Der Bundesvision-Songcontest wirft seine Schatten voraus. Und die Chartgeschichte wird neu geschrieben, zumindest ein winzig kleines Kapitel. So lässt sich diese Woche in zwei Sätzen zusammenfassen.
Die Spitze der deutschen Charts bleibt unverändert. James Morrison featuring Nelly Furtado halten mit Broken Strings eine dritte Woche alle anderen aufstrebenden Titel in Schach, insbesondere Mando Diao, deren Dance With Somebody zum dritten Mal auf Platz 2 unterlegen ist.
Die dritte Woche an der Spitze, das bedeutet auch, dass wir seit dem 17. Oktober vier Spitzenreiter in Folge hatten, die jeweils mindestens drei Wochen ihre Führungsposition halten konnten. Pink, Polarkreis 18 und Katy Perry sind die Wegbereiter für diese Situation. Um eine ähnliche Konstellation zu finden, müssen wir zurück ins Jahr 2006. Damals schafften es zwischen Mai und September fünf Titel hintereinander, mindestens drei Wochen lang die Nr.1 zu sein. Allerdings war 2006 auch ein Jahr der sich gegenseitig austauschenden Spitzenreiter: Die Serie startete mit dem Grand Prix-Teilnahmebeitrag von Texas Lightning No No Never, welcher eine Woche ganz oben stand und dann von Shakira feat. Wyclef Jean mit Hips Don’t Lie vom Thron gestoßen zu werden. Schon nach einer Woche waren Texas Lightning aber zurück und hielten es noch zwei weitere Wochen an der Spitze aus, bevor Shakira und Wyclef Jean für zwei Wochen wieder die Führung übernahmen. Dieses Wechselspiel wiederholte sich danach in ähnlicher Situation, denn Herbert Grönemeyer hielt es mit Zeit, dass sich was dreht zunächst nur zwei Wochen als Spitzentitel aus, wurde dann für zwei Wochen verdrängt von den Sportfreunden Stiller mit ihrer WM-Hymne 54, 74, 90, 200, um danach eine dritte Woche ganz oben gelistet zu werden und wieder den Sportfreunden Stiller weichen zu müssen, die ebenfalls nochmal eine Woche die glänzende Führungsposition holten. Erst danach kehrte mit Xavier Naidoo und Danke ein wenig Ruhe auf der Position 1 ein. Dieser Titel behauptete sich fünf Wochen in Folge als meistverkaufter.
Für Statistikfans, die es ganz genau nehmen sei erwähnt, dass die Situation von vier Titeln, die ohne Unterbrechung mindestens drei Wochen lang auf der Nr.1 standen, im Jahr 2004 das letzte mal zu erleben war. Zwischen Mai und Dezember hießen die beliebtesten Hits Fuck It (I Don’t Want You Back von Eamon (3 Wochen), Dragostea Din Tei O-Zone (14 Wochen), Obsession Aventura (7 Wochen) und Call On Me von Eric Prydz (6 Wochen).
So viel zur Story hinter der Nr.1. Erstmals auf einen Medaillenplatz geht in dieser Woche Eisblume mit Eisblumen. In der letzten Woche hatten sie auf Position 8 ein wenig Atem geholt, um jetzt noch einmal ordentlich zuzulegen. Es ist für alle Beteiligten die höchste bisher erreichte Platzierung in den deutschen Verkaufscharts. Herr Bodenski, MItmischer im Hintergrund von Eisblume, aber vor allem Gitarrist und Textschreiber der Band Subway To Sally wird heute bei Stefan Raabs National-Grand Prix vermutlich live zu erleben sein, denn 2008 waren Subway To Sally die Gewinner des Wettbewerbs. Und damit wären wir beim Thema ...
Der höchste Neuzugang auf Platz 7- hat nämlich direkt mit dem Bundesvision-Entscheid zu tun. Cassandra Steen wird mit Darum leben wir das Bundesland Baden-Württemberg vertreten.
Für die Künstlerin ist Darum leben wir die erste Solo-Veröffentlichung. Bisher war sie vor allem als ein Teil des Trios Glashaus in Erscheinung getreten und als Duettpartnerin mit verschiedenen Artists aufgetaucht. Zuletzt an der Seite von Xavier Naidoo, den sie in Schwetzingen bei dem Titel Wann unterstützte und es damit in den deutschen Charts bis zur Position 35 brachte. Die Vorab-Single zum gleichnamigen Solo-Album (ab 20. Februar im Verkauf) hatte ganz gute Promotion, denn Cassandra Steen trat am Donnerstag vor Veröffentlichung der Single bei TV Total auf – perfektes Marketing. Gemessen an den Verkaufszahlen im Vorfeld ist Cassandra Steen offensichtlich eine Favoritin auf den Titel der Bundesvision. Allerdings hat das noch nicht wirklich was zu bedeuten. Im vergangenen Jahr waren beispielsweise die Sieger Subway To Sally, im Verkauf wurden sie vom Zweitplatzierten Clueso allerdings sehr deutlich überrundet. Am Freitag, also jetzt gerade, muss sich Cassandra Steen gegen solche Mitbewerber wie Peter Fox für Berlin (der 2006 mit Seeed ja schon mal Sieger war) und Polarkreis 18 für Sachsen durchsetzen. Im Verkauf legt sie schonmal den Höhepunkt ihrer Karriere hin, lediglich einmal stand sie mit Glashaus höher in den Charts. Das Debüt Wenn das Liebe ist? schaffte es 2001 bis Position 5.
Gut im Geschäft ist in dieser Woche Sido. Seine Version von Scooters Move Your Ass! schiebt sich in der zweiten Woche von der 18 auf die 17. Der Titel auf deutsch 1:1 übersetzt Beweg dein Arsch, mit Unterstützung von den Aggro-Artists Kitty Kat & Tony D.. Wie schon in der letzten Woche angekündigt, macht auch nein (oder auch Nein! – auf der CD stehen beide Versionen) einen ordentlichen Sprung nach oben. Nachdem Sido als Juror zum Popstars-Finale mit Freundin Doreen den Song performte, ging er als reiner Download-Titel sofort in die Charts und kam bis zur 61. Jetzt, sechs Wochen später, ist der Titel auch auf CD erhältlich und holt in Woche sieben mit Platz 29 einen Bestwert. Mit 53 Plätzen Aufwärtsbewegung ist das auch der Aufsteiger der Woche.
Doreen Steinert egalisiert mit diesem Ergebnis ihren Bestwert als Solokünstlerin. Im September 2005 landete sie mit ihrem Solo-Debüt Der Brief (den ich nie schrieb) auf genau dem selben Platz. Mit Popstars-Projekt Nu Pagadi hat sie allerdings auch schon einen Nr.1-Hit in der Tasche. Sweetest Poison war der Titel, der Spaß allerdings dauerte danach nur noch eine weitere Single. An dieser Stelle fällt mir auf: was ist eigentlich mit Queensberry ... ? (Fixe Recherche: die Veröffentlichung der Debütsingle I Can’t Stop Feeling ist für den 20. Februar terminiert.)
Erst auf der 37 gibt es den nächsten neuen Titel. Kanye West kann mit Heartless, seiner zweiten Auskopplung aus dem Album 808s & Heartbreak nicht an den Erfolg von Love Lockdown anschließen. Fans hatten sicher gehofft, dass ihm mit der letzten Single endlich der Durchbruch auch in Deutschland gelänge. Schließlich ist er in den USA und in Großbritannien einer der momentan wichtigsten Musiker. Auf dem europäischen Festland ist das definitiv nicht so. Immerhin, mit Heartless kann Kanye West 2009 bereits seinen dritten Titel in den deutschen Charts platzieren nachdem die Zusammenarbeit mit Estelle American Boy kürzlich auch wieder notiert war und Vorgänger Love Lockdown in der 14. Chartwoche von der 36 auf die 40 rutscht.
Seit dem 15. Januar läuft in den Kinos der Film Twilight. Der deutsche Zusatztitel Biss zum Morgengrauen ist ein wenig behämmert, aber die Romanvorlage hieß schließlich auch schon so und sagt ja dann auch schön, worum es geht. Zum Startwochenende lockte der Film in Deutschland mehr fast 740 Tausend Zuschauer in die Kinos und hievte den Film auf Platz 1 der Kino-Charts. Der Titelsong zum Film heißt Decode und stammt von der amerikanischen Band Paramore. Seit 30. Januar ist die Single erhältlich und schafft den Einstieg auf Platz 47. Der komplette Soundtrack steht in den Albumcharts sogar auf Position 4.
Paramore schaffen mit Decode das zweite mal, einen Titel in den deutschen Charts zu platzieren. Im März 2008 konnte sich bereits für 2 Wochen Misery Business durchsetzen. Platz 79 war dabei die bessere Position. Mit dem Sprung in die obere Charthälfte zeigt der Karrierepfeil für die Band momentan also steil nach oben.
The Rasmus schicken mit Justify Single Nummer zwei aus dem Black Roses-Album ins Rennen. Nach dem Top 20-Hit Livin’ In A World Without You ist Platz 56 als Einstieg allerdings nicht so sehr berauschend.
Und auf der 66 kommt nun das, was ich in der Einleitung bereits erwähnt hatte. Der Auswertergesellschaft media control war das kommende am Mittwoch sogar eine eigen Pressemitteilung wert. Was ist passiert? DJ Ötzi & Nik P. sind in dieser Woche mit ihrem Hit Ein Stern (der deinen Namen trägt) zum 82. mal notiert und überrunden damit den bisherigen Spitzenreiter in der Auswertung der am längsten platzerten Titel. Das war bis vor zwei Wochen noch Wolfgang Petry mit Der längsten Single der Welt. Zwischen 1996 und 1998 war er ganze 81 Wochen hintereinander notiert. In dieser Hinsicht ist er nach wie vor der Spitzenreiter. Allerdings mussten DJ Ötzi und Nik P. schon zweimal eine Zwangspause einlegen. Man kann davon ausgehen, dass sich der Titel auch in diesen Pausenzeiten weiter verkaufte. Und damit wären die beiden wohl mittlerweile bei über 100 Wochen. Platz 3 in der Auswertung der am häufigsten platzierten Titel belegt derzeit Wham! mit Last Christmas.
In einer anderen Statistik stehen DJ Ötzi und Nik P. schon eine ganze Weile mit an der Spitze. Nämlich in der Auswertung der meisten Chartnennungen eines Titels in allen seinen Versionen. Insgesamt konnten sich sechs verschiedene Varianten wenigstens einmal platzieren, darunter auch die Originalversion von Nik P. solo und das Cover von Schlagernachwuchs Nic. Dann gab es noch einige Ulk-Versionen von PS Alex und der Gurkentruppe - und so stehen am Ende 123 Wochen in der Liste. Hier auf Rang zwei steht Last Christmas mit immerhin 93 Wochen in 5 verschiedenen Versionen. Und Platz 3 – momentan wieder sehr aktuell – der Titel Milord im Original von Edith Piaf, derzeit aber auf der 65 notiert als Das rote Pferd von Markus Becker & Mallorca Cowboys. Hier stehen 91 Wochen in der Liste.
Dauerbrenner ist auch das Thema bei den Wiedereinsteigern. In dieser Woche sind das:
Timbaland presents OneRepublic mit Apologize, die ihre dreimonatige Zwangspause locker überstanden haben und in Chartwoche 40 den Wiedereintritt auf der 72 schaffen.
Auch Leona Lewis überdauert mit ihrem zweiten Hit Better In Time drei Monate ohne Probleme. Platz 79 in der insgesamt 24. Chartwoche.
Einer dem ich so einen langen Atem nicht zugetraut hätte ist Andreas Martin. Aber auch er ist mit seinem Ich fang dir den Mond nach der Zwangspause wieder dabei. Platz 81 ist dabei sogar besser als sein letzter Chartverlauf jemals war. Insgesamt geht es für ihn nun in Runde drei – Woche 19 ist die Gesamtsume.
Einen etwas kuriosen Wiedereintritt gibt es auf der Position 80. Ich würde das mal unter der Rubrik „Es naht die 5. Jahreszeit“ verbuchen. Anna-Maria Zimmermann ehemals bei DSDS irgendwie bis unter die letzten sechs geraten und zuletzt als Ersatzkandidatin fürs Dschungel-Camp gecastet. Das reicht dann, um ihre Single Wer ist dieser DJ? wieder ins Gedächtnis zurück zu bringen, und nach einer Woche auf der 66 im September letzten Jahres folgt nun Woche 2. Wenn jetzt wieder fünf Monate Pause folgen ist ja alles gut.
So richtig unglaublich wird es aber erst auf der 82. Seit ungefähr 10 Jahren tritt er alle zwei Jahre mit einem neuen Album und einer dazu gehörenden Single in Erscheinung. Beide platzieren sich für jeweils eine Woche in den entsprechenden Listen und dann vergisst man wieder dass es ihn gibt, bis zum nächsten mal. Und jetzt ist es wieder so weit Phillip Boa and The Voodooclub wartet mit neuem Album auf. Diamonds Fall erscheint am 13. Februar, die Single Lord Have Mercy With The 1-Eyed war zwei Wochen vorher zu haben und steht jetzt auf Position 82. Ich denke, nächste Woche ist er wieder draußen und wir warten zwei weitere Jahre.
Platz 93 geht an das DJ-Duo Voodoo & Serano. Als letzten Neuzugang für heute können sie ihre Version von Sunglasses At Night absetzen. Die digitale Single gibt es seit Ende Oktober. Das Label Ministry Of Sound verspricht eine digitale Neuauflage ab 13. Februar mit weiteren Mixen. Bereits vor dieser Veröffentlichung reicht die Popularität, um als digital Release in die deutschen Charts einzusteigen.
Für Voodoo & Serano ist es der sechste Chart-Hit. Seit ihrer letzten Notierung war es gut fünfeinhalb Jahre still um sie. Den größten Erfolg hatten sie 2003 mit ihrer Version des Sugababes-Hit Overload.
Sunglasses At Night war bereits in zwei Varianten platziert. Das Original von Corey Hart brachte es 1984 bis zu Platz 21, die Coverversion von Tiga & Zyntherius kletterte 2001 sogar bis auf die 14. Schauen wir mal, ob es die neue Variante zu ähnlichen Höhen bringen kann.
Letzte Re-Entries: mittlerweile im dritten Anlauf dabei The Offspring mit You’re Gonna Go Far, Kid. Platz 96 ist es dieses Mal und insgesamt Woche 5.
Und auf der 99 auch mal wieder dabei Deichkind mit ihrem Partyknaller Remmidemmi (Yippie Yippie Yeah). Woche 19 steht hier mittlerweile in der Gesamtbilanz.
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