Und da können wir auch recht weit oben anfangen, denn wie in der letzten Woche schon vermutet, klettern die Sportfreunde Stiller mit Erscheinen des MTV unplugged in New York-Albums auch in den Single- bzw. Song-Charts mit Ein Kompliment noch ein wenig aufwärts und können sich von der 11 auf die 9 verbessern. Und damit stehen sie erstmals seit 2006 wieder unter denzehn umsatzstärksten Titeln. Überhaupt ist es erst der zweit eTitel, der es von ihnen so hoch schafft.
Und da es in Zeiten der Digitalverkäufe durchaus auch möglich ist, Einzeltitel aus einem Album herauszupicken und zu kaufen, gibt es auf der Position 72 gleich den nächsten Neuzugang der Sportfreunde. Dorthin schafft es nämlich (durch eben reine Downloads) die Akustik-Version von Siehst du das genauso?. Der Titel war im Jahr 2004 bereits als Single in den Charts und bescherte der Band ihre damals beste Platzierung mit einer Position 29. Erst die WM-Hymne 54 75 90 2006 konnte dann zwei Jahre später diese Marke verbessern.
Auf jeden Fall auch erwähnenswert sind Laura Pausini in Duet with James Blunt, denn ihr Primavera In Anticipo (It Is My Song) erreicht in der nunmehr achten notierten Woche einen neuen Höchstwert indem es von der 19 auf die 16 klettert. Und auch Lily Allen kann Boden gut machen. Not Fair klettert von der 25 auf die 20 und ist damit die zweite Single in Folge, die es sich in den deutschen Top 20 gemütlich macht. Und noch einmal wiederhole ich es: Lily Allen scheint eine der kommenden Künstlerinnen zu sein. Zumindest hat Not Fair genau den Charme, der es mit wiederholtem Hören immer besser macht. Und: es gibt zauberhafte Remixe. Groß!
Ansonsten tut sich in der oberen Hälfte der Liste nicht allzu viel. Das, was da passiert ist wie die drei höchsten Neueinsteiger a-ha, Queensberry und Emiliana Torrini auf Heidi Klum und ihre Top-Models zurückzuführen. Scheinbar hat Gesamtdeutschland vor dem Fernsehgerät gesessen und sich berauschen lassen um danach wie hypnotisiert an die Computer zu gehen und den Soundtrack zu laden. Zum Beispiel dieses hier: Heidi Klum tritt auf und es erschallt Let It Rock. Großartiger Titel von Kevin Rudolf featuring Lil Wayne; immer noch und im Winter bereits drei Wochen lang auf der 10 platziert. Nach dem Einsatz in der Show geht es für ihn wieder hinein in die deutschen Verkaufscharts auf Platz 47. Höchste Platzierung seit Ende April und mittlerweile die 17. Woche dabei. (Nebenbei: in der aktuellen Nokia-Werbung „Comes With Music“ wird ebenfalls Kevin Rudolf + Lil Wayne benutzt.)
Ebenfalls von ihrem Einsatz in der TV_Show profitieren Eric Prydz mit Pjanoo. Zuletzt war er vor fünf Wochen auf der 98 notiert, jetzt steht er auf der 94. Das sieht allerdings sehr nach einer letzten Zuckung aus. 15 Wochen hat er mit diesem Titel bereits gesammelt.
Und auch Take That starten mit The Garden noch einmal auf die 99. Das ist jetzt allerdings ihre neunte Woche und damit war es das dann auch für sie.
Als wirklich neue Veröffentlichung ging in der Woche 22.-29. Mai Kelly Clarksons zweite Single aus dem Album All I Ever Wanted in den Verkauf. I Do Not Hook Up ist wieder deutlich rockiger als der Pop-Überflieger My Life Would Suck Without You, welches nach wie vor bequem auf der 19 sitzt (fallend von Position 13). Offensichtlich ist aber der bekannte Kelly Clarkson-Sound dann doch nicht ganz so gefragt: Platz 55 in der Woche der Veröffentlichung - eine eher magere Platzierung. Da hilft auch nicht der Hinweis, dass I Do Not Hook Up natürlich schon seit März (nämlich mit Erscheinen des Albums) als Digitaltrack erhältlich ist und die Fans den Titel schon lange auf ihren Playern laufen haben.
Ziemlich erfolgreich, obwohl es doch gar nicht sooo wahnsinnig neu ist, startet die neue Scheibe von Michael Mind. Sie trägt den Titel Love’s Gonna Get You und ist auf Kontor erschienen. In der ersten Woche startet der Titel sofort auf Platz 65. Dabei bin ich mir gar nicht sicher, ob das Ding auch als CD-Version erhältlich ist oder nicht nur als Digitalveröffentlichung. Auf jeden Fall klingt Platz 65 vielleicht nicht so überzeugend, allerdings startete sein zweitgrößter Hit, nämlich Show Me Love, der ja auch von der neuen Produktion kräftig zitiert wird, im letzten August nur auf der 78 und schwang sich dann bis zur 38 nach oben. Da könnte für Herrn Kindervater alias Michael Mind also noch einiges passieren, auch wenn mir persönlich das neue Ding ein wenig zu angestrengt klingt. Und die Stimme der singenden Dame find ich jetzt auch nicht so wahnsinnig überzeugend. Den Erfolg seines Chartdebüts unter dem Namen Michael Mind (Blinded By The Light - Platz 12 im Frühsommer 2007) wird der fünfte Charthit von ihm aber wohl nicht erreichen. So sommerhitmäßig ist es dann doch nicht.
Mehr Potenziel im Bereich Dancemusic hat da wohl Fedde le Grand feat. Mitch Crown. Richtig gelesen: der momentan wohl erfolgreichste DJ aus den Niederlanden ist mit einem neuen Stück zurück. Scared Of Me ist hypnotisch minimal und hat alles Zeug um die Nachfolge von Let Me Think About It anzutreten. Seit dem 18. Mai gibt es das Stück – ich habs allerdings überall nur digital im Angebot gefunden. Platz 80 steht in der ersten Woche in den Büchern. Schauen wir, wie es weiter geht.
Eine neue Form von Vermarktung versucht die Musikindustrie mit dredg. Das ist eine US-amerikanische Band, die laut Legende schon seit 1995 existiert. Ihr erstes Album erschien 2005, dazu auch drei Singles, allesamt jedoch nur digital. Deshalb blieben dredg charttechnisch auch inexistent. Nun mit dem zweiten Album gibt es auch eine CD-Single, nämlich Information. Und einige Radiostationen haben schon gefallen dran gefunden und spielen den Titel gern. Vielleicht auch weil Alternative Rock dran steht. Für mich klingt das Ganze eher wie eine Mischung aus U2 und den Simple Minds, aber eventuell gehört das ja heute auch schon in die Schublade Alternative. Mit Support von einigen Jugendsendern geht das Debüt der Band also in die Verkaufsliste, auf Platz 70.
Fernsehen als Hitmacher ist hier ja eine wöchentliche Rubrik. Nicht so regelmäßig, aber auch immer wieder gut für Chartein- oder -aufstiege ist König Fußball. In der Woche 22.-28. Mai war es dann das Ende der Bundesliga-Saison. Hertha BSC hangelt sich auf den 4. Platz und darf in der UEFA Europe League um die Qualifikation kämpfen. Und das gehört gefeiert. Zum Beispiel mit der Clubhymne von Frauenarzt & Manny Marc Das geht ab! (Wir feiern die ganze Nacht). Die CD erschien zwar erst am 5. Juni, aber bereits zum Finale gings an die mp3-Version bei Kontor und auf einen beachtlichen Platz 76, das höchste was Frauenarzt und Manny Marc je erreicht haben.
Und da wir schon mal bei den Wiedereinsteigern sind: Mal wieder sind drei Monate für Die Ärzte vergangen und Lasse redn taucht auf der 78 wieder auf. Es ist bereits die 30. Woche, in der dieser Titel notiert ist und offensichtlich macht er sich daran zu dem Hit zu avancieren, der am längsten von ihnen notiert ist. Bisher führt noch Schrei nach Liebe aus dem jahr 1993 mit 32 Wochen.
Der häufigst notierte Titel aller Zeiten Ein Stern (der deinen Namen trägt) von DJ Ötzi & Nik P. ist genauso wieder dabei: auf Platz 81 in der 86. Woche. Aber wer bitte, hat denn diesen Titel noch nicht auf seinem mp3-Player??? Und vor allem: wer hört das denn wirklich?
Zu den Neuheiten der Woche gehört auch eine aus dem Schlagerbereich: Antonia aus Tirol kommt in regelmäßigen Abständen immer mal wieder mit einem neuen Liedchen daher. Dieses mal hat sie sich einen Megahit aus dem Jahr 1975 geschnappt und neu eingesungen. Im Original stammte Torneró von der italienischen Gruppe I Santo California. Es war ihr einziger wirklicher Hit, der sich zumindest in Mitteleuropa millionenfach verkaufte. In Deutschland kam der Titel bis auf Platz 2 und inspirierte Michael Holm zu einer deutschen Variante unter dem Titel Wart’ auf mich (Du, wenn ich dich verlier’). Diese Version schaffte es ebenfalls bis auf die obersten Plätze und stoppte bei Position 4. Seitdem haben verschiedene Interpreten ihre Variante eingespielt, z. B. Al Bano & Romina Power, Amanda Lear oder auch Guildo Horn. Nun also, 34 Jahre später, gibt es eine neue Variante, die sich auch in den Charts platzieren kann. Antonia übersetzt 1000 Träume weit (Torneró) und gelangt damit auf Platz 87. – Das Original ist aber auch heute noch besser, weil kitschiger und pathetischer. Auf nach Italien in den Urlaub!
Wenn es eine moderne Version des deutschsprachigen Schlagers gibt, dann ist das wahrscheinlich christlich verbrämter Rap-Soul aus Mannheim. Aktuellster Vertreter: Azad. Der Rapper durfte im letzten Sommer bei den Söhnen Mannheims in Schwetzingen auftreten und seitdem begann der Weichspülwaqschgang. Auf seiner neuesten Single Klagelied (wie lang) hat er Tino Oac zur Seite und was da aus den Lautsprechern tönt ist gottesfürchtiger Romantik-Kitsch. Flucht aus der Realität würd ich sagen. Seit Azads Nr.1-Hit Prison Break Anthem mit Adel Tawil 2007 ist dies die vierte Single in den deutschen Charts. Und in den Platzierungen ging und geht es permanent abwärts. Dieses mal sogar nur Position 92.
Als Nachtrag zum Eurovision Song Contest erschien erschien am 22. Mai auch der Drittplatzierte Titel auf CD: AySel & Arash mit Always. Zweiter ist in Deutschland absolut kein Unbekannter mehr. Der in Schweden lebende Sänger mit iranischen Wurzeln hatte 2005 mit Boro Boro einen Hit, der immerhin bis zum Platz 11 klettern konnte. Danach gab es drei weitere Titel, die sich in den Charts platzieren konnten, allesamt aber schlechter. Jetzt nach drei Jahren Abstinenz ist er also zurück als Eurovision-Teilnehmer und schafft nicht nur für Aserbaidshan das beste Abschneiden beim Contest bisher, sondern auch eine Platzierung auf der 96.
Übrigens: sowohl Hadise als auch Jade Ewen mussten nach nur einer Woche die Charts schon wieder verlassen. So viel zum Thema Nachhaltigkeit des Contests.
Tja und ganz am Ende der Charts kommen wir auf den Verlierer der Woche. Die ultimative Chartshow, sonst immer eine Garant für reichlich Wirbel in der Liste, versagt mit den Lieblingshits der Männer. Warum eigentlich? Kaufen Männer weniger Musik? Oder haben bereits alle Männer ihre Musik zu Hause? Laut Oliver Gaißen samt Team ist Queen mit We Will Rock You der ultimative Spitzenreiter aller Männer. In den Verkaufscharts setzt sich dagegen ein Titel durch, der bei RTL auf Rang 26 gelistet wird: Led Zeppelin mit Stairway To Heaven. Rückkehrer in die deutsche Liste aufgrund von Downloads. Aber es reicht lediglich für Platz 97.
Gleich dahinter, auf Platz 98, landet KISS mit I Was Made For Loving You. In der TV-Liste die Nr. 8. Vor ziemlich genau 30 Jahren stand dieser Titel ganz oben in den Charts, nämlich für vier Wochen auf der 2. 1997 gabs dann ein kurzes Intermezzo von zwei Wochen mit der Höchstplatzierung 94, im letzten Jahr brachte Herr Geißen den Titel einmal auf die 96 und jetzt ist es eben die 98. Alles in allem immerhin die 38. Woche.
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