30. April 2010: Mehrzad Marashi auf der 1 - na und?

Na da haben sich die Medien (insbesondere die tagesaktuellen Blogs) beinahe überschlagen. Eine Woche lang wurde nahezu im Minutentakt berichtet, wer denn jetzt wo die Nase im Downloadgeschäft vorn hat. Wunderbar polemisch hat das oljo vorgemacht. Bleibt es Lena Meyer-Landrut? Oder wird's dann doch Blümchen oder Led Zeppelin? Hin und her ging es, hier wurde gezählt, da gerechnet und Beschuldigungen (vielleicht auch nichtmal ganz und gar unbegründet) ausgesprochen. Und ganz am Ende steht es dann doch als positive Schlagzeile da: "Lena behält mit Satellite den Allzeit-Download-Rekord." Das ist dann vielleicht auch wirklich erfreulich.

Aber mal von Anfang an: es ist Samstag, DSDS-Finale, die BILD-Medienmaschine arbeitete in den letzten Tagen auf Hochtouren. Skandal und Theater: wird's Mehrzad oder der andere? (wie hieß der doch gleich? - Ach ja Menowin.) Und kaum steht der Gewinner fest, sind auch die Downloadportale geöffnet – natürlich werden sie von den Millionen von Zuschauern auch ordentlich gestürmt: gehört sich ja so für eine Show, die sich damit brüstet Superstars zu produzieren. Etwas seltsam bei der Geschichte natürlich schon die Vertriebspraxis von Plattenfirma SONY: billige Download-Angebote bei gleichzeitiger Anbindung an vor allem konzerneigene Angebote. Aber was heißt hier seltsam? Konsequent triffts da eher: immerhin geht es ja um Profit. Innerhalb von 24 Stunden steht Mehrzad Marashi also auf Platz 1 der iTunes-Charts, Lena rutsch ab, und dann – im Laufe der Tage – können doch Blümchen und Led Zeppelin noch mal ordentlich zulegen und holen bei einzelnen Downloadportalen sogar die Spitze. Natürlich reicht das nicht für die Wochenführung, zumal ab dem 21. April (Mittwoch) auch die CD in den Läden stand. Insofern: Mehrzad Marashi steigt mit Don't Believe direkt an der Spitze der media control-Charts ein, tut es seinen Vorgängern gleich und … tja, das wird nun wirklich spannend: wie lange wird er da wohl bleiben? Vorjahres-Sieger Daniel Schuhmacher brachte es mit seinem Debüt auf drei Wochen … und der wurde medial ja ziemlich bejubelt. Die aktuellen Download-Charts sehen eine Woche nach dem Finale dagegen recht mau aus. Sogar Lena wird da wieder höher notiert, und ihr Sieg beim nationalen Oslo-Ausscheid ist mittlerweile mehr als einen Monat her. Da könnte es also fast passieren, dass ihr Abrutschen auf Rang 2 nur ein kurzes Intermezzo ist und sie in der kommenden Ausgabe schon wieder von ganz oben grüßt …

Das ist natürlich alles höchst spekulativ, zumal da auch noch einige andere starke Konkurrenten in den Startlöchern stehen. Was allerdings garantiert nicht passieren wird: dass die Anti-DSDS-Songs sich nochmal weit vorn platzieren. In dieser Woche hat es ja für Blümchen und ihren Boomerang immerhin bis zu Platz 7 gereicht, was schon mal … nunja … doch auch ziemlich stark ist. Denn ob jetzt der Mainstream-Happy-Techno-Sound der 90er wirklich viel besser ist als der Bohlen-Kuschel-Pop der 10er … ? Lustiger ist er allemal. Und was richtig schräg ist: mit der konzertierten Download-Aktion entert Blümchens Track erstmals seit Erscheinen die Top 10. Im Jahr 1996 war nämlich bei Platz 11 Schluss. Und damit ist Boomerang ziemlich eindeutig der älteste Titel, der es bislang im Jahr 2010 in die Top 10 gebracht hat. Wenn in den folgenden Monaten nicht noch mehr solche Aktionen folgen, dann dürfte dies vermutlich auch so bleiben. Allerdings … da sind ja in der Vergangenheit schon ganz andere Dinge passiert.

Ähnliches – oder eigentlich wesentlich Sensationelleres – lässt sich über den zweiten Anti-DSDS-Song sagen. Musikalisch wahrhaftig das komplette Gegenteil zum Casting-Sound wurde Led Zeppelin mit Stairway To Heaven als Protest-Download propagiert. Die Aktion begann etwas später (wenn ich mich recht erinnere, dann war Mittwoch der eigentliche Start) und in nur zwei Tagen brachte es der Titel zu einem Platz 15 in den offiziellen media control-Charts. Das wirklich Aufregende: Stairway To Heaven gehört zu den bekanntesten Titeln von Led Zeppelin, war aber niemals wirklich als Single erhältlich. Bei discogs ist immerhin eine Promo 7" aus dem Jahr 72 aufgeführt – allerdings nur in den USA erschienen. 2007/08 erschien dann der Back-Katalog in einer remastered Version noch einmal komplett und damit dann auch Stairway To Heaven zumindest als virtuelle Single. Platzieren konnte sich der Titel allerdings lediglich einmal auf Rang 71 und später im Nachzug von solchen Fernsehshows wie "Die ultimative Chartshow" oder ähnliches. Nun also wird einer der wichtigsten Rocktitel der Musikgeschichte überhaupt erstmals wirklich in Massen verkauft und taucht in den Charts auf. In der insgesamt erst fünften Chartwoche platziert sich Stairway To heaven also in den Top 20 – Ironie des Schicksals: die 85er Coverversion der FAR Corporation (von und mit Frank Farian) hat nach wie vor mit Platz 14 die Bestplatzierung zu Buche stehen. So viel also zum Thema "Was spiegeln Charts wirklich wider".

Achterbahn für NENA und gentleman

Da ist was los! NENA fährt mit ihrer Geburtstagssingle In meinem Leben Achterbahn. Vor vierzehn Tagen war sie die bejubelte höchste Neueinsteigerin in den Charts: Platz 4! Grandios und unerwartet. Und in der letzten Woche war der Ofen dann schon fast aus, ein Absturz von 20 Plätzen. Das ist schon ziemlich ordentlich. Und nun? Nun geht es wieder hoch: 12 Plätze insgesamt, fast nochmal in die Top 10 hinein. Das Krasse an dieser Geschichte: so ähnlich hat es sich im letzten Herbst mit ihrer Lead-Single Wir sind wahr schon einmal zugetragen. Da ging es relativ hoch hinein in die Liste (damals Platz 28), dann folgte direkt der Absturz und in der dritten Woche rappelte sich der Titel dann doch noch einmal auf und konnte sich im Anschluss dann doch noch ganz passabel verkaufen.

Der momentane Hype könnte eventuell mit dem Tourstart am 8. April in Braunschweig zu tun haben. Allerdings sollte da auch eine Menge mediale Unterstützung erfolgt sein, denn so eine Tour allein … naja, wirkliche Verkausschübe hat das bislang noch bei keinem Act ausgelöst (zumindest in der jüngeren Vergangenheit).

Das Auf- und Ab-Muster gefällt ganz aktuell auch gentleman. Allerdings gibt es für den neuerlichen Höhenflug der Single it no pretty einen ganz präzisen Grund: Das Album Diversity steigt nämlich direkt auf Platz 1 der Albumcharts ein. Und solche Albumerfolge ziehen für gewöhnlich die ausgekoppelten Singles auch noch mal ordentlich nach oben. Platz 19 bedeutet auch: dies ist der vierte Top 20-Hit für gentleman. Und dafür hat es nun doch ganze fünf Jahre gebraucht.

Comeback des Jahres: train

Bester CD-Neustart abseits vom Superstar-Business gehört der amerikanischen Country-Rock-Band train. Für die meisten waren das bislang unbeschriebene Blätter, aber nichts da: die Jungs machen laut wikipedia-Angaben schon seit 1994 Musik. Und im Jahr 2001 hatten sie bereits flächendeckend kommerziellen Efolg mit dem Titel Drops Of Jupiter (Tell Me). Für die USA und Großbritannien bedeutete das Top 10, in Deutschland gab es immerhin neun Wochen Chartnotierung und Platz 73 (das war noch die eben zu Ende gegangene Ära, in der Titel nach neun Wochen automatisch aus der Liste entfernt wurden, sobald sie zweimal unterhalb der Position 50 platziert waren). Achteinhalb Jahre danach können train also wieder einen Hit verbuchen, und dieses Mal sogar einen richtig gewaschenen: Platz 8 in der Woche nach Erscheinen auf CD. Das ist mal ordentlich. – Mit dieser langen Chartabstinenz sind train zumindest für dieses Jahr die wahren Comeback-Stars. Mal abgesehen von solchen Acts wie Adiemus, Vangelis oder Rod Stewart, die auch schon seit mehr als neun Jahren oder länger nicht mehr in den Charts präsent waren und in diesem Jahr wieder mal auftauchten – allerdings mit alten Titeln bzw. im Fall von Rod Stewart als Teil des Charity-Projekts Helping Haiti. Kann man also nicht wirklich werten.

Versantwortlich für den plötzlichen Erfolg ist unter anderem der Einsatz als Soundtrack. In dem deutschen Film Vincent will Meer spielt Hey, Soul Sister eine nicht ganz unbedeutende Rolle. Aber … daran allein liegt es wohl nicht, denn auch außerhalb des deutschsprachigen Raums schlägt der Titel ordentlich ein. Nachdem allerersten Hören war mir dann auch sofort klar, was da ausschlaggebend ist. Nicht etwa ein plötzlicher Trend hin zum Countryrock (obwohl dieser ja so ein wenig schon eine Weile zu beobachten ist) , nein nein, Hey, Soul Sister kommt ziemlich weichgespült und radiotauglich daher. Die Servicewellen dudeln ihn hoch und runter und – ganz ehrlich – ich kann ihn eigentlich jetzt schon nicht mehr hören. Aber … da gibt es noch genügend andere Menschen, die das absolut nicht so empfinden und es ist abzusehen, dass train mit diesem Titel einen etwas dauerhafteren Hit in Deutschland absetzen können. Sei es ihnen gegönnt.

26. April 2010: Casting-Superstar-Lawine in Sicht

Eines muss man Dieter Bohlen schon lassen: vermarkten kann er sich und seine Produkte sensationell gut. Die gerade zu Ende gegangene DSDS-Staffel soll ja angeblich wieder alle möglichen Zuschauer-Rekorde gebrochen haben. Als Nicht-Fan hab ich allerdings zuerst gar nicht mitbekommen, dass die Show schon wieder läuft. Und auch der Effekt von gesteigerten Verkäufen der interpretierten Titel hielt sich ein wenig in Grenzen. Zum Ende hin gab es dann natürlich schnell noch eine Menge Skandalberichterstattung um das Interesse anzuheizen … und prompt war die Finalshow dann die meistgesehene aller Staffeln.

Aber jetzt greife ich der Zeit schon ein wenig voraus, denn das, was sich gerade in den aktuellen media control-Charts wiederspiegelt ist das Halbfinale vom 10. April. Und dort durfte der einzige wirklich länger erfolgreiche Superstar Mark Medlock seine neue Single Real Love präsentieren. Beste Sendezeit, beste Platzierung für die Zielgruppe und: Taktisch perfekt gesetzt, eine Woche vorm Finale, die Superstars geben sich im Kommerzgeschäft sozusagen die Klinke in die Hand.

Nun, meine persönlichen Erwartungen an den neuen Medlock-Titel waren nicht sehr hoch, hab ich hier schon mehrfach betont: gut durchkalkuliert, immer mit Südsee-Träumen-Video, irgendwie ja auch eingängig … im Grunde ein sicherer Hit. Als ich dann aber das erste Mal das Video sah, hab ich gedacht: oops, was hat der denn mit seinem Bart gemacht? Und dann nach einer Minute: Weißer Anzug – das geht gar nicht! Und wenn ich mir den Tanzstil ansehe … als Nicht-Fan würd ich sagen: früher war der cooler. Also der ganze Typ. Auch wenn er vielleicht nicht mal wirklich cool war. ––– So, nun schreib ich mich hier schon wieder um Kopf und Kragen und werd vermutlich wieder eine Menge Schelte einfangen. Hey, ihr dürft den Typen finden wie ihr wollt. Und ihr dürft auch seine Musik mögen. Dass das Schema seiner Hits irgendwie immer ähnlich ist, könnt ihr allerdings nicht bestreiten. Na gut, der Vocoder oder sagen wir doch Autotune-Effekt ist wohl neu. Schielt da jemand auf den amerikanischen Pop-Markt?

Real Love ist also die geschickt platzierte Single zum nächsten Album namens Rainbow's End, geplante Veröffentlichung am 30. April. Und Real Love ist in der media control-Chartausgabe vom 23. April der beste CD-Neustart: Wird auf Platz 2 gemeldet und – yes – das ist der siebte Top 5-Hit in Folge. Das ist dann schonmal gar nicht schlecht. In der letzten Woche hab ich ja grad über Lady Gaga philosophiert: sechs Top 10 Hits in Folge, dazu gehören auch solche "schwachen" Platzierungen wie Rang 10 und 7 … Da ist der Herr Medlock also doch um einiges stabiler. Er pirscht sich momentan an die Jungs von Tokio Hotel, die immerhin in den letzten fünf Jahren acht Top 5-Hits in Folge vorgelegt haben. Das ist jetzt doch mal ein lustiges Duell.

Wahrscheinlich hatte Mark Medlock (und mit ihm Dieter Bohlen) von einem neuen Nr.1-Hit geträumt. Wäre dann immerhin der vierte gewesen. Aber, da hat die andere Casting-Show in Form von Lena Meyer-Landrut, neu jetzt nur noch Lena, den Markt fest im Griff. Satellite steht zum fünften Mal hintereinander auf der Spitzenposition. Ordentlich! Die letzte deutsche Produktion mit solch einem Erfolg war Allein allein von der Dresdner Band Polarkreis 18, die im November 2008 alles in ihren Bann zogen.

Auch Lena hat gerade soeben ihr Album angekündigt. My Cassette Player heißt es und erscheint am 7. Mai. Und dann beginnt ja sowieso die heiße Phase in Oslo. Vorher allerdings – und genau schon in der nächsten Woche - wird DSDS-Gewinner Mehrzad Marashi mit Don't Believe die Liste anführen. Da sind sich alle einig, nur wie lange, das ist mal sehr umstritten. Das heißt auch: in der nächsten Woche wird wohl das Spitzentrio der deutschen Charts komplett aus deutschen Casting-Show-Gewinner(inne)n bestehen. Ich schätze mal: das gabs vorher noch nie. – Dass sich Dance-Hit Alors On Danse von stromae da noch irgendwie dazwischenschieben kann, ist aussichtslos. Zumal ja auch die Anti-DSDS-Titel von Blümchen und Led Zeppelin ordentlich Umsatz verbuchen können. – Nun ja, das könnt ihr alles an anderer Stelle lesen. Und das Ergebnis werden wir spätestens Dienstag erfahren, wenn media control die erste Pressemitteilung zu den kommenden Charts herausgibt. Derweil können wir uns auch ein wenig in anderen musikalischen Gefilden umhören.

Atzenalarm die Dritte: Atzin

Ähm … muss ich da eigentlich was drüber schreiben? Ich könnte jetzt das Lady Gaga-Bashing fortsetzen und einfach weitermachen. Aber das wär irgendwie unangemessen. Frauenarzt & Manny Marc das sind ja echte Atzen, die würden niemals vorgeben auch nur einen Funken Verstand zu haben. Und deshalb sind sie insgesamt auch viel weniger angreifbar oder irgendwie beschimpfbar. Sie haben Spaß, machen Party, machen sich keinen Kopp … tja, und das knallt irgendwie. Die meisten von denen, die ihre CD (oder wahlweise auch die mp3-Form) kaufen, sagen sowieso. "Naja, das ist eigentlich Scheiss." …

Muss man alles also nicht wirklich ernst nehmen und trotzdem anerkennen, dass Atzin schon der dritte Titel ist, der in die deutschen Top 20 vorstoßen kann. So etwas hätte vor zwei Jahren ja auch keiner wirklich vermutet.

Langsame Durchstarter: David Guetta, Black Eyed Peas

Der wöchentliche CD-Superstartrausch verleitet ja immer ein bisschen, die entsprechenden Titel etwas länger zu beobachten. NENA zum Beispiel, wurde hier in der letzten Woche enorm abgefeiert als Überraschungsstart auf PLatz 4 der media control-Charts, in dieser Woche kann sie mit In meinem Leben gerade mal noch Platz 24 holen. Da hat das Interesse recht schnell nachgelassen. Und so etwas passiert ja doch häufiger. Geschätzte 80% aller Charttitel starten ihre Karriere in der Liste auf dem höchsten Platz und fallen dann mehr oder weniger schnell wieder raus. Aber es gibt auch die Titel, welche sich so langsam entwickeln und im Laufe der Zeit erst zu den richtigen Höhen emporschwingen.

Aktuell ist so ein Titel zum Beispiel Memories von David Guetta feat. Kid Cudi. Seit Ende Februar steht die CD in den Läden, mit dem 5. März wurde der Charteintritt vermeldet. Platz 9 war damals ganz erfreulich, nachdem One Love mit Estelle mit Platz 18 die hohen Erwartungen nicht ganz erfüllen konnte. Nach diesem Einstand ging es für die Single dem bekannten Weg folgend erst einmal ein wenig abwärts im Verkauf (auch raus aus den Top 10), dann doch wieder ein Stückchen hoch … hin und her … Verkäufe ungefähr konstant. Und jetzt klettert der Titel in seiner siebten notierten Woche nochmal ganze vier Plätze nach oben und landet auf Position 6. Muss jetzt nicht wirklich einen Wahnsinnsanstieg der Umsätze bedeuten – einen wirklichen Anlass kann ich dafür nicht ausmachen – allerdings melden solche Portale wie oljo in ihren aktuellen Online-Auswertungen tatsächlich eine Zunahme der Downloads … eventuell hängt das auch damit zusammen, dass die nächste Auskopplung Gettin' Over You (hier featuring Chris Willis, Fergie & LMFAO mit Veröffentlichungsdatum 12. April ordentlich ihre Schatten vorauswirft. David Guetta also einer der momentan omnipräsenten HItlieferanten.

Zu den aktuellen MUSTs in Sachen Mainstream-Pop gehören momentan auch The Black Eyed Peas. Und auch sie können ihren aktuellen Hit Rock That Body nochmal ein bisschen höher in der Gunst der Käufer_Innen schieben. In der dritten Woche geht es von der 15 auf die 10 und damit haben The Black Eyed Peas nun doch noch ihre ungebrochene Top10-Präsenz seit dem Jahr 2006 gerettet. Rock That Body ist der fünfte Titel in Folge, der es seit dieser Zeit mindestens für eine Notierung unter die ersten 10 der deutschen media control-Charts bringt. Also auch das eine sichere Nummer was Hitsingles angeht.

Diven-Alarm! Lady Gaga und Beyoncé im Duo

Muss man zu dieser Kombination eigentlich noch irgendwas sagen? – Wer sich das ausgedacht hat, dem kann man nur gratulieren. Im ersten Moment dachte ich ja: Was wollen die beiden eigentlich zusammen machen? Zicken sind's, klar … aber mal so rein musikalisch, da liegen doch Welten dazwischen. Und wenn wir uns das Ergebnis anhören, dann hat wohl Frau Gaga bei Telephone eindeutig die Zügel in der Hand. Elektro-Charts-Knall-Pop: bunt, schrill, aufgedreht, laut, eingängig … und irgendwie auch belanglos.

Ich hab mir das Ding bereits vor Wochen (als es begann in den britischen Charts nach oben zu wandern) auf den mp3-Player geladen, tja – und dann war ich auch nicht verwundert, als es dort tatsächlich auch die Nr.1 enterte. Hierzulande reicht es dann nur bis Platz 3, da hätte ich ganz ehrlich beinahe gewettet, dass mehr drin ist. Hmm … so kann man sich irren. Und das alles, wo doch Lady Gaga mal wieder mit einem extrem überdrehten Video aufwartet, welches ich absolut nicht verstehe. Ok, es wurde mal wieder nicht gespart an Ausstattung und Effekten, aber ehrlich – ist das nicht bretzdämlich??? Diese Gefängnisnummer, die irgendwelchen notgeilen Männerhirnen entsprungen scheint … Lady Gaga gefällt sich sehr in dieser Rolle, liefert dann auch noch das unzensierte Video nach, in dem man angeblich auch ihre Scham betrachten darf (als ob das jemand wirklich will) … Skandal muss also ran, aber wen regt denn das wirklich auf? – Telephone ist schön eingängiger Pop, das Video wie immer ein lustiger Zitatenbrei ohne Sinn und Verstand, insofern alles ok … und genau genommen ist das auch schon eine Menge. Mehr muss es nicht sein, und mehr isses auch nicht.

Worin also die neue Rolle von Lady Gaga oder auch Beyoncé bestehen soll, ich weiss es nicht. Dass sie sich in vollem Bewusstsein als Sex-Objekte inszenieren? Hmm – Porno weichgespült? Well, kann man ja auch in Zukunft nochmal drüber philosophieren. – Lustig find ich, dass "bad Gaga" und ihr "I'm kind of busy" schon durch den Remixwolf gedreht wurde und die männliche Antwort von Scotty Dynamosogar richtig cool ist.

Statistisch betrachtet, schickt sich Lady Gaga mit Telephone an, auch in diesem Jahr wieder die tonangebende Einzeltrackverkäuferin zu werden. Es ist ihr insgesamt sechster Charthit, alle sechs waren 2010 mindestens eine Woche platziert, das ist für das laufende Jahr erstmal der Spitzenplatz, den sie sich allerdings mit der Kölschen Band brings teilen muss, die es ja in der Karnevalswoche mit sechs Titeln gleichzeitig in die Liste schafften. Da muss bad Gaga noch ein bisschen dran arbeiten. Sechs aufeinanderfolgende Charthits, das ist dann aber schon eine anerkennenswerte Leistung. Der Letzte, dem das gelang war Mister Superstar Mark Medlock (von dem gibts dann später eventuell auch noch mehr). Allerdings auch hier: ABBA brachten es in den 70ern auf 13 Top10-Hits in Folge und The Beatles sogar auf 17. Noch lange kein Superlativ für den derzeitigen Liebling der Belanglospresse.

OK – belassen wir es dabei und beobachten die weitere Performance von Telephone. Ich kann mir vorstellen, dass da vielleicht doch noch was kommt, auch wenn die Downloadprognosen im Folgenden eher nüchtern ausfallen.

16. April 2010: Angenagelte Spitze

Zwei Titel sind in diesem Frühjahr scheinbar absoluter Konsens. Zumindest stehen sie seit Wochen ganz oben in allen möglichen Listen und so auch in der Auswertung von media control. Da wird in der vierten Woche Lena Meyer-Landrut mit ihrem Eurovisions-Beitrag für Deutschland Satellite als Spitze notiert. Die vierte Woche in Folge meistumgesetzte Titel und grad tickert es überall durch die Blogs, dass Lena bzw. ihr Musikkonzern UNIVERSAL in dieser Zeit Platin erreicht haben: das meint 400.000 umgesetzte Einheiten. Gleichzeitig beschwert sich zum Beispiel der Musikblog oljo.de zurecht, dass Label sowie produzierende Organisation Brainpool TV mit einer Flut von Abmahnungen und Streichungen im Internet agieren, um das Video zum Erfolgstitel auch ja nur auf ihren Seiten ansehbar zu haben. Nach dem Motto: das ist unser Star, nicht euer! – Dass es dabei um Kohle geht, ist klar. Werbeeinnahmen, GEMA-Gebühren, verkaufte CDs, TV-Auftritte … die Liste wo das Geld herkommen soll kann durchaus noch eine Weile fortgesetzt werden.

Zurück zur Charts-Statistik: auch ein Thema, bei dem ganz schnell das Thema monetäre Auswertung auf dem Plan steht … hier überwacht durch Firmen wie media control. Da fange ich doch fast schon an zu philosophieren, was wir überhaupt noch wo benutzen, kennen, erzählen dürfen. Also was ist denn das unsere Kultur? Und zu wieviel Prozent gehört diese unsere vermeintliche Alltagskultur irgendwelchen Firmen und Konzernen? Darf ich den Superhit Satellite irgendwo in der Öffentlichkeit pfeifen? (Wenn da jemand Geld in mein Mützchen wirft, dann hab ich ja Satellite kommerziell ausgewertet.) Oder die schönen MashUps und Remixe, die hier überall zu finden sind (siehe auch den Eintrag in der letzten Woche), geht das überhaupt? Wird da nicht schon das geistige Eigentum der drei Autoren "gestohlen" und mißbraucht?

Stopp hier mal der Polemik.

Gucken wir jetzt doch mal, wie sensationall Lena Meyer-Landrut nun wirklich abschneidet. Mit vier Wochen als bestverkaufter Titel gelingt ihr etwas, dass seit 1982 kein deutscher Eurovisions-Beitrag geschafft hat. Damals konnte Nicole mit dem einzigen deutschen Siegertitel Ein bißchen Frieden für fünf Wochen lang die Herzen der Musikkonsument_innen beherrschen. Allerdings muss man hier anfügen: vor dem großen Event in Harrogate stand der Titel nur eine Woche auf der 1. Erst als Nicole die europäische Siegerin geworden war und alle auch sicher waren, dies ist ein Hit, erst dann stand sie noch einmal vier Wochen lang ganz ganz oben.

Ein Titel, der bereits vor dem großen Singen für vier Wochen in Deutschland als das Non plus Ultra gehandelt wurde, war 1979 Dschigis Khan von und mit der gleichnamigen Ralf Siegel-Casting-Band. Die haben dann beim Contest in Jerusalem den vierten Platz geholt. Nun, das wäre ja schonmal ein ganz schönes Ergebnis für Lena und die beste Platzierung seit 1999 … wir warten ab und spekulieren lustig weiter …

Ganz zu Beginn hab ich von zwei Titeln geschrieben, die da allerorten präsent sind. Schnell also noch Hit Nr.2; Ex-Nr.1-Hit: stromae mit Alors On Danse. Immer noch sehr schön. Immer noch Platz 2 (nachdem er zuvor bereits 2 Wochen auf der 1 stand). Besonders erstaunlich für mich: an Alors On Danse scheitert sogar der beste CD-Neustart in dieser Woche … aber dazu bitte den nächsten Beitrag ansehen.

New Stuff

Neues gibt es zum Beispiel von gentleman. Seit diesem Jahr ist er nicht mehr bei 4music sondern bei einem Major-Label. Die erste Scheibe dort trägt den Titel Diversity (seit heute im Handel), daraus gibt es seit 14 Tagen die Single it no pretty. Offensichtlich hat sich der Wechsel für Gentleman gelohnt, denn auch wenn Gentleman das vielleicht nicht so sagen würde, aber It no pretty startet in der ersten Woche auf Platz 25 und bringt ihm die höchste Platzierung seit fünf Jahren. Würde ich an dieser Stelle sagen: Verkauf und Umsatz ist eben doch eine relevante Größe.

Der Titel selber ist gewohnter Stuff, ein bisschen arg jammerig find ichs schon. Erinnert mich dann an Konsorten wie Xavier Naidoo – nicht meine Lieblingssparte. Aber macht euch doch selbst ein Bild davon, wie Gentleman nach zwei Jahren Chartabstinenz aktuell klingt.


Die sage und schreibe sechste Auskopplung aus dem Album Funhouse legt P!NK mit "Bad Influence!" vor. Natürlich ist nach solch einer Ausschlachtung nicht mehr der Super-Chartburner zu erwarten. Platz 26 in der ersten Woche nach Veröffentlichung geht dabei völlig in Ordnung. … Aber irgendwie hab ich grad das Gefühl, das der Titel wesentlich sanfter ist als die anderen auf dem Album. Hat schon fast etwas … hmmm, wie soll man sagen: chansonhaftes? Vielleicht. Auch hier: hört's euch selber an!

Der noch aktuelle Superstar Daniel Schuhmacher arbeitet fleißig an seinem zweiten (und damit ersten eigenen) Album. Deshalb zieht er durch die Einkaufszentren dieses Landes, hat jetzt auch seine eigene myspace-Seite und legt mit If It's Live die nächste Single vor. Nach eigenen Angaben ist er recht froh, dass es diesmal keine Ballade ist – aber so richtig der Kracher ist es auch wieder nicht. Da bleibt Daniel Schuhmacher dann doch er selbst, was ja auch gar nicht schlecht sein muss. Schlecht auf jeden Fall ist wohl der Deal mit seiner Plattenfirma, denn If It's Love läuft zwar auf VIVA etc., auf den bekannten Videoplattformen im Netz ist es aber nicht zu finden, bzw. sogar gesperrt. UNIVERSAL lässt die Muskeln spielen und versucht möglichst viel Geld aus der Verwertung seiner Künstler zu pressen, auf Kosten der Artists. Denn Platz 30 für eine bisher nirgendwo veröffentlichte Single in der ersten Verkaufswoche ist für Daniel Schuhmacher nicht besonders toll. Das sind dann erstmal nicht so ganz rosige Aussichten für das anstehende Album Nothing To Lose. Ich erinnere nur mal an das Desaster der letzten Tokio Hotel-Scheibe … da ging es ja auch mit den Verkäufen erst so richtig los, als die Videos dann doch freigeschaltet waren … Hmmm, warten wir mal ab, wer hier den längeren Arm hat.

Komplett neu im Business ist Jan Sievers. Sein Titel Die Suche überzeugt mich vor allem durch ein absolut straightes Video. Da sitzt man so nichtsahnend vorm Computer und zappt sich durch das bunte Geflimmer, und plötzlich steht da dieser junge Mann, unaufgeregt und ohne viel Firlefanz, singt sein Lied bebildert mit Typen … das ist schon fast ungewöhnlich. So viel Straightness ebnet ihm den Weg in die Charts: Platz 48 in der ersten Woche nach Veröffentlichung der CD. Informationen gibs noch nicht so viele, gerade mal seine personal homepage gibt ein bisschen Auskunft. Mal schauen, was da noch so kommt.

Noch weniger Informationen gibt es zum Artist, der in dieser Woche auf der 58 der media control-Charts gelistet wird. Jasper Forks ist der Name und auf der Seite DJTop100.de wird die fleißig von Label KONTOR gestreute Legende wiederholt, dass es sich hier um einen 21jährigen DJ handeln soll. Hmmm … mag sein. Was sicher ausgedacht ist, ist zumindest der Name, denn wenn wir diesen samt Tracktitel River Flows In You zusammen zählen, dann ist jedem halbwegs Teenager-Gebliebenen klar, dass wir uns ganz tief im Dickicht der Twilight-Saga befinden: Forks ist der Handlungsort und Jasper (Hale) gehört dem Cullen-Zirkel an. Insofern haben wir es mit dem vorliegenden Track mit einem astreinen Vegetarier-Vampir-Mix zu tun. Die Melodie dürfte Kinogängern mehr als bekannt sein. Ursprünglich war River Flows In Meals Titelmelodie vorgesehen, dann entschied man sich aber doch anders. Trotzdem brachte es die Piano-Melodie zu einiger Popularität und KONTOR war nun am schnellsten, um sich die Rechte zu sichern. Ergebnis ist ein klassischer Dreamhouse-Track, ein Genre, welches ich ja schon einige Jahre lang für tot gehalten habe. Ich mein, erinnert sich noch jemand an Robert Miles? 1996 hatte er gleich drei Top 10-HIts und landete mit Children einen europaweiten Nr.1-Hit. Zu der Zeit – also vor gut 14 Jahren – war es wohl auch das Non plus Ultra, mittlerweile ist allerdings eine ganze Menge Zeit ins Land gegangen und ich frag mich schon, was so ein DJ samt Label umtreibt, dieses Genre wiederzubeleben. Ich nehme an, sowohl Produzent als auch Zielgruppe waren zum Zeitpunkt der Welle noch nicht richtig aufnahmefähig, weshalb für sie der Sound extrem neu und frisch klingt. Naja, das ist ja dann auch ok. Entdecken wir die Musikgeschichte halt auf diese Weise. Deutlich wird allerdings mit so einer Veröffentlichung, dass es weder KONTOR noch den Machern der Twilight-Filme wirklich um innovative und zeitgemäße Ausdrucksformen geht. Schade eigentlich.

Und auch bei Katherine Jenkins können wir das Thema Modernität noch einmal abhandeln. Die Mezzosopranistin ist die derzeit bestverdienende Klassik-Interpretin und wird gern gefeiert als mutigste Grenzüberschreiterin. Ihr frisches Album Believe versammelt nämlich einmal mehr vor allem Neuinterpretationen bekannter Pop- und Rockhits. Das ist mal grundsätzlich sehr spannend. Als ich dann aber die Singleauskopplung Bring Me To Life gehört habe, war ich mir plötzlich doch nicht mehr so sicher, wie großartig dieser Crossover ist. Ich muss zugeben, dass ich den Hit von Evanescence aus dem Jahr 2003, der es in Deutschland immerhin bis auf Platz 2 brachte, nie wirklich mochte. Warum auch immer. Im Vergleich mit der sanft-süßen Version von Katherine Jenkins kommen die Qualitäten des Originals allerdings deutlich zum Vorschein. Da steckt doch eine Menge Kraft und Emotion dahinter. Bei Katherine Jenkins klingt das viel beschaulich-schöner und steigert sich am Ende in ein überzogen opernhaftes Drama … wobei Drama an dieser Stelle glaubwürdiger klingt, als es die Interpretation für mich ist. Katherine Jenkins schenkt Bring Me To Life mit ihrer Variante eine Künstlichkeit, die es auch etwas belangloser macht. Das ist schade. – Und ich wage an dieser Stelle zu behaupten, dass der Trend im Moment eigentlich gerade in die andere Richtung geht: weniger Inszenierung, mehr Authentizität. – Nun, für Katherine Jenkins reicht es immerhin, sich erstmals in den deutschen Charts zu platzieren. Die Single steigt ein auf Rang 66, das Album Believe steht sogar auf Platz 36.

Krassester "Wetten dass…"-Effekt: Gossip knallt!

Klar, die Familien-Show am Samstagabend (die doch eigentlich keiner mehr sehen will) wird dann doch von allen geschaut und generiert immer ihre Hits. Krassestes Beispiel aktuell: am 27. März flimmerte Herr Gottschalk über die Mattscheibe, zu Gast unter anderem unser Oslo-Star Lena Meyer-Landrut. Naja, die wäre wohl auch ohne diesen Auftritt wieder die Nr.1 geworden. Was aber wirklich ein unglaubliches Ding ist: Gossip, die Band um Beth Ditto treten mit ihrem Uralt-Hit (Charteinstieg im Juni letzten Jahres) Heavy Cross auf – fulminant und eigentlich gar nicht so sehr familienkompatibel – es wird mitgeklatscht, und plötzlich rennen auch all jene, die niemals CDs kaufen in die Läden (oder virtuellen Shops) und holen sich Heavy Cross. Ergebnis: der Titel macht in der media control-Auswertung einen Riesensatz von Platz 24 auf die 5 – wohlgemerkt: in der 42. verbuchten Chartwoche. So weit oben stand er zum letzten Mal im November 09. Boah! – Ich mein', der Titel ist geil. Immer noch. Ich hab einfach gedacht, den haben jetzt wirklich schon alle auf ihren Playern. War also ein Irrtum. Nur um mal meiner Verwunderung ein bisschen Futter zu geben: in der Jahresendauswertung 2009 stand Heavy Cross bereits auf Platz 9. Für 2010 wird der Titel bisher auf Platz 6 gelistet. Versteht ihr was ich meine? Da kann nich mal Frau Gaga gegen an …

Und im Zuge des TV-Auftritts punktet auch Love Long Distance nochmal ordentlich. In der letzten Woche stand die Nachfolgesingle auf Platz 100 und alle Messen schienen gesungen. In dieser Woche segelt der Track nochmal hinauf auf Platz 68 und erreicht die beste Platzierung seit Ende Februar.


Ebenfalls auf der "Wetten dass…?"-Bühne shakiramit ihrer neuen Single gypsy. Da fällt mir aber gar nix zu ein. Klar, Shakira ist nicht nur ein She Wolf, sondern jetzt auch Gypsy … alles, was Männerphantasien sich so ausmalen. shakira bedient es fleißig. Besonders innovativ ist das nicht. Reflektiert wird ich das auch nicht nennen. Aber es lässt sich Geld damit verdienen. Shakira schwingt sich mit ihrem Auftritt direkt hinein in die Top 10, auf Platz 8. Zum achten mal packt sie's damit. – Und hier ist der Titel. Besser gefällt mir trotzdem der gleichnamige und doch völlig andere Titel von Fleetwood Mac aus den 80ern.

09. April 2010: Nena ist 50 – und alle feiern mit!

Die allerobersten Plätze sind im Moment wie angenagelt, aber schon auf Rang 4 gibt es eine kleine Sensation: NENA feiert ihren 50. Geburtstag (24.3.), veröffentlicht zwei Tage später Single Nr.3 aus ihrem Album Made in Germany und geht direkt als viertbester Song in die aktuelle media control-Liste ein. Wow! – Da soll mal noch irgendjemand behaupten, das deutsche Pop-Publikum würde seine Veteranen nicht verehren. In meinem Leben ist eine sehr nachdenkliche Ballade, das gefällt wohl doch einer ziemlich breiten Masse, denn seit der Zusammenarbeit mit Oliver Pocher und Stefan Remmler vor drei Jahren, war NENA nicht mehr in den Top 10 vertreten. In meinem Leben entert sogar die höchste Platzierung seit NENA's letztem Nr.1-Hit Liebe ist vor fast genau fünf Jahren.

Im Zuge der Hysterie klettert auch ihre letzte Single Du bist so gut für mich grad nochmal in der Gunst der KäuferInnen und steht nach drei Wochen Pause wieder in der Liste, auf Platz 50. Anfang März gings mit diesem jugendlich unbeschwerten Popsong (für mich einer der eingängigsten von NENA in den letzten Jahren) schonmal bis zur 39. Aber da hielt sie es nur kurze drei Wochen aus. Hier also Versuch Nr.2.

Zusammenfassungen und Lobhudeleien gab es zu NENA ja in den letzten Tagen genug. Erstmals in Erscheinung getreten ist sie vor mehr als 27 Jahren, damals noch mit gleichnamiger Band. Mittlerweile hat sie 37 Titel in den Charts absetzen können, 13 davon landeten in den Top 10 (einen zusätzlichen kann sie als Teil des Benefizprojekts Band für Afrika verbuchen). Und In meinem Leben ist der achte Titel (neunter mit Band für Afrika), der es sogar unter die ersten 5 schafft.

Soweit der beste CD-Neustart. Schnell noch die drei Plätze vor NENA: Dritte Woche an der Spitze Lena Meyer-Landrut. Da haben die CD- und mp3-KäuferInnen noch lange nicht die Nase voll. Satellite behauptet sich eine dritte Woche ganz ganz oben und ist damit schonmal so erfolgreich wie Texas Lightning vor vier Jahren. Und der große Auftritt steht ja erst noch bevor …

Erstaunlich ist, durch welche Schichten sich die Euphorie zieht. Während die etwas ältere Eurovisions-Fangemeinde doch abwartend bis negativ reagiert (muss man dazu sagen, dass die Generation ab 50 mit Stefan Raab ja generell nix zu tun haben will), gibt es offensichtlich sogar Rapper wie sickstie, die irgendwie von Satellite angetan sind. Oder es zumindest so ernst nehmen, dass sie eine Antwort produzieren.

Und wer fleißig bei youtube sucht, der/die findet nun auch schon die ersten Mash-Ups wie diese: Lena vs. 3 Doors Down / Lena vs. Absolute Beginner … trés sophisticated! - oder auch schon mal einen coolen Remix oder auch etwas härter.

Auf der 2 nach wie vor stromae mit Alors On Danse. Der Track schafft es wirklich sich in allen Szenen durchzusetzen. Klar, das war irgendwie schon von Beginn an prognostiziert. Erstaunlich ist es dann trotzdem, das auch genauso zu erleben.

Und auch die 3 ist unverändert: UNHEILIG mit Geboren um zu leben. – Und das war's mit der Chartspitze in dieser Woche.

Dancefloor-Stuff am 2. April: Cascada

Eine der wenigen Dance-Acts, die es sich im Jahr 2010 noch leisten, ihre Tracks auf CD zu veröffentlichen, sind Cascada. Pyromania ist nicht auf dem aktuellen Album Evacuate The Dancefloor enthalten, soll aber die Tracklist der anstehenden Neuauflage anreichern. So munkelt es zumindest. – Platz 21 für Single Nr. 10, das ist die aktuelle Statistik.

Beste CD-Neustarts am 2. April: The Black Eyed Peas und Culcha Candela

CD-Auskopplung Nr. 4 aus dem Album The E•N•D von The Black Eyed Peas ist Rock That Body. Auf VIVA & Co läuft als Video Imma Be Rockin' That Body, ein Mashup aus der zuvor in den USA ausgekoppelten Single. Im Rest der Welt steht Imma Be allerdings nicht auf dem Veröffentlichungsplan. Also feiern wir: Rock That Body.

Es startet mit einem lustigen Sample von Rob Base % DJ E-Z Rock und geht dann ziemlich fix über in den gewohnten Elektrosound des David Guetta, der hier wieder prägnanter den kompletten Titel bestimmt.

Seit 19. März gibt es die 2-Track-CD und in den media control Charts startet der Titel nun auf Platz 14. Damit scheint vorerst die Top 10-Serie der Black Eyed Peas, die immerhin schon seit 2006 ununterbrochen andauert, doch eine Pause zu nehmen.

Das dazugehörige Album geht im Zuge der neuen Single auch noch mal nach oben und steht aktuell auf Platz 9 der Albumcharts. Im Grunde dürfte es dies dann auch gewesen sein mit Auskopplungen aus dem Album. Zumindest war bei den Vorgängern nach 4 Singles jeweils Schluss.

culcha candela sind vielleicht so etwas wie die deutschen Black Eyed Peas … naja, wahrscheinlich eher nicht, aber ihr aktueller Sound ist doch schon recht nahe an dem, was die Black Eyed Peas gerade so produzieren. UND: in dieser Woche starten sie ebenfalls mit neuer Single. Titel: Eiskalt – und so klingt's dann auch. Ziemlich scharfer Beat und Coolness-Claps. Soundmäßig ziemlich up to date. Trotzdem habe ich immer noch Schwierigkeiten, den Erfolg der Band so richtig zu begreifen. Vielleicht ist mir die beschriebene Disko-Anbagger-Nummer einfach zu fremd … es geht um Verführung und Sexyness, aber eben doch nicht, alles nur Schein. Cool ist der Typ, der die heiße Frau eiskalt abblitzen lassen kann. culcha candela wollen keinen Sex (von dem sie sonst ja immer irgendwie schwärmen), nee nee, sie wollen mit ihren Jungs rumhängen und von Mädels angehimmelt werden. Und wenns dann wirklich mal eine schafft mit dem Auftaun? Hmmm … schwierige Rollenverteilung!

Wie auch immer, Eiskalt ist die dritte Auskopplung aus dem Album Schöne neue Welt und es geht in der ersten Verkaufswoche auf Platz 20 rein. Das geht insgesamt ziemlich in Ordnung.

02. April 10: Ruhige Spitze

Nach der großen Top 10-Invasion in der vergangenen Woche zeigen sich die media control-Singlecharts mit der Osterausgabe beruhigter. natürlich kann Lena Meyer-Landrut sich nicht mit allen Titeln in den Top 5 behaupten … und so gibt es ein wenig Luft, die zum Beispiel Cheryl Cole mit Fight For This Love nutzt um noch einmal drei Plätze nach oben zu gehen. Platz 4 in der vierten Woche bedeutet Höchstplatzierung überhaupt für das Ex-Girl Aloud. Klar hat der Titel Auftrieb: "Germany's Next Topmodel" ist bereits in der vierten Folge angekommen (im Auswertungszeitraum für die Charts 19.-26. März) und auch Cheryl Cole's Debüt-Album steht jetzt als CD in den Läden. Allerdings reicht es zum kompletten Startum noch nicht: 3 Words kann sich lediglich auf Platz 45 behaupten. Da muss sich die Marketingabteilung also noch einiges mehr einfallen lassen.

Zurück in die Top 10 kann dann auch David Guetta feat. Kid Cudi mit Memories klettern. Von der 12 geht es noch einmal auf die 9, die Position auf der sie vor vier Wochen auch den Einstieg schafften.

Das war's dann auch schon mit den wesentlichen Bewegungen innerhalb der Top 10, ermittelt von media control. Schnell noch erwähnt: Lena Meyer-Landrut bleibt mit Satellite an der Spitze. unangefochten. Auch die 2 ist mit stromae und Alors On Danse unverändert besetzt. Und auf die 3 kehrt noch einmal UNHEILIG mit Geboren um zu leben zurück. Laut Trendbarometer iTunes, dürfte sich auch in der nächsten Woche daran nur unwesentlich etwas ändern.