Insgesamt war 13.-19. November eine recht gute Woche für Single-Neuveröffentlichungen. Rihanna und Aura Dione schlagen sofort in den oberen Zehn ein. Und nur drei Plätze drunter geht es grad weiter mit JAY-Z Alicia Keys. Empire State Of Mind ist die zweite offizielle Single aus JAY-Z’s Album The Blueprint 3 in Deutschland und mit dem Start auf Platz 13 kann sie ziemlich locker Vorgänger Run This Town überrunden, welcher nur bis Platz 18 kam und genau in der letzten Woche aus der Liste rausfiel. Nach wie vor gilt: in den USA und in Großbritannien ist JAY-Z wesentlich erfolgreicher. Empire State Of Mind gehörte dort zu den Topsellern der vergangenen Wochen, in Großbritannien ging es bis auf Platz 2, in den USA wurde es die vierte Nr.1 unter Beteiligung von JAY-Z.
Von den Kritikern der internationalen Presse wird JAY-Z’s Album sehr positiv bewertet. Ich wiederhole hier mal nicht was da so geschrieben wird, könnt ihr mit Leichtigkeit selber finden. Für mich ist der aktuelle Sound nicht so wahnsinnig innovativ. Mag sein, die Rückbesinnung auf das Essentielle im Rap und HipHop hat Kraft, aber irgendwie so total zündend find ich’s dann doch nicht. Die Kombination mit Alicia Keys ist wahrscheinlich auch ein ziemlich großartiger Einfall, aber auch da bleib ich dann relativ cool. Ich will hier gar nicht sagen, dass mir Empire State Of Mind nicht gefällt, aber verglichen mit Alicia Keys’ letztem Streich Another Way To Die an der Seite von Jack White finde ich den aktuellen Titel dann doch beinahe fad. Immerhin ist es die fünfte Top20-Single in Deutschland für die Pianistin.
Noch ein Rap-Star hat in dieser Woche neues Material vorgelegt. Sogar ganz neues. Obwohl, das zugehörige Album von 50 cent Before I Self Destruct ist bereits eine Woche länger im Verkauf, da gibt es nun auch Baby By Me als CD-Single. Seltsame Politik für meine Begriffe. Dazu kommt, dass ich auch Baby By Me nicht wirklich wahnsinnig überzeugend finde. Als Partner taucht Akon auf, aber auch das reicht allein noch nicht. Und so landet die erste Single seit mehr aos zwei jahren mit 50 cent als Mainact auf Platz 26, was nicht wirklich überzeugend ist. Erinnern wir uns an seine Glanzzeit zwischen 2003 und 2005 als er mit In Da Club und Candy Shop zwei veritable Nr.1-Hits in Deutschlands landen konnte, dann könnten wir jetzt auch mutmaßen, daß es für 50 cent momentan eher mit der Popularitätskurve nach unten zeigt. Das Album Before I Self Destruct kann mit Platz 36 momentan auch noch gar nicht überzeugen … aber eventuell kommt noch der große, überzeugende Knaller. In diesem Fall heißt es: warten wir mal noch ein wenig ab.
Bleiben wir noch einen kleinen Moment im Bereich R’n’B. Da arbeitet sich seit gut sechs Jahren ein junger Brite ins Bewusstsein des internationalen Musikbusiness. In seiner Heimat war er ziemlich schnell in den Top 10 angekommen, zwar noch nicht völlig etabliert, aber eben auch kein Unbekannter mehr. In diesem Jahr gelang im dann das Kunststück als erster britischer R’n’B-Act in den USA die Position 1 zu erreichen. Außerdem ist er mit familiären Wurzeln in Indien der erste Mann asiatischer Abstammung, der die Spitze in den USA erreichte. So viele Schlagzeilen verlangen natürlich auch nach einer Veröffentlichung in Deutschland und so ist seit 13. November Down auch hierzulande als CD erhältlich. Der Titel ist eine clevere Mischung aus amerikanischem Sprechgesang mit Autotune-Effekt und europäischen Clubelementen. Das klingt insgesamt recht zukunftsträchtig und hat wie gesagt, den nordamerikanischen Markt schonordentlich aufgemischt. In Deutschland reicht es momentan für Platz 29 – der Puls der Zeit schlägt hier offensichtlich noch ein bisschen anders.
Einen wesentlichen Beitrag zu Down leistete Lil Wayne, bei dessen Cash Money Records jay sean unter Vertrag steht. Als featured Artist kann Lil Wayne mit Down einen siebten Charttitel verbuchen. Und dieser ist der direkte Nachfolger zu seinem bislang größten Erfolg, dem Top 10-Hit Let It Rock gemeinsam mit Kevin Rudolf im Winter diesen Jahres.
Immer wieder tot gesagt und dann doch wieder da, sogar erfolgreich, deshalb auch irgendwie immer mal kopiert, zuletzt von Ashley Tisdale, das ist die Geschichte von Britney Spears. In Deutschland mag es mit ihrem Erfolg tatsächlich nicht mehr so ganz superlativ zugehen, in Amerika ist irgendwie kein Abbruch ihrer Popularität zu erkennen. Die neueste Single von Britney Spears trägt einfach den Titel 3, es ist die Vorabauskopplung zum nächsten Best of-Album The Singles Collection. In den USA kam 3 dann auch ziemlich sofort an die Spitze, wie gesagt, hier ist es ein wenig gemächlicher: Platz 18 wird in der ersten Woche notiert.
3 klingt mehr oder weniger so wie die letzten Produktionen auch klangen. Das ist nicht unbedingt schlecht, allerding könnte man auch böse behaupten, dass Produzent Max Martin sich ein wenig auf Bekanntem ausruht. Auto-Tune-Effekt auf Elektro-Pop-Sound, in der Samstagabend-Bar sicher gut einsetzbar, damit sogar halbwegs infektiös, aber ein wirklicher Überhit ist es dann doch auch wieder nicht. Alles in allem eher uninspiriert.
Inspiration oder nicht … darüber könnten wir angesichts von Sarah Kreuz’ erster Veröffentlichung auf CD auch spekulieren. Im knappsten Finale der Geschichte von DSDS dem diesjährigen Superstar Daniel Schuhmacher (was macht der eigentlich grad?) unterlegen, präsentiert die junge Sängerin momentan ihr Debütalbum One Moment In Time. Als Appetitmacher wurde If One Bird Sings ausgewählt und zwei Wochen vor dem Album veröffentlicht. Der Titel beginnt dann auch mit Vogelgezwitscher und greift mit Streicherarrangement und Gospelchor-Arrangement ziemlich tief in die Schmachtkiste. Für meine Begriffe leider zu viel Pathos für die an sich sehr schöne Ballade, die in einer Reihe mit den großen Klassikern stehen könnte. Es ist wirklich schade, dass eine junge Sängerin sich so sehr von Managern und Produzenten kaputt produzieren lassen muss. Ich wünsche mir das nächste mal eine ganz sparsam instrumentierte Nummer von Sarah Kreuz, bei der sie auch nicht zu sehr auf die Emotionen-Tube drücken muss. Dann werde ich sie auch richtig gut finden. So finde ich Platz 35 als Erstplatzierung fast schon überbewertet.
Im stetigen Aufstieg begriffen sind die Foo Fighters um David Grohl. Ihre Single Wheels steigt in der fünften Chartwoche auf einen neuen Höchstwert von der Position 51 auf die 46. Die Veröffentlichung als CD stand für den 27. November an, das heißt erst in zwei Wochen wird der ultimative Schub in den media control-Charts folgen. Schön, dass es immer wieder auch solche langsam wachsenden Hits gibt.
Und dann kommen wir langsam in die Abteilung: Hits mit TV. Der Star aus Stefan Raabs Casting-Show Stefanie Heinzmann ist momentan mit ihrem zweiten Album Roots To Grow in den Charts. An den Erfolg des Vorgänger s Masterplan kann es allerdings nicht anschließen. Zu ähnlich klingend, würde ich diagnostizieren. Auch wenn der Soul von Stefanie Heinzmann ziemlich schön und eingängig ist. Für ihre zweite Auskopplung aus dem aktuellen Album Unbreakable / Stop hatte sie bei Stefan Raab einen Auftritt zusammen mit ihrem Idol Joss Stone. Aber das reicht nicht, um der Single wirklich zu einem breiten Erfolg zu verhelfen. Unbreakable / Stop steigt auf Platz 68 in die Charts ein und das ist die schlechteste Platzierung, die eine Single von Stefanie Heinzmann jemals hinlegte. Wirklich schade.
Ordentlich ausgeschlachtet haben bereits Green Day ihr Album 21st Century Breakdown. Mit Know Your Enemy und 21 Guns auf den Plätzen 13 und 14 waren sie in Deutschland recht gut platziert. 21 Guns schafft es in dieser Woche sogar noch einmal von der 49 auf die 50 (in der 17. Woche). Die dritte Single East Jesus Nowhere blieb weltweit unbeachtet. Dafür schafft es nun wenigstens der Titelsong 21st Century Breakdown zu einer Achtungsplatzierung: Platz 71.
Neu in den Albumcharts auf Platz 11ist der englische Jazz-Pianist und Sänger Jamie Cullum. Sein drittes Album The Pursuit bringt ihm auf Anhieb den kommerziell erfolgreichsten Start in seiner Karriere. Und es verhiflt ihm auch zu seinem ersten Singlehit, denn I’m All Over It, die leichte, fast swingende Nummer, schafft es im Windschatten des Albums auf Platz 93 der Liste. Erschienen ist der Titel als e-Single bereist am 9. Oktober. Über Import ist auch eine Vinylversion erhältlich, als CD hab ich den Titel nicht gefunden.
Seinen ersten Solo-Hit kann auch Wayne Jackson mit Hallelujah verbuchen. Der in Manchester geborene Sänger und Songwriter kam 2005 an der Seite von Paul van Dyk mit The Other Side schonmal zu Chartehren. Damals erreichte der Titel Platz 29. Nun legt Wayne Jackson mit Hallelujah einen Titel nach, der ordentlich nach U2 klingt. Im kommenden Jahr soll auch sein zweites Album Undercover Psycho erscheinen. Hallelujah ist außerdem Teil des Soundtracks zum deutschen Film „Die Tür“. Mit all em im Gepäck, geht es für Wayne Jackson rein auf Platz 98.
Von aktuell gitarrenlastig geht’s nun zu kuschelweich und romantisch. Auf Platz 85 passiert das, was eigentlich jedes Jahr in der letzten Novemberwoche passiert. Und jedesmal wieder bin ich doch überrascht. Es ist wieder so weit: Weihnachten steht vor der Tür und die saisonalen Hits werden die Charts bevölkern. Natürlich macht den Anfang der Weihnachtsklassiker schlechthin: Last Christmas. Mittlerweile gibt es ja tausende von Coverversionen, sogar Ashley Tisdale steuert eine bei. (und auf japanisch hab ich auch eine von Exile gefunden.) Am beliebtesten (bei wem auch immer) ist allerdings immer noch das Original von Wham!. Muss ich jetzt eigentlich nochmal die ganze Geschichte des Titels erzählen? 1984 das erste Mal veröffentlicht, damals Platz 7 in den deutschen Charts, dann für einige Zeit zumindest aus den Charts verschwunden, aber seit 1996 jedes Jahr wieder drin. In der Saison 2007/08 erreichte es dann mit Platz 4 sogar seine absolute Höchstplatzierung. Und nun ist es also wieder so weit: Last Christmas steht wieder auf Platz 85. Es beginnt damit seinen diesjährigen Chartaufenthalt 12 Plätze schlechter als vor genau einem Jahr. Bedeutet das jetzt, dass es mit der Popularität so ganz langsam zu Ende geht? Mit nunmehr 81 Chartwochen teilt es sich Platz 3 mit Wolfgang Petrys Die längste Single der Welt auf der Liste der am häufigsten platzierten Titel. Es ist allerdings nicht zu erwarten, dass es The Disco Boys feat. Manfred Mann’s Earth Band mit For You (derzeit 86 Wochen) und DJ Ötzi & Nik P. mit Einen Stern (der deinen Namen trägt) (momentan 97 Wochen und immer noch notiert von Platz 98 auf 96) überrunden wird.
Und wenn wir schonmal bei den ewigen Dauerbrennern sind. Einer der neueren Klassiker ist Apologize von Timbaland presents OneRepublic. Vom Erfolg der neuen OneRepublic-Single Secrets (in dieser Woche von 5 nochmal hoch auf 4) getragen, wird der Song gerade wieder merklich nachgefragt. Es geht also mal wieder in die Liste auf Platz 97. Und das ist die 51. Woche – das entspricht Platz 25 in der Liste der am häufigsten platzierten Titel.
Und auf der 100 steht nach drei Monaten Zwangspause auch noch einmal Peter Fox mit Alles neu. Es ist die 42. Chartwoche für den Titel, der dem Berliner vor einem Jahr einen Platz 4 einbrachte. 24 Wochen davon war er im Jahr 2009 platziert.
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