hatten sie mit Sicherheit durch den Einsatz des Titels als Werbetrailer-Background bei Pro 7.

Erwähnen muss ich einen Aufsteiger in die oberen 20, der für den anderen deutlichen Trend in den Charts steht. Die Karnevalszeit beeinflusst mit ihrem Zenit alljährlich den Musikkonsum. In diesem Jahr ist der unausweichliche Hit eindeutig … so ein schöner Tag (Fliegerlied). Die Version von Tim Toupet ist dabei der Gewinner. In dieser Woche geht es von der 30 auf die 12. Letztes Jahr brachte es der singende Friseur mit Ich bin ein Döner sogar bis zur 8 (diese Woche auch wieder mit dabei auf der 83). Da die Verkäufe des absoluten Karnevalswochenendes vor Rosenmontag erst in der nächsten Ausgabe berücksichtig werden, dürfte da also noch einiges möglich sein.
Das Original des Fliegerliedes von DONIKKL klettert in dieser Woche auch. Nämlich von der 51 auf die 40.

Und noch ein stetig aufsteigender Titel schafft es in dieser Woche, die Grenze zu den oberen 20 zu überschreiten. Allerdings zum zweiten Mal. Ich rede von Lady Gaga featuring Colby O'Donis. Ihr Hit Just Dance war im Herbst bereits gut unterwegs und schaffte es bis auf Platz 15. Dann schlingerte es langsam aus der oberen Hälfte der Charts wieder raus und wurde eliminiert. Nachdem in Großbritannien Lady Gaga ganz frech zum Jahresbeginn die Chartspitze eroberte, stieg auch hierzulande wieder die Nachfrage. Ein Wiedereinstieg auf Position 47 war die Folge und seit dem ging es Woche für Woche immer um gut 5 Plätze nach oben. Das Ergebnis: In dieser Ausgabe steigt Just Dance von der 21 auf die 18. Und jetzt sind wir natürlich gespannt, ob es sogar noch höher geht als Anfang Oktober.
Ich für meinen Teil kann dem Titel immer noch nicht wirklich was abgewinnen. Einige der Remixe sind ganz chic. Aber ich bevorzuge dann doch eindeutig die neue Single Poker Face, die in der nächsten Woche in die Charts gehen dürfte. Österreich und die Schweiz melden jetzt schon bessere Platzierungen als für Just Dance.

Ein ganzes Charteinsteiger-Knäuel befindet sich knapp unter der Position 20. Anführer dieser Gruppe ist Michael Wendler. I Don't Know ist sein Titel und auf Anhieb der zweitbestplatzierte Hit des King of Discofox. Besser war lediglich das "Duett" mit Jambahase Kuschel Häschenparty, welches immerhin bis zur Position 16 brachte.

Noch ein Deutscher, der es ganz gern auf englisch versucht: auf der 22 entert Sasha mit Please, Please, Please die Liste. Es ist die Vorabauskopplung aus seinem neuen Album Good News On A Bad Day, mit dem er ab Ende Februar in den Verkauf geht. Zuletzt war er vor ziemlich genau einem Jahr in den Charts präsent. Damals mit seinem Top 10-Erfolg Hide And Seek. Please, Please, Please scheint nicht ganz die Kraft zu haben, um an den Erfolg des Vorgängers anzuschließen.

Die 23 geht neu an Reamonn und ihre Single Million Miles. Nach Top 10-Titel Through The Eyes Of A Child (in dieser Woche aus der oberen Hälfte rausgerutscht von 44 auf die 57) ist dies Auskopplung Nummero Zwei aus dem Album namens Reamonn.

Chris Cornell holt nach zwei Jahren Chartabstinenz mit Part Of Me neu die 24. Die Trendsingle ist schon eine Woche lang erhältlich, hats aber nicht zu dem großen Durchbruch gebracht. Jetzt, mit Erscheinen der Vollversion gehts in die Liste. Platz 24 ist dabei gar nicht so schlecht. Lediglich der James-Bond-Track You Know My Name war besser platziert, nämlich bis auf der 15. Selbst das altbekannte Black Hole Sun, bei welchem Chris Cornell mit seiner Band Soundgarden 1994 seinen Charteinstand feierte, schaffte es lediglich bis zur 26.
Hinter Part Of Me steckt übrigens ein alter Bekannter, nämlich Meister Timbaland. Für ihn ist eine Platzierung im gehobenen Mittelfeld nicht so ungewöhnlich. Bei der Unzahl seiner Produktionen schaffen es einige mehr bis ganz an die Spitze, aber ein Großteil bringt es halt vor allem zu mittelmäßigen Hitehren. Und hört man sich Part Of Me mal mit neutralen Ohren an (wie immer das gehen soll), muss man auch ehrlich eingestehen: So berauschend ist das Ergebnis eben nicht. Einen gewissen Coolness-Faktor hat der Titel schon, aber alles in allem ist es doch eher Alltagsware. Mittlerweile. Vor 5 Jahren wär's vielleicht anders gewesen.

Auch nicht wirklich neu klingen die großen Rückkehrer der Woche The Prodigy. Ihre große Zeit hatten sie Mitte der 90er Jahre, als solche Titel wie Breathe oder Firestarter zu echten Hits avancierten. Ursprünglich fanden sie sich 1990 zusammen als die Techno-Rave-Hardcore-Szene zu explodieren begann und lieferten mit ihrem brachialen Elektro-Sound einen damals ungewohnten Soundtrack für dunkle Kellerclubs. Ihr letztes Lebenszeichen vernahm man im Sommer 2002 als Baby's Got A Temper für kurze Zeit in den Singles-Charts stand. Zwei Jahre später gabs noch ein Album dazu und seitdem war Ruhe. Nun steht Invaders Must Die in den Läden und die erste Veröffentlichung heißt O, zumindest im deutschsprachigen Raum, in Großbritannien erschien die Single unter dem Titel Omen. Wahrscheinlich meint die Plattenfirma, dass dieser Titel durch gewisse Eurodance-Produktionen hier zu besetzt ist.
Nun, die Reaktionen auf das neue Werk sind sehr geteilt. Von überschwenglichem Jubel bis zu härtesten Verrissen ist alles dabei. Erstaunlich bleibt es allemal, dass eine Elektro-Hardcore-Band im Jahr 2009 noch so viel Aufregung verursachen kann und sich tatsächlich noch in bemerkbarer Stückzahl verkaufen kann. Kreativität und Soundneuerungen hin oder her, The Prodigy haben auch heute noch einiges zum Lebensgefühl von Menschen mitzuteilen. Platz 28 als Neueinstieg ist der Beweis.

Eine Position tiefer geht Sven van Thom mit seinem zweiten Charttitel ins Rennen. Mit Jaqueline (ich hab Berlin gekauft) trat er bei Stefan Raab für Berlin an und wurde Neunter. Als CD-Single wurde am 13. Februar allerdings Schatz, halt's Maul veröffentlicht. Darauf ist auch der Bundesvision-Titel zu finden. Aber erstmal ist es verwirrend. Schatz, halt's Maul geht nun also auf der 29 in die Liste und landet damit nur einen Platz unter der besten Position seines Chartdebüts Trauriges Mädchen. Beachtlich!

Ein weiterer Teilnehmer des Bundesvision Songcontests steht als nächster Neuzugang in der Liste. Platz 38 geht an den Hamburger Beitrag von Olli Schulz, mit dem er Fünfter des Wettbewerbs wurde. Eigentlich nennt sich seine Band richtig Olli Schulz und der Hund Marie, offensichtlich wollte man das Massenpublikum aber nicht zu sehr anstrengen und so verzichtete Olli Schulz für seinen Titel Mach den Bibo auf seinen Vierbeinigen Begleiter. Die Medienpräsenz zeigt nun Folgen: Olli Schulz debütiert mit seinem Beitrag in dieser Woche in den deutschen Singlecharts.

So ähnlich ergeht es auch Flowin ImmO et Les Freaqz. Der Rapper aus Bremen schnitt beim Contest mit Platz 11 nicht ganz so doll ab, aber im Verkauf schafft er mit Urlaub Am Attersee eine erste Platzierung auf der 72.
Und an dieser Stelle schiebe ich gleich noch Chapeau Claque aus Thüringen hinterher. Sie waren vor zwei Jahren schonmal an der Seite von Northern Lite bei Stefan Raab zu Gast. Nun haben sie es allein gewagt und einen beachtlichen sechsten Platz erkämpft. Pandora (Kiss Miss Tragedy holt als Single Platz 81.
Ruben Cossani aus Hamburg sind dagegen wieder absolute Neulinge. Ihre Single Bis auf letzte Nacht ist auf dem Independent-Label SMD erschienen und wird lediglich von Sony vertrieben. Nach Platz 8 beim Contest gehts immerhin auf die 98.

So, und nun kommen wir also zu den Karnevalswiedereinsteigern und –aufsteigern. Tim Toupet wurde als der Gewinner bereits genannt. Profitieren kann aber auch Markus Becker. Sein Gassenhauer Hörst du die Regenwürmer husten? schafft es nach zweimaliger Abstinenz wieder mit Rang 42 in die Liste. Mittlerweile wird die zehnte Woche für diesen Titel gezählt. Sein Überflieger Das rote Pferd klettert von der 60 auf die 43.
Zulegen können naturgemäß auch die Höhner.. Ihr Medley NaJuCo Colonia schafft nach sieben Wochen in den Charts nun den Eintritt in die obere Hälfte auf Platz 48. Ihr Ex-Nr.1-Hit Wenn nicht jetzt, wann dann klettert von der 87 auf die 66, Die Karawane zieht weiter … Dä Sultan hät Doosch! geht wieder rein auf der 78 und Echte Fründe, die Single aus der letzten Saison, steht jetzt wieder auf der 82.
Mehr Kölner Mundart gibt es von Brings. Eigentlich sehen sie sich nicht unbedingt so in der Tradition der Karnevalisten, aber ... das stört die Käufer weniger. Mit Superjeilezick starteten sie 2002 in ihre eigentliche Chartkarriere. In zwei Chartläufen 2002 und 2003 brachten sie es bis Rang 58. Sechs Jahre später gehts per Download nochmal in die Vollen auf Platz 77. Ihre Version von Nur nicht aus Liebe weinen scheint sich in der Zwischenzeit auch zum Klassiker zu entwickeln: Wiedereinstieg auf Platz 86. Und dann geht wieder rein Su lang mer noch am lääve sin auf der 99 und als Neuzugang auf der 100 die Single von 2005 Man müsste noch mal 20 sein.
Zu späten Chartehren kommen auch de Bläck Fööss. Drink doch eine met gab es schon im Jahr 2000 als Single. Damals hatte es nicht die entsprechende Durchschlagskraft, dafür aber in dieser Saison. Per Download ein waschechter Neueinstieg auf der 79. Und was soll ich sagen? Für Mer losse d'r Dom en Kölle gilt das gleiche. 1988 wollt's niemand so recht, jetzt ist es dagegen sehr beliebt: Beueinstieg auf der 97.

Konjunktur hat auch das Genre Schlager während der fünften Jahreszeit. So ist es kein Wunder, dass das österreichische Duo Brunner & Brunner die Veröffentlichung von Beiss dich durch! in den Februar gelegt hat. Das Ergebnis ist der 13. Titel, der sich in Deutschland seit 1992 platzieren kann. Platz 75 und die zweitbeste Platzierung ihrer gesamten Karriere.

Ziemlich am Ende der Charts gibt es auch in dieser Woche wieder eine Dance-Produktion, die sich durch reine Download-Verkäufe platzieren kann. Das sind Dance Nation vs. Shaun Baker mit dem Update zum Hit Sunshine. Das Original erschien 2001 und platzierte sich auf der Position 16. Im vergangenen Sommer gab es dann eine remix-Variante, die allerdings nicht in Deutschland erschien. Für den Markt hier holte man sich Shaun Baker, eventuell noch bekannt von seiner 2006er Version von Bakerman. Alles zusammen bringt für Sunshine 2009 den Einstieg auf Rang 89.

Und dann steigen noch neu ein:
Luxuslärm mit ihrer zweiten Single Unsterblich auf der 92 - der Platz auf dem auch schon ihr Debüt 1000 km bis zum Meer startete.
Sowie auf der 93 eine Rap-Black Music-Variante von Infinity unter dem Titel Let Me Know (Infinity), dargeboten von P.SIX feat Guru Josh Project. Das Original bzw. die Version 2008 steht derzeit noch auf Platz 17.

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