Das erste Halbjahr 2009 ist um und die Hälfte der Wochen – also ein komplettes Vierteljahr – stand Lady GaGa an der Spitze der Verkaufscharts. Da ist es also nur richtig, dass diese Woche auch an Poker Face geht, unverändert wie vergangene Woche und insgesamt das 13. mal. Statistisch kann ich all das nur wiederholen, was ich schon letzte Woche geschrieben habe. Neu kommt hinzu, dass Lady GaGa mit dieser Woche insgesamt 18 Wochen lang in den Top 10 notiert war: 17 x mit Poker Face, davon jeweils auf der Position 1 oder 2, und 1 Woche lang mit Just Dance. 18 Wochen unter den ersten 10, das ist momentan der Spitzenwert im Jahr 2009. Auf Position 2 folgen Silbermond mit 17 Wochen. Zu denen aber weiter unten erst mehr.
Vorher noch den Rest der Spitzengruppe: Je länger Lady GaGa an der Spitze steht, desto mehr gehen die Quoten nach oben, dass sie es keine weitere Woche mehr auf der 1 aushält. LoveGame, die neue Single (inkl. tollem Remix mit Marilyn Manson), erscheint erst am 26. Juni (also heute), das bedeutet für Emilíana Torrini Bahn frei, denn Jungle Drum erschien bereits eine Woche früher und das dürfte sich in der kommenden Chartwoche auswirken. Derweil rutscht die Sängerin aus Island mit reinen Digitalverkäufen einen Platz nach unten auf die 3 und macht dem deutschen Duo Cassandra Steen feat. Adel Tawil Platz, die mit Stadt von der 4 auf die 2 steigen. Lady GaGa hat damit also die Kraft Adel Tawil seinen zweiten Nr.1-Hit zu verwehren. Aber auch der Platz 2 ist für ihn ziemlich gut. Nur einmal stand er als Teil von Ich + Ich mit Stark auf dieser Position. Für Cassandra Steen dagegen ist seit letzter Woche alles ein Superlativ in ihrer Karriere.
Das ist die Spitzengruppe, wie sie media control bereits am Dienstag bekannt gab. Und der höchste Neuzugang steht gleich einen Platz tiefer auf der 4. Und dort erleben wir mit When Love Takes Over den kommenden Sommerhit des Jahres, darin sind sich so ziemlich alle Chartkommentatoren einig. In Großbritannien sprang das Ding in eben dieser Woche von der 7 auf die 1. Dort wurde die CD-Single kurzerhand ein paar Tage früher als geplant veröffentlicht, nämlich mitten in der Woche, weil eine nahezu identische Cover-Version von Ari L allmählich die Charts emporkletterte und den Erfolg des Originals zu schmälern schien. Original ist bei When Love Takes Over natürlich auch ein wenig weit aus dem Fenster gelehnt. Ganz wesentlich besteht der Titel nämlich aus dem Piano-Riff von Coldplays Clocks. Im Jahr 2003 erreichte dieser Titel (der zu den bekanntesten von Coldplay zählt) in Deutschland Platz 50.
Für David Guetta ist When Love Takes Over der kommerziell erfolgreichste Titel überhaupt. Bisher stand er einmal mit Chris Willis und dem Titel Love Is Gone auf der 36. Das war 2007. Der Titel entwickelte sich dann mehr oder weniger zu einem Clubklassiker und wurde bis ins Jahr 2008 immer wieder notiert, ganze 25 Wochen stand er in den Charts, aber zu durchschalgendem Erfolg im Sinne von hohen Platzierungen reichte es nicht. Im Jahr 2009 hat sich das alles geändert und es dürfte für David Guetta ein sehr gutes Jahr werden, denn für August hat er die Veröffentlichung eines neuen Albums angekündigt. Mit solch einem Hit im Gepäck hat es gute Aussichten auf Erfolg.
Für Kelly Rowland sieht die Sache dagegen schon ganz anders aus. Ende 2002 stand sie nämlich mit Dilemma bereits zwei Wochen an der Spitze der deutschen Charts. Unterstützt wurde sie damals (oder eigentlich war es ja umgekehrt) von Nelly. Danach mühte sie sich vergeblich, einen ähnlichen Erfolg zu landen. Ihre Single Work aus dem letzten Jahr gehörte da mit Platz 25 noch zu den erfolgreicheren Produktionen. Nun ist also auch sie wieder zurück am oberen Ende der Charts.
Putzig am Rande noch: für beide ist es die jeweils sechste Veröffentlichung unter eigenem Namen. Kelly Rowland hat mit Destiny’s Child natürlich noch eine ganze Menge anderer Hits gelandet, 14 an der Zahl, drei davon unter den ersten 10, aber nur eine einzige Single – nämlich Lose My Breath im Jahr 2004 – war höher als der jetzige Platz 4 notiert, nämlich auf Position 3.
Mit der Erfolgskurve steil nach oben geht es auch für Pitbull. Der kubanisch-USamerikanische Rapper tauchte mit dem aufkommenden Dancehall-Ragaton-Fieber im Umfeld von Lil Jon vor einiger Zeit auf. Außerdem war er unter anderem auch auf dem Gasolina-Remix von Daddy Yankee zu hören – das vielleicht einer seiner Auftritte, die dem einen oder anderen noch in Erinnerung sind. Charttechnisch war er 2007 als featured artist an der Seite von Lumidee zu hören. Crazy schaffte es damals bis auf Position 35. Nun stellt Pitbull seine erste Solo-Single vor: I Know You Want Me (Calle Ocho). Und das Ding ist schon ein kleiner Salto: Ragaton wie er weit und breit bekannt ist, aber auf eine ziemlich gebrochene Art mit allerlei Cuts, Bläser-Samples und dem elektronifiziertem Ping, der das Ganze dann doch ziemlich hypnotisch macht. Ich will an dieser Stelle nicht behaupten, dass das eine völlig neue Erfindung wäre, oder weniger sexistisch als die üblichen Tracks aus dem Genre. Aber irgendwie ist es doch recht eingängig und wohl ein Anwärter auf kommende Beach-Parties. Platz 15 in der ersten Woche - das ist schonmal ein deutliches Votum.
Und nun wie versprochen zu Silbermond. Ihre zweite Single aus dem Nichts passiert-Album ist da und heißt Ich bereue nichts. Das ist die CD mit dem Zunge rausstreckenden Baby – eins der debilsten Cover aller Zeiten. Wenn man natürlich das Video dazu gesehen hat, dann versteht man das Cover wieder. Sebastian Schweighöfer als zurück alternder Mann. Trotzdem mag ich das Motiv irgendwie so gar nicht. Die Idee zur Video-Geschichte stammt mit Sicherheit von der Textzeile „Die Zeit läuft gegen uns ...“ – ein Titel, das über verpasste Gelegenheiten sinniert und darüber, dass nichts umkehrbar ist. Wie ich finde, gewohntes Material von Silbermond. Ungewohnt ist dagegen die Platzierung: Position 20. Vorgänger und Nr.1-Hit Irgendwas bleibt verharrt in dieser Woche auf Position 18 und ist damit besser im Verkauf. Ein schweres Erbe, das Ich bereue nichts hier antritt.
Und noch ein Neuzugang wird von media control im Vorfeld der offiziellen Chartveröffentlichung ordentlich gefeiert. Sozusagen das beste Debüt der Woche. Und das kommt von der amerikanischen Band Gossip. Heavy Cross ist laut Vertriebsplattformen noch gar nicht als CD erschienen, als Termin wird der 3. Juli genannt. Trotzdem ist der Titel jetzt schon in den Charts gelistet. Und mit Platz 48 nicht mal schlecht. Einen wirklich konkreten Anlass gibt es dabei wohl nicht, außer dass Frontfrau Beth Ditto momentan medial sehr präsent ist; Coverstory hier, Interview dort. Und Karl Lagerfeld ist auch bereits Fan von ihr und schwärmt bei Kerner von der Band. In Italien ist Heavy Cross bereits seit zwei Wochen Platz 1 der Radiocharts. Und der Titel ist tatsächlich auch etwas für hiesige Programme. Gerade erscheint das Album Music For Men und am 18. Juli kann man Gossip auf dem MELT erleben. Groß! – Für mich der wichtigste und interessanteste Neueinsteiger der Woche.
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