Ganz oben in der deutschen Chartliste tut sich nichts. Polarkreis 18 sind in der zweiten Woche immer noch "Allein Allein" an der Spitze. Auf den Plätzen 2 bis 4 herrscht ebenso Unbeweglichkeit. Mit Platz 5 kehrt Rihanna wieder zurück in die Spitzengruppe. "Disturbia" ist damit das zweite mal auf Höchstposition.
Ordentliche Bewegung gibt es auf der 8. Dort steht neu Rock von einer der ältesten Bands aus Deutschland. Offiziell gegründet haben sich Die Toten Hosen 1982. MIt Wurzeln in der Punkbewegung dauerte es eine Weile, bis sie es zu kommerziellem Erfolg brachten. Vor genau 20 Jahren, am 11.11.1988 enterte dann "Hier kommt Alex" als ihre erste Single die deutschen Charts. Mit 21 notierten Wochen und der Höchstplatzierung auf der 32 gelang ihnen ein ziemlich veritabler Einstand in den Hallen der Popkultur. Danach folgten 32 weitere Tracks (inklusive zweier Veröffentlichungen als Die Roten Rosen), darunter fünf Top 10-Hits, der Glaubwürdigkeit tat das alles keinen Abbruch. Und auch mit der neuen Single "Fieber", die als Vorbote zum kommenden Album "In aller Stille" (ab 14.11.) erschien, zeigen Campino und Freunde, dass sie noch ordentlich rocken können, mit einer gehörigen Portion MItgrölrefrain. Auf der Single erscheinen zusätzlich drei Tracks, die nicht auf dem neuen Album enthalten sein werden. So bekommt Fan wirklich etwas für sein/ihr Geld und das könnte dann auch ein Grund sein, der die Single etwas länger in den Charts hält, denn bei den Toten Hosen zeigt sich ein ähnliches Phänomen wie bei Den Ärzten: ein harter, begeisterter Kern bringt die Veröffentlichungen jeweils in der ersten Woche recht hoch in die Charts, aber schnell stürzen diese ab und werden dank wenig erwähnenswerter Platzierungen im unteren Bereich Opfer der 9-Wochen-Regelung. Wie dem auch sein wird: "Strom" ist seit September 2004 der erste Top 10-Titel der Band und nach zweieinhalb Jahren Pause neues Material aus Düsseldorf.
Auf der 10 entert ein beinahe gefährliches Team die Charts. Zwei Dinosaurier des deutschsprachigen Pop- und Schlagergeschäfts haben zusammengespannt und für die beginnende Ski-Karnevals-Saison einen schlichten und eingängigen Partyhit zusammengeschustert. DJ Ötzi, mit drei Nr.1-Hits in Deutschland der erfolgreichste, noch lebende österreichische Act, hat sich von Dieter Bohlen produzieren lassen und bringt es so auf Anhieb zu seinem fünften Top 10-Hit. Aber "Noch in 100.000 Jahren" ist keineswegs ein Original des DJs mit der weißen Strickkappe. Ein gewisser Oliver Lukas hat auf seiner CD "Für dich" das Stück bereits eingespielt und da klingt es noch ein wenig discofoxiger. Und wenn die Diskussionsforen und Blogs stimmen, dann gibt es bereits noch eine weitere Variante von Michael Wendler ... All das spricht dafür, dass in den nächsten Wochen (und Monaten) wieder einmal die kollektive Gleichschaltung einsetzen und selbst der muffeligste Hinterwäldler sich seine jährlich eine CD-Single kaufen wird. Und ich fürchte, dass die debil-kitschige Romantik-Versprechung "Noch in 100.000 Jahren" neben allen möglichen Cover-Versionen auch noch Verarschungen und Varianten erzeugen wird, die uns mindestens bis Frühjahr 2009 verfolgen werden. Leider!
Einer der besten Popsongs derzeit (wer nicht der Meinung ist, sollte den Wikipedia-Eintrag zum Titel lesen) schafft in dieser Woche den Sprung unter die besten 20. Alicia Keys & Jack White springen mit dem Bond-Titelthema "Another Way To Day" in der 4. Wochen von 30 auf die 13. Sie haben damit Vorgänger Chris Cornell bereits um 2 Plätze überrundet und stellen den dritten Bondsong in Folge der die oberen 20 erreicht. Ein deutliches Zeichen dafür, dass sich Mr. Bond erfolgreich den neuen Zeiten angepasst hat. Zwischen 1981 und 95 war es nämlich nahezu ein Muss für jeden Bondsong, mindestens in Top 10-Nähe zu gelangen. Und damals lagen die Verkaufszahlen noch in ganz anderen Bereichen als heute. Im genannten Zeitraum gab es 6 offizielle Bondfilme mit Titelmusiken von solch angesagten InterpretInnen wie Sheena Easton, Duran Duran oder a-ha. Aus Statistiksicht hatte allerdings Gladys Knight den größten Erfolg. Sie gelangte mit "License To Kill" 1989 bis auf Position 3.
Für Alicia Keys ist "Another Way To Day" der vierte Besuch unter den ersten 20. Die drei anderen schafften es jeweils bis unter die ersten 5. Auch Jack White war im Juli diesen Jahres mit seiner Band The White Stripes und der "7 Nation Army" erstmals in den deutschen Charts und gleich auf Rang 4 gekommen. Bislang wurde ein ähnliches Ergebnis für "Another Way To Die" dadurch verhindert, dass der Titel zunächst nur per Download und später in streng limitierter Vinylpressung erhältlich war. Der Sprung nach oben ist der regulären Veröffentlichung als CD-Single zuzuschreiben. Seit gestern läuft nun endlich "Ein Quantum Trost" auch in deutschen Kinos, eventuell gibt das nochmal einen Nachfrageschub. Filmmusiken sind ja derzeit sehr beliebt.
Am Ende der Top 20 schaffen Lexington Bridge den Einstand mit "Dance With Me". Single Nr.4 ist die dritte, welche eine Chartplatzierung schafft und schließt direkt an die Kollaboration mit Snoop Dogg "Real Man" an, welche es vor einem Jahr bis auf die 16 schaffte. Der Sound des neuen Werks ist alles in allem boygroup-typisch, hat aber sogar einen recht hypnotischen Bassloop als Grundlage. Die CD-Single erschien nach einer Terminverschiebung um eine Woche in zwei verschiedenen Versionen – wird ja immer wieder gern gemacht, vor allem auch um die Verkäufe so ein wenig nach oben zu drücken. CD 1 enthält unter anderem einen Remix von Blank & Jones, CD 2 hält für die Fans den Bonustrack "Sign Your Name" und das Video "Go On And Go" bereit.
Auf der 28 schickt ein kommender Hit seine Schatten voraus. The Killers hatten sich Ende letzten Jahres irgendwie es irgendwie zu everybody's Darliing gebracht. Und spätestens als "Mr. Brightside" dann auch noch im Soundtrack von "Keinohrhasen" zu hören war, gehörte die Band aus Las Vegas zum Allgemeinkonsens. Charttechnisch sah das zwar noch etwas anders aus, 4 Titel in 4 Jahren, höchste Platzierung bislang die 44. Mit "Human" schicken sie nun den Vorboten zu ihrem dritten Studioalbum "Day & Age" ins Rennen und landen bereits in der ersten Woche höher als jemals zuvor. Die Platzierung geht dabei auf Online-Verkäufe und die Veröffentlichung als 1 Track-trendsingle zurück. Die Basic-CD mit den Tracks "Human" und "A Crippling Blow" steht seit dem 7. November in den Läden und für den 14. November ist dann noch eine reguläre Maxi-CD anvisiert. Bei der weiß ich aber jetzt gar nicht, was da an zusätzlichem Material drauf sein soll. Was bedeutet das alles? Ich vermute, dass nun auch in Deutschland der kommerzielle Durchbruch ansteht. Nach dem Auftritt der Killers bei den MTV Europe Music Awards dürfte eigentlich auch jeder den fast schon bombast-orchestralen Titel im Ohr haben. Also worauf wartet ihr noch ... ?
Auch aus den USA, aber viel weniger aufregend ist die neue 29. Ne-Yo ist für mich bislang relativ farblos geblieben. Oder anders gesagt: ich vermisse das Eigene, Unverwechselbare. Allerdings muss ich auch zugeben, dass mich sein bislang größter Hit "Closer" (Rang 4 im August diesen Jahres; diese Woche von 41 auf 47) dann doch ziemlich freute im faden Radioalltagsbrei. Bei "Miss Independent", der zweiten Auskopplung aus seinem "Year Of The Gentleman"-Album, scheint es gerade ähnlich zu laufen. Nach dem ersten Hören war ich eher enttäuscht, mittlerweile entwickelt der Song doch seine Reize und bleibt im Ohr hängen. Sollte es anderen Musikkonsumenten genauso ergehen, so besteht Hoffnung auf bessere Platzierungen- Platz 29 ist für Ne-Yo eher mittelmäßig bis wenig erfolgreich.
Allerorten präsent ist Jenniffer Kae derweil noch mit "Little White Lies". Für eine Platzierung des Titels in der oberen Hälfte der Chartauflistung reicht es allerdings nicht und noch ist die dreimonatige Sperrfrist nicht ganz abgelaufen. Doch zum Start ihrer Tour steht Single Nr.2 "Do You Love Me?" in den Läden. Auf Anhieb gehts für den souligen Track auf die 41.
Der letzte Neuzugang in die obere Charthälfte kommt von Flo Rida feat. will.i.am und landet auf der 49. "In The Ayer" ist der dritte Besuch des Rappers aus Amerika und hat gehöriges Suchtpotenzial. Mit "Low" seinem Debüt featuring T-Pain war er in der ersten Jahreshälfte für ganze 18 Wochen notiert und bis auf die 13 geklettert. Für das neue Stück mit oldschool angehauchtem Rhythmus würde ich mir Ähnliches wünschen.
Und wie immer noch ein schneller Blick auf die Neueinsteiger in der unteren Hälfte der Top 100 von media control:
Auf der 56 steigt HSM-Star Ashley Tisdale ein mit "Be Good To Me", in Amerika als ihre Debütsingle veröffentlicht, hier Titel Nr. 4 in den Charts und leider bisher auch mit der schlechtesten Platzierung.
(DJ) Scotty alias Oliver Dix steigt mit einem Trance-Remix der Filmmusik von Klaus Badelt zu "Fluch der Karibik" als Download only auf der 67 ein. Titel des Tracks "The Black Pearl" und bereits jetzt erfolgreicher in den Charts als der Originalsoundtrack "He#s A Pirat". Der schaffte es lediglich bis auf die 85.
Nach 3monatiger Zwangspause wieder drin auf der 86, mittlerweile die 62. Woche "For You" von den Disco Boys feat. Manfred Mann's Earth Band. Auf gehts in die nächsten 9 Wochen.
Ebenfalls ein Dance-Klassiker und mittlerweile in der 14. Woche dabei "Cafe del Mar" von Energy 52. Das Original stammt aus dem Jahr 93, die erste Platzierung in den Charts war 1997. In diesem Jahr erschien eine Kollektion mit allen möglichen Varianten und Remixen und so landete es denn ab September wieder in den Charts. Nach vier Wochen Pause nun im vierten Anlauf insgesamt wieder drin auf der 95.
Einen Platz tiefer debütiert Prinz Pi, ehemals Prinz Porno. Sein Titel "Gib dem Affen Zucker".
Und auf der 98 ebenfalls nach 3 Monaten Zwangspause wieder drin: Amy Winehouse mit "Back To Black". Insgesamt die 22. Woche - 8 weitere sind jetzt generell möglich.
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