26. März 10: Lena Meyer-Landrut – Unser Star für Oslo

Chartgeschichte wird dieser Tage geschrieben … wie media control am Dienstag schon verkündete ist unser Star für Oslo Lena Meyer-Landrut die erste Person, die es in einer Woche mit drei Titeln gleichzeitig in die Top 10 schafft. Ganz oben an der Spitze landet natürlich ihre Eurovision-Beitrag Satellite. Von nichts auf die Position 1, das hatten wir nun doch schon ein paar Wochen nicht mehr. Keri Hilson war im Dezember mit I Like die letzte, der das gelang, davor enterten Ich + Ich mit Pflaster als letzter deutschsprachiger Act die Spitze. Und das letzte Debüt eines Künstlers direkt auf der 1 kam vor nicht ganz einem Jahr vom noch aktuellen Superstar-Gewinner Daniel Schuhmacher. So viel zur Statistik.

Der Titel selber Satellite, doch, der ist eingängig. Und macht gute Laune. Erinnert irgendwie auch ein bisschen an die Frauengarde des letzten Sommers, die fleißig in der Umsatzgunst ganz oben stand: Emilíana Torrini und Marit Larsen. Ob das für den Contest auch reicht … naja, da wird reichlich spekuliert. Und irgendwie kann ich alle Einwände verstehen. Nationale Höchstbegeisterung allein genügt leider nicht immer um ganz Europa plus angrenzende Regionen auch zu überzeugen. Erinnern wir uns nur an Texas Lightning, die 2006 nach Athen flogen und alle waren sicher: Das wird's jetzt aber. Am Ende war es dann lediglich Platz 15 … naja immerhin das beste Ergebnis der vergangenen fünf Jahre.

Also warten wir jetzt mal auf den 29. Mai. Wer schon mal in die KandidatInnenliste gucken möchte: hier ist der Link. Und wirklich schräg wird es, wenn ihr am 23. April beim Eurovision Flashmob in Düsseldorf mitmacht. Die Anleitung zum Tanz gibts auf youtube, und anmelden könnt ihr euch bei facebook.

Das wäre dann mal alles zum offiziellen Oslo-Beitrag. Richtig erstaunlich ist, dass sich auch die Mitbewerbersongs platzieren können. Bee landet auf Platz 3 und Love Me auf der 4 – in der Liste beide vertreten durch reine Downloadverkäufe, denn der Titel ist auf der CD-Version von Satellite ebenfalls vertreten, kann aber durch physischen Verkauf keine Punkte machen. Diese Umsätze werden allesamt für Satellite gewertet.

Diese beiden Platzierungen sind dann gleich nochmal bemerkenswert. Das letzte Mal als nämlich ein Mitbewerber aus der deutschen Vorentscheidung zum Grand Prix Platz 3 erreichen konnte war 1975. Damals stand der Neuntplatzierte des nationalen Wettbewerbs Jürgen Marcus mit Ein Lied zieht in die Welt hinaus auf der 3. Marianne Rosenberg, die in eben diesem Jahr mit Er gehört zu mir als zehnte aus dem Ausscheid nach Hause ging schaffte es in der Gunst der Plattenkäuferinnen bis Platz 7. Nur der nach Stockholm zum Contest geschickte Titel Ein Lied kann eine Brücke sein von Joy Fleming viel mehr oder weniger durch mit Platz 32 in den deutschen Charts und Platz 17 beim Contest.

Abschaffung der Bereinigungsregelung

MIt der Erhebungswoche 5.-11. März 2010 / Chartausgabe vom 19. März 2010 wurde die sogenannte Bereinigungsregel bzw. auch Sperrklausel vom Bundesverband Musikindustrie nach 13 Jahren abgeschafft. Seit Anfang 1997 wurden Titel, die sich nach 9 Chartwochen zweimal hintereinander schlechter als Platz 50 platziert hatten, für drei Monate aus der Liste entfernt (es sei denn, die Verkäufe hätten eine Platzierung innerhalb der Top 50 bewirkt). Das hatte zur Folge, dass Langzeitseller ihren Chartaufenthalt immer wieder unterbrochen sahen. Der momentane Spitzenreiter in Sachen "Längster Chartaufenthalt" DJ Ötzi & Nik P mit Ein Stern (der deinen Namen trägt) für die 103 notierten Wochen insgesamt sechs Anläufe brauchte.

Nun sind wir also wieder zurück in den schönen alten Zeiten, in denen sich CHartkarrieren wieder ganz "natürlich" darstellen. Erste große Nutznießerin von der Abschaffung der Regelung ist Lady Gaga, die mit ihrem Hit Poker Facebereits in der 55. Woche ununterbrochen in den Charts steht und in den letzten Wochen auf 51 - 54 - 62 platziert war. Sie schickt sich damit an, in die Spitze der Titel mit dem längsten ununterbrochenen Chartaufenthalt vorzustoßen. Spitzenrteiter hier ist Wolfgang Petry mit Die längste Single der Welt, welche zwischen 1996 und 1998 ununterbrochen für 81 Chartwochen notiert war.

Außerdem ganz neu seit 5. März: Amy Macdonald, Timbaland +

Mit einem neuen Album, sozusagen in die Runde zwei, startet gerade Amy Macdonald. Ihr Überfliegerhit This Is The Life ist irgendwie immer noch in aller Ohren, erst zum Jahreswechsel wieder kurz in den Charts notiert gewesen. Danach gab es im letzten Jahr zwei weitere Auskopplungen, die aber nicht wirklich anschließen konnten. Nun scheint genug Zeit vergangen zu sein, denn die Vorabsingle Don't Tell Me That It's Over startet in der ersten Verkaufswoche recht ordentlich auf Platz 6. Für mich klingt der neue Titel ungewohnt rockig … schön, dass das dann trotzdem ankommt und Amy Macdonald ihren zweiten Top 10-Hit in Deutschland beschert und sie im gesamten deutschsprachigen Raum mit mehr Erfolg beehrt als in ihrer Heimat.

Single Nr.2 aus dem Album Shock Value II legt Timbaland vor. Für If We Ever Meet Again hat er sich dann das It-Girl aus dem Jahr 2008 engagiert: Katy Perry. Und beim ersten Hören war ich wirklich nicht sehr überzeugt, aber dann hab ich den Digital Dog Club Remix ein paarmal gehört – und BANG hat's gemacht. Jetzt kann ich sogar mit dem Original richtig gut und freu mich bärisch, dass es nach Veröffentlichung auf CD bis Platz 9 reicht. Yeah yeah yeah! Er ist damit der erste Künstler, der es 2010 schafft zwei Titel in den Top 10 zu platzieren, denn zum Jahreswechsel stand ja noch sein Morning After Dark (zusammen mit SoShy und Nelly Furtado) richtig gut in der Liste. Und noch etwas dürfen wir feiern: Es ist die insgesamt 50. Top 10-Woche … also rechnet man nur die Titel, bei denen er offiziell als Artist mitgenannt wird. Da ist er aktuell Lady Gaga ziemlich auf den Versen, die gerade vor zwei Wochen diese Marke hinter sich gelassen hat.

Für Katy Perry ist If We Ever Meet Again erst der dritte Titel, der sich in den Top 10 platzieren kann. Allerdings ist dies ein wichtiger, denn seit ihren beiden Nr.1-Hits I Kissed A Girl und Hot N Cold wollte es ja nicht mehr so richtig klappen mit dem ganz großen Erfolg. Hiermit hat sie bewiesen: da kommt noch einiges und die Lobeshymnen von 2008 wurden nicht umsonst gesungen.

Männer gegen Frauen – Außergewöhnliche Menschen gegen Topmodells

Das könnte das Thema diese Woche sein im Popmusikbusiness, denn
Unheilig geht nochmal rauf und das sehr wahrscheinlich mit viel TV-Einsatz-Hilfe, denn zinnerhalb der Doku-Serie "Außergewöhnliche Menschen" auf RTL II stand für den 11. März der Start des Dreiteilers "Halb Mensch halb Baum" auf dem Plan. Da musste nochmal ordentlich die Werbetrommel gerührt werden und damit bekam also auch Unheilig mit Geboren um zu leben nochmal anständiges Airplay. Und das bringt den Titel auch im Verkauf noch mal einen gehörigen Schub, von Platz 5 geht es jetzt noch einmal rauf auf die 2. In der Albumauswertung steht der Graf mit Gefolge nach wie vor an der Spitze.

Zufällig erreicht Unheilig genau wie Single-Spitzenreiter stromae in der fünften notierten Woche die Höchstposition. Und außerdem ist mit einem Schlag, die seit mehr als zwei Monaten anhaltende weibliche Dominanz an der Chartspitze komplett gebrochen … Keri Hilson rutscht mit I Like einen Platz auf die 3 und Ke$ha schwächelt gar richtig krass und stürzt mit TiK ToK von der 1 auf die 4. Aua!

Aber wie schon an anderer Stelle erwähnt, das heißt nichts, denn in den Startlöchern stehen schon die nächsten Ladies. Allen voran Cheryl Cole, die in der letzten Woche ihren Titel Fight For This Love in propperer CD-Version auf den Markt geworfen hat. In Großbritannien gehört sie im Moment zu den ganz großen Stars. Als ein Girl der Casting Band Girls Aloud stand sie bereits viermal auf der Pole-Position (in Deutschland reichte es für das Projekt lediglich zu einer einzigen mager platzierten Single im Frühjahr 2003), im Jahr 2008 war sie dann beim britischen Pendant zu DSDS "The X Factor" als Jurymitglied telepräsent und so war es eigentlich nahezu klar, dass auch ihr Solo-Debüt ordentlich Interesse hervorrufen würde. So wars dann auch, Fight For This Love ging sofort an die Spitze der britischen Charts, hielt sich dort zwar nicht so lange auf (2 Wochen nur), aber verkaufte sich in solchen Massen, dass es für einen zweiten Platz in der Jahresauswertung 2009 hinter Lady Gaga reichte.

Und nun wacht also auch das deutsche Label auf und platziert den Titel bei "Germany's Next Top Modell" – als Titelmelodie. Klar bringt das Umsatz: Platz 5 in der ersten Woche nach Veröffentlichung als CD und höchster Einsteiger. Da hat also das "Top Modell" auch in diesem Jahr schon mindestens einen Überhit. Gespannt bin ich, ob es für Cheryl Cole noch bis an die Spitze geht oder ob es das jetzt schon war.

Am Rande noch zu bemerken: Cheryl Cole ist durch ihre Beteiligung am Helping Haiti-Projekt im Moment sogar mit zwei Singles in den Charts vertreten. Technisch gesehen ist Fight For This Love trotzdem ihr Chart-Debut (wenigstens unter eigenem Namen) und so ist sie momentan die erfolgreichste Newcomerin des Jahres. Nur stromae ist 2010 bisher umsatzträchtiger in seine Karriere gestartet.

12. März '10: Alors On Danse

iTunes lügt also nicht: In der fünften Woche bei media control schafft es Alors On Danse von stromae auch in der Singleliste an die Spitze. Beachtlich, denn französischsprachige Titel haben es hierzulande reichlich schwer sich durchzusetzen. Ich habe es tatsächlich erlebt, dass Menschen im Autoradio den Sender sofort umstellen, sobald da ein paar Worte französisch im Musikprogramm zu hören sind … und dieses Erlebnis hatte ich erst vor kurzem, genau mit dem aktuellen Nr.1-Hit. Was ist da eigentlich los in Deutschland? Warum wird nur Englisch als Popsprache akzeptiert? Sehr seltsam.

Na gut, das könnte sich ja hiermit ändern. Denn endlich hat die schön dekadent gelangweilte französischsprachige Dance-Szene ihren ersten wirklich großen Hit in Deutschland. MIt Discobitch und Helmut Fritz hat's ja nich so ganz geklappt – lediglich in den Clubs sind das echte Burner. Da kommt also ein Belgier daher, macht alles dann doch ein klein wenig gefälliger, aber nicht minder weltverzweifelt, und schon gehts … Sehr chic.

Wikipedia meldet, dass mit stromae das erste mal seit 1988 ein komplett französischsprachiger Titel die Spitze der deutschen Charts erreicht. Vor 22 Jahren hieß der große Hit Ella elle l'a und wurde gesungen von France Gall. Und damit nicht genug, stromae ist auch der erste Künstler, der es zeitgleich in Deutschland und Frankreich auf die Position 1 schafft, zumindest bei der iTunes-Auswertung. Wow! Vielleicht wirds ja doch nochmal irgendwann was mit dem einigen Kontinent. Die Tendenz ist ansonsten ja momentan eher gegenläufig. Immer mehr schotten sich die nationalen Musikmärkte voneinander ab und veröffentlichen genau das, was sie für verkaufbar halten. Im Zeitalter von digitalen Netzen eine ziemlich absurde Angelegenheit.

Und gleich noch ein Rekord: Ich hab nämlich mal sämtlich Nr.1-Titel durchblättert. Und da durfte ich feststellen, dass es noch nie (also auch nicht bei Auswertung der Listen vor 1972) eine Nr.1 in Deutschland gab, die von einem belgischen Act kam. Hätt' ich nich gedacht. Nach knapp 60 Jahren Auswertung hievt stromae also erstmals Belgien auf die Nr.1 … gucken wir uns den gesamten Benelux-Raum an, dann gehts nur bis ins Jahr 2005, als das Teenie-Projekt Ch!pz mit Cowboys einschlugen.

Noch ein bisschen Gossip gefällig? – stromae schafft es doch tatsächlich genau an seinem Geburtstag, die Spitze zu erklimmen. 25 Jahre zählt Paul van Haver nun also. Gratulation!

Links: virtuelles Heim von stromae / wikipedia-Artikel ..

05. März '10: Nr.1-Geschichten

Los geht's also wie gehabt mit dem, was media control aktuell als umsatzstärksten Titel nennt. Nach wie vor Ke$ha, White-Trash-Idol aus den USA, mit ihrem Überflieger-Hit TiK ToK. Es ist die sechste Woche, dass sich die Dame durchsetzen kann … aber laut iTunes-Charts gibt es da in Kürze ordentlich Konkurrenz. Zum einen steht dort nach wie vor der Belgier Stromae mit Alors On Danse an der Spitze, bei media control in dieser Woche ja nun auch endlich auf der 3 notiert – von 6 kommend … Dancefloorstuff hat es nach wie vor schwer auf dem CD-Markt und ist mit der Umsatzregelung von media control klar im Nachteil. – Und dann steht bei iTunes auch Cheryl Cole mit Fight For This Love sehr gut da. Für das Ex-Girls Aloud wäre es der erste Charthit in Deutschland … Warten wir ab, was da kommt.

Derweil genießen wir also noch einmal Ke$ha und da lohnt ein Blick in solche Portale wie Mashuptown. Ke$ha gehört dort zum derzeit beliebtesten, was durch die Remix-Hölle geschickt wird. Mein Favorit: die Version Ke$ha vs. Queen … also wem das nicht gefällt …

Statistik-Details:

Mit sechs Wochen auf Position 1 gehört sie zu einem illustren Kreis von Pop-Damen, die es in den letzten 18 Monaten an der Spitze der deutschen Charts gern etwas länger aushielten. Zuletzt war es im Juli und August Emilíana Torrini mit Jungle Drum (ach ja, auch Germany's Next Top Modell ist wieder TV-präsent), davor war es Lady Gaga die 13 Wochen mit Poker Face den Markt komplett in Schach hielt (in dieser Woche ein komplettes Jahr in den Charts und noch immer notiert auf Platz 51 - von 48 leicht fallend) und zum Jahreswechsel 2008/09 beherrschte Katy Perry mit Hot N Cold für 8 Wochen alles. Der letzte Mann, der für mehr als fünf Wochen die Spitze der Charts besetzte war im Juli/August 2008 Kid Rock mit All Summer Long. Heißt das jetzt, dass Musik von Männern nicht mehr so flächendeckend ankommt? Ist das der viel beschworene Wandel? Oder haben sich die Männer einfach nur als Produzenten hinter Frauen versteckt?

Ob es nun diese Thesen irgendwie untermauert oder nicht: auch Platz 2 geht an eine amerikanische Interpretin – Keri Hilson kann mit I Like nochmal einen Platz gut machen.

Und das war sie, die aktuelle deutsche Spitze.

wikipedia-Artikel