Außer den von media control bereits am Dienstag letzter Woche gemeldeten Bewegungen (hier im Blog ja immer in der Erstmeldung zur Chart-Woche) verharrt das obere Viertel der Charts in relativer Ruhe. Nur kleine Bewegungen,nichts wesentlich Auffälliges. Der Geschmack der Musikkäufer in Deutschland ist ausgewogen. Eine erwähnenswerte Veränderungen gibt es für den Thüringer Sänger Clueso. Er profitiert vermutlich von der beginnenden Festivalsaison und seinem Auftritt auf dem Hurricane am 21. Juni, welches mit 60.000 Besuchern in diesem Jahr zwar seit langem mal nicht ausverkauft war, aber trotz allem zu den größten Musikfestivals in Deutschland zählt. Clueso also geht mit seinem Titel Gewinner in dieser Woche nach oben von der 31 auf die 24 und erreicht so in der elften notierten Woche einen neuen Bestwert für diesen Titel. Am 17. April, also vor beinahe drei Monaten, war die Single auf Platz 25 eingestiegen und hielt sich seitdem recht konstant zwischen den Plätzen 30 und 40 auf. Es ist ohnehin der beständigste Titel Cluesos, der sich in den deutschen Charts platzieren konnte. Seinen größten kommerziellen Erfolg hatte er 2008 mit dem Titel Keinen Zentimeter, der sich immerhin bis zur 15 emporschwingen konnte. Beide Titel stammen aus dem Album So sehr dabei, welches soeben mit 100.000 verkauften Einheiten Goldstatus erreichte. Sehr erfreulich für Clueso und da noch einige prominente Auftritte in nächster Zeit anstehen, könnte auch Gewinner noch eine Weile zu den gut gehenden Titeln gehören.
Ebenfalls auf dem Hurricane aufgetreten ist Katy Perry. Der Shooting-Star aus dem letzten Herbst schmeißt passend zum beginnenden Sommer eine weitere Single auf den Markt. Allerdings, die meisten Käuferinnen haben wohl schon das Album und momentan keinen so großen Bedarf an Einzelauskopplungen. Außerdem ist Waking Up In Vegas doch um einiges rockiger als ihre beiden Erfolgsdebüt-Singles. Produziert von Greg Wells, der schon für Mika und OneRepublic arbeitete, klingt Waking Up In Vegas doch irgendwie mehr nach Kelly Clarkson. Nicht unbedingt verkehrt oder schlecht, aber eben für den deutschen Markt nicht 100% kompatibel. Es geht für Waking Up In Vegas in der ersten Woche nach der Veröffentlichung auf CD nur bis zum Platz 33. Hot N Cold platziert sich ein vorläufig letztes mal auf der 53 (von 51 rutschend).
Hurricane-Gewinner Nr.3 (oder 2 – je nachdem ob man Katy Perry nun als Gewinnerin sieht oder nicht) sind die Kings Of Leon. Sie waren sozusagen der Hauptact am 20. Juni und das offensichtlich so überzeugend, dass doch zahlreiche Festivalbesucher nochmal in die CD-Geschäfte oder Downloadportale hineinschauten und sich zumindest die Lieblingssongs nochmal für den Privatgebrauch zu holen. So steigt die aktuelle Single Use Somebody in ihrer 17. Chartwoche noch einmal von der 45 auf die 39 und der Vorgänger < Sex_On_Fire > schafft sogar einen Wiedereinstieg auf Platz 47. Das ist vor allem eine tolle Leistung, weil der Titel damit auf einer Position zu einem dritten Chartaufenthalt startet , die nur wenig unter dem Bestwert aus dem Oktober letzten Jahres liegt. Damals konnte die Digitalsingle bis zur 43 klettern, in der zweiten Runde im Januar/Februar diesen Jahres reichte es für die physische Variante immerhin noch für drei Wochen auf der 44 und nun also zumindest schonmal die 47. Das ist eine ordentlich beständige Leistung und Sex On fire hat damit bereits 27 Chartwochen gesammelt. Schaut so aus, als wäre dieser Titel ein Anwärter auf künftigen Klassikerstatus.
Aufgrund der nicht so zahlreich nach vorn preschenden Neuerscheinungen, geht es in dieser Woche für einige Titel ein Stück nach oben, die schon in der Liste platziert sind, aber offensichtlich noch nicht ihren Zenit erreicht haben. Einige von diesen schaffen dabei sogar neue Bestmarken zu setzen. Zu diesen gehören Frauenarzt & Manny Marc, die mit Das geht ab! [Wir feiern die ganze Nacht] von der 43 auf die 36 klettern, Lenka, deren The Show mit der 37 (von 41) einen neue Bestmarke erreicht, und Gossip, die nicht nur in den Album-Charts mit Music For Men auf der 17 hervorragend debütieren, sondern auch in der Single-Liste mit Heavy Cross einen beachtlichen Sprung von der 48 auf die 38 vorlegen. Die letzten haben freilich als Werbesong für die Juli-Blockbuster bei Pro Sieben einen ganz besonders zugkräftigen Medieneinsatz. Auch Shaggy feat. Gary >Nesta< Pine schaffen durch ihren Einsatz in der Werbung (für Kinder Maxi King) mit Fly High die Rückkehr in die obere Hälfte der Charts auf der 45 (von 60 kommend). An dieser Stelle mal ein herzliches Danke an tvsongs.de für die großartige Recherche, wo welcher Song wie eingesetzt wird. Ohne diesen Blog wär ich hier mit Informationen eher dünn versorgt.
Neu in den CD-Regalen stand unter anderem auch die zweite Single-Auskopplung aus dem Album Yes von den Pet Shop Boys. Mit Love etc. waren sie ja vor kurzem ungewohnt erfolgreich und bis zum Platz 12 aufgestiegen. Derzeit fällt der Titel aus der oberen Hälfte heraus, von der 47 auf die 60 in der immerhin 15. notierten Woche. Nun folgt also Did you see me coming? (auf dem CD-Cover wird tatsächlich alles klein geschrieben), und auch dieser Titel schafft es noch einmal mit Platz 49 knapp in die obere Hälfte. Auch dieser Titel altbewährter Pet Shop Boys-Sound, bei dem sich manche Musikkritiker und –kommentatoren fragen, ob er nicht erfolgreicher wäre, wenn er eben nicht von Neil Tennant und Chris Lowe selbst umgesetzt werden würde. Aber das bleibt Objekt von Spekulationen.
Die Pet Shop Boys als Altveteranen der 80er führen uns mehr oder weniger zu einer weiteren CD-Veröffentlichung. Die geht in ihren Referenzen allerdings noch ein kleines Stückchen weiter zurück, nämlich in die End-70er, genauer gesagt ins Jahr 1979 . In diesem Jahr erschien nämlich mit Rapper’s Delight ein Stück, welches als erster kommerziell erfolgreicher HipHop-Track in die Musikgeschichte eingehen sollte. In den USA brachte es der Titel bis zu Platz 36, in Deutschland schaffte es die Sugarhill Gang im Februar/März 1980 damit sogar für sechs Wochen auf die Position 3. Es sollte im übrigen der einzige Hit der Sugarhill Gang hierzulande bleiben. Bis heute. Denn der Franzose Bob Sinclar, bekannt für doch halbwegs gewagtes Genremixing, hat aktuell Master Gee & Wonder Mike From The Original Sugarhill Gang für seinen Lala Song ins Studio gebeten. Und herausgekommen ist ein sehr eingängiger und allemal frischer Sommerhit, der wunderbar nach dem unbeschwerten Lebensgefühl der ersten BeatStreet-Generation klingt. Natürlich hat das Ganze fast gar nichts mit dem zu tun wie es 1979/1980 empfunden und zelebriert wurde, ein Blick auf die aktuelle bzw. historischen Videos erzählt da schon alles,aber das kann ja auch nicht der Anspruch von neu produzierter Musik sein. Der funky Track ist Bob Sinclar’s sechster Hit hierzulande. Mit Platz 55 allerdings reichlich weit von seinen vorhergehenden Erfolgen und ganz besonders von seinem Überhit Love Generation entfernt. Für die beiden Rapper der Sugarhill Gang ein irgendwie auch großartiges Comeback nach 29 Jahren Chartpause.
Wenn wir schon bei der Kombination HipHop und elektronische Dancefloor-Music sind: eine der heißesten Kombinationen hieß im Frühjahr auf den britischen Inseln Dizzee Rascal and Armand Van Helden. Mit dem Track Bonkers etablierte sich der Grime-Rapper Dizzee Rascal im Königreich endgültig als Superstar, lieferte er doch nach Dance Wiv Me (in Collaboration mit Calvin Harris und Chrome) innerhalb eines Jahres einen zweiten Nr.1-Hit ab. Hier in Deutschland dauert es bekanntlich immer ein wenig länger, Dance Wiv Me wurde hierzulande erst im März diesen Jahres veröffentlicht, dafür geht es mit Bonkers etwas schneller. Allerdings, der Zuspruch hält sich noch recht in Grenzen. Platz 58 für einen der hypnotischsten Sommer-Dance-Tracks ist ehrlich gesagt ziemlich flau. Der innovativere Dancefloor hat es auf dem deutschen Markt nach wie vor schwer – bzw. wird von der offiziellen Umsatzzählung irgendwie nicht erfasst. So ist es auch nicht verwunderlich, dass auch der zweite Mann im Bunde, Armand van Helden, hierzulande bislang lediglich vier Hits absetzen konnte. Den letzten im Sommer 2004 mit Hear My Name. Seinen größten kommerziellen Erfolg hatte er 1999 mit You Don’t Know Me, welches bis zum Platz 40 steigen konnte. Diese Statistik natürlich ohne den Remix von Professional Widow für Tori Amos, der ihn ungenannt 1997 bis auf den Platz 38 beförderte. In Großbritannien kann Armand Van Helden dagegen bereits auf drei Nr.1-Hits verweisen. So verschieden ist der Umgang mit Musik in diesen beiden Ländern.
Im zweiten Halbjahr überpräsent war Amy Macdonald mit ihrem Hit This Is The Life. 46 Wochen notiert, also bis in den Juni diesen Jahres hinein, zweimal auf dem Platz 2gelistet und ungefähr in jeder Radiostation zu Tode gespielt. Das ungefähr das Resümee. Und nun geht es im Nachgang noch einmal an den Back-Katalog und ihre allererste Single aus dem Jahr 2007 Poison Prince, damals leider völlig erfolglos, wird noch einmal veröffentlicht. Und dieses Prinzip funktioniert. Poison Prince steigt ein auf der 66 und ist für Amy Macdonald nunmehr der vierte Charthit. Natürlich klingt der Titel schon sehr ähnlich wie This Is The Life, ich finde allerdings, dass er es wesentlich eher verdient hätte weit nach oben zu klettern und von den Medien geliebt zu werden. irgendwie mag ich das Stückchen mehr Pop, das er im Vergleich zu This Is The Life enthält, ganz sehr. Aber nun ja, das wird vermutlich nicht wirklich was ...
Vertraut man auf die Statistik, dürfte auch das aktuelle Intermezzo von Demi Lovato in den deutschen Charts gleich wieder beendet sein. La La Land ist hierzulande die zweite Single des upcoming Disney-Stars, welche sich in den Charts platzieren kann. Die letzte This Is Me stieg im letzten Oktober auf der 36 ein und verschwand nach sechs Wochen wieder. Nun also Versuch Nummer zwei, mit momentan wesentlich weniger Aufmerksamkeit.
Zu den bewährten Rubriken zählt in jeder Woche der Blick auf die Modern Classics, also die Titel, welche nach mehrmonatiger Pause wieder zurückkehren in die Liste und sich so über enorm lange Zeit in meßbaren Stückzahlen verkaufen. In dieser Woche trifft das den immer noch neuen deutschen Liebling Peter Fox, der mit seiner ersten Solosingle Alles neu nach dreimonatiger Zwangspause nun wieder notiert werden darf und auf der 65 als Wiedereinsteiger geführt wird. Es ist für diesen Titel die 33. Woche. Haus am See, der Nachfolger steht übrigens in der 36. Woche derzeit auf dem Platz 29, steigend von der 33.
Zu den modernen Klassikern zählt – ob man es will oder nicht – auch das Duett von DJ Ötzi & Nik P. Ein Stern (der deinen Namen trägt. Immernoch schallt dieser Gassenhauer in regelmäßigen Abständen aus diversen Lautsprechern, und immer noch gibt es genügend Menschen, die sich das Stück in irgendeiner Form zulegen. In dieser Woche wird der Titel in seiner 90. Woche in den media control-Charts geführt. Das ist der absolute Rekord, nahezu abgeschlagen mit 81 Wochen ist der 90er-Jahre Langzeithit Die längste Single der Welt von Wolfgang Petry. Die Story für Ein Stern begann am 16. Februar 2007, führte bekanntermaßen zu insgesamt elf Wochen an der Spitze der Charts und ist mehr als zwei Jahre nach dem Ersteinstieg noch immer notiert auf der Position 81, momentan sogar wieder mit leichtem Aufwind, von der 85 kommend. Wahrscheinlich ist es müßig zu erwähnen, aber die Pausen zwischen den einzelnen Chartauftritten (mittlerweile insgesamt drei) sind nicht eine Folge nachlassender Umsätze, sondern der Chartregelung zu verdanken, nach welcher Titel unterhalb der Position 50 nach neun Wochen elimiert werden und drei Monate Zwangschartpause verschrieben bekommen. Ununterbrochen waren DJ Ötzi & Nik P. 67 Wochen lang platziert, was immerhin Rang 2 nach Wolfgang Petry ist.
Von DJ Ötzi gibt es auf der 99 außerdem mit Noch in 100.000 Jahren einen Chartrückkehrer, aber ich nehme an, diese Rückkehr ist von nicht allzu langer Dauer.
Auch wieder dabei, und da weiß ich jetzt nicht genau, ob es einfach nur der anstehende Sommer ist: Rhythms del Mundo 2raumwohnung mit 36grad. Letztes Jahr kam die Singleauskopplung aus dem Cubano Aléman-Album ja ein wenig spät, so dass es nur zu logisch ist, wenn sich jetzt Radiostationen etc. wieder auf den Titel stürzen. Mein Fall ist das alles irgendwie nicht, ich mag das Original von 2raumwohnung lieber. Aber die KäuferInnen ergehen sich eher am Cuba-Feeling und hieven den Titel auf die 84 in der mittlerweile 11. Woche.
Für eine Handvoll Chartrückkehrer sorgt mal wieder die Ultimative Chartshow auf RTL. Am 19. Juni hieß es: „Die erfolgreichsten neuen deutschen Pop-Rock-Stars" und da wurden diesmal die Album-Verkäufe ausgewertet. Eine Auflistung findet sich hier. Live waren dabei unter anderem MIA., die sich mit Zirkus nur auf die 41 bei Oliver Geißen setzen können, aber ihr Auftritt war wohl so überzeugend, dass sie als beste Geißen-Gewinner in den deutschen Charts landen: und zwar mit Tanz der Moleküle, das letzte mal vor ziemlich genau einem Jahr mit diesem Titel platziert und nun in einer 42. Woche auf der 85 dabei.
Ebenfalls von ihrem Auftritt bei Oliver Geißen profitieren Oomph!, die mit ihrem einzigen Nr.1-Hit Augen auf! die Charts auf der 90 noch einmal beehren. Bei RTL stehen sie mit dem Album Wahrheit oder Pflicht auf der 24.
Bei der Rückkehr von Junge von Die Ärzte vermute ich mal, dass auch die Chartshow ein bisschen Anteil hat, auch wenn die Ärzte dort nicht aufgetreten sind. Zumindest wurde ihr Album Jazz ist anders als Platz 5 vorgestellt. In den Singlecharts steht Junge wieder drin auf der 92, Lasse redn tobt derweil von der 83 hoch auf die 75.
Nennen muss ich an dieser Stelle auch Pjanoo von Eric Prydz, das irgendwie einmal im Monat irgendwo unten in der Liste auftaucht und dann gleich wieder verschwindet. In dieser Woche steht es auf der 94.
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